Dienstag, 10. Juli 2001  


 
 

Ohne Umsteigen von Aschaffenburg
und Frankfurt in die Hanauer City

»AG Stadtbahn« freut sich über Tram-Pläne der Stadt, will aber einen größeren Wurf

Hanau. Die Hanauer Straßenbahn-Pläne sind von der »AG Stadtbahn Region Hanau« begrüßt worden. So heißt es aus der Zentrale der im Januar gegründeten Initiative, die schon vor Oberbürgermeisterin Margret Härtel und der Hanauer Straßenbahn AG (HSB) öffentlich eine Tram für Hanau forderte. Gleichzeitig hat die Arbeitsgemeinschaft aber vor möglichen Fehlentwicklungen des Projekts gewarnt und eine Ausweitung bis Frankfurt und Aschaffenburg vorgeschlagen.

 »Wir freuen uns, dass HSB und Stadt Hanau den Ball aufgenommen haben, denen wir ihnen zugespielt haben«, wird in einer Pressemitteilung der »AG Stadtbahn« der Kreisvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Dr. Dietrich, zitiert. Außer dem VCD tritt auch der Fahrgastverband »Pro Bahn & Bus«, Regionalverband Rhein-Main, als Träger der Initiative auf. Selbstbewusst weist Dietrich darauf hin, dass der VCD bereits in den 90er Jahren mehrfach Anregungen für eine Stadtbahn in Hanau geliefert habe. Jetzt habe OB Härtel »die Zeichen der Zeit erkannt« und wisse, dass Hanau als Oberzentrum ein modernes Verkehrskonzept benötige – und das heiße: »schienengebundener innerstädtischer Verkehr«.

In den jüngst von HSB und OB vorgestellten Plänen für eine Hanauer Tram sieht sich die AG Stadtbahn voll bestätigt. Die Linie 1 zwischen Freiheitsplatz und Hauptbahnhof entspreche genau ihrem Vorschlag; mit der Linie 2 von Hainstadt über Kleinauheim, Hauptbahnhof, Mark, Freiheitsplatz und Nordbahnhof nach Bruchköbel werde zudem die Forderung des VCD aufgegriffen, eine Mehrsystem-Bahn fahren zu lassen. So nennt die AG eine Bahn, die außerorts die Strecken der Deutschen Bahn und innerhalb der Stadt eigene Trassen nutzt.

Gegen »Insellösung«

Die Pläne der Stadt gehen der AG aber nicht weit genug. Ihr schwebt eine Mehrsystem-Stadtbahn für das östliche Rhein-Main-Gebiet vor. Statt einer »isolierten Insellösung für Hanau« wird einer Verzahnung mit der Straßenbahn Frankfurt und der geplanten Stadtbahn in Aschaffenburg das Wort geredet. Dann könnte man, so die Zukunftsvision der AG, von Aschaffenburg über die Schienen der DB und der neuen HSB-Tram ohne Umsteigen in die Hanauer City gelangen. In die andere Richtung könne man die Stadtbahn auf den DB-Trassen bis nach Frankfurt führen und damit gleichzeitig auch die Maintaler Stadtteile erschließen, deren DB-Bahnhöfe ohnehin viel zu weit von den Siedlungen entfernt lägen.

Von einer solchen groß ausgelegten, in Kooperation errichteten Stadtbahn verspricht sich die AG nicht nur im Verhältnis geringere Kosten und höhere Synergieeffekte, sondern auch eine Belebung des Handelsstandorts »Hanauer City«. Eine solche Mehrsystem-Stadtbahn sei »bürgerfreundlich, weit blickend und infrastrukturstärkend«. Allerdings müssten die Züge dann in einem kurzen Takt – auch am Wochenende – und bis in die späte Nacht hinein fahren.

Um Interessierten zu zeigen, wie ihr Konzept andernorts schon funktioniert, bietet die AG drei Exkursionen zu bestehenden Stadtbahnsystemen an. Am 18. August steht die »Saarbahn« in Saarbrücken auf dem Programm, die 1997 nach 30 Jahren wieder in Betrieb genommen wurde. Nach Kassel zur »RegioTram« geht es am 31. August. Als Höhepunkt gilt dann die Fahrt nach Karlsruhe am 22. September: Dort fährt der »Vorreiter« der Mehrsystem-Stadtbahnen auf einem Schienennetz von mittlerweile rund 570 Kilometern. Informationen zu den Exkursionen sind erhältlich bei der »AG Stadtbahn Region Hanau« mit Sitz im Öko-Büro Hanau, 0 61 81 / 5 31 39, oder im Internet unter www.stadtbahn-hanau.de. mgh

 
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