Museum der Rhein-Sieg-Eisenbahn in Asbach (Ww.)
... und ein paar Gedanken zu regionalen Zusammenhängen
Im Juni 2023 war ich nach langer Zeit mal wieder im RSE-Museum in Asbach,
und konnte zudem im September das Museumsfest zum "Tag des offenen
Denkmals" besuchen. Gespräche mit Mitarbeitern und Besuchern
motivierten mich zu folgendem Text. Die Hinweise zur Geschichte der Region
sind dabei rein beispielhaft und könnten durch vieles andere
ergänzt werden. Die RSE kam bereits in meinen ab 2000 erstellten Webseiten
"Bahnen in Bonn" in kleinen, auf die Region Bonn
bezogenen Abschnitten vor (siehe dort auch "Besondere Bahnstrecken"
und die Google-Grafik
"Zwischen Rhein und Sieg").
Die Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) wurde 1869 als "Brölthaler Eisenbahn-Actien-Gesellschaft" durch Umwandlung eines Vorgängerbetriebs gegründet, der als Pferdebahn begonnen hatte. Sie war die erste Schmalspurbahn mit öffentlichem Verkehr in Deutschland. Während die Reichsbahn die größeren Täler von Rhein, Sieg und Agger erschloss, bediente die RSE zunächst das Bröltal, später dann auch Hanfbachtal und Pleistal. Sie verband Teile des bergischen Landes und des nördlichen Westerwalds mit den Bahnhöfen in Hennef und Siegburg sowie dem Rheinhafen in Beuel. 1892 wurde Asbach erreicht, 1902 Oberpleis und Rostingen und damit die größte Ausdehnung des RSE-Schienennetzes.
Die spätere Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz gab es noch nicht. Die Hochflächen und Täler zwischen Rhein und Sieg bildeten einen eher einheitlichen Siedlungs- und Wirtschaftsraum, in dem die Bahnlinien die wichtigsten Verkehrsverbindungen darstellten. Über Uckerath und Weyerbusch führte außerdem die heutige Bundesstraße 8 als alter Handelsweg von Köln über Siegburg und Hennef nach Altenkirchen und Limburg sowie weiter ins Rhein-Main-Gebiet.
Schon vor Gründung der RSE war Friedrich Wilhelm Raiffeisen in der Region als Bürgermeister in Weyerbusch und Flammersfeld tätig. Die von ihm ins Leben gerufenen Genossenschaften bildeten unter anderem die Grundlage für Landhandelsstützpunkte, die sich – neben weiteren ähnlichen Gesellschaften – gerne an Bahnhöfen ansiedelten und dort meist Gleisanschluss hatten. Neben den Steinbrüchen war daher auch der Landhandel ein Standbein des Warenverkehrs der RSE. 1927 eröffnete Jean Dohle in Quirrenbach (zwischen Oberpleis und Rostingen) einen Kolonialwarenladen. Daraus ging in Kooperation mit einem ähnlichen Geschäft aus Quadrath bei Bergheim die heute unter dem Markennamen "Hit" agierende Handelskette hervor. Der spätere Hauptsitz lag zwar auch an einer RSE-Strecke bei Niederpleis; zu dieser Zeit endete allerdings bereits deren Bahnverkehr.
Asbach wurde nicht nur durch die RSE sondern auch durch eine von Raiffeisen angeregte Straßenverbindung von Flammersfeld über Asbach nach Bad Honnef erschlossen. Teile dieser Straße nutzten später auch Busse der RSE, und heute verkehrt darüber eine Schnellbuslinie von Bad Honnef nach Asbach. Eine weitere Schnellbuslinie fährt von Hennef über Uckerath nach Asbach, allerdings nur montags bis samstags. Flammersfeld hatte im benachbarten Seelbach im Wiedtal einen Bahnhof an der bis 1984 im Personenverkehr genutzten Holzbachtalbahn Siershahn–Altenkirchen. Dieser Bahnhof war auch Endpunkt der Bahnstrecke von Linz am Rhein, deren Reststück heute bis Kalenborn touristisch befahren wird.
In Linz am Rhein hat bis heute die Basalt AG ihren Firmensitz. Während die Anfänge der Bröltalbahn unter anderem durch den Transport von Eisenerz und Kohle geprägt waren, wurde bald Basalt zum wichtigsten Transportgut. Über Jahrzehnte war die Basalt AG Mehrheitseigner der RSE. Die Basalt AG betrieb zur Erschließung der Steinbrüche auch eigene Bahnen, die teilweise als Anschlussbahn zur RSE fungierten. Der letzte betriebene Steinbruch im ehemaligen RSE-Gebiet liegt bei Hühnerberg und gehört zu einer Beteiligungsgesellschaft der Basalt AG (Fotos der Anlagen im "Virtuellen Heimatmuseum").
Seit 1904 wurde in Krautscheid im Hanfbachtal am Standort der Grube Louise Blei nicht mehr aus der Erde geholt, sondern aus Altbatterien gewonnen. Die Bleihütte hatte einen Gleisanschluss und sehr früh eine Werkslok mit Akkuantrieb. Ein Modell dieser Akkulok findet sich im RSE-Museum in Asbach. Während der überwiegende Teil des Streckennetzes der RSE im heutigen NRW lag, verlief der Abschnitt von Krautscheid nach Asbach im 1946 gegründeten Rheinland-Pfalz. Die Gründe für die Lage des Museums in Asbach (statt in Beuel, Sankt Augustin oder Hennef) sind im Erhaltungszustand des dortigen Bahnhofsgeländes und in der Unterstützung durch die Ortsgemeinde Asbach zu finden.
Im Jahr 2000 gründete der 2015 verstorbene Wolfgang Clößner das Asbacher Museum im dortigen Lokschuppen und auf dem vorgelagerten Gelände. Kernstück war die von ihm erworbene Lok 53 der RSE, die als größte Lok der Gesellschaft von 1945 bis 1966 im Einsatz war. Zum Lokschuppen kamen später das Empfangsgebäude, ein Güterschuppen und ein Werkstattgebäude hinzu, und der Fahrzeugpark wuchs auch stetig. Zur Museumshistorie und zur RSE findet man natürlich deutlich mehr Informationen auf den Webseiten des Museums.
Das Museum lebt vom ehrenamtlichen Engagement der aus dem ehemaligen RSE-Einzugsgebiet und benachbarten Regionen kommenden Mitarbeiter. Der 2019 gegründete Verein "Museum der Rhein-Sieg Eisenbahn Asbach e.V." dient als rechtlicher Rahmen für das Museum, und erlaubt, die gemeinnützige Arbeit steuerbegünstigt finanziell zu unterstützen. Seit März 2023 sind umfangreiche Unterlagen der RSE digital zugreifbar. Die Kooperation des Museums mit dem Stadtarchiv Sankt Augustin und verschiedenen Privatpersonen ermöglicht die einmalige Chance, große Teil der RSE-Geschichte auch online zu erforschen.
Verweise auf weiterführende Webseiten
Essen, Recklinghausen und Mülheim
Mit dem Deutschlandticket über den Rhein
Übersicht Reisen und Geschichten
Zuletzt geändert am 16.9.2023 /
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