Bahnknoten München – warum geht es nicht weiter?
Das Bayerische Kabinett und der Bayerische Landtag haben 2010 ein Konzept zum Ausbau des Bahnknotens Münchens beschlossen. Folgende Dokumente informieren über die bis heute bestehende Beschlusslage:
Ende 2010 wurden die Ergebnisse der Bedarfsplanüberprüfung für die Schienenwege des Bundes veröffentlicht. Dort finden sich auch Festlegungen zu Maßnahmen im Bahnknoten München. Für den Güterverkehr sind beispielsweise folgende kleinere Netzergänzungen erwähnt:
Weitere Informationen und Verweise zur Bedarfsplanüberprüfung findet man im Artikel "Flughafenexpress verdrängt S-Bahn". Die Ergebnisse der Bedarfsplanüberprüfung und die Beschlüsse von Staatsregierung und Landtag stammen von 2010. Dass sich seitdem Situation und Perspektive für den Bahnknoten München nicht grundlegend geändert haben, mag man noch als Bestandteil des Desasters der Verkehrspolitik akzeptieren. Dass wir aber heute außer vielen Worten keinerlei auch nur kleine Verbesserungen vorfinden, ist schon schlechter zu verstehen. Keiner der Beteiligten – Bund, Deutsche Bahn AG, Freistaat – haben auch nur mit irgendeinem der seit Jahren und Jahrzehnten angekündigten substanziellen Schritte begonnen. So existieren die oben aufgelisteten Netzergänzungen für den Güterverkehr immer noch nur auf dem Papier. Insbesondere für die Verbindungskurve Feldmoching – Milbertshofen, die eine Investition ins Bestandsnetz also kein Ausbau wäre, fehlen nur etwa 100 Meter Gleis.
Das im Mai 2013 vom Planungsreferat angekündigte Gutachten ("wird demnächst veröffentlich") wurde bereits im März 2012 erstellt, aber erst im Februar 2014 dem Münchner Stadtrat vorgelegt. In einer im April 2014 veröffentlicher Kurzfassung kommen weder die zerstörte Gleiskurve noch die im Schreiben des Planungsreferats erwähnte Bewertung durch die BMW AG vor. Am 17.9.2014 berät der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt München das "Verkehrskonzept Münchner Norden". In dem Konzept kommt auch der in den Dokumenten als "Feldmochinger Kurve" bezeichnete Gleisabschnitt vor. Im ursprünglichen Entschlussentwurf findet man in Kapitel 8.2 (Seite 45) eine Darstellung der Problematik und die Aussage, dass eine Reaktivierung der Kurve "erhebliche Vorteile" bringe: ![]() Trotz der Weigerung des BMW-Konzerns, sich an den Kosten zu beteiligen, soll die Stadt die Reaktivierung der Feldmochinger Kurve weiterverfolgen (Kapitel 8.3, Seite 46). Es handelt sich bei dem hier genannten Gutachten offensichtlich um eine nicht veröffentlichte Fassung des 16 Monate vorher vom Planungsreferat angekündigten Gutachtens, in dessen veröffentlicher Kurzfassung die zerstörte Gleiskurve aber nicht vorkommt. Im überarbeiteten Entschlussentwurf vom 11.9.2014 gibt es nur noch einen kurzen Abschnitt zum Thema (Seite 36, Kapitel 2.5). Nach Intervention des zuständigen Bezirksausschusses (Seite 22/23) wird im endgültigen Antrag die Reaktivierung unter den Vorbehalt von Schallschutzmaßnahmen gestellt und soll "in Zusammenarbeit mit den Unternehmen im Münchner Norden" nur noch geprüft werden: ![]() Im Beschluss des Ausschusses vom 8.10.2014 (Seite 3, Kapitel 2.5) und des Stadtrats vom 22.10.2014 sollen nach weiteren Änderungsanträgen nur noch die Vor- und Nachteile einer Reaktivierung intern geprüft werden: ![]() Im Rahmen der Ausschreibung der Planungsarbeiten für die Außeneinheit eines Elektronischen Stellwerks (ESTW-A) in München-Milbertshofen wurde von der DB ProjektBau GmbH am 6.2.2015 auch die Planung der "Reaktivierung der Feldmochinger Kurve" ausgeschrieben (siehe II.1.5 Kurze Beschreibung des Auftrags oder Beschaffungsvorhabens). Ob und wann dies zum Wiederaufbau der Gleise führt, und inwieweit man irgendwo bei der Deutschen Bahn AG überhaupt registriert hat, welche Gutachten, Anträge, Beschlüsse und Stellungnahmen zu diesem Thema bei Verwaltung und Rat der Stadt München erzeugt wurden, bleibt zunächst einmal ungewiss. Auch im Zusammenhang mit den oben dargestellten Schreiben andere Behörden bleibt der Eindruck, dass die Durchführung von Maßnahmen der DB AG und deren Begleitung durch die politischen Institutionen ziemlich voneinander entkoppelt und teilweise aneinander vorbei geschehen. |