Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Juni 2015.
Bearbeitungsstand: 30.4.2015

 
 

Streckenplan

Glückliches Bahnfahren mit komplizierten Fahrkarten

In der April-Ausgabe der PRO BAHN Post war ein Text über "die Probleme der Deutschen Bahn" zu lesen, der diese Probleme anhand einiger Bahnfahrten veranschaulichte. Nun sind die Probleme der DB nicht plötzlich verschwunden, aber es soll nicht verschwiegen werden, dass man als Fahrgast auch Glück haben kann. Es ist bei weitem nicht so, dass die Masse aller Bahnfahrten so verunglückt, wie das im Aprilheft beschrieben wurde. Allerdings sind es deutlich zu viele, wie nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch die bei PRO BAHN eingehenden Beschwerden zeigen.

Nun also das positive Beispiel. Statt über Siegburg/Bonn nach Bremen und wieder zurück nach München ging es im April nach Halberstadt und Hamburg. Vorweg das Qualitätsfazit: Die beiden ICE-Fahrten von München nach Halle sowie von Hamburg nach München und die Mitfahrt in insgesamt neun Regionalzügen verliefen pünktlich und problemlos. Bordbistros, Klimaanlagen, Toiletten funktionierten, alle Anschlüsse wurden erreicht.

Ginge es nur darum, die positiven Erfahrungen vom April den negativen Erlebnissen vom März entgegenzustellen, wäre der Artikel jetzt zu Ende. Die Besonderheiten der Fahrten im April waren aber einige Umwege und die dadurch etwas kompliziert gewordenen Fahrkarten.

Durchs Wippertal nach Halberstadt

An einem Freitag reiste eine Gruppe von vier PRO BAHNern von München nach Halberstadt. Da aber just am fraglichen Wochenende die berühmt gewordene Wipperliese zwischen Klostermansfeld und Wippra ihren Planbetrieb beenden sollte, lag es nahe, einen entsprechenden Abstecher einzuplanen. Ein Test mit dem Buchungssystem der DB ergab, dass die Umwegfahrt von München über Wippra nach Halberstadt mit einem Fahrschein möglich ist, und dass die Stichfahrt keine Zusatzkosten erzeugt. Ein Normalpreisfahrschein München – Halberstadt kostet bei ICE-Nutzung bis Halle 112 Euro, und exakt dies war auch der Grundpreis unserer Fahrkarte.

Bei der Buchung gab es zwei weitere Besonderheiten: Um für den Fall einer S‑Bahn-Verspätung ggf. eine teurere Verbindung via Göttingen nutzen zu können, wurde der Fahrschein ab Feldmoching ausgestellt. Wegen der für Bahncard-Inhaber kostenfreien City-Ticket-Option war dies preisneutral. Aufgrund knapper Anschlüsse und Zweistundentakt stellte sich die Frage, was tun, wenn der Umweg über Wippra nicht klappt. Um die Zeit anders nutzen zu können, wurde als Alternative eine zweite Stichfahrt nach Wernigerode berücksichtigt, die ebenfalls zu keinen Mehrkosten führte, letztlich aber ungenutzt blieb.

Die resultierende Fahrkarte führte von München+City; nach Halberstadt via (N*WUE*EF/R*HO*C*L)*KON*SLB. Die Abkürzungen stehen hierbei für Nürnberg, Würzburg, Erfurt, Regensburg, Hof, Chemnitz, Leipzig, Könnern, Sandersleben und spannen eine sogenannte Raumbegrenzung auf. Wie auch immer diese Raumbegrenzung zu unserem Fahrweg passte – die auf dem Ticket abgedruckte Verbindung lautete wie folgt:

München-Feldmoching 10.04. ab 08:39 S 1
München Hbf (tief) 10.04. an 08:57
München Hbf 10.04. ab 09:14 ICE 208
Halle(Saale)Hbf 10.04. an 13:58
Halle(Saale)Hbf 10.04. ab 14:12 HEX80232
Sandersleben(Anh) 10.04. an 14:56
Sandersleben(Anh) 10.04. ab 15:12 RE 17769
Klostermansfeld 10.04. an 15:27
Klostermansfeld 10.04. ab 15:30 RB 34994
Wippra 10.04. an 15:59
Wippra 10.04. ab 16:05 RB 34995
Klostermansfeld 10.04. an 16:33
Klostermansfeld 10.04. ab 16:37 RE 17790
Sandersleben(Anh) 10.04. an 16:52
Sandersleben(Anh) 10.04. ab 17:01 HEX80238
Halberstadt 10.04. an 17:47
Halberstadt 10.04. ab 18:04 HEX80242
Wernigerode 10.04. an 18:18
Wernigerode 10.04. ab 18:40 RE 3613
Halberstadt 10.04. an 18:56
Seite 1 Online-Ticket Im ICE wurde unser Online-Ticket ohne Beanstandung verifiziert. Zwei weitere Zugbegleiter in einem Regionalzug und in der Wipperliese kontrollierten wortlos den Fahrschein. Bei bestem Fotografierwetter fuhren wir durch das Wippertal und wir kamen unter Verzicht auf den Abstecher nach Wernigerode pünktlich in Halberstadt an.

Kleiner Umweg über Hamburg

Die Rückfahrt von Halberstadt nach München erfolgte nicht als Vierergruppe sondern zu unterschiedlichen Zeiten und über verschiedene Wege. Für mich bot sich aus privaten Gründen ein Abstecher nach Hamburg an. Auch hierfür erfolgte ein Test im Buchungssystem, ob die Route Halberstadt – Hamburg – München mit einer Fahrkarte möglich ist. Allein durch Degression und Maximalpreis ergibt sich ein Preisvorteil gegenüber getrennten Fahrscheinen.

In Hamburg war ein Aufenthalt von Samstagabend bis Dienstag geplant. Eine entsprechend lange Gültigkeit lässt sich nur mit einem internationalen Fahrschein erzielen. Für die Fahrt erwarb ich daher ein "Europa-Spezial Österreich", das zum Buchungszeitpunkt zum sehr günstigen Preis von 29,25 Euro bei vorhandener Bahncard 25 zu haben war. Als "virtuellen" Zielpunkt wählte ich Innsbruck. Da pro Via-Bahnhof im Buchungssystem der DB maximal 48 Stunden Aufenthalt eingegeben werden können, verteilte ich die Aufenthaltszeit in Hamburg auf die Via-Punkte Bergedorf und Altona. Für die Verbindungsabschnitte vor Dienstag ließ ich bei der Buchung nur Regionalzüge und S‑Bahnen zu.

Bei Sparpreisfahrscheinen ist die Wegeangabe deutlich ungenauer, allerdings wegen der Zugbindung mit Zugnummern und Datums-/Zeitangaben versehen. Die vorgeschriebene Route auf dem Fahrschein lautete: (11.04.2015)NV*(14.04.2015)HH‑Alto 9:47 ICE787/M‑Hbf*NV*KufstDB 18:14 RJ864 VIA: Kufstein, wobei "NV" für beliebige Nahverkehrsverbindungen im angegeben Zeitfenster steht.

Wie auch immer man diese kryptische Angabe deuten möchte, die auf dem Fahrschein abgedruckte Verbindung sah wie folgt aus:

Halberstadt 11.04. ab 16:01 HEX80153
Magdeburg Hbf 11.04. an 16:44
Magdeburg Hbf 11.04. ab 17:03 RE 17624
Uelzen 11.04. an 18:47
Uelzen 11.04. ab 19:03 ME 82132
Hamburg Hbf 11.04. an 20:01
Hamburg Hbf 11.04. ab 20:32 RE 4319
Hamburg-Bergedorf 11.04. an 20:42
Hamburg-Bergedorf 13.04. ab 14:47 S 21
Hamburg-Sternschanze 13.04. an 15:13
Hamburg-Sternschanze 13.04. ab 15:26 S 31
Hamburg-Altona(S) 13.04. an 15:32
Hamburg-Altona(S) 14.04. ab 09:47 ICE 787
München Hbf 14.04. an 16:06
München Hbf Gl.5-10 14.04. ab 16:44 M 79079
Kufstein 14.04. an 17:58
Kufstein 14.04. ab 18:14 RJ 864
Innsbruck Hbf 14.04. an 18:54
Seite 1 Online-Ticket Da die Fahrt in München endete, nutzte ich weder Meridian noch den ÖBB-Railjet. Bergedorf sah ich nur aus einem durchfahrenden Zug. Am 13.4. kam ich zwar durch Altona, hatte aber sowieso eine HVV-Tageskarte. Zustieg in den ICE erfolgte am Hauptbahnhof.

Irgendwann zwischen Buchung des Fahrscheins und dem Fahrtdatum richtete die DB auf einem Abschnitt der Strecke zwischen Magdeburg und Uelzen einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen ein. Dadurch wurde die abgedruckte Verbindung obsolet; der Zug aus Magdeburg endete nun in Stendal.

Zum Glück fährt der von der DB eigenwirtschaftlich betriebene IRE Hamburg – Berlin via Stendal. Dieser Zug ist der DB wichtig genug, dass man die Fahrgäste nicht mit SEV quält, sondern ihn umleitet. Und da auf der Umleitungsstrecke nicht gehalten wurde, sollte der Zug am fraglichen Datum bereits um 19.47 Uhr statt um 20.05 Uhr in Hamburg ankommen, und damit früher als meine ursprünglich vorgesehene Verbindung mit Metronom. Bei Buchung des Fahrscheins war das Umsteigen in den IRE in Stendal nicht angeboten worden. Dies konnte auch nicht erzwungen werden, da die beiden möglichen Via-Punkte schon vergeben waren.

Es ergab sich eine insgesamt schöne und ruhige Fahrt nach Hamburg, ab Stendal in einem nur mäßig gefüllten IRE mit ehemaligen Interregio-Wagen. Auf der Fahrt nach Hamburg gab es keinerlei Anmerkungen zum komplizierten Fahrschein, nur die Zugbegleiterin im ICE nach München meinte "viele Wege führen nach Innsbruck". Beim ICE 787 fehlte Wagen 1, worauf aber zumindest in Hamburg deutlich und früh genug hingewiesen wurde – inklusive des Verschiebens von Sitzplatzreservierungen in Wagen 3. Der Zug wurde wegen einer Baustelle südlich von Ingolstadt planmäßig ohne Halt über Treuchtlingen und Augsburg umgeleitet und erreichte München trotz einer leichten Unterwegsverspätung annähernd pünktlich.

Edmund Lauterbach

 


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