Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Juli 2020.
Bearbeitungsstand: 19.6.2020

 
 

Jubiläum ohne Stammtisch

Dies ist vierhundertste Ausgabe der PRO BAHN Post. Eigentlich wäre wie immer der Plan gewesen, dass das Heft zum Stammtisch von PRO BAHN in München erscheint. Auch wenn sich nun in Gaststätten zehn Leute zusammensetzen dürfen, wird der Juni-Stammtisch nicht stattfinden. Die Covid19-Epidemie ist nicht vorbei. Wir möchten Risiken für unsere Mitglieder vermeiden und werden die Entwicklung weiter beobachten, um für den Stammtisch Ende Juli neu zu entscheiden. Auf das Jubiläumsheft der PRO BAHN Post können wir daher nur virtuell anstoßen.

Wenn der Stammtisch schon ausfällt, so sei doch ein kleiner Rückblick auf eine Einrichtung des Vereins erlaubt, die noch etwas älter als die PRO BAHN Post ist. Der Historie auf www.pro‑bahn.de/bayern/history.htm kann man entnehmen, dass es seit Herbst 1985 Treffen von PRO BAHN in München gibt. Bald erkannte man, dass es für die Einbindung der Mitglieder wichtig ist, auch eine Veranstaltung ohne Tagesordnung und Formalien in Form eines Stammtischs anzubieten. So traf man sich irgendwann 1986 in lockerer Runde in der damaligen Gaststätte Königsbauer direkt an der Tramhaltestelle Müllerstraße. Die Stammtische im Königsbauer wurden ein voller Erfolg, wir besetzten einen großen Tisch im Nebenraum, und dehnten uns oft über weitere Tische aus. Der Autor erinnert sich an Abende mit 20 und mehr Teilnehmern.

Nichts währt ewig, leider auch eine Alt-Münchner Gaststätte nicht. Die Ära Königsbauer endete 1998. Das Nachfolgelokal an gleicher Stelle war leider nicht stammtischgeeignet, so stand der erste Umzug an. Es ging auf die andere Isarseite, in die Au, ins Herrgottseck nahe beim Mariahilfplatz. Dort blieben wir jedoch nur wenige Monate. Der Autor erinnert sich an eine nette Terrasse, aber ob die Preisgestaltung, die Speisekarte oder der Service missfiel, bleibt unklar. Nächste Station war der Weyprechthof im Norden Münchens. Der Gasthof, heute leider auch schon Geschichte, hatte als Vorteile eine nahe U-Bahn-Station und einen Biergarten zu bieten. Nachteilig war die größere Entfernung zu Innenstadt und S-Bahn-Stationen.

Im Weyprechthof blieben wir ein gutes Jahr. Dann gab es die Gelegenheit, wieder in die Innenstadt, wieder an die Trambahn zurückzukehren: das Zwingereck wurde zur Stammtischgaststätte für über 17 Jahre. Wie den Königsbauer zwei Jahrzehnte vorher ereilte auch das Zwingereck eine Modernisierung im Rahmen eines Pächterwechsels. Während des Umbaus wechselten wir zunächst in den Haidhauser Augustiner Nähe Ostbahnhof. Aufgrund der dortigen nicht sonderlich stammtischtauglichen Geräuschkulisse, erfolgte aber bereits drei Monate später der Umzug in den Rechthaler Hof am Hauptbahnhof.

2018 öffnete anstelle des Zwingerecks das "Xaver's". Der Erfolg gab den neuen Pächtern recht, aber Gestaltung, Publikumsandrang und Lautstärke machten die Stammtischunterhaltung schwierig. Nach einer Episode von Mai bis Juli orientierten wir uns abermals neu. Wieder ging es nach Osten, und wir wurden heimisch im Klinglwirt in der Nähe der S-Bahn- und Tramstation Rosenheimer Platz.

Foto 630*286 - Stammtischlokal Klinglwirt

Und dann kam Corona. Im Februar 2020 fand der vorläufig letzte Stammtisch im Klinglwirt statt. Im März wurde der Gaststättenbetrieb untersagt und es folgte die längste Unterbrechung in der Geschichte des Münchner Stammtischs von PRO BAHN.

Die ausfallenden Treffen und Stammtische machen andere Kontaktmöglichkeiten umso wichtiger. Deshalb haben wir den Zugang zur PRO BAHN Post vereinfacht, und auch dieses etwas besondere Jubiläumsheft soll die Leser dazu animieren, den Kontakt zu PRO BAHN zu halten und zu suchen. Unsere Treffen in der Geschäftsstelle sind weitgehend durch Videokonferenzen ersetzt (siehe Terminseite). Dazwischen gibt es immer Aktuelles und Interessantes auf www.pro‑bahn.de/aktuell, facebook.com/pro.bahn, twitter.com/PRO_BAHN_by und instagram.com/pro_bahn_oberbayern.

Ob die 401., 402., oder 403. PRO BAHN Post wieder zu einem richtigen Stammtisch erscheinen wird, wissen wir nicht. Wie alle anderen hoffen wir auf Infektionszahlen, die eine Ansteckung noch unwahrscheinlicher machen als zurzeit. Das ist auch dem Öffentlichen Verkehr zu wünschen, der in eine tiefe Krise geraten ist. Obwohl verkehrspolitisch in vielen Städten durch die geänderten Lebensumstände einiges angestoßen wurde, wird oft nur auf das Fahrrad als Alternative zum Auto gesetzt. Die jetzt erkennbare starke Zunahme beim Autoverkehr sowie Bilder von chaotischen Zuständen in Ausflugsregionen zeigen aber, dass es ohne starken und attraktiven Öffentlichen Verkehr nicht geht. Eine der vielen Folgen von Corona ist daher: viel Arbeit für PRO BAHN.

Edmund Lauterbach





Eine andere Version dieses Artikels erschien bereits Ende Mai auf der Facebook-Seite von PRO BAHN.

 


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