Mit Ebay an den Øresund
Eine Reise nach Kopenhagen mit einem Abstecher nach Schweden


Vorgeschichte

Im August 2008 kam die Deutsche Bahn AG auf die Idee, ziemlich viele Bahnfahrkarten auf Ebay anzubieten. Es gab Fahrscheine für beliebige Verbindungen in Deutschland im Zweier- und Viererpakt, sowie Hin- und Rückfahrten zu ausgewählten Zielen im angrenzenden Ausland. Und das jeweils abwechselnd als Auktion oder zum Sofort-Kaufen-Festpreis. Linksymbol

Da für mich schon feststand, daß ich innerhalb des Gültigkeitszeitraum des Ebay-Fahrkarten Strecken mit der Deutschen Bahn zurücklegen würde, lag es nahe, mittels Ebay an günstige Fahrscheine zu kommen. Die Beteiligung an der ersten Auktion brachte keinen Erfolg. Als kleines Licht im großen Ebay-Zirkus und als eher vorsichtiger Mensch hatte ich auch recht klare Vorstellungen davon, was für mich als preiswert gelten würde. Einige Mitbieter sahen das wohl etwas anders.

Als dann kurz später die gleichen Fahrkarten zu Festpreis von 66 Euro angeboten wurden, und es dazu auch noch einen 10-Euro-Gutschein gab, schlug ich allerdings zu. 56 Euro Nettopreis unterbieten für entsprechende Strecken selbst die Kombination von Bahncard und Sparpreis.

Nachdem nun sozusagen das Pflichtprogramm erledigt war, erinnerte ich mich daran, daß ich ja im September an eine kleine Reise wegen einer Familienfeier noch ein paar Tag Urlaub ranhängen wollte. Da das Ziel eines solchen Kurzurlaubs noch nicht festlag, schaute ich mir einmal die internationalen Angebote der DB-Ebay-Aktion an. Da ich noch nie dort war, fiel die Entscheidung für Kopenhagen.

Die Beteiligung an entsprechenden Auktionen brachte mir zwar nicht die preiswerteste Fahrkarte, aber mit 53,70 Euro einen Fahrschein zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Dazu kam die obligatorische Versandgebühr von 2,50 Euro. Das "auf bestimmten Verbindungen" günstigere Angebot Europa-Spezial hatte ich vorher geprüft. Auch mit etwas zeitlichen Vorlauf war nichts verfügbar, was auch nur annähernd mit den Ebay-Preisen hätte konkurrieren können.

Für September ergab sich dann eine Reiseplanung, die mich zunächst in den Raum Bonn führte, von dort weiter nach Kopenhagen, und dann gleicherweise wieder zurück bis München.


Nordwärts

Die Reise nach Kopenhagen beginnt am 7. September morgens kurz nach acht im Bahnhof Siegburg/Bonn. Ein Regionalexpreß bringt mich nach Köln. Von dort aus geht es weiter per ICE mit Umsteigen in Hannover nach Hamburg. Ich hätte auch noch etwas später mit einem Intercity den Anschluß nach Kopenhagen erreicht. Der Intercity erscheint mir aber aufgrund seines Zuglaufs Frankfurt – Westerland eher anfällig für Verspätung und hohe Auslastung. Außerdem ist der längere Aufenthalt in Hamburg gerade richtig zur Proviantergänzung.

Die Fahrt nach Hamburg ist problemlos. Die Abfahrt des Eurocity nach Kopenhagen erfolgt auf einem anderem Gleis als geplant. Da es dort für den Zug natürlich keine Wagenstandsanzeiger gibt, erfordert das Auffinden meines reservierten Platzes erst einmal einen Marsch entlang des zum Glück nur aus sechs Wagen bestehenden Zuges.

Es handelt sich um den dänischen IC3, einen Diesel-Triebwagenzug der sich durch seine charakteristische "Gumminase" auszeichnet. Pünktlich geht es los – zunächst Richtung Lübeck und dann zur Küste. Es wird Zeit den Fotoapparat bereit zu machen. Auch wenn man durch die geschlossenen Fenster fotografieren muß, ist die Fahrt über die Fehmarnsundbrücke ein paar Versuche wert.

Dann erreichen wir Puttgarden. Großer Bahnhof – wenig los. Der Glanz vergangener Zeit, als hier Güter- und Personenzüge auf die Fähren rangiert wurden, verblaßt nicht nur – er wächst in Form von viel Grün im Gleisbereich einfach zu. Bezogen auf Reisezeit und Bequemlichkeit ist natürlich ein sechsteiliger Triebwagenzug, der komplett auf die Fähre fährt, ein Fortschritt. Der andere Fortschritt ist die Brücke über den großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen und Seeland, der Güter- und Nachtzüge diesen etwas längeren Weg nehmen läßt.

Auf der Fähre heißt es Aussteigen und über ein Treppe auf die oberen Decks. Wer nicht an Einkaufen oder Essen interessierte ist, den zieht es bei angenehmen Wetter nach draußen auf das Aussichtsdeck. Auch hier soll ja irgendwann der Fortschritt in Form einer Brücke über den Fehmarnbelt zuschlagen. Aber noch kann man die Überfahrt von Puttgarden nach Rødbyhavn auf der Fähre genießen, die vorbeifahrenden Schiffe anschauen und ein paar Fotos machen.

In Dänemark wird der Zug dann etwas voller, auch die letzten freien Sitzplätze werden belegt. Wir befinden uns jetzt auf der dänischen Insel Lolland. Kopenhagen liegt im wesentlichen auf Seeland, und zwischen Lolland und Seeland liegt die Insel Falster. Also sind noch zwei Meeresarme zu überqueren. Der erste davon – der Guldborgsund bei Nykøbing – ist vergleichsweise unscheinbar und ähnelt mehr einer Flußquerung. Eindrucksvoller ist der Storstrømmen zwischen Falster und Seeland, so daß sich hier wieder ein paar Fotografierversuche durch die Fensterscheibe lohnen.

Am frühen Abend erreichen wir Kopenhagen Hauptbahnhof – København Hovedbanegården. Das Hotel ist zum Glück nur ein paar Schritte entfernt. Und so kann ich bald zu einem ersten Rundgang durch die Innenstadt starten. Tivoli-Eingang, Rathausplatz, Strøget (Hauptachse der Fußgängerzone), Kongens Nytorv, Nyhavn – danach wird es Zeit für eine Mahlzeit und meinen ersten Zusammenstoß damit, wie in Kopenhagen die Vorstellungen davon sind, was so etwas kosten darf. Der Bierpreis – mal als internationalen Maßstab benutzt – liegt noch ein Stück über dem, was ich zwei Jahre vorher in Schweden und Norwegen bezahlt hatte.

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Öresund Rundt

Da das Wetter für Montag gut aussieht, entscheide ich mich, die geplante Öresund-Rundfahrt in Angriff zu nehmen. Im Internet hatte ich dazu auch bereits einen günstigen Fahrschein recherchiert: das Around-the-Sound-Ticket (Öresund Rundt) des schwedischen Transportunternehmens Skånetrafiken. Den Fahrschein gibt es in Kopenhagen leider nicht am Hauptbahnhof zu kaufen, sondern nur in der Touristinformation. Also führte mich am Montagmorgen mein erster Weg zunächst dorthin. Nach etwas Warten hatte ich dann auch mein Ticket in der Hand. Linksymbol Linksymbol Linksymbol

Im Hauptbahnhof steige ich dann in einen der alle 20 Minuten verkehrenden Öresundzüge. Diese Züge werden von den Dänischen Staatsbahnen DSB und Skånetrafiken (sowie in der Verlängerung nach Göteborg der Schwedischen Staatsbahn) gemeinsam betrieben. Der Zug ähnelt mit seiner Gumminase etwas dem Eurocity vom Vortag, wird aber elektrisch betrieben.

Die erste Etappe der Öresundrunde führt mich Richtung Norden nach Helsingør (Helsingör). Dies ist der dänische Endpunkt der Öresundzüge. Auffallend ist hier zunächst die Bahnhofsform: eine Art Kopfbahnhof, an dessen Kopfgebäude seitlich noch ein einzelnes Gleis vorbeiführt. Dieses Gleis gehört zur Lokalbahn nach Hornbæk und Gilleleje (Hornbækbanen), deren Schienen straßenbahnähnlich neben der Fahrbahn verlaufen. Linksymbol

Vom Bahnhof aus mache ich einen kleinen Rundgang durch das Städtchen, der am Hafenbecken gegenüber Schloß Kronborg endet. In diesem festungsartigen Schloß läßt William Shakespeare seinen Hamlet spielen. Interessanterweise fungiert einer der Schloßtürme der beeindruckenden Anlage als Leuchtturm. Auf eine Schloßbesichtigung verzichte ich und kehre stattdessen zum Bahnhof zurück. Linksymbol

Direkt verbunden mit dem Bahnhof ist das Fährterminal von Scandlines. Hier legt alle 20 Minuten eine Fähre ins schwedische Helsingborg ab. Mit meinem Öresundticket kann ich auch hier einfach zusteigen und bei bestem Wetter die 20-minütige Überfahrt genießen. In Helsingborg sind Fährterminal und Bahnhof in einem Gebäudekomplex, dem sogenannten Knutpunkten zusammengefaßt. Linksymbol

Bei der Einfahrt in den Hafen war mir ein auf einem Hügel liegender Turm hinter einer Art Stadttor-Konstruktion aufgefallen. Dort hinauf führt mich mein Weg, um ein paar Panoramabilder der Stadt und der engsten Stelle des Öresunds zu machen. Der Turm heißt Kärnan und ist der Rest einer ehemaligen Festungsanlage. Eine Turmbesteigung ist montags nicht möglich, aber die Aussicht vom Hochplateau oberhalb der Stadtzentrums ist auch ganz nett. Linksymbol

Wieder unten in der Altstadt angekommen gehe ich durch die Fußgängerzone zum Bahnhof. Gleise und Bahnsteige liegen in einem Tunnel, der die Innenstadt von Helsingborg in Nord-Süd-Richtung unterquert, und eine vormals eingleisige oberirdische Strecke ersetzt. Außer Verlängerungen dieses Tunnels nach Norden und Süden ist auch zwischen Helsingborg und Helsingör ein zweite Sundquerung in Form eines reinen Eisenbahntunnels geplant. Linksymbol Linksymbol

In Helsingborg steige ich nun wieder in einen Öresundzug. Theoretisch könnte es die gleiche Triebwageneinheit sein, mit der ich am Morgen nach Helsingør gefahren bin, da die Fahrzeit über die Öresundbrücke von dort nach Helsingborg zweieinviertel Stunden beträgt.

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Malmö, der Torso und die Brücke

Die nächste Etappe meiner Rundfahrt führt mich nach Malmö. Der Hauptbahnhof von Malmö ist noch ein Kopfbahnhof. Aber am Citytunnel, der den Zügen die direkte Weiterfahrt zur Öresundbrücke ohne Kopfmachen erlauben soll, wird fleißig gebaut. Gebaut wird auch woanders in Malmö – der Begriff Boomtown ist für die Stadt sicher nicht ganz falsch. Linksymbol

Vom Bahnhof führt mein Weg zunächst nicht in die Altstadt, sondern Richtung Hafen. Große Teile des Hafengeländes wurden in Wohn- und Bürobebauung umgewandelt. Und hier steht nun auch das höchste Gebäude Skandinaviens: der Turning Torso. Das Gebäude besticht allerdings nicht nur durch seine Höhe, sondern durch die vom spanischen Architekten Calatrava gestaltete namensgebende Form.

Nachdem dieser architektonische Höhepunkt auch fotografisch gewürdigt wurde, sind es nur einige Schritte zum Wasser des Öresunds. Statt Hafenanlagen stehen hier nun Wohnhäuser in einer unvergleichlichen Lage. Nach Südwesten hin öffnet sich der Blick auf das wohl wichtigste Bauwerk der Region: die Öresundbrücke. Leicht im Dunst liegend werden die Dimensionen erst klar, wenn man winzige Punkte als Autos und eine kaum sichtbare Bewegung auf der zweiten Ebene als Zug identifiziert.

Zunächst entlang der Küstenlinie und dann durch einen kleinen Park bewege ich mich wieder stadteinwärts. Nächste Station ist Schloß Malmöhus, eine Festungsanlage, die heute als Museum dient. Auf dem Weg dorthin stoße ich auf die Gleise einer Museumsstraßenbahn, die allerdings nur am Wochenende verkehrt. Linksymbol Linksymbol

Von Malmöhus geht es jetzt endlich in die Altstadt. Es gibt enge Gassen mit typisch farbigen Hauswänden, viele Gaststätten, bei denen in erste Linie die große Zahl von Heizpilzen im Außenbereich ins Auge fällt, sowie ein repräsentativer Rathausbau am Stortorget. Nun – der Weg ist das Ziel, und mein Weg führt daher wieder zurück zum Hauptbahnhof. Öresundzug, dritte Etappe. Jetzt ist Hauptverkehrszeit. Ein Zugteil steht schon am Bahnsteig und wird durch einen zweiten, aus Helsingborg kommenden Teil verstärkt.

Da der Citytunnel noch nicht fertig ist, fahren wir im weiten Bogen um Malmö herum. Auf der Öresundbrücke liegen die Gleise unterhalb der Straßenfahrbahn und die Sicht wird durch diagonale Stahlträger des Gitterwerks unterbrochen. Trotzdem mache ich ein paar Fotos, die dann auch zwei, drei halbwegs ansehbare Bilder ergeben. Das letzte Stück der Öresundquerung Richtung Dänemark verläuft im Tunnel. Dieser Tunnel setzt sich an Land noch ein Stück fort und bindet so den Kopenhagener Flughafenbahnhof an. 35 Minuten nach der Abfahrt in Malmö erreichen wir Kopenhagen Hauptbahnhof.

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Zuletzt geändert am 8.1.2009 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt