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Durch thüringische
Täler
Teil 2
Freitag ist Wandertag
Am Freitag ist das Wetter sonnig, aber noch nicht zu warm. Also
werden wir ein wenig zu Fuß unterwegs sein. Der erste
Anstieg führt uns wieder den Nordhang des Oschütztals
hinauf. Heute aber nicht zum Viadukt, sondern zur Schwedeneiche.
Der Baum wird im 30-jährigen Krieg so benannt, soll aber 500
bis 600 Jahre alt sein. Und wie das im Alter so ist, wird er heute
ein wenig gestützt, ist aber mit einem Stammumfang von
über sieben Metern eine stattliche Gestalt.
Weiter nördlich geht es zum Ufer der Weida hinunter.
Über einen schattigen Fußweg erreichen wir das Kloster
Mildenfurth. Sicher ein sehenswerter Gebäudekomplex, der
leider zum Teil durch Gerüste und Planen verdeckt wird
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Über Weida und Elster
Nach etwas Aufenthalt führt unser Weg nun ein kurzes
Stück eine Straße entlang. Wir überqueren die
Weida und sind in Wünschendorf. Es geht auf einem
Fußweg noch einmal einen Hügel hinauf und wieder hinab
und wir stehen vor der Elsterbrücke.
Die Wünschendorfer Elsterbrücke wurde 1786 errichtet.
Die Holzbrücke ist nicht nur komplett überdacht, sondern
auch auf beiden Seiten bis auf einige kleine Fenster geschlossen.
Wir gehen über, oder auch "durch" die 72 Meter
lange Brücke. Neben der Autofahrspur, auf deren Benutzung
sich die Autofahrer aus beiden Richtungen irgendwie einigen
müssen, gibt es leider nur sehr schmale Fußwege.
In Wünschendorf legen wir an einem Supermarkt noch eine
kleine Verpflegungspause ein. Nachdem wir die Strecke der
Elstertalbahn erreicht haben, wenden wir uns elsteraufwärts
nach Süden. Während die Elstertalbahn südlich des
Ortes zunächst auf der westlichen Flußseite
verläuft, benutzen wir einen Weg, der unmittelbar an den
Gleisen der stillgelegten Bahnstrecke nach Werdau
entlangführt.
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Durchs Elstertal: zu Fuß ...
Bis zu einem Märchenwald südlich von
Wünschendorf müssen wir uns den Weg mit vereinzelten
Autos teilen. Noch ein Stück folgen wir der alten Bahntrasse,
dann biegt diese aus dem Elstertal nach Osten ab, während wir
Richtung Süden weitergehen. Hinter einer Flußschleife
kommen wir auf eine große Wiese, die den Blick freigibt auf
eine Brücke der Elstertalbahn und das südliche Portal
des Lochgut-Tunnels. Da auch bald ein Zug kommt, ist eine
Fotopause unvermeidbar.
Die Elstertalbahn verläuft jetzt auf unserer Seite des
Flusses. Der Stundentakt und sogar ein einzelner Güterzug
sorgen für weitere Eisenbahnfotos. Außer den
"Fotohalten" machen wir gegen Mittag auch eine kleine
Picknick-Pause. Kurz vor Berga verlassen wir Fluß und Bahn
und erklimmen die bewaldete Hangkante. Daß es jetzt noch
einmal bergauf geht, wird nicht von allen Teilnehmern
begrüßt. Von oben hat man dann ein paar Blicke auf die
Stadt Berga, man sieht auch einen Zug der Vogtlandbahn, aber
leider stehen auch viele Bäume im Weg.
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... und mit Bahn
Dann geht es hinab nach Berga. Im Ortszentrum wird sich mit Eis
und anderem verpflegt, Endpunkt der Wanderung ist aber letztlich
der Bahnhof. Wir besteigen einen Zug Richtung Plauen. Durch die
großen Fenster des Vogtlandbahn-Desiros hat man einen
schönen Blick auf die Landschaft des Elstertals. Die einzige
größere Stadt, die wir passieren ist Greiz, deren
Bahnhof auch schon bessere Zeiten gesehen hat.
An der Station Barthmühle ragt die Elstertalbrücke
vor uns auf. Nachdem wir sie am Vortag auf der Hinreise
überquert haben, fahren wir jetzt unter der Strecke Plauen
– Reichenbach hindurch. Am unteren Bahnhof in Plauen
verlassen wir den Zug. Vor dem nicht gerade ansehnlichen
Bahnhofsgebäude liegen die Gleise der frisch stillgelegten
Straßenbahnlinie. Da wir uns während der Bahnfahrt vom
Wandern etwas erholt haben und wirklich nicht Busfahren wollen,
gehen wir zu Fuß in die Altstadt.
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In der Matsch
Da sich inzwischen etwas Durst und Hunger eingestellt hat,
schauen wir uns nach einer geeigneten Gaststätte um. Als wir
vor einem Café mit dem Namen "Heimweh" stehen, gehen die
Meinungen zunächst etwas auseinander. Um die Ecke gibt es
aber einen Eingang zum angeschlossenen Biergarten. Und als wir
dort hineinschauen, stellen wir fest, daß das Café nur die
eine Seite eines größeren Gasthauses ist. Wir sind
jetzt in der "Matsch" – Plauens ältester
Gastwirtschaft. Am großen Tisch im sehr schönen
Innenhof nehmen wir Platz, und je nach Geschmack, Durst und Hunger
wird nur etwas getrunken oder auch eine kleine Mahlzeit
bestellt.
So gestärkt schließt sich ein kleiner Rundgang
durch Plauens Altstadt an. Dieser endet an der Elsterbrücke,
wo wir allerdings feststellen, daß die Alte
Elsterbrücke gerade restauriert wird. Auch dies hätte
man durch Nachforschen im Internet vorab herausfinden können.
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Vier-Länder-Express
Nach kurzem Kampf mit einen nicht kundenorientierten
Fahrscheinautomaten benutzen wir ab der Haltestelle
Elsterbrücke die Straßenbahn zum oberen Bahnhof. Nach
Mehltheuer bringt uns ein Regiosprinter der Vogtlandbahn. Dort
müssen wir den Bahnsteig wechseln um dann mit dem Vier-
Länder-Express nach Weida zurückzukehren. Nach vielen
Fahrten in Triebwagen ist ein Wagenzug, in dem man sogar die
Fenster öffnen kann, eine angenehme Abwechslung.
Nach der dann doch recht späten Ankunft in Weida –
der Vier-Länder-Express hält nicht an den stadtnahen
Haltepunkten, sondern nur am Bahnhof – beschließen wir
den Tag mit einem Abendessen im Restaurant unseres Hotels.
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Nochmals zwei Bahnhöfe
Am Samstag beginnen wir mit einem Aufstieg zum Haltepunkt Weida
Mitte. Von dort fahren wir aber nur eine Station Richtung Norden,
um am Bahnhof Weida in einen Zug Richtung Saalfeld umzusteigen.
Erstes Ziel ist Pößneck – genauer gesagt dessen
oberer Bahnhof.
Von diesem Bahnhof geht es bergab in die Altstadt. Kernpunkt
ist dort ein hübscher Marktplatz mit einem sehenswerten
Rathaus. Da wir etwas Zeit haben, suchen wir in der
Fußgängerzone eine Gaststätte. Im ersten Lokal
erklärt man uns, daß es samstags leider keine warmen
Mahlzeiten gibt. So finden wir um die Ecke "Vaters
Gaststätte", ein gutbürgerliches Restaurant mit
kleinem Biergarten.
Nach Beendigung der Mittagspause ist es dann auch Zeit, zum
Bahnhof zu gehen. Wir verlassen Pößneck aber nicht am
oberen, sondern am unteren Bahnhof. Dies ist der Bahnhof der
Orlabahn, die vollkommen unabhängig von der Bahnstrecke Weida
– Saalfeld verläuft und erst in Orlamünde die
Saaletalbahn erreicht. Unser Zug – mal wieder ein Desiro
– wartet bereits auf uns. Auch hier erkennt man, daß
die Bahnanlagen früher einmal etwas ausgedehnter waren.
Entlang der Orla verläuft die Bahnstrecke zunächst
durch ein weites Tal. Dann tauchen die Steilhänge des
Saaletals auf. Über die Hauptstrecke geht es weiter Richtung
Jena. In Göschwitz steigen wir in den aus Richtung Jena West
kommenden Zug nach Gera um. Wir sitzen nun wieder im anderen
Standardfahrzeug unserer Reise, dem Neigetechniktriebwagen der
Baureihe 612.
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Gera – Hitze, Eis und Südbahnhof
In Gera laufen wir das kurze Stück vom Hauptbahnhof in die
Fußgängerzone. Inzwischen ist die Temperatur auf
sommerliches Niveau gestiegen. Das trägt nicht gerade zur
Einigkeit über das weitere Vorgehen bei. Wir machen
schließlich zunächst einen kleinen Rundgang durch die
Innenstadt – Marktplatz mit Rathaus und den Erker der
Stadtapotheke sollte man schon gesehen haben. Danach haben wir uns
die Pause in einem Eiscafe wirklich verdient.
Ganz ohne Straßenbahnfahren wollen wir Gera nicht
verlassen. Allerdings wird es wieder nur eine Kurzstrecke –
zwei Station bis zum Südbahnhof. Interessanterweise ist der
eine Fahrschein, den wir zusätzlich zu Thüringenticket
und einer Bahncard100 benötigen, am Wochenende preiswerter
als unter der Woche.
Unmittelbar an der Straßenbahnhaltestelle liegt der
Aufgang zum Bahnsteig des Bahnhofs Gera Süd. Dieser kurze
Umsteigeweg wurde aber erst durch eine Bahnsteigverlegung
ermöglicht. Das stattliche Gebäude des Südbahnhofs
befindet sich ein Stück weiter südlich und ist
über einen kurzen Fußweg an den Bahnsteig
angeschlossen. Noch etwas weiter südlich befindet sich das
Gebäude des ehemaligen Sächsischen Staatsbahnhofs von
Gera, der schon lange ohne Bahnhofsfunktion ist.
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Wünschendorf, Wald, Weida
Da wir uns noch für einen kleinen Spaziergang entschieden
haben, fahren wir von Gera Süd nicht nach Weida, sondern nach
Wünschendorf. Vom dortigen Bahnhof laufen wir zunächst
wieder zur hölzernen Elsterbrücke. Im Gegensatz zum
Vortag nehmen wir nun einen Weg, der östlich der Weida
verläuft. Es geht natürlich mal wieder bergauf. Der Weg
verläuft überwiegend durch Wald, so daß wir nicht
der auch am Spätnachmitag noch heißen Sonne ausgesetzt
sind.
Ab und zu hat man von oben Ausblicke auf die Weida und die
gegenüberliegende Landschaft. Dann neigt sich der Weg nach
unten. Wir kommen Ortsrand von Weida in der Nähe der
Weidabrücke aus dem Wald heraus. Noch ein Stück durch
den Ort, und wir sind wieder an unserem Hotel.
Vor dem Abendessen gibt es noch einen kleinen Rundgang durch
das südliche Weida. Zuerst schauen wir uns noch einmal den
zum Haltepunkt zurückgebauten Bahnhof Weida Altstadt an. Dann
besichtigen wir die Ruine der Widenkirche, die zum einen das
älteste Kirchengebäude am Ort ist, zum anderen bereits
seit dem 16. Jahrhundert nur noch als Ruine erhalten ist.
Nachdem sich unterwegs keine Alternative ergab,
beschließen wir das Restaurant im Rathaus aufzusuchen. Man
kann draußen sitzen, die Küche ist allerdings nicht
einheimisch, sondern griechisch. Da es an diesem Tag irgendeine
sportliche Entscheidung gab, die ein Mitglied der Gruppe irgendwie
gut fand, ist für den Rest der Gruppe der Abend recht
preiswert, da die Getränkekosten entfallen (Dank an den
Spender). Und so sind mal wieder alle recht zufrieden.
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In vollen Zügen heimwärts
Am Sonntag starteten wir gegen elf Uhr zur Rückfahrt. Wie
schon zweimal erprobt, haben wir uns mit einen Gruppenfahrschein
erster Klasse ausgestattet, um der sonntäglichen
Überfüllung einiger Züge etwas auszuweichen. Leider
scheint auch dies nun bei der DB nicht mehr zu funktionieren, so
daß wir zukünftig vielleicht die Mehrkosten einsparen
werden.
Auf der ersten Etappe gibt es noch kein Problem. Ein leidlich
leerer Desiro chauffiert uns durchs Weidatal und weiter nach
Mehltheuer. Dort dürfen wir im Gegensatz zum Vortag sogar am
gleichen Bahnsteig umsteigen. Der dann einfahrende VT612 rauscht
am Pulk der Einsteigewilligen vorbei und hält am vorderen
Bahnsteigende.
Wir steigen ein – alles recht gut gefüllt, auch die
erste Klasse. Wir verteilen uns so gut es geht auf ein paar
Restsitzplätze. So geht es erst einmal bis Hof. Dort haben
wir eine kleine Mittagspause eingeplant. Danach besteigen wir
wieder einen Triebwagen der Baureihe 612, um nach Nürnberg zu
fahren. Dasselbe Bild wie in Mehltheuer. Dank des Fahrgastwechsels
in Hof können wir uns Sitzplätze erobern.
Von Halt zu Halt wird der Zug voller. Ab Bayreuth wird auch in
der ersten Klasse gestanden. Im Zug ist es außerdem
unangenehm warm. Eine spätere Beschwerde beim RAN-Team in
Nürnberg führt zwar zu einer Entschuldigung, aber auch
zur Aussage, daß man sich wohl mit den Zuständen
abfinden muß (siehe Anmerkung rechts). Die DB wäre ja
so ein tolles Unternehmen, wenn sie sich nicht auch noch um
Kunden kümmern müßte.
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Laut Meldungen von
DB und BEG wird das Angebot ab Dezember 2007 verbessert. |
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Nürnberg – München: rot und schnell
In Nürnberg steigen wir dann in den schnellen
München-Nürnberg-Express um. Obwohl wir hier am ehesten
mit Problemen gerechnet haben, ist die Lage hier entspannter. Wir
bekommen eines der drei Erste-Klasse-Abteile für uns und die
beiden anderen sind eher schwach belegt. Auch in der zweiten
Klasse hätte man wohl noch Plätze bekommen. Kein
Vergleich zur Situation in den unbequemen 612er-Triebwagen.
So geht es nun über die Neubaustrecke nach Ingolstadt.
Diejenigen, die es noch nicht kannte, bestaunen die Regionalhalte
in Allersberg und Kinding, und den leicht verbauten Bahnsteig in
Ingolstadt Nord. Kleiner Aufenthalt in Ingolstadt – der
Autor kauft sich ein Eis. Der Zug fährt weiter durch das
nordoberbayerische Hügelland und läuft dann
pünktlich im Münchner Hauptbahnhof ein.
Das war's mal wieder. Ein kleiner Ausflug mit Höhen und
Tiefen – viel Neues gesehen, ein paar schon bekannte Ecken
wiederbesucht. Vielleicht gelingt es diesem Bericht ein paar
Anregungen für Leute zu geben, die noch Reiseziele
suchen.
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