Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Februar 2025.
Bearbeitungsstand: 21.1.2022

Quellen und weiterführende Dokumente
 

Fahrplan­medien werden immer unzuver­lässiger
Im Labyrinth der Fahrpläne

Ende November informierte die Deutsche Bahn im Zusammen­hang mit der Trennung S7 in zwei Linien über Änderungen im Münchner S‑Bahn-Netz zum Fahrplan­wechsel. Unter dem Punkt "nachfrage­gerechte Anpassung in Randzeiten" war auch der tägliche Entfall einer Fahrt der S1 um 23.11 Uhr ab Leuchten­berg­ring nach Freising und zum Flughafen aufgeführt. Das frühere Ende des 20-Minuten-Takts der S1 wurde zusammen mit anderen Ein­schrän­kungen wie der Ausdünnung des U6-Fahrplans an Samstagen von PRO BAHN kritisiert.

Die Änderungen zum Fahr­plan­wechsel am 15.12.2024 sind unten auf s‑bahn‑muenchen.de/fahren/s5 aufgeführt. So weit so schlecht. Erstaun­licher­weise lieferte die Online-Fahr­plan­aus­kunft der DB Mitte Januar aber weiterhin die gestrichene Verbindung der S1, und zwar an allen Tagen inklusive Samstag/Sonntag bis zum 16. Februar. Welche Bedeutung dieses Datum im Fahr­plan­gefüge der Münchner S‑Bahn hat, ist unbekannt. Ruft man den Mini­fahr­plan der S1 auf den Webseiten der S‑Bahn auf, so erscheint dort die gestrichene Fahrt jeweils montags bis freitags, aber nicht am Wochenende. Es gibt keine Fußnote, die darauf hinweist, dass diese Fahrt nicht in der gesamten Fahr­plan­periode stattfindet.

Der MVV stellt in seinem Auskunfts­system Linien­fahr­pläne unter dem Punkt "Fahr­plan­buch" zur Verfügung. Im PDF-Dokument zur S1 kommt die Fahrt 23.11 Uhr ab Leuch­ten­berg­ring bzw. 23.21 Uhr ab Haupt­bahn­hof nicht vor, auch nicht bis zum 16. Februar. In der Ver­bindungs­aus­kunft des MVV waren die Fahrten bis Mitte Februar zunächst enthalten. Nach einer Aktualisierung der Fahrplandaten verschwand die Abfahrt 23.22 Uhr aus den Systemen von DB und MVV an allen Tagen, an denen die S1 wegen Bauarbeiten oberirdisch am Haupt­bahn­hof startet. Einen S1-Fahr­plan gibt es auch im elektro­nischen Kursbuch der DB unter der Nummer 999.1. Dort existiert die gestrichene Verbindung nun wiederum aus­schließ­lich in der Zeit des Oktober­fests für gut zwei Wochen ab 20. September, aber nicht in der Zeit bis 16. Februar.

Ein roter Nahverkehrszug der Deutschen Bahn steht an einem Bahnsteig im Münchner Hauptbahnhof. Weiter hinten auf dem Bahnsteig sind Menschen zu erkennen. Es handelt sich um einen Zug des Typs Desiro HC, unter dem DB-Logo steht die Zugnummer 1462 558. Darunter sind die Kupplung und weitere technische Einrichtungen zu erkennen. Der Zug scheint neu zu sein, da sein roter Lack gl&azml;nzt. Der Zug ist von schrüg vorne fotografiert mit Fahrtrichtung aus dem Hauptbahnhof hinaus. In der Zielanzeige ist, etwas durch Reflexionen gestört, 'RB33 Landshut (Bay) Hbf' zu lesen.  Links ist die Seitenwand der Bahnhofshalle an Bahnsteig 26 zu sehen und oben die Hallendecke.
Desiro HC (DB-Baureihe 1462) der Regionalzuglinie RB33 im Münchner Hauptbahnhof.

Bei der S1 wurden außer der Verbindung am Abend auch einige Fahrten zwischen Freising und Neufahrn am frühen Samstag­morgen gestrichen. Es gibt aber auch eine kleine Verbes­serung, allerdings nur für den Halt Unter­schleiß­heim. Bereits seit Ende 2020 hält dort wochentags jeweils ein Zugpaar der Regio­nal­zug­linie RB33. Das wurde zum Fahr­plan­wechsel im Dezember auf sieben Halte stadt­aus­wärts und acht Halte stadt­ein­wärts ausgedehnt, bis auf eine Ausnahme nur montags bis freitags. Erstaun­licher­weise tauchen diese Halte aber im elektro­nischen Kursbuch der DB nicht auf – weder im S1-Fahrplan 999.1 noch in der Tabelle 930, in denen die Regio­nal­züge aufgeführt sind. Beim MVV und in der Online-Auskunft der DB sind sie allerdings zu finden.

Die meisten Fahrten der RB33 zwischen Freising und München finden in der Haupt­verkehrs­zeit statt. Es gibt aber auch eine Fahrt um 0.52 Uhr ab München, die als einzige auch am Wochenende verkehrt. Wegen der vielen Bauarbeiten sind die Fahrpläne für die Strecke der S1, die auch die Regionalbahn nutzt, sehr unregel­mä­ßig geworden. Der Mitte Januar verfügbare Bau­stellen­fahr­plan für die RB33 gilt vom 13.1. bis zum 2.2.2025. Demgemäß entfällt die Verbindung 0.52 Uhr ab München ersatzlos vom 14.1. bis zum 19.1.2025 auf der gesamten Strecke bis Landshut. Die Aus­kunfts­systeme geben aber darüber hinaus an, dass sie an weiteren Tagen Ende Januar erst in Feldmoching beginnt, oder dass der Halt in Moosach ausfällt. Am Nachmittag des 20. Januar ver­öf­fent­lichte die DB dann plötzlich einen weiteren Fahrplan für die Zeit vom 20.1. bis zum 26.01.2025, der für diese Tage aber den bereits vorhandenen nicht außer Kraft setzt, sondern parallel gilt. Dass Fahrgäste Baustellenfahrpläne zunehmend als wertlos empfinden, bleibt bei einem solchen Wirrwarr nicht aus.

Leider ist es immer schwieriger geworden, sich einen Überblick dazu zu verschaffen, welche Züge fahren sollen und welche nicht. Der üblich gewordene DB-Hinweis "Bitte informieren Sie sich kurz vor Reisebeginn über mögliche Fahr­plan­än­de­rungen." ist zwar nett und richtig, trotzdem möchten Fahrgäste auch ein Mindestmaß an Planungs­sicher­heit haben. Die hier aufgeführten Unge­reimt­heiten bei den Fahr­plan­medien weisen dagegen auf eine gewisse Schlampigkeit bei der DB und darüber hinaus hin.

Die jetzt vollständig abgeschaltete alte DB-Fahr­plan­aus­kunft unter reiseauskunft.bahn.de hat bis Anfang Januar noch Mög­lich­keiten geboten, den Entfall von Zügen an einzelnen Tagen, die Veränderung von Zugläufen oder den Ausfall von Halten auch über einen längeren Zeitraum nach­zu­voll­ziehen. Die Einsicht, dass der Entfall dieser Mög­lich­keiten ein echter Verlust ist, ist bei der DB nicht vorhanden, da die Managementebene von der geänderten Auskunfts- und Buchungs­platt­form sehr überzeugt ist. Transparenz und Eingehen auf Kunden­wünsche waren noch nie die Stärke des Bahn­konzerns, und alles, was nicht dem Verkauf von Fahrkarten dient, wird in einem Auskunfts­system als überflüssig betrachtet. Der Eindruck, dass viele Probleme der DB auch von der Haltung der dort agierenden Leute verursacht werden, ist nicht von der Hand zu weisen.

Edmund Lauterbach

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Die aufgeführten Originaldateien wurden am 17.1.2025 abgerufen und archiviert, sofern nichts anderes angegeben ist.

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