Dieser Text basiert auf einem Artikel für die Juni-Ausgabe 2003 der PRO BAHN Post.



 
Schienenpolitischer Ausflug
Eine Lokalbahn mitten in Bayern         
 

Da gibt es doch wirklich mitten in Bayern eine kleine Eisenbahn, die allen Widerständen trotzend auf ihrer Strecke den Güterverkehr aufrecht erhält. Und dort wird dieses Jahr zum ersten Mal seit langer Zeit auch wieder ein wenig Personenverkehr durchgeführt. Also nichts wie hin.

"Mitten in Bayern" stimmt insofern, als daß die Reisezeit von den beiden bayerischen Metropolen Nürnberg und München zu unserer kleinen Bahn annähernd gleich ist. Noch besser: Die Züge der RE-Linie München – Landshut – Regensburg – Nürnberg treffen sich auch immer genau am Startpunkt der Lokalbahn.

Leser mit Bahn- und Ortskenntnis werden jetzt wissen, um welche Strecke es sich handelt: die in Eggmühl startende Lokalbahn nach Langquaid, auch "Laabertalbahn" genannt.

Sonntag, der 18. Mai ist der erste Tag mit allgemeinem Personenverkehr. Also machen wir uns mit einer siebenköpfigen Gruppe aus dem Raum München auf den Weg und sind gespannt, was uns erwartet.

In Eggmühl angekommen sehen wir dann schon aus dem Oberdeck unseres Doppelstockzuges, was uns erwartet: so ungefähr die kleinste Ausgabe eines lokbespannten Zuges, die uns bisher begegnet ist. Eine Mini-Diesellok des Herstellers Orenstein & Koppel zieht einen einzelnen Wagen, der vormals bei der WEG (Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft) seinen Dienst tat. Und das alles in grasgrün.

Um das Gespann zu erreichen müssen wir aber zunächst einen längeren Fußweg zurücklegen, da der Bahnhof Eggmühl mit sehr weitschweifigen Rampen ausgestattet ist. Ein direkter Zugang von der Rampenanlage zum im Normalverkehr nicht mehr genutzten Hausbahnsteig ist nicht vorgesehen.

Die Fahrt 11:05 Uhr ab Eggmühl ist eigentlich schon gut besetzt. Die ansonsten als Fahrkarten unüblich gewordenen Pappkarten gibt es im Zug. In Schierling steigen noch ein paar Leute zu, so daß fast alle Sitzplätze belegt sind. Nun folgt der schönste Teil der Strecke durch die Wiesenlandschaft des Laabertals. Am Ortseingang von Niederleierndorf sieht man das schön renovierte, aber für den Personenverkehr nicht mehr nutzbare Bahnhofsgebäude. Die Lokalbahninitiative bemüht sich für zukünftige Fahrten um einen Halt nahe der Ortsmitte.

Bahnhof Eggmühl
Bahnhof Eggmühl
... eigentlich schon gut besetzt
Bahnhof Langquaid Fahrkarte   Fahrkarte
Bahnhof Langquaid

Nach knapp 35 Minuten ist das Ende der 10,3 Kilometer langen Strecke erreicht. In Langquaid taucht zur Begrüßung sogar der Bürgermeister auf, und ein Team vom Lokalfernsehen hält seine Kamera auf Zug und Bürgermeister. Währenddessen können die Interessierte das Umfahrmanöver der Lok beobachten, die an der anderen Seite des Personenwagens angekuppelt wird.

Da wir auch etwas vom Ort sehen wollen, trennen wir uns erst einmal vom Bahnhofsgelände. In Langquaid ist Bürgerfest, so daß es einiges zum Ansehen gibt. Die Mittagseinkehr erfolgt im größten Gasthof im Ort. Wir sind dort allerdings nicht alleine, so daß alles etwas Zeit braucht. Nach dem Mittagessen beschließen wir, daß wir – in aller Kürze – das Wesentliche von Langquaid gesehen haben. Da das Wetter auch nicht so recht zu einem Biergartenbesuch einlädt, soll es um 14:15 Uhr wieder zurück nach Eggmühl gehen.

Als wir kurz vor 14 Uhr am Bahnhof ankommen, ist der Zug schon so gut gefüllt, daß es nur noch Stehplätze gibt. Aber auch nach uns treffen noch Reisewillige ein. Auch dank einiger Kinderwagen wird es dann auf der Rückfahrt recht eng und auch es dürfte auch niemand zu kalt gewesen sein.

In Eggmühl angekommen besteht ausreichende Übergangszeit zu den Zügen nach München und Nürnberg. Diese guten Anschlüsse funktionieren alle zwei Stunden. Schade eigentlich, daß der Tourismusverband Kelheim in seinem Laabertalbahn-Prospekt nur Anreise mit dem Auto, aber nicht mit der Bahn vorgesehen hat. [siehe Nachbemerkung]

Schierling und sein Ortsteil Eggmühl gehören zur Oberpfalz, der Rest der Lokalbahnstrecke liegt in Niederbayern. Man muß es schon fast ermutigend finden, daß die Interessen zweier Gemeinden und zweier Landkreise zusammen mit dem Engagement einiger Bahnfreunde und Eisenbahner es geschafft haben, den Bestand dieser Bahnstrecke zu sichern. Da kann man nur weiterhin viel Erfolg wünschen!

Weitere Informationen im Internet – www.laabertalbahn.de.

 
 
Nachbemerkung:  Der Tourismusverband Kelheim hat nachgebessert. Die Online-Version seines Laabertalbahn-Prospekts enthält im Gegensatz zu dem am 18.5.2003 verfügbaren gedruckten Prospekt auch einen Hinweis auf Erreichbarkeit von Eggmühl per Bahn. (Stand Juni 2003)

Unsere kleine Lok
Demo mit Bürgermeister
Bereit zur Rückfahrt

 
Die Lokalbahn Schierling – Langquaid hat seit Sommer 2006 eine Art Schwesterbetrieb zwischen Bad Endorf und Obing.

 


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Zuletzt geändert am 11.6.2003 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt