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Durch thüringische
Täler
Wie schon in einigen anderen Jahren so wurde auch 2007
über einen Pfingstausflug nachgedacht. Der letzte dieser nun
schon traditionellen Ausflüge lag ja bereits zwei Jahre zurück.
Es ergab sich, daß Pfingsten in diesem Jahr als Termin
nicht zur Verfügung stand. Aber der Mai bietet ja noch
weitere Feiertage. So starteten wir – wieder in leicht
veränderter Besetzung – an Christi Himmelfahrt. Nachdem
die Pfingstausflüge uns abwechselnd zu Quartieren in
Thüringen und Sachsen geführt hatten, war die
Entscheidung für ein thüringisches Ziel naheliegend.
Der bayerische Teil der Hinfahrt wird in diesem Jahr recht
schnörkellos durchgeführt: Zuerst reisen wir im
Doppelstockzug bis Regensburg. Wegen etwas Verspätung wird
beschleunigt aber bahnsteiggleich umgestiegen. Zwei Züge im
Gleis und beide Richtung Hof erfordert allerdings einen kurzen
Orientierungsblick. Der Dieseltriebwagen der Baureihe 612 legt den
Abschnitt von Regensburg nach Hof vergleichsweise gemächlich
zurück. Von Neigetechnik ist kaum etwas zu spüren.
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Etwas ruppig durchs Vogtland
In Hof haben wir etwas Aufenthalt, der teilweise zum Kauf von
Kaffee im Bahnhof genutzt wird. Als es weitergeht, haben
Lokführer und Geschwindigkeit gewechselt. Die nun deutlich
spürbare Wagenkastenneigung und das ruppige Fahrverhalten
dieses Fahrzeugtyps bringen Nebentätigkeiten wie Lesen, Essen
oder Kaffeetrinken ziemlich zum Erliegen.
Ohne Halt passieren wir mit Mehltheuer einen potentiellen
Umsteigepunkt. Das war so geplant, da wir nicht vorhatten, unser
Ziel auf direktem Weg anzusteuern. Ein Teil dieses Umwegs ergibt
sich automatisch, da die Bahn die Distanz zwischen Hof und Plauen
topographiebedingt anstatt auf geradem Weg in einem großen
Bogen zurücklegt. Daß man hier, wie auf den Vorzeige-
Neubaustrecken, auch einmal in einen Tunnel investiert, ist wohl
bei der momentanen Verkehrspolitik nicht zu erwarten.
In Plauen wird unmittelbar in der Bahnhofsausfahrt eine
Brücke erneuert, so daß nur zwei Gleise zur
Verfügung stehen. Über Elstertal- und
Göltzschtalbrücke geht es weiter nach Reichenbach. Von
hier an fahren wir mit Diesel unter Fahrdraht. Den Drang der DDR-
Reichsbahn, möglichst elektrische Züge einzusetzen, und
möglichst viele Hauptstrecken zu elektrifizieren, hat die DB
AG schon lange nicht mehr.
Hinter Reichenbach trennen sich in einem Gleisdreieck die
Strecken Richtung Leipzig und Dresden. Unser Zug, der aus
unbekannten Gründen die Bezeichnung
"Bäderexpress" trägt, fährt weiter nach
Leipzig. Wir verlassen ihn jedoch in Werdau, um vom
Regionalexpreß (RE) Regensburg – Leipzig in die Linie
Chemnitz/Zwickau – Göttingen zu wechseln. Der Bahnhof
Werdau gibt allerdings außer vielen leeren Räumen und
einem ebenso leeren Busbahnhof nicht viel her.
Die knappe halbe Stunde Wartezeit wird trotzdem
überwunden. Der Zug der thüringischen RE-Linie 1
erscheint in Form eines weiteren Triebwagen der Baureihe 612. Auf
dem Abschnitt Werdau – Crimmitschau –
Gößnitz fahren die RE-Linien Richtung Leipzig und
Göttingen parallel, vom RE 1 allerdings nur der von Zwickau
kommende Ast.
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Der lange Bahnsteig
In Gößnitz gibt es nochmals Aufenthalt, weil hier
die aus Zwickau kommende 612-Einheit an zwei aus Chemnitz kommende
Triebwagen angekuppelt wird. Dies geschieht auf eine spezielle,
der dortigen Bahnhofstopographie angepaßten Art und Weise.
Gößnitz hat laut offizieller DB-Beschriftung den
längsten Bahnsteig Deutschlands. In Bahnsteigmitte sind die
Bahnsteiggleise über zwei Weichenpaare mit den außen
parallel führenden Gleisen verbunden. So ergeben sich im
Grunde zwei Bahnsteige, die nicht nebeneinander, sondern
hintereinander liegen.
Unser Zug stoppt zunächst im hinteren Teil und die
Türen öffnen sich zum Fahrgastwechsel. Der Zug auch
Chemnitz kommt einige Minuten später, fährt auf dem
Nebengleis an uns vorbei und erreicht über die
Weichenverbindung den vorderen Bahnsteigteil. Dann fährt
unser Zug ebenfalls zum vorderen Teil des Bahnsteigs und kuppelt
an den Chemnitzer Teil an. Dort werden dann nochmals die
Türen geöffnet, bevor es endgültig weiter geht.
Hinter Gößnitz verlassen wir die Strecke Richtung
Leipzig und biegen nach Westen Richtung Gera ab. Unser Ziel ist
Weida. Wie bereits erwähnt führt der kürzere Weg
von Mehltheuer nach Norden an Zeulenroda vorbei nach Weida. Vor
einigen Jahren wäre noch die Bahnlinie Werdau –
Wünschendorf – Weida eine schöne Alternative
gewesen. Das kurze Stück zwischen Weida und Wünschendorf
wurde 1997 stillgelegt, der Rest der Strecke bis Werdau im Jahre
2000.
Zunächst erreichen wir aber mit Schmölln und
Ronneburg eine Gegend, der man ansieht, daß mit Blick auf
die diesjährige Bundesgartenschau einiges getan wurde. Nach
Ausfahrt aus dem Ronneburger Bahnhof erkennt man links das
Buga-Gelände mit der auffälligen
Drachenschwanzbrücke.
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Eine Runde Straßenbahn
Auch in Gera hat die Bundesgartenschau zu Veränderungen
geführt. Für uns relevant ist zunächst einmal die
neue Straßenbahnlinie 1. Wir gedenken den 40-minütigen
Umsteigeaufenthalt für eine Straßenbahnrunde zu nutzen.
Also geht es über die neuen Bahnsteigabgänge des Geraer
Hauptbahnhofs direkt in den Straßenbahntunnel. Mit der Linie
1 fahren wir dann zur Haltestelle Heinrichstraße, wo sich
die Linien 1 und 3 treffen. Und mit der Linie 3 geht es weiter zur
Haltestelle Friedrich-Engels-Straße. Vor Eröffnung der
Linie 1 war dies der zum Hauptbahnhof nächstgelegene
Straßenbahnhalt. Nach 300 Meter Fußweg erreichen wir
wieder den Hauptbahnhof.
Der Bahnhofsvorplatz ist dank Buga in einem sehr ansehnlichen
Zustand und auch das Bahnhofsgebäude fällt positiv auf.
Hier scheint – bei allen Problemen eines solchen
Gebäudes – ein zielstrebiges Bahnhofsmanagement am Werk
zu sein.
Jetzt aber endlich nach Weida! Der Zugzielanzeiger am Bahnsteig
zeigt Saalfeld / Zeulenroda an. Da wir in Weida Altstadt
aussteigen möchten, sollten wir den Zeulenrodaer Zugteil
besteigen. Der Abfahrtsplan läßt sich so
interpretieren, daß dies der hintere Zugteil ist. Es kommt
nun ein zweiteiliger Desiro, der aber nur mit Saalfeld beschriftet
ist. Kurz vor Weida werden wir dann per Durchsage darüber
belehrt, daß der Zug nicht getrennt wird, sondern daß
wir in Weida bahnsteiggleich umsteigen müssen. Der
Lokführer des einteiligen Desiros Weida – Zeulenroda
sagt uns auf Nachfrage, daß nur werktags geflügelt wird
– Gründe dafür waren ihm nicht bekannt.
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Eisenbahnhistorie
Die Strecken Richtung Weida, Weischlitz und Gößnitz
trennen sich in Gera kurz hinter dem Südbahnhof. Die
Elstertalbahn Richtung Plauen und Weischlitz verläuft –
teilweise auf der anderen Seite der Weißen Elster –
zunächst parallel zur Strecke nach Weida. Die Abstände
der beiden Strecken sind unterschiedlich. An einer Stelle liegen
sie aber nochmals unmittelbar nebeneinander. Grund ist, daß
die Elstertalbahn ursprünglich beim Bahnhof Wolfsgefährt
(später Gera-Röppisch, seit 2000 aufgegeben) von der
Weidaer Strecke abzweigte und erst später eigene Gleise nach
Gera Süd, das einmal Bahnhof der sächsischen Staatsbahn
war, erhielt. Der heutige Haltepunkt Wolfsgefährt besteht
erst seit 1999 und liegt südlich der ehemaligen
Verzweigung.
Ebenso mit Historie beladen ist der ehemals deutlich
größere Bahnhof Weida. Hier gab es mal einen
Bahnhofsteil der Sächsischen Staatsbahn und einen der
Preußischen Staatsbahn. Erstere betrieb die Linie von Werdau
über Wünschendorf nach Weida und weiter nach Mehltheuer.
Preußisch war dagegen die Strecke von Gera nach Saalfeld.
Ein Grund für die Verflechtung der beiden Staatsbahnen war,
daß das heutige Thüringen damals aus vielen kleinen
Fürstentümern bestand. Bahnlinien wurden oft von
kleineren Gesellschaften errichtet und dann später von einer
der großen Bahngesellschaften übernommen.
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Haltepunkte und Entfernungen
Nach dem Umsteigen am Bahnhof Weida sind es noch zwei Stationen
bis Weida Altstadt. Auch dies war früher mal ein Bahnhof, ist
jetzt aber zum eingleisigen Haltepunkt mit Gebäuderuine
zurückgebaut. Wir steigen hier aus, weil der Weg zu unserem
Hotel von hier etwas kürzer sein soll, als vom Haltepunkt
Weida Mitte. Wie sich herausstellen wird, liegt jedoch Weida Mitte
näher am Hotel und bietet auch den angenehmeren Fußweg
dorthin. Leider hatte die DB-Online-Auskunft zwar die Hoteladresse
korrekt positioniert, jedoch den Haltepunkt Mitte an einer
falschen Stelle vermutet. Da der Haltepunkt recht neu ist, fehlt
er auch in den verfügbaren Stadtplänen.
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Das Viadukt
Trotzdem erreichen wir ohne Probleme das Hotel. Nach Einchecken
und einer Pause auf den Zimmern treffen wir uns zu einem ersten
Rundgang durch Weida. Erstes Ziel ist das Oschütztalviadukt.
Dieses Viadukt diente dazu, die von der sächsischen
Staatsbahn betriebene Strecke aus Mehltheuer in den
sächsischen Teil des Bahnhofs Weida zu führen. Da das
Viadukt der Belastung des Schienenverkehrs nicht mehr gewachsen
war, wurde die Strecke 1983 verschwenkt und mündet nun
südlich des Bahnhofs in die Strecke aus Richtung Saalfeld
ein. Das Viadukt blieb als denkmalgeschütztes Bauwerk
erhalten.
Nachdem wir sowohl am nördlichen Brückenkopf waren,
als auch das Viadukt unterquert haben, führt unser Weg wieder
bergauf zur Stelle, wo sich die seit 1983 befahrene Strecke von
der alten Gleisführung trennt. Die ehemalige Trassierung ist
stellenweise noch gut zu erkennen. Etwas weiter südlich
erfahren wir dann, wo sich der Haltepunkt Weida Mitte wirklich
befindet.
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Hinauf zur Osterburg und hinab in die Altstadt
Unser nächstes Ziel ist das Wahrzeichen von Weida: die
Osterburg. Von hier oben kann man die Blicke über Weida und
die umgebende Landschaft schweifen lassen. Nach so viel auf und
ab, macht sich bei uns jetzt der Hunger etwas bemerkbar. Also
steigen wir zur Altstadt hinab und lassen, nachdem wir uns etwas
umgesehen haben, den Abend dann auch dort ausklingen – im
Lokal "Zur Altstadt".
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