Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Dezember 2005.
Bearbeitungsstand: 1.11.2005
  München Hauptbahnhof
Kundentransformation

Wahrscheinlich, weil es nie so recht gelang, die Fahrkartenschalter im Reisezentrum des Münchner Hauptbahnhofs auszulasten, und weil sich das Schalterpersonal zu häufig langweilte, hat die Deutsche Bahn AG einige dieser Schalter demontiert. Statt dessen stehen dort seit Ende Oktober noch ein paar Automaten mehr. Die Wahl des Automatenstandorts ist folgerichtig, weil es in dem überdimensionierten Raum des Reisezentrums zuviel ungenutzten Platz gab, und der Rest des Hauptbahnhofs nun wirklich keine Aufstellmöglichkeiten für zusätzliche Fahrscheinautomaten bietet. Klar ist auch, daß man die freien Flächen in der Haupthalle für wichtige Dinge wie Autoverlosungen und Fischbuden nutzen muß. Der Deutschen Bahn AG kann man zu dieser konsequenten Entwicklung im Zuge der Transformation des Münchner Hauptbahnhofs und des DB-Konzerns im ganzen nur gratulieren.

Doch halt – was ist mit den Kunden? Sind diejenigen, die die Erlebniswelt Reisezentrum dem Abenteuer Automaten vorziehen, unwissende Ignoranten, die nicht erkannt haben, wie es das Selbstbewußtsein als eigenverantwortlicher Reisender stärkt, wenn man sich den Weg durch das Automatenmenü gebahnt hat und anschließend den Lohn der eigenen Arbeit in Form des Fahrscheins in der Hand hält? Hat die DB bisher einfach die falschen Kunden? Haben wir also das Projekt unterschätzt und in Wirklichkeit findet hier eine Transformation von Mitgliedern des schalteraffinen Kundensegments zum Selbstbestätigung suchenden Selbstbediener statt? Alle Achtung – die Deutsche Bahn hat sich Großes vorgenommen. Eleganterweiser geht damit das Recht, Fehler zu machen, ebenfalls vom DB-Mitarbeiter auf den Kunden über, was doch eine sehr zufriedenstellende Lösung eines oftmals beklagten Problems ist.

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