Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Oktober 2001.
Bearbeitungsstand: 13.8.2001

Mit der S1 zum Flughafen – oder auch nicht
Fahrgastinformation und ihre Tücken

Es soll ja Leute geben, die fahren zum Flughafen, ohne vorher Erfahrungen mit dem Münchner S-Bahn-Netz oder gar der S1 gesammelt zu haben.

Daran, daß ebenso viele Fahrgäste mit Fahrtziel Flughafen in den vorderen Freisinger Teil einsteigen wie hinten, hat man sich als Stammfahrgast auf der S1 ja schon gewöhnt. In Neufahrn besteht für diese Leute auch ausreichend Umsteigezeit.

Jetzt gibt es aber seit Juni den ET423 auf der S1. Zunächst gab es in diesen neuen S-Bahn-Zügen eine automatische Ansage, daß der Zug in Neufahrn getrennt wird, und daß man das Fahrtziel des Zugteiles in dem man sitzt, der Anzeige im Zuginnern entnehmen soll. Leider schaltet diese jedoch bereits vor dieser Ansage vom Namen des Zielbahnhofs zum Namen des nächsten Halts ("Neufahrn") um, und bleibt so bis zum Anhalten des Zuges. Das Problem wurde aber nach ein paar Wochen auch von der Bahn bemerkt, und die Durchsage jetzt so verkürzt, daß der Hinweis auf die Anzeige im Wageninnern entfällt.

Zusatzansagen vom Triebwagenführer, die klären, ob der jeweilige Zugteil nach Freising oder zum Flughafen fährt, gibt es nun auch häufiger als zu Beginn des ET423-Einsatzes. Womit wir in dieser Frage wieder beim Standard der alten S-Bahn-Züge angelangt wären. Mal abwarten, was sich bezüglich der Ansagen noch tut.

Wie auch immer, die meisten Fluggäste schaffen es bis Neufahrn sich zu orientieren und eine entsprechende Rennerei und Kofferschlepperei auf dem Bahnsteig setzt ein. Wer zu spät bemerkt, daß sein Zugteil nach Freising und nicht zum Flughafen geht, darf sich dann in Freising noch einem Intelligenztest unterziehen: Entweder mit der S1 wieder über Neufahrn zurück (Reisezeit ca. 40 Minuten) oder mit der Buslinie 635 in der Häfte der Zeit.

Einige potentielle Fahrgäste zum Flughafen erwischt es aber noch schlimmer: Da steht nun jemand an einem unbesetzten Bahnhof wie Eching und will zu seinem Flieger. Auf dem Zugzielanzeiger am Bahnsteig sieht er eine Zeile mit Fahrtziel Freising und eine mit Fahrtziel Flughafen. Klein daneben jeweils Zugteilsymbole, die leider auch nicht immer richtig sind. Eine ähnliche zweizeilige Anzeige weist auf der Stammstrecke auf zwei aufeinanderfolgende Züge hin, auf der Außenstrecke der S1 aber auf zwei Zugteile eines Zuges.

Jetzt nehmen wir einmal an, unser potentieller Fahrgast hat die Zugteilsymbole nicht bemerkt, oder nicht richtig gedeutet, und er hat außerdem den kleinen, in gelber Schrift auf blauem Hintergrund gehaltenen Hinweis übersehen, daß der Zug getrennt wird. Er könnte jetzt aus der Anzeige schließen, daß der erste Zug nach Freising fährt und danach noch ein Zug zum Flughafen kommt. Es kann außerdem passieren, daß er in der vorderen Bahnsteighälfte steht.

Beim ET420 hätte er noch anderthalb Chancen gehabt:

Der ET423 gibt ihm aber keine Chance:

Mit etwas Glück, sieht unser Nun-doch-nicht-Fahrgast bei Ausfahrt des Zuges die seitlichen oder rückseitigen Anzeigen des Flughafenteils und weiß sich so 20 Minuten später gegen die Sitten des Münchner S-Bahn-Systems zu wappnen. Oder er entschließt sich, spätestens wenn nach 5 Minuten die Bahnsteiganzeige abblättert, dann doch in eine Taxifahrt zum Flughafen zu investieren und das bereits erstandene MVV-Ticket unter "Lebenserfahrung" zu verbuchen.



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