Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post November 2016.
Bearbeitungsstand: 23.10.2016

 
 

 

Mit der Ilztalbahn zur Mühlkreisbahn

Die Ilztalbahn fährt bekanntlich von Passau nach Freyung. Für jemanden aus dem Raum München liegt sie damit nicht automatisch auf dem Weg ins österreichische Mühlviertel. Es sei denn, man verbindet eine solche Reise mit einem Aufenthalt in der Region, scheut keine Umwege und steigt zur Überwindung von Schienenlücken auch mal in einen Bus.

Die Ilztalbahn-Mühlkreisbahn-Tour ist eine von zwei Kurzreisen in deutsch-tschechische Grenzgebiete, die ich Ende August unternahm. Eine Woche bevor ich Richtung Niederbayern aufbrach, ging es mit Alex, Mitteldeutscher Regiobahn und Erzgebirgsbahn nach Annaberg-Buchholz. Bei bestem Wetter fuhr ich von dort mit der Erzgebirgischen Aussichtsbahn nach Schwarzenberg und einen Tag später über den Erzgebirgskamm via Vejprty/Weipert nach Tschechien. Es folgte ein Abstecher zur reaktivierten Strecke (Cheb/Eger –) Aš/Asch – Selb-Plössberg (– Hof) und als Abschluss eine schöne Fahrt via Plzeň/Pilsen zum Grenzbahnhof Bayerisch-Eisenstein, der in Tschechien Železná Ruda-Alžbětín heißt.

Mehr über diese Reise, die auch Besuche in Chemnitz und Hof und eine Stadtführung in Schwarzenberg einschloss, findet man auf www.myway.de/souvenirs/DE-CZ-2016.

Ein Wochenende später steht dann das Dreiländereck Bayern/Tschechien/Österreich auf dem Programm. Als Unterkunft habe ich denselben Gasthof in Röhrnbach wie ein Jahr zuvor gebucht. Die Anreise am Freitag erfolgt ab Passau per Bus, da die Ilztalbahn nur am Wochenende verkehrt. Der Samstag beginnt dann aber mit einer Ilztalbahnfahrt bis Waldkirchen. Da der tschechische Böhmerwald das Ziel ist, und die Gleise dorthin ab den 1970er-Jahren abgebaut wurden, muss man von Waldkirchen zur tschechischen Grenze den Bus nehmen. Und ohne die Aktivitäten der Ilztalbahn würde auch diese Buslinie nicht existieren.

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Rast im Biergarten des Eisenbahnvereins in Nové Údolí.

Vom Grenzbahnhof Nové Údolí fahre ich mit dem Zug weiter bis Nová Pec. Hier steht die nächste Busfahrt an: mit einem Kleinbus weiter hinauf in den Böhmerwald nach Jelení Vrchy. Der Ort ist als Startpunkt für Wander- und Radtouren beliebt, und zeichnet sich durch eine technisch-historische Sehenswürdigkeit in Form des Schwarzenbergschen Schwemmkanals aus. Zweck des Kanals war, Holz aus dem Böhmerwald ins österreichische Kernland des damaligen Kaiserreichs zu schaffen. Die Busfahrt endet auf einem Parkplatz, neben dem sich ein Tunnelportal des einzigen unterirdischen Kanalstücks befindet.

Mein weiteres Tagesprogramm besteht aus einer Wanderung entlang des Schwemmkanals. Der Weg führt in ein paar Windungen, die dem nicht immer mit Wasser gefülltem Kanal folgen, bis zu dessen Beginn. Danach geht es abwärts zum Bahnhof Nové Údolí, wo ich mich im Biergarten des dort ansässigen Eisenbahnvereins von der Wanderung erhole.

Am Sonntag folgt dann die Reise von der Ilztalbahn über den tschechischen Lipno-See ins österreichische Mühlviertel. Um noch ein bisschen mehr von der Ilztalbahn zu sehen, fahre ich vormittags zuerst einmal bis zum Endpunkt in Freyung. Die meisten Reisenden steigen dort in den Bus zum Nationalparkzentrum um. Mein Weg führt zurück nach Waldkirchen. Es folgen wieder die Busfahrt nach Nové Údolí und der Wechsel ins tschechische Bahnnetz.

Ziel ist es, um 16.15 Uhr einen Busanschluss in Černá v Pošumavi zu erreichen. Bis dahin ist noch etwas Zeit, die ich nicht am Bahnhof in Černá verbringen möchte. Also verlasse ich den Zug in Horní Planá/Oberplan, um mir einen schönen Platz am Ufer des Moldaustausees Lipno zu suchen (knapp zehn Minuten Fußweg).

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Links: Zugkreuzung der Ilztalbahn in Waldkirchen.
Rechts: Der Bus überquert auf einer Fähre den Lipno-See.

Zwei Stunden später fahre ich die restlichen zwei Stationen bis Černá v Pošumavi, wo der Bus schon auf den etwas verspäteten Zug wartet. Wieder ist es ein Kleinbus, der nach Aigen-Schlägl in Österreich im Auftrag der tschechischen Bahnen unterwegs ist. Besonderheit der Linie: in Dolní Vltavice/Untermoldau fährt der Bus auf eine Fähre, mit der der Lipno-See überquert wird. Sowohl die Fährüberfahrt als auch die Busfahrt aus dem Böhmerwald hinab nach Aigen-Schlägl im Tal der Großen Mühl sind bei hervorragendem Wetter schöne Erlebnisse.

Tags darauf ist das Wetter leider nicht mehr hervorragend, sondern ich laufe im Regen vom Gasthof zum Haltepunkt Schlägl. Wegen Zugverspätung komme ich sogar noch bis zum Endpunkt der Mühlkreisbahn in Aigen, bevor dann eine ebenfalls sehr schöne und jetzt wieder regenfreie Fahrt durch das Mühlviertel beginnt. Sehenswert sind der Bahnhof Rohrbach-Berg mit einer Originallok aus den Anfangsjahren der Bahnstrecke sowie die Streckenstücke unmittelbar an der Mühl entlang.

Auf dem letzten Abschnitt begleitet uns dann nicht mehr die Mühl sondern die Donau. In Linz folgt eine Straßenbahnfahrt, da die Mühlkreisbahn nicht am Hauptbahnhof endet. Mein Zeitplan erlaubt es, den Aufenthalt als ausgedehnte Mittagspause zu nutzen, bevor es dann mit Railjet zurück nach München geht.

Alles Weitere zu dieser Rundreise, die mir für 85,50 Euro Fahrtkosten 767 Kilometer mit Bahn, Bus und Fähre brachte, und über andere Touren zur Ilztalbahn erfährt man im Internet unter www.myway.de/souvenirs/itb.html.

Edmund Lauterbach

 Unterwegs in der Grenzregion 
Über die Webseite der Tschechischen Bahnen kann man Fahrkarten sowohl zum Normalpreis als auch einige verbilligte Fahrscheine wie "Celodenní region Jihočeský" (Tageskarte Südböhmen) als Online-Ticket erwerben. An Stationen ohne Fahrscheinschalter wie Nové Údolí erhält man Fahrkarten ohne Aufpreis im Zug. Fahrscheine für Busse gibt es beim Fahrer; im Fall des ČD-Busses nach Aigen auch an Fahrkartenschaltern. Die Ilztalbahn verkauft alle Fahrkarten inklusive Bayerwald-Ticket im Zug.

 


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