Ein bisschen Südtirol,
ein bisschen Graubünden
Südtirol ist ja von München aus nicht ganz so weit weg. Trotzdem war ich lange nicht mehr da. Zeit das zu ändern. Nachdem ich mit dem Schienenersatzbus der bayerischen DB-Sommerbaustelle und dem Reststück der S1 den Münchner Hauptbahnhof erreicht habe, sitze ich samstagvormittags im Eurocity mit dem Ziel Venezia Santa Lucia. Da ich ein paar Tage vorher die Auslastung angeschaut hatte, war ich glücklicherweise im Besitz einer Platzreservierung, die es bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um ein Drittel billiger als bei der Deutschen Bahn (DB) gibt. https://www.myway.de Nach meiner Heimatbahnbaustelle gibt es die zweite an diesem
Tag in Innsbruck, weshalb wir dort nicht halten, sondern durch den Güterumfahrungstunnel an der Stadt vorbeifahren. Am Bahnhof
Brennero/ https://www.mobilcard.info
Vom Brenner geht es dann in einem Rutsch mit einem Zug vom Typ Stadler Flirt
bis nach Meran. Das Wetter ist nicht allzu gut, ich erreiche aber mein
400 Meter vom Bahnhof entfernt liegendes Hotel ohne nass zu werden. Der Weg
zum Abendessen in die Innenstadt wurde dann allerdings von Regen begleitet. Die
Mobilcard und eine Bushaltestelle am Hotel erlauben mir aber, bis zum
Theaterplatz am Rand der Fußgängerzone den Bus zu
nehmen. |
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An der Bushaltestelle am Hotel startet auch die erste Tour am Sonntag: Mit der Linie 221 geht es hinauf nach Dorf Tirol, knapp 300 Meter oberhalb von Meran. Von dort gibt es einen schönen Panoramaweg, unter anderem mit Blick auf die Burg Tirol, in den Vintschgau und ins Etschtal unterhalb von Meran. Durch Obst- und Weinanbau führt der Weg um einen Bergrücken herum, so dass bald die Innenstadt und der Domturm in Sicht kommen. Weiter unten treffe ich auf das Flüsschen Passer, das hier in einer Klamm das Meraner Stadtgebiet erreicht. Stadteinwärts weitet sich das Tal – die Promenaden links und rechts der Passer zeigen den Charakter Merans als Kurstadt. Am Meraner Dom vorbei und durch die Laubengasse geht es durch die Innenstadt. Das letzte Stück Fußweg zum Hotel spare ich mir wieder und nutze für zwei Haltestellen einen Linienbus. https://www.merano-suedtirol.it Nach kurzer Mittagspause und Anpassen der Kleidung an sommerlich gewordene Temperaturen beginnt die zweite Sonntagstour. Mit der Buslinie 213 erreiche ich Partschins. Dort steige ich in einen Kleinbus um, der mich in eine Höhe von 1075 Metern in die Nähe des Partschinser Wasserfalls bringt. Der größte Wasserfall Südtirols fällt 97 Meter ins Tal hinab und auch die Tatsache, dass man recht nah an ihn herankommt, macht ihn äußerst eindrucksvoll. Zu Fuß geht es dann das Tal hinab bis zu einer Hängebrücke, über die ich wieder Partschins und den Bus nach Meran erreiche. |
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Am Montag steht ein längerer Ausflug auf dem Programm. Mit dem Zug fahre ich nach Waidbruck an der Strecke zum Brenner. Auf Italienisch heißt der Ort Ponte Gardena, und Val Gardena ist wiederum die italienische Bezeichnung des Grödnertals. Ins Grödnertal fährt vom Bahnhof Waidbruck aus die Buslinie 350. Bis 1960 war das Tal durch die schmalspurige Grödnerbahn angebunden, die im ersten Weltkrieg aus militärischen Gründen gebaut wurde. Diese Bahn startete nicht in Waidbruck, sondern am Bahnhof Klausen, so dass sie in einer langgestreckten Rampe die Höhenlage erreichte, die sich der Bus ab Waidbruck über Serpentinen erarbeitet. https://de.wikipedia.org Während Waidbruck noch auf unter 500 Meter liegt, geht es mit dem Bus immer weiter bergan durch die drei Hauptorte St. Ulrich (1200 Meter), St. Christina (1400 Meter) und Wolkenstein (1550 Meter). Im Wolkensteiner Ortsteil Plan (ehemaliger Endpunkt der Grödnerbahn) steige ich um. Hier starten die Buslinien über das Sellajoch und das Grödnerjoch. Die Linie 471 erlaubt zusammen mit der Linie 472 die Umrundung der Sellagruppe (mit den weiteren Pässen Campolongo und Pordoijoch). Für mich geht es aber nur über das Grödnerjoch ins Gadertal (Val Badia). Oben auf dem Pass (2120 Meter) zeigt sich der Regen vom Samstag als eine
leichte Schicht Neuschnee. Es gibt einen kurzen Aufenthalt, so dass auch ein paar
Fotos des beeindruckenden Bergpanoramas ohne das Busfenster
dazwischen möglich sind. Nach kurvenreicher Talfahrt verlasse ich den
Bus in Kolfuschg/ Die Busfahrt am Nachmittag führt mich dann von Corvara durch das Val Badia
nach Bruneck. Dort gibt es wieder Eisenbahn, die mich dann mit Umstieg in
Franzensfeste zurück nach Meran bringt. |
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Der Dienstag ist Bozen und seinem Umland gewidmet. Von Meran aus fahre ich mit dem Zug zum Bahnhof Sigmundskron kurz vor Bozen direkt an der Etsch. Von hier führte bis 1971 die Überetscher Bahn durch Eppan und Kaltern. Heute muss ich jedoch in die Buslinie 132 umsteigen, die in etwa dem Verlauf der ehemaligen Bahnstrecke folgt. Mein Ausstieg ist die Talstation der Mendelbahn, einer Standseilbahn die man früher mit der Überetscher Bahn erreichen konnte. https://de.wikipedia.org Mein Plan, zum Mendelpass hochzufahren, wird allerdings zunächst durch großen Andrang vereitelt. Die Bahn fährt halbstündlich und es zeichnet sich eine Wartezeit von einer Stunde ab. Damit hatte ich an einem Werktag nicht gerechnet, aber ich disponiere halt einfach um. Statt bergauf geht’s bergab: Auf der Trasse der Überetscher Bahn laufe ich nach Kaltern. Dort schaue mir den netten Ortskern rund um den Marktplatz an. Am anderen Ende des Ortes liegt der ehemalige Bahnhof und in der Nähe eine Bushaltestelle. Die auf direktem Weg verkehrende Linie 131 ("Überetsch Express") bringt mich zum Busbahnhof in der Bozener Innenstadt. Eingangstor zur Bozener Altstadt ist der Waltherplatz (eigentlich Walther-von-der-Vogelweide-Platz), daneben liegt die Pfarrkirche, die sich seit 1964 Dom nennen darf – Bozen teilt sich den Bischofssitz allerdings mit Brixen. Neben kleineren Plätzen und anderen Gassen hat Bozen ebenso wie Meran seine bekannte Laubengasse. Mein kleiner Innenstadtrundgang endet an der Rittner-Seilbahn. Während ich vor vielen Jahren einmal mit der alten Seilbahn gefahren bin, geht es jetzt etwas moderner und öfter den Berg hinauf und hinab. Zehn Kabinen können etwa alle vier Minuten jeweils bis zu 35 Personen befördern. https://de.wikipedia.org In Oberbozen erreicht man die Rittnerbahn. Was sich heute als moderne Schmalspurbahn präsentiert, fuhr ursprünglich als Zahnradbahn aus dem Tal hinauf und weiter über Oberbozen nach Klobenstein. 1966 ersetzte dann die Seilbahn den Zahnstangenabschnitt und die Bahn wurde zum Inselbetrieb auf dem Ritten-Hochplateau. Da ich mit damals noch alten Wagenmaterial bereits einmal nach Klobenstein gefahren bin, nutze ich heute den gerade passenden Fahrplan für eine der wenigen Fahrten auf dem kurzen Stück nach Maria Himmelfahrt. https://de.wikipedia.org Der Fußweg zurück nach Oberbozen bietet tolle Ausblicke auf das Alpenpanorama und die Seilbahn. Die Seilbahn befördert mich wieder hinab nach Bozen, wo ich durch ein paar weitere Altstadtgassen wieder zum Busbahnhof laufe. Noch einmal fahre ich mit der Linie 131 nach Kaltern und weiter mit einem City-Kleinbus zu einer Haltestelle in der Nähe der Mendelbahn. Jetzt am Nachmittag gibt es keinen Stau, nur wenige Leute fahren zusammen mit mir hoch zum Mendelpass. Hier verläuft auf 1560 Metern Höhe die Grenze zwischen Südtirol und dem Trentino. Eine längere Wanderung bietet sich um diese Zeit nicht mehr an, also kehre ich lediglich in einen Biergarten auf der Passhöhe ein. https://www.kaltern.com Nach Rückfahrt mit Standseilbahn steige ich unten in die
Buslinie 132 Richtung Sigmundskron und Bozen. Den Bus verlasse ich an der
Haltestelle Schloss Sigmundskron/ |
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Auch am Mittwochmorgen geht es am Meraner Bahnhof los. Heute aber mit Koffer und in die andere Richtung. Die 2005 nach 15 Jahren ohne Betrieb reaktivierte Vinschgerbahn verkehrt noch mit Dieseltriebwagen. Die seit 2016 laufenden Elektrifizierungsarbeiten sollen ab 2021 einen elektrischen Betrieb ermöglichen. https://www.sta.bz.it Direkt hinter Meran windet sich die Strecke von 300 auf 500 Meter hinauf und erreicht so den Vinschgau, der im Wesentlichen vom oberen Etschtal gebildet wird. Man hat einen schönen Blick hinab auf die Stadt, auf die Burg Tirol und bei Töll ins Seitental mit dem Partschinser Wasserfall. Die Bahnstrecke folgt danach meist der Etsch, vorbei an einigen Burganlagen wie Juval, Kastelbell, Goldrain und der Churburg. Zwischen Schluderns und Mals blickt man hinab auf den Ort Glurns, der ziemlich komplett von einer Stadtmauer eingefasst ist. In Mals steige ich in einen Kleinbus um und lasse mich zwei Haltestellen bergauf in den auf 1050 Metern Höhe gelegenen Ortskern fahren. Hier ist gerade Markttag, was den Eindruck der pittoresken Gassen noch etwas verstärkt. Zu Fuß zurück am Bahnhof angekommen, gibt es noch etwas zu besichtigen: Mals besitzt eines der sehr wenigen Gleisfünfecke. Diese wurden erbaut, um Dampflokomotiven auch ohne Drehscheibe wenden zu können. https://www.mals.it
Da Mals Endpunkt der Bahnstrecke ist, und oft diskutierte Verlängerungen ins österreichische Landeck, ins Engadin oder ins Veltlin noch auf sich warten lassen, kommt man von hier nur per Bus weiter. Das Schweizer Postauto (schweizerdeutsch für Postbus) hält direkt am Bahnsteig. Da meine Mobilcard kurz hinter der Schweizer Grenze endet, muss ich zuerst beim Busfahrer die Fahrkarte kaufen. Vom Bahnhof Mals führt die Strecke abwärts ins Etschtal und durch das für den Bus sehr enge Stadttor von Glurns. Danach folgt die Straße dem Münstertal/Val Müstair, wo man kurz vor dem namensgebenden Ort die Grenze erreicht. Direkt am Ortseingang hält der Bus am UNESCO-Welterbe-Kloster St. Johann/Son Jon. "Schönste Postautostrecke"
Durch weitere Orte des Münstertals geht es hinauf zum Ofenpass. Ab hier durchquert der Bus den Schweizerischen Nationalpark. Dessen Verwaltung sitzt im Schloss Planta-Wildenberg in Zernez. Genau dort liegt die Haltestelle "Center dal Parc Naziunal", an der die Postautofahrt für mich endet. Und 200 Meter von der Haltestelle entfernt finde ich mein Hotel. In Zernez ist bestes Wetter. Also beeile ich mich etwas, um den Nachmittag für einen ersten Spaziergang im und um den Ort zu nutzen. Nach einem Blick ins Nationalparkzentrum gegenüber vom Schloss laufe ich durch den Ortskern zum Bahnhof. Südlich des Ortes macht die Strecke der Rhätischen Bahn (RhB) eine große Schleife – ein idealer Fotostandort. Zurück im Ort klettere ich zur Kirche hinauf, um am Schloss vorbei wieder das Hotel zu erreichen. Am Abend kann man wegen des für die Höhenlage (knapp 1500 Meter) ungewöhnlich warmen Wetters sogar noch eine Weile draußen sitzen. https://www.zernez.ch
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Fahrplan, Kosten und weitere Informationen
Zuletzt geändert am 17.10.2018 /
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