RE-X-Konzept – Vorschläge für Südbayern


 

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (BAG-SPNV) hat im Januar ein Konzept für ein "interregionales Expressnetz" (RE-X-Netz) vorgelegt.

Bezogen auf Bayern kommen im RE-X-Konzept lediglich folgende Linien vor:
RE-X 17 Leipzig – Gera / Plauen (Alternierungspunkt) – Cheb (CZ) / – Mehlteuer – Hof – Regensburg – München
RE-X 18 Stuttgart – Würzburg – Erfurt
RE-X 19 Würzburg – Bamberg – Hof
RE-X 29 Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen – Lindau
RE-X 35 Basel – Schaffhausen – Singen – Friedrichshafen – Lindau
RE-X 39 München – Oberstdorf

Dies ist für ein Ergänzungsnetz, das die mittellangen Strecken unterhalb des schnellen Fernverkehrs bedienen soll, und das den Anspruch erhebt, Regionen miteinander zu verbinden etwas wenig. Daher wird hier bezogen auf Raum Südbayern ein Konzept vorgeschlagen, das deutlicher eher die Bezeichnung "Netz" verdient, als die Vorschläge der BAG-SPNV für Bayern. Die hier vorgestellten Ideen sind als Beitrag zu einer laufenden Diskussion, nicht als deren Ergebnis zu betrachten.

Um ein solches Konzept zu erörtern, kann man ein Gebiet wie Südbayern natürlich nicht isoliert betrachten. Statt dessen wird ein Grundgerüst eines Teilkonzepts "RE-X Bayern" definiert. Die beschriebenen Linienfortführungen in Nordbayern sind aber lediglich als notwendige bzw. sinnvolle Ergänzungen berücksichtigt und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Vorschläge beschäftigen sich zunächst nicht mit Fragen des Streckenausbaus oder der Elektrifizierung – auch wenn klar ist, daß entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden müssen.

Die Linienvorschläge:
 
BY 1 Leipzig – Hof – Regensburg – Landshut – Freising – München (PAS?*) – Kempten – Oberstdorf
Diese Linie entspricht den Linien 17 und 39 aus dem Konzept der BAG-SPNV.
 
BY 2 (... –) Würzburg – Ansbach – Treuchtlingen – Ingolstadt – Dachau – München (PAS?*) – Weilheim – Garmisch-Partenkirchen (– Mittenwald – Innsbruck)
Die Linie nimmt die Führung des ehemaligen Interregio München – Würzburg auf und fügt neu den Abschnitt nach Garmisch-Partenkirchen an.
 
BY 3 (... –) Nürnberg – Treuchtlingen – Augsburg – Kempten – Lindau (– ...)
Es wird vorgeschlagen nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke über Ingolstadt die Relation Nürnberg – Augsburg nicht nur durch ergänzende Pendel-ICE/IC zu erschließen, sondern zusätzlich durch Züge, die weiter nach Norden und Süden durchgebunden werden können.
 
BY 4 Regensburg – Landshut – Freising – Flughafen – München-Ost – Holzkirchen – Rosenheim – Bad Endorf – Traunstein – Salzburg ( Berchtesgaden)
Dies ist eine Weiterentwicklung der im Flughafen-/Nordostbayern-Konzept von Pro Bahn vorgeschlagenen Linie. Ein Zusammenschluß mit BY 1 als Flügelzug ist möglich.
 
BY 5 (... –) Ulm – Augsburg – München (PAS?*) – Flughafen – Mühldorf – Simbach – Linz
Damit der Korridor via Mühldorf nach Ausbau und Elektrifizierung nicht nur durch Fernverkehr belastet wird, sondern auch zusätzlich eine für die Region attraktive Relation erhält, wird die bessere Nutzung der Strecke München – Linz vorgeschlagen. Im Gegensatz zu dieser RE-X-Linie wird davon ausgegangen, daß der weitreichende Fernverkehr weiterhin über Salzburg geführt wird (ohne Halt zwischen München und Salzburg und nicht über den Flughafen).
 
BY 6 (... –) Ulm – Kempten – Pfronten – Reutte – Garmisch-Partenkirchen
Diese Netzergänzung unter Einbeziehung der Außerfernbahn ist vielleicht etwas gewagt, aber durchaus sinnvoll.

Linien, die Südbayern nicht berühren, sind hier ebensowenig erwähnt, wie die beiden in Lindau endenden Linienvorschläge der BAG-SPNV. In der folgenden Zeichnung sind die (zukünftigen) Hauptfernverkehrsachsen in blau, die RE-X-Strecken in rot eingezeichnet. Optionen, Ideen, usw. sind gepunktet oder gestrichelt dargestellt.

Streckengrafik

Für den Raum München enthält das Konzept zwei Besonderheiten:
  1. (PAS?*) bezieht sich auf die zu erörternde Option, die RE-X-Linien nicht über München Hauptbahnhof zu führen, sondern über München-Pasing. Die Gründe sind:

    Gründe gegen das Nichtanfahren des Hauptbahnhofs gibt es natürlich auch. Insbesondere die Tatsache, daß zukünftig die ICE Richtung Nürnberg nicht in Pasing vorbeikommen. (Hätte man auf die viergleisige Schneise durch Wohngebiete verzichtet und die NBS von nördlich Karlsfeld bis Langwied entlang der A99 trassiert, gäbe es das Problem nicht. Der ICE-Halt in Pasing ist aber wohl ungewollt, da die Fahrzeiten auf der NBS möglichst geschönt sein sollten.) Auch wenn die Realisierbarkeit der Option "RE-X-Knoten Pasing" zur Zeit nicht gegeben ist, soll die Option noch nicht ganz aus der Diskussion entfernt werden.

  2. Zwei RE-X-Linien führen über den Flughafen. Diese Option basiert auf der Erkenntnis, daß durch die RE-X-Züge das typische Einzugsgebiet eines Großflughafens besser erschlossen wird als durch ICE-Linien. Der deutschlandweite und internationale Fernverkehr führt in München über den Hauptbahnhof bzw. endet dort. Der Flughafen wird dagegen neben der S-Bahn durch RE-X erschlossen. Ein analog zu den RE-X-Zügen gestalteter, schneller Pendelverkehr zwischen München und dem Flughafen ist hier nicht erwähnt, aber sicherlich denkbar. (Siehe Konzept und Artikel zur Flughafenanbindung.)

Als Schlußbemerkung sei festgestellt, daß ein solches Konzept nur durch begleitende Maßnahmen im Regionalverkehr vernünftig funktionieren kann. Die Infrastruktur muß so gestaltet werden, daß weder der Fernverkehr, noch der interregionale Verkehr dem Nahverkehr Ressourcen entzieht.


Bearbeitungsstand des Textes: 24.7.2003.
Ein mit diesem Text in weiten Teilen übereinstimmender Artikel erschien in der PRO BAHN Post August 2003.


eXTReMe Tracker  

Übersicht Publikationen

Gesamtübersicht

© Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt  - 31.7.2003  /  Kartengrundlage: bueker.net