Dieser Text erschien im
Magazin der Fahrgast 2/2016
Bearbeitungsstand: 11.4.2016

 

Quellen und Querverweise
 

Grafik Hbf
der Fahrgast - Seite 31
der Fahrgast - Seite 32
 
 
 

Umsteigen im Münchner Hauptbahnhof – Erfolgreiche Petition von PRO BAHN Oberbayern

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In der Ausgabe 3/2015 von derFahrgast wurde über Aktivtäten von PRO BAHN Oberbayern berichtet, die darauf abzielen, das Umsteigen im Münchner Hauptbahnhof mittels einer zweiten Bahnsteigverbindung am hinteren Ende der Haupthalle zu erleichtern. Unmittelbarer Anlass, diese bereits bekannte Forderung wieder aufzugreifen, waren die im Frühjahr 2015 vorgestellten Pläne für einen Neubau der Gebäude rund um die Bahnsteighalle des Hauptbahnhofs, in denen Verbesserungen für die Fahrgäste viel zu kurz kommen. Insbesondere der immer wieder stark kritisierte Umstand der langen Wege zwischen den Bahnsteigen der Haupthalle und den Flügelbahnhöfen, bzw. zwischen den beiden Flügelbahnhöfen, wird bei den fast euphorisch von Stadt und DB vorgestellten Plänen nicht berücksichtigt.

Um Fahrgastbelange stärker in die Diskussion und letztlich in die Umbaupläne einzubringen, wurde eine Online-Petition gestartet, deren Zeichnungsphase vom 26. Juli an für drei Monate lief. Obwohl die Petition im Internet gut beworben wurde und gezielte Pressearbeit erfolgte, die auch zu einigen Berichten führte, blieb die Zahl der Online-Unterzeichnungen mit knapp unter 2000 hinter den Erwartungen zurück. Durch begleitende Maßnahmen – neben der Pressearbeit auch Kontaktaufnahme mit Abgeordneten und Lokalpolitikern sowie Vertretern von Bahnunternehmen und Verkehrsverbund – gelang es trotzdem, die Notwendigkeit einer weiteren Bahnsteigverbindung wieder stärker in der politischen Diskussion zu verankern.

Am 12. November erfolgte die Übergabe von Petition und Online-Unterschriften im Bayerischen Landtag in Anwesenheit von Landtagspräsidentin Stamm und weiteren Abgeordneten. Kurz danach wurde das Thema auch von Abgeordneten der SPD-Fraktion aufgegriffen, die einen Antrag stellten, der das Anliegen der Petition unterstützte. Am 4. Februar 2016 schloss sich die Beratung im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss an. Das Ergebnis war ein voller Erfolg. Die Abgeordneten empfahlen dem Landtag einstimmig, die Staatsregierung aufzufordern, sich dafür einzusetzen, "dass die Flügelbahnhöfe des Münchner Hauptbahnhofs unverzüglich durch eine Bahnsteigquerung miteinander und mit der Haupthalle verbunden werden". Dieser Empfehlung folgte der Landtag am 8. März mit den Stimmen aller Fraktionen.

So weit, so gut – durch die positive Beschlussfassung hat der Landtag der Petition von PRO BAHN Oberbayern vollständig entsprochen. Trotzdem ist damit aber die Bahnsteigverbindung weder gebaut noch geplant. Formal zuständig ist die Deutsche Bahn AG, die sich als privatwirtschaftlich organisierter Konzern nicht an Petitionen und Landtagsbeschlüsse halten muss. Wie stark die bayerische Staatsregierung das Geschehen beeinflussen kann, ist zum großen Teil Auslegungssache. Wenn innerhalb des zuständigen Ministeriums oder gar beim Minister selber der Wille dazu vorhanden ist, wird sicher etwas vorangehen.

Zumindest ist die Forderung nach einer weiteren Bahnsteigverbindung im Ministerium angekommen, und es gibt inzwischen positive Signale. Die dem Ministerium unterstellte Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hatte bereits vor einiger Zeit eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Deren Ergebnisse werden nun etwas anders bewertet wie anfangs, und es wird nun von einem "sehr positivem Nutzen-Kosten-Verhältnis" gesprochen. Noch im August 2015 hatte die Deutsche Bahn ausrichten lassen, der Kosten-Nutzen-Faktor läge im negativen Bereich, und daher stehe das Thema seit 2012 "nicht mehr zur Diskussion". Als Folge der Neubewertung wurde jetzt eine sogenannte Verkehrliche Aufgabenstellung (VAST) erstellt, die als Basis für weitere Planungs- und Realisierungsschritte dient.

Mit der Petition und der schon in der Zeichnungsphase angestoßenen Diskussion gelang es PRO BAHN, einen Prozess wieder in Gang zu setzen, der 2012 bereits einmal in einer Sackgasse zu enden drohte. Doch noch sind bei weitem nicht alle Steine aus dem Weg geräumt. Damit die Forderungen auf der Verwaltungsebene nicht im Sande verlaufen, wird PRO BAHN Oberbayern das Thema weiterverfolgen. Aktuelle Maßnahme ist ein Schreiben ans bayerische Verkehrsministerium mit der Bitte, die nächsten Schritte hin zur Realisierung der Bahnsteigverbindung zu erläutern. Zudem wurde um Zusendung der Ergebnisse der oben erwähnten Studie und der VAST gebeten. Gleichzeitig hat PRO BAHN angeboten, seine Expertise aus Fahrgastsicht in eine mögliche Zusammenarbeit mit Fachleuten des Ministeriums, der BEG sowie der DB AG einzubringen. Eine Antwort auf dieses Schreiben steht noch aus.

Edmund Lauterbach

Hier findet man die Petition, ihre Begründung, sowie Kommentare der Unterzeichner: www.pro‑bahn.de/muenchen/petition/petition_kommentare.pdf

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Quellen und Querverweise

Kleine Historie zu den Planungen am Münchner Hauptbahnhof und zur Petition

 


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