Epilog auf die zweite Hälfte der Spielzeit 2006 / 2007


Insgesamt erlebte ich die Inszenierung Thilo Reinhardts als die beste dieser Spielzeit. Dem Regisseur war es gelungen, Jacques Offenbachs Oper um 80 Jahre in die Zukunft zu projizieren. Er hat damit die Zeitlosigkeit dieser Oper unterstrichen.

Hervorheben möchte ich auch die gelungene Inszenierung und mit viel Engagement auf die Bühne gebrachten Version in Zwickau, in der eine hervorragende Olympia brillierte.

Gute Bühnenbilder sah ich in Bremen (Andrej Woron) und in Zwickau (Robert Schrag),

Den besten Hoffmann sang Marcus Haddock an der Staatsoper Wien.

Die besten Musen sangen Stella Doufexis (Berlin Komische Oper), Sibylle Specht (Bremen) und Barbara Senator (Hannover).

Die besten Olympien hörte ich von Inga-Britt Andersson (Zwickau), Cornelia Götz (Berlin Komische Oper), Ingrid Fröseth (Bremen) und Jane Archibald (Wien Staatsoper).

Die besten Antonien hörte ich von Arantxa Armentia (Hannover), Sinead Mulhern (Berlin Komische Oper), Simina Ivan (Wien Staatsoper) und Jennifer Bird (Bremen).

Als Giulietta überzeugte Karolina Gumos (Berlin Komische Oper).

Den besten Widersacher hörte ich von Nikola Mijailovic (Hannover) und Peteris Eglitis (Berlin Komische Oper).

Die Orchesterleistungen waren überall gut bis sehr gut. Nur von den Wiener Philharmonikern an der Staatsoper hätte ich mir etwas mehr Engagement gewünscht.

Das Publikum, das am besten mitging und die Darsteller anfeuerte, erlebte ich in Wien (Staatsoper), in Zwickau, und in Bremen.

Zu den obigen Einschätzungen möchte ich anmerken, dass es sich hierbei um subjektive Eindrücke handelt, die ich zum Teil auch nach Gesprächen mit anderen Besuchern der jeweiligen Vorstellungen vornahm. Dazu kommt, dass die Tagesform der Sängerinnen und Sänger stark schwanken kann und z.B. bei Premieren häufig durch Nervosität beeinträchtig wird.

Man wird ja immer mal wieder gefragt, ob man stolz darauf ist, Deutscher zu sein. Ich pflege diese Frage unbeantwortet zu lassen und setze dagegen, dass ich froh bin, in Deutschland zu leben, wo es unter anderem eine so vielfältige Musikkultur mit 80 regelmäßig bespielten Opernhäusern gibt. Schon im Nachbarland Frankreich (ganze 17 Opernhäuser in der Grande Nation) wäre es unmöglich, die gleiche Oper an drei aufeinanderfolgenden Abenden an drei Theatern innerhalb eines Radius von 200 Kilometern zu sehen, von Großbritannien (11 Opernhäuser) gar nicht zu reden. Selbst in Italien, Heimatland der Oper, gibt es nur an die 30 Theater, an denen auch mal Oper gespielt wird, aber hauptsächlich italienische.

Sorgen macht allerdings der fehlende Nachwuchs unter den Zuschauern. Junge Menschen unter dreißig waren in allen Theatern eher selten zu sehen. Die geistig-moralische Wende der CDU von 1982 mit ihrer Einführung des primitiven Kommerzfernsehens wird wohl dem Land mit der bisher höchsten Musikkultur der Welt langsfristig die Basis für die Oper entziehen. Gehen Sie noch schnell in die Oper, solange sie noch nicht durch Keif- und Brüll-Shows aus der christdemokratischen und liberalen Kulturabwicklung von 1982 und danach ersetzt ist und noch mehr Opernhäuser geschlossen oder zusammengelegt werden!