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INDIE POP
Dezember
2014

Konzerte 2014

Rodrigo Amarante Ja, Panik (10.2.2014 Strom, München)
Zuletzt hatte ich Ja, Panik ca. vier Jahre zuvor im völlig überfüllten Atomic gesehen und jetzt gehofft, nach zwei schwächeren Alben hätten sie ein paar Fans verloren. Vergeblich. Super Liveband, aber mein Bedarf an Körperkontakt ist für die nächsten Jahre gedeckt.

Savages (28.2.2014 Rock Café, Prag)
Konzert des Jahres. Letztes Jahr schon großartig, haben sie ihren Sound noch weiter perfektioniert. Ich hatte den Eindruck, dass sich der Schwerpunkt in Richtung Rhythmus verschiebt, was natürlich eine feine Sache ist, wenn man die umwerfende Fay Milton an den Drums hat, die übrigens ihr Spiel in Richtung Floortom zu verlagern scheint. Das einzige was diese Band stoppen könnte wäre eine Songschreibblockade. Wenn ich richtig gezählt habe, gibt es seit dem Debütalbum (6.5.2013) nur einen neuen Song ("Fuckers"). Die Nebenprojekte, z.B. mit Bo Ningen, sind ja eher freie Improvisation.

Die Heiterkeit (13.4.2014 Kranhalle, München)
Ungefähr ein Dutzend Leute sind an diesem Sonntagabend nicht zu The Notwist gegangen sondern hierher. Und die werden jedenfalls nicht mit ballermannmäßiger Animation belästigt. Gegenüber vor anderthalb Jahren ist Die Heiterkeit noch langsamer, kühler, zurückhaltender. Ein mutige Entscheidung, aber nicht unbedingt eine erfreuliche, zumal unter dem neuen Material allenfalls "Daddy's Girl" mit den Hits der ersten LP mithalten kann.

40 Jahre Zündfunk (26.4.2014, BR)
Das Funkhaus mit seinen tropenholzgetäfelten Studios wäre eigentlich schon allein das Eintrittsgeld wert. Umso schöner, wenn hier ausnahmsweise mal coole Bands auftreten:
Kofelgschroa: Leider nur das erste Lied mitbekommen wegen Überschneidung mit:
Kitty, Daisy & Lewis: Die nach dem wundervollen, auch schon wieder drei Jahre alten, letzen Album hohen Erwartungen wurden übererfüllt. Schade, dass die Bühne so niedrig war, dass auch vom vorderen Drittel des Raums aus kaum etwas zu sehen war.
Neneh Cherry: Comeback des Jahres. Akustisch jedenfalls, optisch kann ich es nicht beurteilen, da Neneh Cherry vielleicht im sitzen auftrat oder noch kleinwüchsiger ist als KD&L.

Andreas Dorau (15.5.2014, Ampere, München)
Gutes Konzert vor spärlichem Publikum. Volle Bandbesetzung satt Samples wäre Sahnehäubchen gewesen.

Manic Street Preachers (17.5.2014, Backstage Werk, München)
Nach gefühlten zehn Jahren Greatest-Hits-Touren diesmal wieder mehr aktuelles Material.

Primavera Sound Porto (5.-7.6. 2014)
Highlights: Caetano Veloso, Warpaint, Slowdive, Mogwai, Charles Bradley
Gut: Neutral Milk Hotel
Verpasst: Rodrigo Amarante, Shellac, Speedy Ortiz
Mehr erhofft hätte ich mir von St. Vincent
Ansonsten einiges belangloses bis grauenhaftes. Ausführlich: hier

Blumfeld (29.8.2014, Theaterfabrik München)
Hier sind wir über-40-Jährige unter uns. Manche erzählen von Blumfeld-Konzerten vor 20 Jahren, für mich ist es das erste. Ehrlich gesagt kenne ich von Blumfeld auch nur die Hits. Gute und gut gelaunte Band jedenfalls; von denen wird man noch hören. Vielseitigkeit gehört aber nicht zu ihren Main Features.

Alte Sau + Lime Crush (4.9.2014, K4-Zentralcafé, Nürnberg)
Lime Crush: Riot Grrl/Emo/Hardcore mit 60's-Einflüssen von einer jungen Band aus Wien von der es bisher noch keinerlei Veröffentlichung gibt, nicht mal bei Soundcloud oder Bandcamp, was voll im Trend liegt. Die einzelnen Mitglieder haben aber bereits in zahlreichen anderen Bands gespielt, von denen ich natürlich keine kenne. Mit 20 hätte ich die wahrscheinlich toll gefunden, ab so sind mir, schon aus Altersgründen Alte Sau näher:
Aus unerfindlichen Gründen kannte ich all die legendären Jens-Rachut-Bands bis vor kurzem nur dem Namen nach. In der aktuellen, Alte Sau, gibt es weder Bass noch Gitarre. Rebecca Oehms an den Keyboards und Nils Schuhmacher an den Drums (beide ex-Die Charts) erzeugen aber einen erstaunlich satten Sound. Jens Rachut freundlich und gut gelaunt (was z.B. bei Interviews wohl nicht immer so war). Die Texte sind mir zwar ein völliges Rätsel, aber das ist ja z.B. bei The Fall auch der Fall.
Kreisky
Angel Olsen + Rodrigo Amarante (7.10.2014, Kranhalle München)
Ich hatte mir schon überlegt, auf Rodrigo Amarante zu verzichten und stattdessen so lange zu Honeyblood ins benachbarte Orangehouse zu gehen. Davon hielt mich zu Glück Spotify ab, wo sich zeigte, dass Honeyblood außer dem vielversprechenden Hit "Killer Bangs" hauptsächlich ziemlich langweiligen Country-Folk machen. Rodrigo Amarante überraschte jedenfalls mit schönen Songs in Richtung Tropicalismo-Sound, allerdings minismalistisch, da alleine mit Gitarre. Erinnerte mich zeitweise an Caetano Veloso. Warum habe ich Amarante beim Primavera Sound Porto, wo er am selben Abend wie Veloso spielte, eigentlich verpasst, obwohl niemand gleichzeitig spielte? Vielleicht hatte mich seine furchterregende Gesichtsbehaarung abgeschreckt. Auf meinem super-HiFi-Foto unten rechts zu sehen übrigens ein beindruckender Stromstecker-Adapter-Turm: US zu UK zu EU?
Angel Olsen erwähnte dann, dass sie seit zwei Wochen krank sei. Vielleicht war das der Grund, dass der Gig ein wenig müde und lustlos wirkte. Ihre Stimme klingt ja schon in gesundem Zustand ein wenig erkältet, was ein oder zwei Songs lang reizvoll ist. Auf Dauer nervt sie ein wenig. Erschwerend kommen die einfallslosen Countyfolk-Arrangements hinzu, nur einmal ein einminütiger velvetundergroundesker Instrumentalteil. Klar, Angel Olsen ist eine super Songschreiberin. Aber keine super-Arrangeurin. Nach schätzungsweise einer knappen Stunde war zugabenlos Schluss. Vielleicht war sie auch enttäuscht, dass die nicht gerade große Kranhalle nicht voll war: Der vermutlich wesentlich größere Electric Ballroom in London war Wochen im Voraus ausverkauft. In bessergelaunten Zeiten sieht die Band übrigens so aus.

Sebadoh + La Luz (21.10.2014, Arena Wien)
Die Arena ist an diesem letzten schönen Herbsttag bei weitem nicht so voll wie ich es erwartet hätte. Der Surfrock von La Luz wird ist kein Kandidat für den Innovationspreis, mach aber großen Spaß. Hätte ich gerne länger gesehen. Weder von mir noch von diesem Konzert, aber ein sehr treffendes Bild der Drummerin: Instagram
Sebadoh versetzen uns alle noch mal in die 1990er zurück, was schön ist.

Morrissey (25.10.2014, Wiener Konzerthaus)
Nun hat der Winter endgültig begonnen. Vom Büffet kann man den Schlittschuhläufern im benachbarten Wiener Eislaufverein zusehen. Das Konzerthaus ist ein wunderschöner Jugendstilbau, bei dessen Bau (1911-1913) die Bedürfnisse von Rockkonzerten jedoch nicht optimal berücksichtigten wurden: Bühne arg niedrig. Das überteuerte Bier darf nicht in den Saal mitgenommen werden. Auch mal interessant, ein Konzert nüchtern zu erleben. Publikum eine Mischung aus Frühpensionisten und Smartphonetussis. Die meisten sind sicher froh, dass Morrissey überhaupt auftaucht (die Schweizer hatten da weniger Glück). Das Konzert gut, wenn auch mit übertriebenem Fokus auf dem neuen Album.

Kreisky (26.10.2014, Milla, München)
Das Milla liegt überraschenderweise in einem großen Wohnhaus. Wer hätte gedacht, dass sich sowas in München halten kann. Innen gewölbemäßig; erinnert an den Cavern Club. Sehr löblich, dass der Boden nach hinten ansteigt, so dass man auch von weiter hinten etwas sehen kann (wenn nicht gerade eine Säule im Weg ist). Für vollgepackte Konzerte wie dieses eine weniger gute Idee: Die Sitzecke mitten im Raum. Das zahlreich erschienene Publikum besteht hauptsächlich aus 40-jährigen, männlichen Hipstern. Die umwerfend guten Kreisky lassen darüber hinwegsehen. Die könnten ruhig öfter mal vorbeischaun.

Mutter (14.11.2014 Milla, München)
Kaum zu glauben, dass diese legendäre Band tatsächlich ein Konzert spielt statt immer nur welche abzusagen. Solide und routiniert. Null Kommunikation mit dem Publikum.

The Vaselines (20.11.2014 Chelsea, Wien)
Würdiger Abschluss des Konzertjahres. Die Besetzung der Vaselines ist (abgesehen von Frances und Eugene) wieder mal ausgewechselt (bei der Vorstellung stellt sich der Drummer als der der 1990s heraus, der Gitarrist als Scott Paterson von Sons And Daughters), ansonsten ist alles wie immer, sprich: super. Die könnten ruhig öfter mal vorbeischaun.

The Vaselines

Peter Kern

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