Ilztalbahn im Doppelpack      

Teil 1: Inn, Ilz, Regen (und Isar nicht vergessen)

czech flag by google
Ausflug in die deutsch-österreichische Tariflandschaft
Nach Simbach
Durchs Innviertel
Zurück nach Niederbayern und hoch in den "Woid"
Kalter Bus und volle Waldbahn
[Seitenende]
[Zweiter Teil des Doppelpacks]

 

Ende Juli ergibt es sich, dass ich vorhatte an einem Samstag wegen einer Veranstaltung in den schönen Ort Simbach am Inn zu reisen. Wenn man nun schon den langen Weg aus dem Raum München nach Niederbayern zurücklegt, kann man sich fragen, ob man nicht mehr aus der Reise machen kann. Und da ich bekanntlich der Ilztalbahn sehr verbunden bin, lag die Idee nahe, die Tour nach Simbach mit einer Stippvisite in einer anderen Ecke von Niederbayern zu verbinden.

Der Weg zur Ilztalbahn führt über Passau. Und der kürzeste Weg von Simbach nach Passau mit der Bahn führt durch Österreich. Wobei der Weg noch kürzer sein könnte, wenn es zwischen Ried und Schärding nicht gerade eine Streckensperrung gäbe. Der Umweg über Neumarkt-Kallham hat aber zeitlich keine Auswirkung. Dagegen wäre die Fahrt im deutschen Bahnnetz über Mühldorf nach Passau mindestens eine Stunde länger.

Mit dem Abstecher zur Ilztalbahn war nun auch eine Übernachtung notwendig geworden. Die Hotelrecherche ergab für Passau nichts sonderlich Erbauliches. Ich erinnerte mich aber dank einer länger zurückliegenden Radtour an das sehr schön gelegene Wernstein am Inn. Und hier fand sich dann auch ein Gasthof in Bahnhofsnähe mit fairen Preisen.


Karte

Die Karte zeigt in Orange die Ilztalbahn, in Rot weitere genutzte Bahnstrecken, und in Magenta Buslinien. Mehr Informationen enthalten Darstellungen für Google Maps und Google Earth.


Ausflug in die deutsch-österreichische Tariflandschaft
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In der Fahrplanauskunft der DB sind für Simbach – Passau (via Österreich) oder auch für München – Wernstein (via Simbach) keine Preise hinterlegt. Durch Nutzung dreier verschiedener Auskunftssysteme (DB = Deutsche Bahn, ÖBB = Österreichische Bundesbahnen, OÖVV = Oberösterreichischer Verkehrsverbund), sammelte ich zumindest einige Preisangaben:

München – Ried im Innkreis
                 DB BC25  27,35 EUR
                ÖBB BC25  30,80 EUR

München – Simbach
                 DB BC25  18,35 EUR 
  DB Südostbayern-Ticket  17,00 EUR

Markt Schwaben – Simbach
                 DB BC25  14,85 EUR 

Simbach – Ried im Innkreis
                     ÖBB   9,30 EUR
                 DB BC25   9,00 EUR
                    OÖVV   8,00 EUR
    
Simbach – Passau via Neumarkt-Kallham
                     ÖBB  24,10 EUR
                    OÖVV  16,80 EUR

Simbach – Passau via Mühldorf
                ÖBB BC25  24,80 EUR
                 DB BC25  22,80 EUR
  DB Südostbayern-Ticket  17,00 EUR

Neumarkt-Kallham – Passau
                 DB BC25  10,50 EUR
                     ÖBB  11,60 EUR
                    OÖVV   9,90 EUR

Simbach – Wernstein via Neumarkt-Kallham
                     ÖBB  22,50 EUR
                    OÖVV  15,90 EUR

Wernstein – Passau
                     ÖBB   2,40 EUR
                    OÖVV   3,00 EUR
                 DB BC25   3,50 EUR

Für DB-Tickets sind immer die Preise mit Bahncard 25 angegeben; bei ÖBB-Tickets nur für internationale Verbindungen, da die Bahncard bei innerösterreichischen Verbindungen (inklusive Simbach – Passau) keinen Rabatt bringt. Durch den glücklichen Umstand, dass ich für München – Simbach kein Ticket zahlen musste, wurde die Entscheidung zugunsten des OÖVV-Tarifs vereinfacht. Wäre ich in der Lage gewesen, den Fahrscheinautomaten in Wernstein zu einem ÖBB-Ticket zu überreden, hätte ich 60 Cent sparen können.


Nach Simbach
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 Unterschleißheim        |        |  08:32 | S      1 
 München Ost             |  09:06 |  09:17 | RB 27033 
 Mühldorf(Oberbay)       |  10:16 |  10:37 | RB 27111 
 Simbach(Inn)            |  11:13 |        |         
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 Streckenlänge: ca. 139 km 

Die erste Etappe führt mich also nach Simbach am Inn. Im Doppelstock-Zug der Südostbayernbahn geht es nach Mühldorf, von dort dann nach etwas Aufenthalt weiter mit einem Triebwagen der Baureihe 628. Der Simbacher Bahnhof stammt aus Zeiten, in denen man an dieser Stelle einen großen Grenzbahnhof benötigte. Heute ist das Gebäude sowohl verkehrlich als auch in Bezug zur Größe des Ortes überdimensioniert. Dafür, dass es trotzdem gelang, die Räumlichkeiten mit Leben zu füllen und den Bau in einen ansprechenden Zustand zu versetzen, werden an diesem Tag ein paar Urkunden vergeben. Nach einigen kurzen Reden auf dem Hausbahnsteig gibt es im Bahnhofsgebäude Getränke und Brotzeit.

Am sogenannten Reisekiosk des Bahnhofs erkundige ich mich, ob es vor Ort andere Fahrkarten-Optionen gibt, als im Internet ermittelt. Ergebnis: eine Fahrkarte nach Passau oder Wernstein kann nur mit Anstückeln in Neumarkt-Kallham ausgestellt werden und ist selbst mit Bahncard 25 teurer als ein Fahrschein, der am Automaten des ÖBB-Zuges verkauft wird.

Foto 199*133 Foto 199*133


Durchs Innviertel
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 Simbach(Inn)            |        |  14:19 | R   5975 
 Neumarkt-Kallham        |  15:19 |  15:40 | R   5910
 Wernstein               |  16:17 |        |          
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 Streckenlänge: ca. 103 km 

Wegen der Hitze endet die Simbacher Veranstaltung etwas früher als geplant, was für mich auch zu einer früheren Abfahrt führt. Mit einem Dieseltriebwagen der ÖBB-Baureihe 5047 geht die Fahrt über die Innbrücke nach Braunau und weiter über Ried nach Neumarkt-Kallham. Die Klimaanlage des Fahrzeugs besteht aus weit zu öffnenden Fenstern.

Der zweite Teil der Fahrt nach Wernstein führt mit einem elektrischen Talent-Triebwagen ÖBB-Baureihe 4024 über die Bahnstrecke Wels – Passau. In Wernstein angekommen sind es nur wenige Schritte zum Landhotel zur Mariensäule.

Wegen des heißen Wetters lege ich zunächst eine Pause im sehr schönen Hotelzimmer ein. Dann aber lockt mich der Blick aus dem Fenster auf zwei Burgen, den Inn und die Mariensäle wieder nach draußen. Die Burg Wernstein ist öffentlich nicht zugänglich. Ich beschränke mich auf Fotos von außen sowie von der vor der Burg stehenden Mariensäule. Dann gehe ich über den 2006 eröffneten Mariensteg auf die bayerische Seite des Inns. Dort führt ein steiler aber schattiger Weg hinauf nach Neuburg und seinem Schloss.

Teile der Schlossanlage sind eingerüstet; der Weg zum Aussichtspunkt hoch über dem Inn ist aber frei. Direkt gegenüber vom Hotel zur Mariensäule hat man von hier einen tollen Blick über den Inn, Wernstein und das österreichische Hinterland.

Für den Abstieg zum Inn wähle ich den weniger steilen Fahrweg, und gehe am Inn entlang zurück zum Mariensteig. Da ich meinen Spaziergang nicht ganz unverschwitzt beende, muss ich erst einmal unter die Dusche. Danach folgt das Abendessen im Garten des Hotels mit direktem Blick auf den Inn – ein wunderschöner Ausklang des Tages.

Foto 199*133 Foto 199*133 Foto 133*199


Zurück nach Niederbayern und hoch in den "Woid"
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 Wernstein               |        |  10:14 | R   5904 
 Passau Hbf              |  10:23 |  10:58 | ITB84162 
 Freyung Bf              |  12:22 |        |   
 Freyung Bahnhof         |        |  12:30 | Bus 6177 
 Nationalparkzentr.Lusen |  12:52 |        |          
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 Streckenlänge Bahn: ca. 58 km 
 Streckenlänge Bus: ca. 18 km 

Aufgrund eines heftigen Regenschauers am Morgen entschließe ich mich, den Tag langsam anzugehen. Um neun Uhr scheint aber wieder die Sonne, und nach dem Frühstück im Hotel muss ich am Wernsteiner Bahnhof bereits nach Schatten suchen.

Für den kurzen Weg nach Passau – immer entlang des Inns – kommt aus Linz ein ÖBB-City-Shuttle. Im baustellengeschädigten Passauer Hauptbahnhof ergänze ich meinen Reiseproviant, dann geht es zum Bahnsteig der Ilztalbahn. In diesem Jahr fahren dort wieder die grünen Regio-Shuttle der Waldbahn. Der Zug kommt pünktlich, und ich stelle fest, dass heute der Chef selber Fahrkarten verkauft und kontrolliert.

Wie immer bei der Ilztalbahn ist Beratung und Service ausgezeichnet. Man wird auf den günstigsten Fahrschein hingewiesen, den Radlern wird bei Einladen geholfen, und unterwegs gibt es Erläuterungen zu markanten Punkten der Strecke. Bei dieser Fahrt findet die Begegnung mit dem Gegenzug in Waldkirchen statt, wo wir einen kurzen Aufenthalt haben.

Meine Reise führt bis zum Endpunkt Freyung, wo nach kurzer Wartezeit der Bus zur Weiterfahrt in den Nationalpark Bayerischer Wald erscheint. Ich wähle den Sitzplatz ganz vorne, was sich auf dieser teils wie eine Panoramafahrt wirkenden Strecke auch lohnt.

Endstation ist am Nationalparkzentrum Lusen. Meine Mittagspause mache ich an der dortigen Waldwirtschaft (Selbstbedienung). Aufgrund der selbst hier oben nun recht hohen Temperaturen verkürze ich den anschließenden Rundgang und verzichte auch auf den Baumwipfelpfad. Stattdessen leiste ich mir ein Eis am Hans-Eisenmann-Haus.

Foto 199*133 Foto 199*133 Foto 133*199


Kalter Bus und volle Waldbahn
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 Nationalparkzentrum Lus |        |  15:29 | Bus 7594 
 Busbahnhof/Bahnhof, Gra |  15:50 |        |    
 Grafenau                |        |  16:00 | WBA83984 
 Zwiesel(Bay)            |  16:49 |  16:59 | WBA83940 
 Plattling               |  17:54 |  18:01 | RE  4081 
 Freising                |  19:09 |  19:14 | S      1 
 Unterschleißheim        |  19:32 |        |          
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 Streckenlänge Bus: ca. 11 km 
 Streckenlänge Bahn: ca. 206 km 

Nachdem ich auf meiner Rundreise schon verschiedene Klimazonen in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt habe, will man mir anscheinend auch noch die Temperaturverhältnisse am Polarkreis vorführen. Der Bus nach Grafenau erscheint im Vergleich zur Außentemperatur wie ein Kühlschrank. Obwohl ich es lieber etwas zu kühl statt zu warm liebe, wünsche ich mir, ich hätte eine Jacke dabei. Da das nicht der Fall ist, bleibt nur, die kurze Fahrzeit von 20 Minuten auszuharren.

Am Grafenauer Bahnhof fallen sogar vereinzelte Regentropfen – allerdings ohne Auswirkungen auf die Temperatur. Die Fahrt mit der Waldbahn nach Zwiesel ist noch angenehm. Allerdings hätte ich einen Zug später wohl weniger Glück gehabt, da ein Reisebus auf einem Bahnübergang liegen blieb. So etwas kann, auch wenn es gut ausgeht, schnell dazu führen, dass man den Anschlusszug verpasst.

Ab Zwiesel wird es dann schon etwas schwieriger, da für die Strecke nach Plattling ein einzelner Regio-Shuttle am Sonntagnachmittag wohl zu knapp bemessen ist. Spätestens der Zustieg einer Wandergruppe in Gotteszell führt dazu, dass auch die Mehrzahl der Stehplätze vergeben wird.

In Plattling funktioniert der Umstieg in den Donau-Isar-Express ohne Probleme. Allerdings gibt es im Zug eher Mittelmeer- statt Polarklima. In Freising stelle ich fest, dass es mit dem Klima in der S-Bahn besser klappt. Im Prinzip waren meine Erwartungen genau umgekehrt, da mir bisher die Triebzüge des Donau-Isar-Express klimatechnisch nicht negativ aufgefallen waren, die S-Bahn-Züge allerdings manchmal schon.

Wie auch immer – nur leicht verschwitzt beende ich meine Rundfahrt dort, wo sie 35 Stunden vorher begann. Ein Erlebniswochenende mit Bahn und Bus, Bahnhöfen und Burgen, Inn und Ilz geht damit zu Ende – glücklich und pünktlich.


 

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Zuletzt geändert am 3.10.2015 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt