Frankreich
und England stellen endgültig den Flugbetrieb der Concorde
ein
"Empfindlich wie eine Tänzerin" |
Die
Concorde
Schneller
als der Schall
PARIS (dpa).
- Die Concorde ist der einzige Oberschalljet der zivilen Luftfahrt.
Nur British Airways und Air France haben die Concorde in Betrieb.
1962 unterzeichneten die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs
den Vertrag über Entwicklung und Bau eines Überschall-Verkehrsflugzeuges.
Die Maschine startete zu ihrem ersten Testflug am 2. März 1969
über Toulouse, der Linienbetrieb wurde 1976 aufgenommen. Die Concorde
bietet rund 100 Passagieren Platz. Sie erreicht das 2,2fache der
Schallgeschwindigkeit und braucht für den Flug über den Atlantik
von Europa nach New York rund dreieinhalb Stunden. Die Flughöhe
liegt bei etwa 18000 Metern, die Geschwindigkeit beträgt knapp
2200 Kilometer in der Stunde. Die Concorde hat eine Reichweite
von rund 6900 Kilometern. Seit Anfang des Irak-Krieges war die
Auslastung des Jets mit etwa 100 Plätzen auf 20 Prozent gefallen,
vorher lag sie bei etwa 50 Prozent. Air France hatte zuletzt fünf
Maschinen im Dienst, British Airways sieben. Nach Schätzungen
waren 80 Prozent der Concorde-Passagiere auf den normalen Linienflügen
Geschäftsleute, 10 Prozent Stars oder Angehörige des Hochadels
und die restlichen 10 Prozent Passagiere, die sich einmal im Leben
einen so luxuriösen Flug leisten wollten.
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PARIS
(dpa). - Mit dem überraschend frühen Aus der Concorde geht eines
der faszinierendsten Abenteuer der zivilen Luftfahrt zu Ende. Aus
Kostengründen werden British Airways und Air France ihre Maschinen
zum 1. November einmotten. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang
donnerte der elegante weiße Jet als einziger Passagierjet der Welt
mit Überschallgeschwindigkeit über den Atlantik -ohne größere Unfälle.
Bis zum 25. Juli 2000, als bei Paris eine Air-France-Maschine abstürzte
und 113 Menschen mit in den Tod riss. Nun zwingen der drastische
Schwund der Passagierzablen nach den Anschlägen vom 11. September,
steigende Wartungskosten und eine Pannenserie Air France und British
Airways, ihren Prestigevogel vorzeitig auf den Flugzeugfriedhöf
zu schicken. Verschärft hatte sich die wirtschaftlicheLage noch
durch den Irak-Krieg.
Von Politikern vor mehr als drei Jahrzehnten aus der Taufe gehoben,
hat sich das Flugzeug wirtschaftlich als Desaster entpuppt. Umweltgruppen
kritisierten den Jet als "teures |
Spielzeug",
das den Steuerzahler immense Summen gekostet hat und durch seinen
hohen Kerosinverbrauch die Luft verpestet. Die zuletzt nur noch
12 Maschinen, die in weniger als vier Stunden und damit fast doppelt
so schnell wie reguläre Flieger New York erreichen, bleiben ab 1.
November endgültig am Boden. Für den verstorbenen Staatspräsident
Charles de Gaulle war die Concorde das Flugzeug, mit dem er den
Amerikanern schon in den 60er Jahren beweisen wollte, dass auch
Europa zu technischen Höchstleistungen fähig ist. Die Zusammenarbeit
mit den Briten wurde besiegelt. Die Reichen und Schönen dieser Welt
erkoren die Concorde mit ihren Deltaflügeln und der superspitzen
Nase rasch zu ihrem Lieblingsflugzeug. Königin Elisabeth II., Staatspräsident
Jacques Chirac und unzählige Regierungschefs benutzten die Concorde
demonstrativ als Transportmittel. Madonna, Claudia Schiffer, Richard
Gere oder Sir Paul McCartney - die Liste der Prominenten war lang.
Doch der Mythos vom schnellsten und |
zugleich
sichersten Flugzeug der Welt starb mit dem Absturz vom Juli 2000.
Unter den 113 Menschen, die in dem Flammeninferno starben, waren
97 Deutsche. Das Unglück löste weltweites Entsetzen aus. Viele sahen
die Concorde bereits für immer am Boden. "Veraltet, zu teuer", hieß
es schon damals in Kommentaren. Im November 2001 kehrte der schöne
Vogel wieder in die Lüfte zurück, in Frankreich vor allem auf Drängen
der Politik. Millionen wurden in verstärkte Treibstofftanks, neu
entwickelte Reifen und moderne Ausstattung gesteckt. Ein Teil der
Stammkundschaft kehrte zwar zurück. "Nach dem Unglück hat die Concorde
jedoch nie mehr die früheren Passagierzahlen erreicht", berichten
französische Medien. Noch fataler waren die Auswirkungen nach den
Anschlägen vom 11. September 2001. Zuletzt verschreckte eine dramatische
Pannenserie die Passagiere. "Die Concorde ist so empfindlich wie
eine russische Tänzerin. Beim kleinsten Kälteeinbruch fängt sie
an zu husten", zitiert die Zeitung "Liberation" einen Techniker.
Birthe Blechscbmidt |