Dieser Text erschien im
Magazin der Fahrgast 3/2015
Bearbeitungsstand: 1.7.2015

 

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Umsteigen im Münchner Hauptbahnhof – PRO BAHN startet Petition für eine zusätzliche Bahnsteigverbindung

Im April wurden von der Deutschen Bahn und der Stadt München Pläne für den Neubau der Gebäude des Münchner Hauptbahnhofs vorgestellt. Die Pläne sind allerdings nicht neu, sondern wurden in sehr ähnlicher Form vor zwölf Jahren schon einmal vorgelegt. Nachdem sich die Deutsche Bahn zwischenzeitlich durch den Vorschlag einer Sparversion mit der Stadt München verkracht hatte, wurden nun die alten Pläne des Architekturbüros Auer Weber durch ein zusätzliches, kommerziell nutzbares Hochhaus im Bereich des Starnberger Flügelbahnhofs erweitert.

Neben der optischen Modernisierung ist es erklärtes Ziel der Verantwortlichen, das Projekt weitgehend durch eine große Zahl von vermietbaren Flächen zu finanzieren. Die Gleisanlagen sollen dagegen möglichst nicht verändert werden. Insbesondere ist die Hauptbahnsteighalle nicht Bestandteil irgendwelcher Umbau- oder Neubaupläne. Eng verwoben sind die Planungen allerdings mit dem Projekt eines zweiten S-Bahn-Tunnels, da der Zugang zur neuen Tunnelstation den Kern des Empfangsgebäudes bilden soll.

Was aber springt an verbesserter Funktionalität für die Reisenden heraus? Damit dieser Aspekt nicht zu einem absoluten Randthema wird, hat PRO BAHN Oberbayern zunächst zwei Themenbereiche identifiziert, bei denen man Einfluss auf die weitere Projektgestaltung nehmen will.

  • Erster Punkt sind die völlig unzureichenden Fahrradabstellplätze. Von einer modernen Planung muss man erwarten, dass sie die Wachstumsprognosen sowohl im Fahrrad- als auch im Bahnverkehr berücksichtigt. Stattdessen enthalten die bisher vorgelegten Pläne nur nebulöse Aussagen zur Lösung der Probleme. Durch ein gemeinsames Vorgehen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) soll dem Thema Fahrradabstellanlagen Nachdruck verliehen werden.
     
  • Der zweite aus Fahrgastsicht sehr wichtige Themenbereich betrifft die Wege zu und zwischen den Bahnsteigen. In München führen alle Umsteigewege nur über den Querbahnsteig. Im Gegensatz zu anderen Kopfbahnhöfen wie Leipzig oder Frankfurt gibt es keine weitere Bahnsteigverbindung. Dadurch werden die Entfernungen beim Umsteigen oft extrem lang.

PRO BAHN fordert deshalb seit langem, im Bereich des hinteren Hallenendes eine zusätzliche Gleisquerung mit Zugängen zu den Flügelbahnhöfen und den Bahnsteigen der Haupthalle zu schaffen. Dadurch würde das Umsteigen deutlich erleichtert und über die Ausgänge der Flügelbahnhöfe verkürzen sich auch die Wege in angrenzende Stadtteile, zu Nahverkehrshaltestellen und zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Ob man eine solche Querung als Steg oder als Tunnel anlegt, beeinflusst zwar die Gestaltung, ist aber zur Verkürzung der Wege zunächst zweitrangig.

Neben dem verbesserten Komfort für die Fahrgäste gewinnt der Bahnverkehr an Effizienz, da sich die Reisezeiten verkürzen. Zudem führt der Bau einer neuen Bahnsteigverbindung dazu, dass der Querbahnsteig und die engen Wege zu den Flügelbahnhöfen entlastet werden, und dass das häufig entstehende Gedränge am Übergang zwischen Bahnsteigen und Querbahnsteig abnimmt. Durch den Bau der neuen Verbindung wird daher die Zukunftsfähigkeit des Hauptbahnhofs auch bei weiter steigenden Fahrgastzahlen gesichert.

Die im Verband gemachten Erfahrungen mit Online-Petitionen und die Chance, dadurch betroffene Fahrgäste direkt zu erreichen, legten nahe, eine weitere Petition zu starten. Im Internet kann man unter www.pro-bahn.de/muenchen/petition die Forderung nach leichterem Umsteigen im Münchner Hauptbahnhof aktiv zu unterstützen und so den Wünschen der Fahrgäste Nachdruck verleihen. Die Petition ist bayernweit angelegt, Hilfe von außerhalb des Freistaats ist aber gerne willkommen.   (el)
 


Der Münchner Hauptbahnhof soll erneuert werden. PRO BAHN Oberbayern hat eine Petition zur Ergänzung der Neubaupläne gestartet. derFahrgast sprach mit Norbert Moy, dem Vorsitzenden des Regionalverbands Oberbayern.

Warum jetzt diese Petition?
Die Forderung nach einer solchen Bahnsteigverbindung ist uralt. Wenn wir jetzt keinen Druck machen, kommt ein schön aussehender Neubau, der aber für die Fahrgäste kaum etwas verbessert.

Sie sind als Weilheimer selber betroffen?
Die Züge aus meinem Wohnort enden am Starnberger Flügelbahnhof. Oft muss man einen Zug früher nehmen oder kommt später nach Hause, weil die Umsteigezeiten nicht zu den weiten Entfernungen im Hauptbahnhof passen. Sehr unangenehm ist auch, sich mit Gepäck über den engen, vollen Weg zum Querbahnsteig schieben zu müssen.

Warum wurde die Bahnsteigverbindung nicht längst gebaut?
Für die DB geht es bei großen Bahnhöfen hauptsächlich um Einnahmen aus Vermietung von Ladenlokalen. Und für die Politik ist eine solche Verbindung halt kein so schönes Prestigeprojekt wie ein 2. S-Bahn-Tunnel. Da müssen wir Fahrgäste schon selbst aktiv werden.   (el)


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Quellen und Querverweise

Kleine Historie zu den Planungen am Münchner Hauptbahnhof und zur Petition

 


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