Dienstag, 26. April 2005

Ein Netz für die Region

Hajo Graf Vitzthum zum Stand der Dinge

NNN fragten Hajo Graf Vitzthum (60), Technischer Vorstand der RSAG, zur Stadtbahn im Großraum Rostock.

Welche Gründe sprechen für und welche gegen das Projekt?

Dagegen kann man nur sein, wenn man meint, dass es allein Geld kostet und keinen Vorteil bringt. Weit gefehlt. Rostock hat ein Umland mit gleichgroßer Bevölkerungszahl. Es existiert eine gute, funktionierende Eisenbahninfrastruktur, einschließlich des Netzes der S-Bahn in der Hansestadt. Zudem führen wir mit der Straßenbahn vier von fünf Bürger direkt an sie heran. Nun gilt es, ein relativ schwerfälliges Eisenbahnnetz mit einer flexiblen Straßenbahn so miteinander zu verknüpfen, dass man beide in eine neue Qualität führt. Die Bürger gelangen vom Umland schneller nach Rostock, sie kommen – ohne umzusteigen – direkt in die Stadt. Dadurch verkürzen sich die Fahrzeiten, es gibt kaum noch Umsteigebeziehungen. Die Rostocker kommen schnell in die Teilzentren. Das führt zu wesentlichen Verbesserungen, was den öffentlichen Verkehr in der Stadt und der Region angeht. Wenn man mit der Stadtbahn von Warnemünde oder vom Rathaus nach Graal-Müritz oder Bad Doberan fahren kann, dann sind zusätzlich Qualitäten auch aus touristischer Sicht geschaffen.

Wie ist der Stand der Dinge?

Wir erwarten bis Juni eine Entscheidung durch Land und Hansestadt. Man hat die Ausschreibung für das Netz im Schienenpersonennahverkehr um Rostock herum verschoben, damit wir Zeit zur Prüfung haben. Wir wiesen nach: Eine Stadt­bahn ist auf Dauer wirtschaftlich, kundenfreundlich, raum­erschließend. Dazu gibt es eine Machbarkeitsstudie, eine standardisierte Bewertung und eine Wirtschaftsbetrachtung. In der Bewertung liegen wir bei 1,12. Das ist gut. Somit signalisieren Bund und Land, diese Lösung mitzutragen.

Welche Partner hat die RSAG?

Gemeinsam mit der Deutschen Bahn ist das Vorhaben bei Projektierung, Planung und Bewertung angeschoben. Die DB AG ist für uns wichtig, sie verfügt über das Eisenbahnnetz, die Stationen und Haltestellenanlagen.

Wer wird Betreiber?

Wir wollen eine Stadtbahngesellschaft gründen und erarbeiten gerade beschlussfähige Unterlagen für einen Gesellschafter­vertrag. Durch den Aufsichtsrat wurden soeben die Netzöffnung in die Region und das Verfahren zur Gründung einer Gesellschaft, an der wir mit Mehrheit beteiligt sind, gebilligt.

Gespräch: Wolfgang Grahl


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