Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post August 1999.
Bearbeitungsstand: 26.7.1999
passend unpassend

Neben der Tatsache, daß die Deutsche Bahn ab und zu Schwierigkeiten hat, ihren Betrieb einigermaßen pünktlich und kundenfreundlich durchzuführen, beglückt sie uns alle paar Jahre mit neuen Farben an ihren Fahrzeugen. Mancher mag das als unpassend empfinden, insbesondere weil die Lebensdauer der Farbkonzepte meist deutlich kürzer ist als die Zeitspanne, welche die DB benötigt, um ihre Fahrzeuge in das neue Kleid zu hüllen.

Ziemlich unpassend empfindet der Autor die mißlungenen Versuche neue Farbkonzepte auch auf existierende S-Bahnhöfe auszudehnen. Da werden dann helle, kleine Bahnhofsschilder durch halb so viele dunkle, etwas größere und etwas höher hängende ausgetauscht. Daß dabei eine häßliche Lautsprecheraufhängung sichtbar wird und die Wegweisung zu den Anschlußbussen noch schlechter wird als sie ohnehin schon war, wird in Kauf genommen. Hauptsache, die von Frankfurt vorgeschriebenen Normen und Standards werden eingehalten. Korrekturwünsche kann oder will die DB auch nach einem dreiviertel Jahr nicht berücksichtigen.

Wir würden uns ja freuen, wenn die Bahn AG endlich wieder zu einer geschlossenen Unternehmensidentität fände. Ob häufige Farbwechsel und Konzepte mit zweifelhafter Funktionalität das passende Mittel sind, ist allerdings fraglich. Absolut unpassend ist aber, wenn dieses Selbstbild des Unternehmens so umgesetzt wird, daß das öffentliche Bild der Bahn dadurch noch weiter beschädigt wird. Eine kosmetische Operation ist auch an einem S-Bahnhof nur sinnvoll, wenn keine Narben zurückbleiben. Wer neue Schilder bezahlen kann, muß auch die Folgekosten für neue Lautsprecheraufhängungen oder eigentlich selbstverständliche Wegweiser zu den Anschlußbussen tragen können. Andernfalls ist die Wirkung der Investition, die ja indirekt von Fahrgästen und Steuerzahlern getragen wird, einfach nur negativ. Ganz abgesehen davon, daß an unseren S-Bahnhöfen wesentlich wichtigere Dinge zu verbessern wären als die Farbe der Beschilderung.

Ob es nun als passend oder unpassend empfunden wird: Das sowieso schon uneinheitliche Bild der DB-Fahrzeugbemalung wird zusätzlich durch Graffiti und Vollwerbung aufgelockert. Ungewollt passend mag dabei in manchen Situationen die neueste Variante der S-Bahn-Vollreklame wirken. Das Ferienziel Sardinien möchte damit die Münchner in südliche Gefilde locken. Ob die Verantwortlichen gleichzeitig die vom ET420 ab und zu eingenommene Rolle als "Sardinenbüchse" auch nach außen dokumentieren wollten, ist unbekannt.

Gerüchte, daß der so bemalte Zug als Test für ein aus der Not geborenes Fahrzeugsparmodell in der morgendlichen Stoßzeit als Kurzzug auf der S4 eingesetzt wird, konnten nicht bestätigt werden.


eXTReMe Tracker  

Übersicht Publikationen

Gesamtübersicht

© Edmund Lauterbach – 22.8.2001 / Impressum / Kontakt