Stadt und Kreis Tübingen / 16.05.2002

Auf der Schiene ins Zentrum von Reutlingen

»Wir wollen in die Innenstädte«: Regionalverband Neckar-Alb stellt in Mössingen »RegionalStadtBahn« vor

Von Hans Jörg Conzelmann

Mössingen/Reutlingen. (GEA) Die Zukunftsmusik spielt leise, aber unüberhörbar: Eine 160 000-Euro-Studie, vom Regionalverband Neckar-Alb in Auftrag gegeben, hält Zugverbindungen für möglich, die vom flachen Land direkt in die Stadtzentren von Reutlingen, Pfullingen und Tübingen führen. Erste Ideen wurden gestern in Mössingen vorgestellt.

Westbahnhof Gomaringen
Westbahnhof Gomaringen: Wo heute allein die Hohenzollerische Landesbahn verkehrt, soll künftig auch eine Stadtbahn von Reutlingen bis Mössingen fahren.
GEA-Foto: pp

Als der Regionalverband die Machbarkeitsstudie bei der Firma Trans Tec in Auftrag gab, war die Erschließung der Reutlinger Innenstadt eher ein Randthema. Jetzt, ein Dreivierteljahr später, sieht die Sache ganz anders aus. Ausgehend von der alten Idee, die Tübinger Innenstadt bis nach Waldhäuser-Ost mit Schienen zu belegen, wurden andere Städte gleich mit untersucht. Ergebnis: »Bei der Potenzialabschätzung hat sich ergeben, dass in Reutlingen und auch in Pfullingen eine Innenstadttrasse ein höheres Nachfragepotenzial hätte«, sagte Verbandsvorsitzender Edmund Merkel gegenüber der Presse. Ein Nachfragepotenzial, das die »RegionalStadtBahn« befriedigen soll.

»Wir wollen in die Innenstädte hinein«, fasst Volker Stölking von Trans Tec die neue Gangart zusammen. Das sieht am Beispiel Reutlingen so aus: Die Stadtbahn nimmt Fahrgäste am Hauptbahnhof auf und fährt durch die Gartenstraße und die Albstraße bis zum Südbahnhof. Von dort geht es auf der bestehenden Trasse der B 312 nach Pfullingen weiter, vielleicht bis auf die Alb nach Kleinengstingen und über Münsingen bis nach Schelklingen. Die alte Strecke der Honauer Bahn, mit deren Aktivierung die Verkehrsplaner immer wieder geliebäugelt hatten, bleibt bei dieser Studie außen vor.

Roland Würth, Verkehrsplaner der Stadt Reutlingen, zeigte sich von den Vorschlägen angetan. Ob sie technisch und wirtschaftlich umsetzbar sind, müsse im nächsten Schritt untersucht werden. Erste Zeichnungen gebe es jedenfalls. Sie sollen jetzt dem Reutlinger Gemeinderat vorgelegt werden.

Ähnlich euphorisch zeigte sich die Tübinger Baubürgermeisterin Ulla Schreiber. Sie lobte den Plan einer Schienenstrecke durch Tübingen, die vom Bahnhof ringförmig nach Waldhäuser-Ost gehen soll. Die »unendliche Belastung durch den Busverkehr« könne so vielleicht eingedämmt werden. Vom nächsten Schritt der Studie verspricht sich Schreiber »Alltagstauglichkeit«, auch mit Blick auf die Optik. Bei einem 75 Meter langen Haltesteg auf der Neckarbrücke würde es »in meiner Stadt wohl Ärger geben«.

Verbesserungen verspricht sich der Regionalverband auch zwischen Reutlingen und Tübingen. Dort soll die Stadtbahn im Viertelstunden-Takt verkehren. Außerdem soll es zusätzliche Stationen geben. Stölking nannte zwischen Betzingen und Reutlingen das Unternehmen Bosch, mit dem es bereits Gespräche gebe. Zwischen Reutlingen und Metzingen soll ebenfalls eine weitere Station eingerichtet werden, ebenso in Riederich.

Die Linie Tübingen-Reutlingen ist Teil des Gesamtkonzepts »RegionalStadtBahn«, die auf insgesamt sieben Schienen-Strecken verkehren soll und auf die sich die Machbarkeitsstudie von Trans Tec bezieht. Teilweise sind die Trassen schon vorhanden, teilweise müssen sie noch geschaffen werden. Im Endzustand soll die Stadtbahn eine Verbindung schaffen zwischen den Städten der Oberzentren, dem Bodensee, dem Schwarzwald und der Landeshauptstadt. Die Umsetzung wird allerdings noch dauern. Zwar kann das Konzept auch phasenweise starten, doch wurde als kürzester Zeitraum zehn Jahre genannt. Das Papier soll zunächst einmal »aufzeigen, was man will«, verdeutlichte Merkel.

Im September wird auch der zweite Teil präsentiert. Dann geht es darum, ob das Konzept wirtschaftlich betrieben werden kann.

Reutlinger General-Anzeiger