Die Idee eines Stadtbahnsystem hat bei vielen Stellen Anklang gefunden. Zu diesen Stellen gehört auch der Münchner Verkehrsverbund, dessen Vorstellungen den Vorschlägen von PRO BAHN inzwischen recht nahe kommen. Näheres kann dem unten dargestellten Zeitungsartikel entnommen werden.


 
Süddeutsche Zeitung – 27.05.2000

Mit der rasenden Straßenbahn ins Grüne

Der MVV plant ganz neue „Stadt-Umland-Züge", die auf einer Ringstrecke die S-Bahnlinien verbinden sollen / Von Dominik Hutter

Manchmal ist die S-Bahn zu groß und die Straßenbahn zu klein. In Städten wie Karlsruhe und Saarbrücken rollen Züge durch die Straßen, die wie überdimensionierte Trambahnen aussehen und außerhalb der Innenstadt auf Tempo 100 beschleunigen – dann auf den Gleisen der Fernbahn. Ein derartiges Stadtbahnsystem, bislang in München unbekannt, taucht nun erstmals im Entwurf des Verkehrsentwicklungsplans auf. Eine Studie der Technischen Universität hat ergeben, dass die schnellen Trambahnen eine sinnvolle Ergänzung des MVV-Netzes wären – allerdings ausschließlich in den äußeren Stadtbezirken und den Umlandgemeinden.

Der Anstoß für eine Stadt-Umland-Bahn, die schon seit längerem von Umwelt- und Verkehrsinitiativen propagiert wird, ging von dem sogenannten Inzell-Kreis aus – einer Arbeitsgruppe, in der Vertreter von Stadt, Land, MVV, aber auch BMW über die Verkehrssituation in München diskutieren. Inzwischen liegt die Federführung beim Verkehrsforschungs-Projekt „Mobinet". MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag ist davon überzeugt, dass der nächste planerische Schritt, eine Machbarkeitsstudie, schon in absehbarer Zeit gemacht wird. Wann mit dem Bau einer Stadt-Umland-Bahn begonnen werden könnte, hängt aber nicht zuletzt vom Geld ab – erfahrungsgemäß dauert bereits die Planung neuer Gleisrouten rund zehn Jahre.

Anders als in Karlsruhe oder Saarbrücken würde die Münchner Stadt-Umland-Bahn nicht zwischen Zentrum und Peripherie pendeln, sondern eine Art Ringlinie in Stadtrandnähe bilden – als Verbindung zwischen bestehenden S- und U-Bahn-Ästen. Statt über den Marienplatz könnte man dann auf direktem Wege von Gräfelfing nach Solln fahren – die Innenstadt und vor allem der anfällige S-Bahn-Tunnel wären entlastet. Wo genau die Trassen verlaufen könnten, ist noch unklar, bislang bestehen nur Grobplanungen (siehe Grafik).

Der Clou an einer Stadt-Umland-Bahn ist die flexible Fahrtstrecke. Bestehende Fern- und S-Bahn-Gleise samt dazugehörigen Stationen können mitgenutzt werden. In vielen Städten wird auch das Tram-Netz von Stadtbahnen befahren. Letzteres ist in München zwar nicht vorgesehen, aber S-Bahn-Routen wie zwischen Daglfing und Johanneskirchen sind in die Trassen-Planungen einbezogen. Beim Bau von Neubaustrecken ist eigentlich alles möglich – denkbar sind eigene Trassen ebenso wie Gleise im Straßen-Asphalt. Tempo 100 wird allerdings nur auf S-Bahn-Ästen gefahren und ist dort auch notwendig, um den Betrieb nicht zu stören. In engeren Straßenzügen bremst die Stadt-Umland-Bahn auf Tram-Geschwindigkeit ab.

Mit rund 250 bis 300 Plätzen bietet die Stadt-Umland-Bahn die ideale Kapazität für die untersuchten Strecken – die S-Bahn (bis zu 1350 Plätze) wäre zu groß, die Trambahn (bis 220) zu klein und vor allem zu langsam. Für den oft geforderten S-Bahn-Ring rund um München sieht MVV-Geschäftsführer Freitag überhaupt keine Chancen – allenfalls eine 3,5 Millionen-Stadt wie Berlin rechtfertige eine so gigantische Investition. Eine Stadt-Umland-Bahn findet hingegen die Zustimmung des MVV – wenn nur das leidige Thema Geld nicht wäre.

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