Romantischer »Hoffmann« in Sofia


Besuchte Vorstellung: 22. Mai 2009 (Premiere)


Regie: Plamen Kartaloff

Dirigat: Velizar Gentscheff

Bühnenbild: Ljubomir Jordanov

Kostüme: Daniela Jordanowa


Hoffmann: Kostadin Andreev

Muse: Blagowesta Mekki-Swetkowa

Niklaus: Rosiza Pawlowa-Indschewa

Olympia: Diana Wassilewa

Giulietta: Sweta Sarambeliewa

Antonia: Radostina Nikolajewa

Widersacher: Julian Konstantinov

Mutter: Elena Tschawdarowa-Isa


Fazit Sofia:

Einer der bestinszenierten Hoffmänner, die ich je genießen durfte. Eine sorgfältige, nachvollziehbare und klare Darstellung der Handlung. Keine aufgesetzten Gags, keine Bizarrerien und keine dümmlichen Effekthaschereien. Dafür viele fantasievolle Einfälle. Ein munterer und lebhafter Hoffmann mit gutem Gesang, sowie eine überragende Olympia. Die Darstellung des Widersachers war die beste, die ich je gesehen hatte.

Das Orchester spielte gefühlvoll und fehlerfrei.



Wo einen der »Hoffmann« doch überall hinbringt. Dass Sofia die Hauptstadt von Bulgarien ist, hätte ich noch gewusst. Aber schon bei der Einwohnerzahl Bulgariens hätte ich böse danebengeschätzt. Ganze 7,6 Millionen Bulgaren leben in Bulgarien, und die haben als Nachbarn im Norden die Rumänen, im Westen die Serben, im Süden die Griechen und im Osten die Türken. Die wenigen Bulgaren haben schon viele große Musiker und vor allem Sänger hervorgebracht. Zum Beispiel Nikolai Giaurov, Wesselina Kasarova, Anna Tomowa-Sintow und natürlich Boris Christow. Das Land hat eine bewegte Geschichte und befreite sich erst 1877 vom Joch des korrupten Osmanischen Reiches. Zur Feier baute man eine riesige und eindrucksvolle orthodoxe Kathedrale in die Hauptstadt. In ihrer Nähe befindet sich ein Denkmal Boris Christows. Ganz in dessen Nähe logierte ich, bei der Freundin einer Freundin, und diese Wohnung hatte sogar einen Bezug zum Sofioter Hoffmann.

Einer Regensburger Freundin hatte ich nämlich erzählt, dass ich nach Sofia zum Hoffmann fliegen würde. Dann ruf doch mal die Amelia Wassilewa an, die hat dort zwei Wohnungen. Amelia ist eine in Bulgarien geborene und in Regensburg lebende Bühnenbildnerin, verheiratet mit einem Orchestermusiker des mir gut bekannten Stadttheaters. Zufällig war Amelia gerade in Sofia, und ich konnte in einer ihrer beiden Wohnungen logieren. Und diese Wohnung hatte es in sich. Sie gehörte einst Amelias Großmutter, der tschechisch-bulgarischen Pianistin und Musikprofessorin Panka Pelischek (1909 - 1999), an die eine Marmortafel am Haus erinnert. Und in deren Wohnung, die heute als Museum bewahrt wird, fand ich Unterkunft. Beherrscht wird sie von einem Steinway-Flügel von 1926, in dem sich u.a. Emil Gilels und Claudio Arrau per Autogramm verewigten, als sie Panka Pelischek besuchten. Gleich nach Ankunft zeigte mir Amelia eine Ecke, in der Fotos der bekannt gewordenen Schüler Panka Pelischeks hingen, und eines zeigte einen jungen Mann mit vollem, schwarzem Haar: Welisar Gentscheff (oder Velizar Genchev), den Dirigenten des »Hoffmann« am Abend. Heute ist er künstlerischer Direktor der Oper in Sofia, nachdem er weltweit aktiv war, u.a. auch in Essen in Deutschland. Was für ein interessanter Einstand in Sofia.

Da Bulgarien im Zweiten Weltkrieg mit Nazi-Deutschland verbündet war, bombardierten die Allierten auch Sofia, und man ahnt es schon, auch das Opernhaus musste dran glauben.

Der Neubau in der Innenstadt ist geschmackvoll einfach und praktisch und bietet .... Zuschauern Platz. Man sitzt bequem ohne Enge und hat von überall gute Sicht. Das Haus ist vor Kurzem renoviert worden. Die Akustik stellte sich als sehr gut heraus. An der Bar im Foyer die in slawischen Ländern üblichen Schnapsflaschen.

Für den »Hoffmann« hatte man ein fast grausam zu nennendes Plakat entworfen: Eine Teufelskralle hat das Gesicht der Stella gepackt und zerstört. Und gleich bekam ich ein Beispiel, wie einfach das kyrillische Alfabet funktioniert: Der Name Jacques, für den die umständlichen Franzosen sieben Buchstaben aufwenden, wird im Bulgarischen mit dreien wiedergegeben. Aus so vielen Lauten besteht er nämlich. Und die Contes heißen Chofmanowi Raskasí. Aber gesungen wurde auf Französisch. Die Übertitel waren selbstverständlich bulgarisch. Regie führte der Intendant Plamen Kartaloff höchstpersönlich. Die Inszenierung wurde in Coproduktion mit dem Theater Maribor (Slowenien) gestaltet.

Netterweise hatte man Teile des Programmheftes auf Englisch geschrieben.

Amelia hatte mir erzählt, dass der bulgarische Rundfunk immer wieder von der bevorstehenden Hoffmann-Premiere berichtete, was auch nötig war, denn in dieser Ecke Europas sind die Contes nicht besonders bekannt. Ich hörte sogar, dass sie dort zum ersten Mal aufgeführt wurden. Und so saß ich dann gespannt in der ersten Reihe des zweiten Ranges. 7 Euro fünfzig hatte mich die Karte gekostet. (Ein Bulgare muss z.B. von 300 - 400 Euro im Monat leben.) Das Orchester war mittelgroß mit drei Kontrabässen, von Damen gespielt, und vier Celli. Das Theater war fast voll mit nur einer Handvoll freien Plätzen.

Panka Pelischek muss eine begnadete Musikpädagogin gewesen sein, denn Welisar Gentscheff, inzwischen ergraut, aber mit immer noch vollem Haar, hatte offensichlich Einiges bei ihr gelernt. Das merkte ich bei der Einleitung: Gefühlvoll maestoso kamen die Auftaktsakkorde. Da ging mir doch gleich das Herz auf. Schließlich saß ja die Enkelin seiner Klavierlehrerin mit im Publikum. Und das wusste er.

Der Vorhang ging auf, und Hoffmann wurde gleich als Dichter vorgestellt, wie es sich eigentlich gehört (und so oft vergessen wird). Er saß rechts vorne an einem Tisch und dichtete, vor sich ein endlos langes weißes Papier, das er schon vollgeschrieben hatte. Umgarnt und inspiriert wurde er von einer hübschen jungen Dame in griechischem Gewand. Zauberhafte Gestalten schnellten über die Bühne - seine Gedanken. Hier bin ich richtig, dachte ich mir. Was für eine einfallsreiche Einführung in die Oper - und ganz ohne Worte, dafür mit Jacques Offenbachs zauberhafter Musik.

Und weiter ging es mit beeindruckenden Bildern. Eine geisterhafte, leichenwagenähnliche Kutsche rollte lautlos auf die Bühne. Niemand schien sie zu ziehen oder zu steuern. Gestaltet war sie mit mephistophelischen Elementen, z.B. roten Vampirflügeln über den Hinterrädern. Dem Gefährt entstieg Lindorf und stellte sich vor. Was für ein diabolischer Charakter, zynisch, böse, und sich in seiner Rolle wohl fühlend und sie auskostend. Gut wurde die Ersteigerung des Briefes von Stella gebracht.

Nach dieser gelungenen Einleitung erst wurde Lutters Wirtschaft möbliert. Große Fässer wurden auf die Bühne gerollt und aufgestapelt. Darum herum gruppierte sich der dynamisch agierende und singende Chor. Auch ein paar kostümierte Gestalten aus dem nebenan gespielten Don Giovanni mischten sich unter die Saufkumpane.

Dann trat Hoffmann auf, ganz in Schwarz, und ziemlich blau.

Der Sänger (Konstadin Andrejev) ist ein dynamisch agierender und lebhafter junger Mann, der dann zu einem beeindruckenden Klein-Zach anhob. Seine frische und jugendliche Stimme begleitete er mit ebenso lebhafter Mimik und Gestik, und auch der Chor agierte gut mit. Schön stellte er stimmlich und mimisch den Übergang zu Stella dar. Verzweiflung beschlich seine Stimme, als er von seiner verlorenen Liebe sang. Ich war ergriffen. Das war eine neue Nuance, denn üblicherweise wird diese Passage schwärmerisch-verklärend gesungen.

Zum Ende der Ballade turnte er wieder ganz lebhaft auf den Fässern herum.

Der letzte Ton war noch nicht verklungen, das brach schon der Applaus los. Spontan, kräftig, herzlich und lange. So ein Publikum kann sich jeder Sänger nur wünschen. Die Premierennervosität war danach sichtlich vom Hoffmann gewichen. Er spielte und sang jetzt viel lockerer. Wieder mal ein Beispiel, wie wichtig Szenenapplaus ist. Und das Sofioter Publikum sollte sich im Laufe des Abends in dieser Hinsicht als das bisher beste des Jahres erweisen. Ich bin mir sicher, dass im Publikum eine ganze Reihe von Hoffmann-Kennern saßen, denn es wurde immer so spontan und an den richtigen Stellen geklatscht, wie es nur Hoffmann-Experten tun können. (Neulich sah ich eine Aufzeichnung vom Hoffmann der Salzburger Festspiele. Und dort klatschte das erlauchte Publikum auch mal zu früh. Schockierend. Auch in Covent Garden und an der Met kam der Applaus an falschen Stellen.)


Vorhang auf für den Olympia-Akt. Das ging ganz schnell und einfach, denn Lutters Wirtschaft hatte nur den vorderen Teil der Bühne eingenommen. Der schwarze Vorhang dahinter hob sich, und eine interessante Struktur wurde sichtbar. Eine Plattform ungefähr vier Meter über dem Boden, auf die links und rechts je eine gewundene Treppe führte, sowie in deren Mitte ein Aufzug. Diskrete doppelte Treppen, auf denen sich die Ankommenden und die Gehenden nicht begegnen müssen, finden sich an solch sattsam berüchtigten Orten wie im Vatikan und im französischen Schloss Chambord. Diese Struktur ließ sich mit wenigen Mitteln gut an die jeweiligen Akte anpassen. Und diese Struktur ließ sich dank Drehbühne noch um ihre senkrechte Achse drehen. Auch die fantasievolle Beleuchtung von Andrej Hajdinjak möche ich lobend erwähnen. Die Bühnentechnik funktionierte einwandfrei.

Spalanzani wurde wieder mal als Einstein-Klon dargestellt, der lebhaft agierte und sang, ohne wie so oft ins Lächerliche abzugleiten. Hoffmann besang Olympia, die er vorläufig nur auf einem Computer-Bildschirm sehen konnte. Niklaus schwang sich auf einer Art Foucault´schen Pendel dazu und sang die Vogelarie.

Dann kam das Diabolomobil wieder gespenstisch hereingefahren. Diesmal brachte es den Widersacher in der Person des Coppelius. Und Niklaus bezahlte dem Coppelius noch die Zauberbrille für Hoffmann. Dann lachte der Widersacher teuflisch aus seinem Gefährt, als er den Scheck von Spalanzani erhalten hatte. Diese Gestalt war so überzeugend inszeniert, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Und das konnte ich schon am Anfang in der Oper konstatieren.

Spalanzanis Festgäste waren ungefähr 50 an der Zahl und in futuristische Plastikkostüme gekleidet. Der Chor sang ganz hervorragend.

Dann wurde Olympia im Aufzug nach oben gebracht. Sie trug auch ein futuristisches Kostüm. Ihr rotes Herz blinkte, von Cochenille gesteuert. Sie warf Hoffmann eine Harfe zu und begann mit ihrer Arie. Zu ihrem Gesang turnte sie noch dazu auf dem am Boden liegenden Hoffmann herum, den sie mit allerlei angedeuteten Kamasutra-Stellungen bezirzte. Was für eine Stimme und was für eine Darstellung! Das war die beste Olympia seit Sumi Kittelberger (Luzern 2008) und hat einen festen Platz in meinem persönlichen Schrein für die besten Olympien aller Zeiten neben Inga-Britt Andersson (Zwickau, 2007) und Sumi Kittelberger. Diana Wassilewa hat einen klaren, silberhellen und präszisen Koloratursopran. Ohne spürbare Anstrengung schwang sie sich zu höchsten Tönen hinauf. Dazu das lockere und lebhafte Spiel, ganz ohne Premierennervosität. Und der Chor bewegte sich im Takt zu der Musik.

Mit dem letzten Ton der Arie donnerte der Applaus des Sofioter Publikums los, der dann in rhythmisches Klatschen überging. Eine fantastische Olympia und ein ebenso fantastisches Publikum. Mehr kann man sich nicht wünschen.

Lobend erwähnen möchte ich anlässlich der Einleitung zur Arie Olympias noch die ganz hervorragende Flötistin des auch sonst ganz ausgezeichneten Orchesters. So einen warmen und vollen Flötenton habe ich kaum je gehört. Bis dahin hatte ich noch keinen falschen Ton aus dem Orchestergraben vernommen, und die Intonation war präzise und lebhaft.

Olympia spielte dann noch ausgiebig mit dem verblendeten Hoffmann herum.

In Sofia wurde die Olympia nicht zerstört, sondern Coppelius entführte sie ganz einfach in seinem Diabolomobil. Eine interessante Variante.

Am Schluss wurde der getäuschte Hoffmann noch ausgiebig verlacht.

Kräftiger und verdienter Applaus für diesen Akt.


Pause und Gang durch das Publikum, in dem ich auch einige deutsche Stimmen hörte. Eine Reisegruppe hatte man in die Oper gebracht.

Viele junge Leute waren im Publikum. Wenn Oper noch eine Zukunft hat, dann am ehesten noch in Osteuropa.


Weiter ging es mit dem Giulietta-Akt. Ich für meinen Teil kann mit dieser Reihenfolge gut leben. Hoffmann-Puristen bekommen bei dieser Reihenfolge einen Schwäche- oder Tobsuchtsanfall. Die von Offenbach und im Originallibretto vorgesehene Reihenfolge ist aber Olympia – Atonnia – Giulietta.

Das Bühnenbild war in seinen Grundstrukturen unverändert, Eine prächtige Gondel war angedeutet, sowie einige stilisierte gotische Fenster. Offensichtlich war in Venedig Karnevalszeit.

Gefühlvoll kam die Einleitung zur Barkarole. Niklaus sang als Gondoliere, und eine feurige und weiblich-üppige Giulietta stand nahe bei ihm. Wie gewünscht erklang kein Piccolo. Alles bestens.

Hoffmann trat nun im Frack auf. Sein Widersacher fuhr, nun als Dapertutto, wieder in seinem Diabolomobil vor. Die Spiegelarie gab der Zweimetermann mit gewaltiger Stimme.

Die halbe Gondel wurde zum Lotterbett der rothaarigen Giulietta. Damit Giulietta unter der Kontrolle Dapertuttos blieb, hatte der vier Mafiosi engagiert, die sich auffällig-unauffällig hinter Zeitungen verbargen. Nun bedrohten sie Giulietta, die ja an einer Stelle den Hoffmann warnt, damit sie nicht aus dem Ruder läuft.

Das Duell war ausführlich einstudiert worden. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass wiederum kein Piccolo erklang.

Nach dem Tod Schlemihls erkannte Hoffmann seine Schuld, und die hedonistische Stimmung war dahin.

Gut wurde dargestellt, wie sich Hoffmann plötzlich ganz allein, von der korrupten venezianischen Gesellschaft verstoßen, einsam in einer Ecke fand.


Das Bühnenbild im Antonia-Akt wurde von einem großen goldgerahmten Bild von Antonias Mutter dominiert, das oben auf der Plattform stand. Einige Geigen und Celli schmückten die Bühne.

Antonia war offensichtlich ziemlich nervös, denn sie setzte einen Takt zu früh ein, korrigierte sich aber elegant, indem sie einfach im nächsten Takt nochmal, diesmal korrekt einsetzte. Aber sowas merken ohnehin nur Hoffmann-Freaks.

Franz (Krasimir Dinev) trat in feuerroter Perücke auf. Nach einem Schluck Bier aus einer Bügelflasche setzte er plötzlich mit strahlendem Tenor ein. Der Alkohol beflügelte la méthode.

Antonia war immer noch nervös, aber ein aufmunternder Applaus des Publikums beruhigte sie merklich, und sie konnte nun ihr Können ausspielen. Man soll es nicht glauben, aber in Antonias und Hoffmanns Duett platzte ein Handy-Klingelton von einem der billigen Plätze.

Der ungemein teuflische Mirakel, wieder mit seinem Diabolomobil vorgefahren, hypnotisierte den Crespel und machte ihn zu seinem willenlosen Werkzeug.

Ein Schattenspiel folgte. Auf einem Paravent wurde die Silhouette der Mutter sichtbar. Dahinter wurde auch Antonia geführt. Crespel versuchte vergeblich, gegen Mirakel aufzubegehren. Er hatte keine Chance.

Danach zeigte sich die Mutter und fuhr im Aufzug nach oben zu ihrem Portrait. Aus dem Aufzug stieg sie in die Welt Antonias. Beide standen mit ausgestreckten Armen nahe beieinander, berührten sich aber nicht. Logisch.

Die Mutter flüchtete sich vor Antonia auf die Treppe, ein Vorhang senkte sich und Antonia stand alleine für sich. Mirakel rieb sich dazu die Hände vor Vergnügen über sein tödliches Werk. Danach spielte er die Geige zu Antonias Gesang. Die Mutter entschwebte im Aufzug nach oben.

Antonia sang sich im Liegen zu Tode. Zynisch streute Mirakel Blumen auf die Tote. Totengräber in Schwarz mit weißen Zylindern schaufelten ihr Grab.

Niklaus, bisher abwesend - deswegen gab es wieder mal keine Geigenarie - kam nun, aber es war zu spät. Mirakel triumphierte, und wieder staunte ich über die wunderschöne Flöte.

Im Antonia-Akt kann sich ja der Widersacher am besten darstellen, und das tat er auch. Zu Hilfe kam ihm dabei sein Diabolomobil, aus dem er entweder aus der Türe, aus dem anhebbaren Dach oder aus einem der Gucklöcher zynisch grinste.


Der Schluss kam in der Guiraud-Choudens-Version. Die Muse trat wieder auf. Zum ersten Mal sah ich die Muse und Niklaus durch zwei verschiedene Frauen dargestellt.

Stella kam und fand den trinkenden Hoffmann. Es gab kein Happy End für Hoffmann. Doch immerhin wurde seine Bestimmung als Dichter unterstrichen, indem seine Schriften auf Blättern vom Himmel regneten.


Vorhang, und begeisterter Applaus des fantastischen Publikums. Als Olympia ihre Verbeugung machte, raste das Publikum vor Begeisterung. Und auch der Widersacher und Hoffmann bekamen ihren besonders kräftigen Applaus.

Einen so langen Premierenapplaus von ca. einer Viertelstunde habe ich noch nicht erlebt. Und der war voll verdient. Ich beschloss ab dem nächsten »Hoffmann« die Länge des Schlussapplauses festzuhalten.


Leider gab es keine Premierenfeier. Ich konnte mit einigen Darstellern am Bühneneingang sprechen, die alle Deutsch oder Englisch konnten, oder Amelia übersetzte. Olympia wirkte immer noch ganz locker und bestätigte, dass sie überhaupt nicht nervös gewesen war. Der Dirigent hatte das Theater leider gleich nach der Vorstellung verlassen, aber ich konnte ihm später in einem Telefongespräch meine Anerkennung aussprechen. Auch dem Intendanten und Regisseur konnte ich zu seiner Inszenierung gratulieren.

Ich fragte den Widersacher, wie denn das Diabolomobil bewegt wurde. „Das ist ein Geheimnis", war seine ganze Antwort. Doch Bühnenprofi Amelia hatte einen versteckten Fahrer in der Konstruktion entdeckt, der das Fahrzeug, aus einem Guckloch blickend, lenkte.



Ich hatte meine Reise so gelegt, dass ich zwei Tage später eine zweite Vorstellung mit teilweise anderer Besetzung besuchen konnte. Ein anderer Hoffmann, Niklaus, Widersacher, eine andere Olympia, Muse und Antonia sollten singen. Doch als ich am Nachmittag meine Karte abholen wollte, erfuhr ich, dass die Vorstellung wegen Erkrankung des Hoffmann abgesagt werden musste. Wie schade. Diese wunderschöne Inszenierung hätte ich gerne noch einmal genossen. Vielleicht wird sie nochmal aufgenommen. Sie hätte es verdient.




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