Bearbeitungsstand: April 1994
 
Ergebnisse einer Fahrgastbefragung zur Münchner S-Bahn
– Kurzfassung –
 
 

Eine bessere S-Bahn, das ist der Wunsch vieler Fahrgäste. Zu volle Züge, Verspätungen, viel zu teuer und zu lange Wartezeiten sind nur einige Punkte, die seit Jahren kritisiert werden. Wir wollten wissen, wie das S-Bahn-System von den Fahrgästen gesehen wird. Im Herbst 1993 waren Teams des Fahrgastverbandes PRO BAHN im gesamten S-Bahn-Netz unterwegs, um Fragebögen an die Fahrgäste der S-Bahn zu verteilen.

Gegenstand der Befragung waren in erster Linie die Bahnhöfe der Münchner S-Bahn. Diese Schwerpunktsetzung hat verschiedene Gründe:

Ziel der Befragung war, herauszufinden, wo, insbesondere auf den Bahnhöfen der Außenstrecken, Mängel bestehen, aber auch, welche Bahnhöfe gute Lösungen für den Fahrgast anbieten. Da PRO BAHN die Ergebnisse auch an die verantwortlichen Stellen weitergibt, haben die Fahrgäste über die Fragebögen Einfluß darauf, wie ein S-Bahnhof ausgestattet sein sollte. Im Fragebogen bestand außerdem die Möglichkeit, Stärken und Schwächen des S-Bahn-Systems insgesamt zu bewerten.

Die nun vorliegenden Ergebnisse der Fahrgastbefragung unterstreichen die Forderungen von PRO BAHN nach Beseitigung der Mängel und den notwendigen Ausbaumaßnahmen.

Im ersten Teil des Fragebogens wurden die verschiedenen, zu einem Bahnhof gehörenden Einrichtungen bewertet. Bei der Frage nach der Wichtigkeit verschiedener Elemente eines Bahnhofs ergab sich, daß die Punkte "Wetterschutz / Bahnsteigüberdachung", "Zugänge für Behinderte", "Fahrradabstellanlage" und "Telefon" von einer großen Mehrheit der Fahrgäste als wichtig eingestuft werden.

Bei der Frage nach Vorhandensein und Zustand der aufgeführten Einrichtungen eines Bahnhofes werden von den als wichtig empfundenen Einrichtungen insbesondere die "Zugänge für Behinderte / Kinderwagen" am häufigsten mit "nicht vorhanden" bewertet wurde. Vom Zustand her gab es schlechte Ergebnisse bei "Toiletten" und "Warteraum im Gebäude". Weitere Ergebnisse, die auf notwendige Verbesserungen hindeuten, erzielten "Wetterschutz / Bahnsteigüberdachung", "Sitzgelegenheiten" und "Fahrradabstellanlage".

Neben der beschriebenen Bewertung von einzelnen Elementen, die an einem Bahnhof vorhanden sein können, bestand im zweiten Teil des Fragebogens die Möglichkeit eine umfassendere Bewertung abzugeben. Dazu waren die Einzelelemente eines Bahnhofs in folgende sechs Bereiche zusammengefaßt: "Bahnhofsumfeld", "Gebäude", "Information", "Fahrscheinverkauf", "Bahnsteige / Unterführungen" und "Umsteigen". Mögliche Bewertungen des Gesamteindrucks, den die Befragten vom entsprechenden Bereich hatte waren "gut", "ausreichend" oder "schlecht". Die Antworten waren wie folgt verteilt:
 

 schlecht  ausreichend    gut   
Gesamteindruck Bahnhofsumfeld 18% 48% 32%
Gesamteindruck Gebäude 27% 40% 16%
Gesamteindruck Information 33% 46% 18%
Gesamteindruck Fahrscheinverkauf 25% 45% 25%
Gesamteindruck Bahnsteige / Unterführungen 28% 47% 23%
Gesamteindruck Umsteigen 16% 19% 20%

Abb. 1: Gesamteindruck verschiedener Bereiche eines Bahnhofs

Man erkennt das schlechte Abschneiden von "Information" und "Gebäude" gegenüber den besseren Werten von "Bahnhofsumfeld" und "Umsteigen". Die im Vergleich kleineren Zahlen bei "Umsteigen" resultieren daher, daß hier nur Fahrgäste zum Antworten aufgefordert waren, die Umsteigeverbindungen von oder zur S-Bahn nutzen.

Ein Gesichtspunkt unter dem man diese Ergebnisse untersuchen kann ist, ob sie abhängig sind von der Entfernung des betroffenen Bahnhofs zur Münchner Innenstadt. Dazu wurde eine grobe Entfernungseinteilung getroffen, die sich an der Struktur der Tarifzonen des Münchner Verkehrsverbundes orientiert. Die innere Zone endet etwa 8 - 10 km außerhalb der Innenstadt, die mittlere Zone reicht zwischen 18 und 24 km hinaus, die S-Bahn-Endpunkte liegen zwischen 27 und 39 km (Luftlinie) von der Innenstadt entfernt.

Bei dieser Differenzierung fällt auf, daß die Bahnhöfe in der mittleren Zone die am stärksten abweichenden Ergebnisse zeigen. Während bei "Gebäude", "Information" und "Bahnsteige / Unterführungen" die Unterschiede eher gering ausfallen, werden bei "Bahnhofsumfeld" und "Fahrscheinverkauf" die Bahnhöfe mit mittlerer Entfernung zur Innenstadt positiver als die anderen Bahnhöfe bewertet. Bei "Umsteigen" werden die Bahnhöfe im mittleren Bereich schlechter als die restlichen bewertet.

Eine Bewertung von einzelnen Bahnhöfen setzt voraus, daß von dem entsprechenden Bahnhof aussagekräftige Ergebnisse existieren. Dies ist bei einer so weit gestreuten Befragung nicht für jeden Bahnhof der Fall. Aus diesem Grund wurde hierzu nur die Gruppe der Bahnhöfe betrachtet, von denen die meisten ausgefüllten Fragebögen vorliegen. Aufgrund der Rücklaufzahlen entschieden wir uns, 51 Bahnhöfe für eine Bewertung zuzulassen. Die unten aufgeführten Bahnhöfe sind immer aus dieser Gruppe von 51 Bahnhöfen.

Grundlage der Bewertung war wieder der Gesamteindruck der Bereiche Bahnhofsumfeld, Bahnhofsgebäude, Information, Fahrscheinverkauf, Bahnsteige / Unterführungen und Umsteigen. In der Gesamtbewertung schnitten folgende zehn Bahnhöfe besonders gut ab:
 
Gauting   Harthaus   Neubiberg   Puchheim   Vaterstetten
Haar   Holzkirchen   Neuperlach Süd   Trudering   Wolfratshausen

Dabei liegen Harthaus, Neuperlach Süd und Trudering dicht gedrängt an der Spitze. Am unteren Ende der Bewertungsskala liegen folgende Bahnhöfe:
 
Grafing Stadt   Heimstetten   Lohhof   Otterfing   Siemenswerke
Grafrath   Karlsfeld   Obermenzing   Seefeld-Hechendorf   Starnberg

Obermenzing ist mit etwas Abstand das absolute Schlußlicht dieser Liste. In einer zu dieser Befragung existierenden ausführlichen Dokumentation werden die Bahnhofsbewertungen etwas näher analysiert, und auch auf erwähnenswerte Ergebnisse von Bahnhöfen eingegangen, die oben nicht aufgeführt sind.

Im letzten Teil des Fragebogens ging es um allgemeine Fragen zur S-Bahn. Das S-Bahn-System wird insgesamt positiv bewertet. Einzelne Punkte wie "Fahrpreis" erzielten jedoch ein eher negatives Ergebnis. Dies ist bei der Tarifstruktur des MVV (Preissprünge bis zu 100%) nicht sonderlich überraschend. Kritisiert werden auch "Häufigkeit der Fahrmöglichkeiten" (insbesondere beim 40-Minuten-Takt), sowie "Ausstattung" und "Zustand" der S-Bahn-Fahrzeuge. Eine relativ große Zufriedenheit zeigte sich bei "Fahrzeit in die Innenstadt".

Am Schluß des Fragebogens wollten wir noch einiges zu den Gewohnheiten bezüglich der S-Bahn-Benutzung wissen. Bei den von uns Befragten ergab sich eine große Häufigkeit der S-Bahn-Benutzung (43% fahren täglich, auch am Wochenende). Die Verteilung der Fahrzeiten war wie erwartet um die mittleren Werte (30% zwischen 21 und 30 Minuten) herum gruppiert. Die längeren Strecken (über 40 Minuten) hatten mit 19% einen deutlich höheren Anteil als die sehr kurzen Strecken (bis 10 Minuten) mit 5%.

Beim Weg zur S-Bahn dominiert der Fußweg mit 45% Anteil deutlich. Danach folgen mit Abstand Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel und Auto. Interessant sind vielleicht noch folgende Daten:

Die vollständigen Ergebnisse der Befragung sind in einer Broschüre dokumentiert. Außer einer detaillierten Darstellung der erwähnten Bewertungen, werden in dieser Dokumentation Querverbindungen zwischen den einzelnen Merkmalen und mögliche Konsequenzen aufgezeigt. Das Heft kann bei PRO BAHN, Schwanthalerstr. 74, 80336 München gegen Voreinsendung von DM 12,- (Briefmarken oder Verrechnungsscheck) bestellt werden.
 

Abb. 2: Verteilung der Häufigkeit der Fahrten
 

Abb. 3: Verteilung der durchschnittlichen Fahrzeiten
 

Abb. 4: Verteilung der benutzten Verkehrsmittel von / zum S-Bahnhof


 
 
Alle Angaben entnommen aus:
Ihre Meinung zur Münchner S-Bahn und ihren Bahnhöfen war gefragt!
Ergebnisse einer Fahrgastbefragung
PRO BAHN Regionalverband Oberbayern e. V.
München, April 1994

 

Anmerkung: Die erwähnte Broschüre ist inzwischen vergriffen. Eine PDF-Version (600 KB) gibt es bei PRO BAHN Oberbayern.
 

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