Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Juni 2016.
Bearbeitungsstand: 19.5.2016

 

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25 Jahre ICE-Betrieb
Mit der Bezirkswochenkarte im ICE

Am 29. Mai 1991 fuhren fünf ICE-Züge mit geladenen Gästen als Sternfahrt von Hamburg, Bonn, Wiesbaden, Stuttgart und München zum neuen Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Dort startete Bundespräsident von Weizäcker um 12 Uhr offiziell das ICE-Zeitalter mit dem Satz: "Der Hochgeschwindigkeitsverkehr in der Bundesrepublik Deutschland ist damit eröffnet."

Der wichtigere Termin war der Fahrplanwechsel vier Tage später. Am 2. Juni 1991 begann mit dem regulären Betrieb das ICE- und Hochgeschwindigkeitszeitalter auch für die normalen Fahrgäste.

Foto 630*222 - ICE-Züge München Hbf 2.6.1991

Bis zu ebenjenem Fahrplanwechsel verkaufte die damalige Deutsche Bundesbahn sogenannte Bezirkswochenkarten (Bzwk). Damit konnte man sieben Tage lang in einem bestimmten Teilnetz der DB alle Züge benutzen – inklusive Fernverkehr. Mit dem Fahrplanwechsel endete zwar der Verkauf der Bezirkswochenkarte, nicht jedoch ihre Gültigkeit. Der letzte Gültigkeitszeitraum begann am 1.6.1991. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen besaß der Autor dieser Zeilen eine Bzwk mit Gültigkeitsende 3.6.1991 für den Bundesbahn-Bezirk 423 (München Nord), der auch die Strecke München – Augsburg mit einschloss. Aus den damaligen Beförderungsbedingungen ergab sich daher, dass diese Karte am 2.6. und 3.6. auch zur Fahrt in den ICE-Zügen berechtigte.

Meine Bezirkswochenkarte benutzte ich eine Woche lang für Ausflüge in die Region. Und als ungeplanter Bonus kam am Sonntagnachmittag eine ICE-Fahrt nach Augsburg hinzu. Mein für das beginnende ICE-Zeitalter ungewöhnlicher Fahrschein wurde anstandslos akzeptiert. Ich erinnere mich noch daran, dass in München das Wetter gut war, in Augsburg aber gerade ein Sommergewitter heftigen Regen brachte. Also fuhr ich ohne viel Aufenthalt mit dem nächsten ICE nach München zurück.

Scan 630*152 - Ausschnitt aus Bezirkswochenkarte

Die neuen ICE-Züge am Münchner Hauptbahnhof waren natürlich auch für andere PRO BAHNer ein Anziehungspunkt. Und prompt sah ich nach dem Aussteigen ein mir bekanntes Gesicht. Heute bei einem großen Bahnkonzern in verantwortungsvoller Position weitab von München, wunderte sich der damals finanzknappe Student, dass ich mir so einfach eine ICE-Lustreise gegönnt hatte. Als ich ihm meine Bzwk zeigte, wurde sofort ein Plan geboren: ich lieh ihm meine Karte für einmal München – Augsburg und zurück aus. Da die damalige PRO-BAHN-Geschäftsstelle günstig zum Hauptbahnhof und meiner Wohnung lag, konnte ich mir die Karte am Abend wieder abholen.

Wie legal das Ausleihen war, ist etwas ungewiss. Wirklich übertragbar sieht die 25 Jahre alte Bzwk nicht aus. Wie auch immer – niemand wurde als Schwarzfahrer erwischt. Und wer will schon so genau wissen, was damals in den Beförderungsbedingungen stand?

Edmund Lauterbach

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  • Auf der Facebook-Seite von PRO BAHN gibt es eine Serie von Beiträgen über die ICE-Züge und ihre Einsätze. Beginnend mit Teil 1 findet man kurze Texte und interessante Links (auch jeweils zum folgenden Beitrag).

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