Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Dezember 2024.
Bearbeitungsstand: 22.11.2024

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Landkreis München vergreift sich am U‑Bahn-Takt
U‑Bahn, aber bitte ohne Folgekosten?

Der Süddeutschen Zeitung war kürzlich zu entnehmen, dass der bisher auch an Samstagen geltende Zehn-Minuten-Takt der U‑Bahn­linie U6 nach Garching zum kommenden Fahrplan­wechsel wieder abgeschafft wird. Die U‑Bahnen werden künftig samstags nur noch alle zwanzig Minuten nach Garching fahren. Die Ankündigung erfolgte durch den Landrat bei einer Bürger­versammlung in Garching. Die SZ stellt dazu fest: "Die Einsparung ist mit knapp einer halben Million Euro vergleichs­weise gering, die Folgen für Fahrgäste aber sind weit­reichend."

Die kurz­fristige und unzu­reichende Ankündigung spricht dafür, dass das Verfahren, das zu diesem Beschluss geführt hat, für die Bürger weitgehend intrans­parent war. Fahrpläne für 2025 werden ja nicht im November gemacht. Aber wahr­scheinlich war man froh, die Takt­redu­zierung solange wie möglich von der Öffent­lich­keit fernhalten zu können.

U-Bahn-Zug in Fröttmaning, dahinter Werkstatthalle und Fußballarena
In Zukunft fahren samstags weniger U‑Bahnen von Fröttmaning weiter Richtung Garching. Manchmal warten Fahrgäste dann auf den passende Zug, obwohl kaum noch Zeit ist, in Hochbrück den Anschlussbus zu erreichen.

Landrat Göbel übersieht vielleicht, dass nicht nur Garching betroffen ist. Beispiels­weise fahren in Garching-Hochbrück sieben Buslinien auf Anschluss zur U6, weitere am Forschungs­zentrum. Betrachtet man die Linien mit regel­mäßigem Takt, gibt es zehn Richtungen, die von Hochbrück aus bedient werden. Um all diesen Linien einen zuver­lässigen Anschluss bieten zu können, ist ein dichter U‑Bahn-Takt ein wichtiges Instrument. Die Zahl der Bus­halte­stellen in Hochbrück ist begrenzt. Es können nicht alle Linien unmittelbar nach einer U‑Bahn-Ankunft abfahren, bzw. vor der Abfahrt ankommen. Schon dadurch werden sich die Wartezeiten in Hochbrück verlängern.

Gravierend für die Fahrgäste ist, dass die Takt­aus­dünnung die Zuver­lässig­keit vermindert. Sowohl U‑Bahn als auch Buslinien haben auch samstags gerne mal einige Minuten Verspätung. Aufgrund weiterer Zwangs­punkte, wie S-Bahn-Anschlüsse am anderen Linienende oder allgemein nur geringen Puffer­zeiten im Fahrplan, ist es schwierig, Busse auf verspätete U‑Bahnen warten zu lassen. Die U‑Bahn wartet natürlich sowieso nicht auf verspätete Busse. Eine funktio­nierende Anschluss­sicherung gibt es nicht.

drei MVV-Regionalbusse an der Haltestelle Garching-Hochbrück
Werden die Fahrgäste künftig in Garching häufiger die U‑Bahn verpassen, oder länger auf ihren Anschlussbus warten müssen?

Gerade an Samstagen, wenn Menschen zum Einkaufen nach München fahren, ist eine verpasste U‑Bahn oder ein verpasster Bus schmerzhaft. Zehn Minuten mehr zu warten, wird meist noch akzeptiert, bei zwanzig Minuten werden viele zum Schluss kommen, beim nächsten Mal doch wieder das Auto zu nehmen. Das zeigt, dass die "vergleichs­weise geringe" Einsparung auch ein Schlag gegen die Verkehrs­wende ist.

Gleich­zeitig wünscht sich der Landkreis München weiterhin eine U‑Bahn für Ottobrunn. Da stellt sich die Frage, welchen Fahr­plan­takt man dort realisieren möchte. Es entsteht etwas der Eindruck, dass die Existenz von U‑Bahn-Anschlüssen als Prestige­objekte betrachtet wird, und dass der effiziente Nutzen für die Fahrgäste nachrangig ist. Wer U‑Bahnen möchte, sollte sich auch die Folgekosten leisten können, oder erwägen, verstärkt auf andere Verkehrs­mittel zu setzen.

Edmund Lauterbach

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