Kürzlich beschloss der Autor dieser Zeilen, sich mal wieder dem Fernverkehr der Deutschen Bahn AG anzuvertrauen. Die inzwischen über uns hereingebrochenen diversen ICE-Desaster sollen hier nicht Thema sein. Es geht stattdessen um das zweitschönste Thema beim Bahnfahren: die Preise.

Das Ziel der Reise liegt in Sankt Augustin zwischen den beiden Fernverkehrshalten Bonn Hauptbahnhof und Siegburg/Bonn und ist von beiden mittels der dortigen Stadtbahnlinie 66 zu erreichen. Diese Stadtbahnlinie hat die Besonderheit, dass man sie nicht nur mit Fahrscheinen des örtlichen Verkehrsverbundes VRS nutzen kann. Auf ihr gelten auch Fahrscheine der DB gemäß dem Tarif für sogenannte Anstoßverkehre.

Da nur eine Bahncard-25 vorhanden ist, erscheinen die Normalpreise etwas überdimensioniert: Von München nach Siegburg und zurück kostet die ICE-Fahrt 175,50 EUR, nach Bonn Hbf im IC immerhin noch 130,50 EUR. Also wird im Internet nach Sparpreisen Ausschau gehalten. Die Alternative Dauer-Spezial ist für die Neubaustrecke Köln – Rhein-Main preislich nicht lohnend.

Für die deutlich schnellere Verbindung via Siegburg nach Sankt Augustin würde ein Sparpreis-50-Fahrschein mit Bahncard-25 93,70 EUR kosten. Die Tücken der Tarife liegen zunächst darin, dass sich die Nutzung der Stadtbahn mit DB-Fahrschein nicht lohnt. Ein nur bis Siegburg gelöster Fahrschein kostet 87,70 EUR und ist auch inklusive der VRS-Fahrscheine zwischen Siegburg und Sankt Augustin die günstigere Wahl.

Es stellt sich allerdings heraus, dass im für die Hinfahrt möglichen Zeitraum auf dieser Strecke Sparpreiskontingente sowieso nicht (mehr) vorhanden sind. Da die Dauer der Hinfahrt unkritisch ist, bietet es sich daher an, die altbekannte Route durch das Rheintal der Neubaustrecke vorzuziehen. Für die Sparpreise ist es notwendig, dass das Ziel der Hinfahrt mit dem Startbahnhof der Rückfahrt übereinstimmt. Dadurch kommt wieder der DB-Tarif auf der Stadtbahn ins Spiel, wenn die Rückfahrt über Siegburg erfolgen soll.

Damit verbunden ist eine weitere Besonderheit dieses Anstoßverkehrs: Die Nutzung von DB-Fahrscheinen auf der Stadtbahnlinie funktioniert nur bei Umsteigen in Siegburg, nicht wenn man am Bonner Hbf in die Stadtbahn steigt. Wir wollen nicht weiter darüber grübeln, ob hinter dieser Einschränkung mehr als Fahrgastärgern steckt. Denn für die Variante Hin- und Rückfahrt nach Bonn, hin via Koblenz und zurück via Siegburg finden sich passende Sparpreis-50-Angebote zum Preis von 85,10 EUR. Zusammen mit dem City-Ticket für Bonn werden zusätzlich nur 1,40 EUR für die Weiterfahrt nach Sankt Augustin fällig.

In der Fahrplanauskunft fällt der Blick auch auf Verbindungen, bei denen die Rückfahrt von Bonn nach München nicht mit der Stadtbahn, sondern mit einem 45-Kilometer-Umweg via Köln beginnt. Und trotz dieses Umwegs wird für diese Verbindungen ein um einige Euro geringerer Fahrpreis angezeigt. Damit lohnt es sich, den Fahrschein über Köln ausstellen zu lassen, auch wenn nun weitere 1,40 EUR bei der Rückfahrt zwischen Sankt Augustin und Siegburg fällig werden. Die Summe von Sparpreis-50 der DB und den Preisen der beiden VRS-Fahrten liegt dann bei 84,90 EUR.

Bei diesem Ergebnis liegt es nahe zu prüfen, ob eine Hin- und Rückfahrt nach Köln, hin via Bonn und zurück via Siegburg einen weiteren Preisvorteil bietet. Und tatsächlich ist hierbei der DB-Preis nochmals günstiger. Da aber in dem Fall das City-Ticket für Bonn entfällt, wird ein höherer Preis für die Weiterfahrt von Bonn nach Sankt Augustin fällig, so dass der Vorteil insgesamt gering bleibt. Bei Prüfung dieser Variante stellt sich sogar heraus, dass Fahrkarten von München nach Köln über die Rheinstrecke billiger sind als ins 30 Kilometer näher liegende Bonn, sobald man auf einem Teilstück den ICE nutzt – Tarif paradox!

Fazit: An den genannten Beispielen erkennt man leicht, dass die DB keine Wettbewerber auf der Schiene braucht, da sie ja bereits alleine für eine ausreichende Vielfalt sorgt – zumindest bei den Preisen. Und wenn der Leser bei den obigen Ausführungen nicht ganz sicher ist, noch den Durchblick zu haben, so unterscheidet ihn das wahrscheinlich wenig von den Tarifexperten der DB.

Weitere Preisvarianten und Details sind in der unten folgenden Tabelle aufgeführt.

Edmund Lauterbach