Schaffhauser Nachrichten (CH) -- Donnerstag 7. Juni 2001
 
Glatttal will eine Ringbahn
Im Wachstumsgebiet rund um den Flughafen sollen leistungsfähige Querverbindungen zur S-Bahn entstehen.
von jakob hertach
zürich. Vor gut 20 Jahren machte der Kanton Zürich einen grossen Schritt zur Erschliessung des Kantons mit dem öffentlichen Verkehr. Mit einem Milliardeneinsatz baute er die S-Bahn - die erste ihrer Art in der Schweiz und für alle nachfolgenden Projekte ein Vorbild. Auch wenn inzwischen da und dort Ergänzungen angebracht wurden, im Prinzip blieb es beim damaligen Netz. Mit einer Ringbahn im Zürcher Unterland soll das nun ändern.
Die Gemeinden Bassersdorf, Dietlikon, Wangen-Brüttisellen und die Stadt Dübendorf haben beschlossen, mögliche Trassees für den späteren Ausbau der Stadtbahn zur Ringbahn Hardwald festzulegen. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Anschliessend wird der Eintrag in den kantonalen Richtplan beantragt. Mit dem zügigen Vorgehen versuchen die Gemeinden einer Präjudizierung durch andere Bauvorhaben zuvorzukommen. 
Zukunftsregion mittleres Glatttal
Im mittleren Glatttal - mit den östlichen Stadtteilen von Zürich und den Gemeinden südlich des Flughafens - wird heute in grossem Stil gebaut. Immer mehr Menschen werden hier leben und arbeiten. Ein Teil dieser Region wird von der S-Bahn erschlossen. Doch es fehlen leistungsfähige Querverbindungen. Dieses Defizit wird nun mit dem Bau der «Stadtbahn Glatttal» behoben. Bis 2005 wird in dieser Region ein neues leistungsfähiges schienengebundenes Verkehrsmittel entstehen. Bedient werden Gebiete, die abseits der S-Bahn liegen. Das neue Netz besteht aus drei Linien: von Zürich-Oerlikon über Opfikon/Glattbrugg zum Flughafen, vom Flughafen über Wallisellen nach Zürich-Stettbach und von Stettbach nach Oerlikon. Die Planer erwarten aus dem Bahnbetrieb einen Kostendeckungsgrad zwischen 60 und 70 Prozent. Im Vergleich dazu die S-Bahn: 50 bis 60 Prozent. Das Projekt erfolgt aus dem kantonalen Verkehrsfonds. Der Bundesrat hat die Konzession inzwi-schen erteilt. 
Rege Bautätigkeit wird erwartet
Bassersdorf, Wangen-Brüttisellen und Dietlikon sind im aktuellen Projekt nicht an die «Stadtbahn Glatttal» angeschlossen. Sie sehen aber in ihren Gemeinden gemäss einer Studie ein Entwicklungspotenzial, das den Ausbau der Bahn rechtfertigt.
Für die Region rund um den Hardwald werden die Entwicklungen im Arbeitsplatzzentrum Kloten und in der Stadt Dübendorf wichtig sein. Auch der Militärflugplatz Dübendorf könnte in den nächsten 20 Jahren eine wichtige Rolle spielen. Weiter gibt es zwischen Bassersdorf und Brüttisellen noch Landwirtschaftsland, und auch das Einkaufsgebiet Dietlikon bietet noch Ausbaumöglichkeiten. 
Strassen und Züge überlastet
Bereits jetzt sind Autobahnnetz und Staatsstrassen während der Spitzenzeiten überlastet. Mangels geeigneter Busverbindungen benützen die meisten Besucher der Einkaufszentren ihre eigenen Autos. Da Strassennetz und S-Bahn nur noch beschränkt ausbaufähig sind, drängt sich der Ausbau der «Stadtbahn Glatttal» in diese Gemeinden geradezu auf. 
Deshalb haben die Gemeinden einen Planungsauftrag für den Ausbau der «Stadtbahn Glatttal» zur «Ringbahn Hardwald» erteilt. Für dieses Projekt musste der Bedarfsnachweis errechnet werden. In Hinblick auf künftige Entwicklungen kommt das Planungsbüro zum Schluss, dass die Region östlich des Hardwaldes die Erschliessung mit einer Stadtbahn rechtfertigen würde. Je nach Korridorvariante wird mit bis zu 25 000 Fahrgästen pro Tag gerechnet. Dies spreche für den Einsatz eines schienengebundenen Verkehrsmittels, erklärte Planer Otto Hintermeister. Die regionalen Bus- linien allein könnten dieses Fahrgast-aufkommen allein nicht bewältigen. Dazu komme die Erfahrung, dass ein zuverlässiger Betrieb wegen der Behinderungen durch den Strassenverkehr nicht sichergestellt werden kann. Damit fehle auch der Anreiz für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr.
Sieben mögliche Korridore
Als Korridore haben die Planer sieben mögliche Varianten geprüft: vom kürzesten Weg von Bassersdorf über Dietlikon mit Ringschluss zur bisher geplanten Stadtbahn in Höhe Glattzentrum. Die längste Variante der Ringbahn führte über Brüttisellen, Wangen, Flugplatz Dübendorf zum Bahnhof Dübendorf. Die Ringbahn würde damit zwischen 5 und 7 Kilometer lang. Für die Trasseesuche werden alle sieben Korridore weiterverfolgt, obwohl sich diese zum Teil stark unterscheiden. 
Alle Gemeinden haben inzwischen die Projektkredite bewilligt. Einzig die Gemeinde Wallisellen hat erst «Beobachterstatus». Wann die Ringbahn gebaut wird? Darüber lasse sich heute noch nichts sagen, erklärte Zemp. Die Gemeindevertreter sind sich jedoch einig: Die Ringbahn Hardwald muss eines Tages gebaut werden.