Ein Fahrschein – viel Bahnfahren


Im September 2007 plante ich aus familiären Gründen eine Reise in den Raum Bonn. Es gab noch ein paar zusätzliche Urlaubstage zu nutzen, und ein Ort, der von Bonn aus recht gut erreichbar ist, und der bisher noch nie auf meinem Reiseprogramm stand, ist Luxemburg. Aufgrund von Berichten und Fotos erschien mir dies nun als in mehrfacher Hinsicht lohnenswertes Ziel.

Da internationale Fahrkarten nicht der Beschränkung einer zweitägen Geltungsdauer pro Fahrtrichtung unterliegen, braucht man auch bei mehrtägigem Zwischenstopp nur einen Fahrschein. Es sollte zwar eine Sparpreis-Fahrkarte mit Zugbindung benutzt werden, aber da auf dem Abschnitt nach Luxemburg Fernverkehrszüge keinen großen Vorteil bringen, konnte die Fahrt dorthin im Rahmen des sogenannten Nahverkehrsvor- bzw. -nachlaufs stattfinden.

Neben dem Abstecher nach Luxemburg entstand die Idee, mal wieder in Berlin vorbeizuschauen. Seit meinem letzten Aufenthalt dort hatte sich einiges getan, und zudem bestand die Gelegenheit, beim Berliner Stammtisch Eisenbahn vorbeizuschauen (siehe FAQ zum Berliner Verkehr unter "BSE" und entsprechende Einladung).

Wenn man den kleinen Umweg via Berlin mit dem vorhandenen Fahrschein abwickeln will, erfordert dies – frei nach dem Motto, daß der Weg das eigentliche Ziel ist – eine deutliche Ausdehnung des bereits erwähnten Nahverkehrsvorlaufs. Der Grund dafür liegt in den Restriktionen des Verkaufssystems der DB begründet. (*)

Aus der Nutzung von Zügen des Nahverkehrs ergab sich dann noch ein kurzer Aufenthalt im Hauptbahnhof von Kassel, so daß dort die neu errichtete Stadtbahnhaltstelle angeschaut und abgelichtet werden konnte.

Welchen Vorteil bietet es, eine solche Reise mit einem Fahrschein, statt mit zwei, oder drei abzuwickeln? Die Antwort lautet, daß es einfach die preisgünstigere Variante ist. Durch Degression werden Fahrstrecken nach DB-Tarif pro Kilometer umso günstiger, je läger die Fahrstrecke ist. Wird die Gesamtstrecke auf mehrere Fahrkarten verteilt, ergibt sich daher ein höherer durchschnittlicher Kilometerpreis. Zudem gibt es innerhalb Deutschlands ein Obergrenze für den Preis einer Fahrtstrecke. Beides zusammen ergab den auf dem Fahrschein aufgedruckten Preis von 104 Euro (Preisstand September 2007).

Insgesamt wurden mit dieser Fahrkarte etwa 2460 km auf Schienen zurückgelegt. Das ergibt einen Preis von 4,2 cent pro Kilometer. Der Fahrschein wurde bei einer Bahnagentur bestellt, die den Umgang mit komplizierteren Reisewünschen nicht scheut, und dann mittels des Bahntix-Verfahrens an einem DB-Fahrkartenautomaten abgeholt.

Genug der Vorrede. Unten kann man sich Fahrtroute, Fahrschein, Fahrplan und ein paar Fotos anschauen.

Wegeskizze
Kartenhintergrund: Google Earth 


Fahrkarte



22.09.2007 -------------+--------+----------
Unterschleißheim        |  08:32 | S 1
München Hbf (tief)      |  08:55 |
------------------------+--------+----------
München Hbf             |  09:24 | ICE 610
Siegburg/Bonn           |  13:47 |
------------------------+--------+--- 609 km

24.09.2007 -------------+--------+----------
Menden(Rheinl)          |  09:29 | RB 12511
Koblenz Hbf             |  10:40 | 
------------------------+--------+----------
Koblenz Hbf             |  11:22 | RE 12024 
Trier Hbf               |  12:47 | 
------------------------+--------+----------
Trier Hbf               |  12:57 | RE 5220 
Luxembourg              |  13:45 |          
------------------------+--------+--- 217 km
26.09.2007 -------------+--------+----------
Luxembourg              |  10:52 | RB 4910
Wasserbillig            |  11:32 | 
------------------------+--------+----------
Wasserbillig            |  12:47 | RE 5211  
Trier Hbf               |  13:02 | 
------------------------+--------+----------
Trier Hbf               |  13:29 | RE 12084 
Köln Hbf                |  16:39 | 
------------------------+--------+----------
Köln Hbf                |  16:51 | S 12 
Siegburg/Bonn           |  17:18 |
------------------------+--------+--- 244 km

30.09.2007 -------------+--------+----------
Siegburg/Bonn           |  07:45 | RE 4895
Gießen                  |  09:47 | 
------------------------+--------+----------
Gießen                  |  10:04 | RE 4104
Kassel Hbf              |  11:33 | 
------------------------+--------+----------
Kassel Hbf              |  12:05 | RE 26069
Sangerhausen            |  14:09 | 
------------------------+--------+----------
Sangerhausen            |  14:17 | RE 36088
Magdeburg Hbf           |  15:42 | 
------------------------+--------+----------
Magdeburg Hbf           |  16:05 | RE 38121
Berlin Hbf              |  17:43 |
------------------------+--------+--- 678 km

03.10.2007 -------------+--------+----------
Berlin Hbf (tief)       |  10:57 | ICE 1509
München Hbf             |  16:39 |
------------------------+--------+----------
München Hbf (tief)      |  17:05 | S 1
Unterschleißheim        |  17:26 |
------------------------+--------+--- 715 km
Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160 Foto 240*160

Für Berlin als Reiseziel muß man sicher keine Werbung machen. Informationen gibt es in den Webangeboten des Landes Berlin, der Tourist-Information, des Verkehrsverbunds, der S-Bahn und der BVG. Für Potsdam sei auf die Angebote der Stadt Potsdam, des Verkehrsbetriebs sowie zu den Parks und Schlössern hingewiesen.

Um in Berlin und Potsdam herumzukommen nutzte ich eine City-Tour-Card als Fahrschein für Bus und Bahn, sowie als Ermäßigungskarte beispielsweise für eine kleine Schiffstour auf der Havel.

Luxemburg ist wie Berlin eine Hauptstadt, zwar viel kleiner, aber ebenso interessant und wirklich lohnenswert. Das Tourismusbüro bietet umfangreiche Informationen. Auf ein paar davon sei speziell aufmerksam gemacht: Stadtplan (interaktiv), Informationen zu Sehenswüdigkeiten wie den Festungsanlagen, Broschüren (z.B. zu den Kasematten), Faltblätter für interessante Wanderwege (u.a. City-Promenade, Wenzel-Rundweg, Vauban-Rundweg). Weitere Hinweise auf Sehenswürdigkeiten findet man auf der Wikipedia-Seite zu Luxemburg.

Zwischen den Fotos aus Luxemburg und Berlin sieht man oben einmal die neue Haltestelle der Regiotram im Hauptbahnhhof Kassel. Auch für Luxemburg ist seit längerem eine Stadtbahn geplant. Da die Entfernungen in der Stadt überschaubar sind, habe ich den bisher nur mit Bussen betriebenen innerstädtischen Nahverkehr nicht benutzt. Hilfreich war aber der Lift zwischen dem im Alzette-Tal liegenden Stadtteil Grund und der auf dem Berg thronenden Altstadt.


(*) Versuch einer Erklärung zum DB-Verkaufssystem:
Wenn man nach Berlin am 30.9. Fernverkehr nutzen möchte, muß man in Berlin zwei Zwischenhalte eingeben, um eine Weiterfahrt mit ICE am 3.10. möglich zu machen, da pro Zwischenhalt maximal 48 Stunden Aufenthaltzeit eingegeben werden kann. Nutzt man bereits ab Luxemburg einen Fernzug, muß man im Raum Siegburg zwei Zwischenhalte eingeben, um die Zeit zwischen Fahrtbeginn am 26.9. und Weiterfahrt am 30.9. zu überbrücken. Fährt man von Luxemburg nach Siegburg im Nahverkehr und ab dort im Fernverkehr, muß man für Siegburg einen Zwischenhalt berücksichtigen, um die Nahverkehrsnutzung bis dorthin eingeben zu können. Wie auch immer – mit zwei Zwischenhalten zu maximal 48 Stunden kommt man nicht aus. Die Lösung ist, von Luxemburg bis Berlin Nahverkehr zu nutzen. Im Nahverkehrsabschnitt gibt es innerhalb der einmonatigen Geltungsdauer keine Einschränkung bei Aufenthalten.



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Zuletzt geändert am 25.8.2008 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt