Exkurs:

Das schwedische Sexkaufgesetz (sexköpslagen) oder die Freierbestrafung

1998 brachte eine Koalition aus sozialdemokratischen Frauen, fundamentalen Christinnen aus der pietistischen Gegend um Jönköping und ehemaligen Kommunisten ein weltweit einmaliges Gesetz durch den schwedischen Reichstag, nach dem der Erwerb von sexuellen Dienstleistungen für den Erwerber strafbar ist. Die Dienstleisterin und Verkäuferin sexueller Dienstleistungen bleibt unbehelligt. Nach diesem Gesetz wird also bei einer gemeinsam begangenen Straftat nur einer der Beteiligten belangt. Für Juristen ein interessantes Thema.

Das Gesetz ist zwar geschlechtsneutral formuliert, aber in der Praxis werden in Schweden nur heterosexuelle Männer verfolgt. Frauen, die sich einen Callboy oder ein Callgirl kommen lassen, bleiben unbehelligt. Die Absicht hinter diesem Gesetz war ehrenhaft, denn man wollte die scheußlichen Verbrechen der Zwangsprostitution und des Menschenhandels ausrotten. Jedoch waren beide letztgenannten Verbrechen schon vorher verboten und wurden auch bestraft. Das Ergebnis dieser Gesetzgebung sind zwischen 80 und mehreren hundert Verurteilungen jedes Jahr, ausschließlich von Männern, wegen des tatsächlichen oder versuchten Kaufs sexueller Dienstleistungen.

Das Ergebnis dieses Gesetzes ist, dass sich nach mehreren schwedischen Untersuchungen, die ich (dank schwedischen Sprachkenntnissen) las, dass sich der Umfang der Prostitution in Schweden nicht verminderte sondern nur verlagerte. Die Straßenprostitution verschwand weitgehend, denn wer riskiert schon eine Verhaftung. Prostitution findet nun in einem für die Polizei schwer zugänglichen Untergrund statt Die Vermittlung geschieht über das Internet. Man braucht nur in eine Suchmaschine einzugeben: Stockholm Escort oder Malmö Escort oder Göteborg Escort, und schon findet man hunderte wenn nicht sogar tausende Annoncen von Prostituierten online. In einer schwedischen Zeitung las ich sogar, dass sich der Umfang der Prostitution in Schweden verdreifacht habe. Es gibt jedoch keine verlässlichen Zahlen. Jede Seite besteht auf ihrer Interpretation der Folgen des Gesetzes. Das zuständige Ministerium behauptet, der Umfang der Prostitution habe sich vermindert.

Die schwedische Wikipedia hat eine eigene mit Zahlen unterlegte Seite dazu: https://sv.wikipedia.org/wiki/Sexköpslagen

Eine tragische indirekte Folge des Gesetzes war der Tod einer alleinerziehenden jungen Mutter von zwei Kindern in der mittelschwedischen Stadt Västerås. https://en.wikipedia.org//wiki/Eva_Marree_Kullander_Smith

Das wäre eine ähnliche Entwicklung wie in den USA nach dem Ersten Weltkrieg, als Feministinnen das Alkoholverbot durchgesetzt hatten. Während der 20 Jahre dauernden Prohibition wurde nach allgemeiner Meinung mehr gesoffen als vorher und nachher, und das bierbrauende organisierte Verbrechen etablierte sich in den USA. Auch die Familie Kennedy mehrte ihren Reichtum mit illegalen Alkoholgeschäften. Nach 20 Jahren kapitulierte die Politik schließlich und beendete die Prohibition.

Da in Schweden weibliche Prostituierte nichts von der Obrigkeit zu befürchten haben und sich nicht einmal wie in Deutschland registrieren lassen müssen, schuf dieses Gesetz in Schweden ein liberales Paradies für Sexarbeiterinnen. Amnesty International, die Weltgesundheitsorganisation, die schwedische Vereinigung für sexuelle Aufklärung RFSU und andere seriöse Organisationen lehnen daher den schwedischen Weg der Freierbestrafung ab.

Politische Anspielungen sind auf deutschen Bühnen nicht selten, im betulichen und staatstreuen Schweden aber offensichtlich unüblich. Der Menschenhandel allerdings blühte, aber nicht der von Prostituierten sondern von geschleusten Migranten. Gegen diesen lukrativen Menschenhandel regte sich in Schweden kein Widerstand. Ich kenne selbst Araber, die sich gegen Preise zwischen 2000 und 8000 Euro aus muslimischen Ländern nach Deutschland schleusen ließen. Man darf davon ausgehen, dass sich diese Zahlen auf Schweden übertragen lassen. Damit keine Zweifel entstehen: www.hoffmannserzählungen.de verurteilt jede Form von Zwangsprostitution und Menschenhandel, aber dieses schwedische Gesetz erscheint untauglich zur Eindämmung von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Nur wenige Länder, darunter die Theokratie Israel und das religiös dominierte Nordirland übernahmen dieses Gesetz. Außerdem das von der politischen Witzfigur François Hollande regierte Frankreich, dessen Partei bei der folgenden Präsidentschaftswahl auf 6% der Stimmen abstürzte. Hollande selbst trat erst gar nicht mehr an. Auch die schwedische Linkskoalition verlor die Wahl nach Verabschiedung des Gesetzes von1999. Heute gibt es im einst linksliberalen Schweden eine Regierung unter Beteiligung einer rechtsradikalen Partei (Sverigedemokrater), die bei der letzten Reichstagswahl 2022 die zweitmeisten Stimmen erhielt. Quo vadis, Sverige? Der 1986 unter bis heute ungeklärten Umständen ermordete linksliberale und charismatische Ministerpräsident Olof Palme wäre entsetzt über die Entwicklung in seiner Heimat.