Dieser Text basiert auf einem Artikel für die PRO BAHN Post 07/2003. Er ist im Zusammenhang zu sehen mit dem Artikel "... und die Innenstadt?" von 1998.
 


 
Bahnhofplatz und Tram
Zurück zur Urbanität!

Im Laufe des Juni haben die Stadtwerke/MVG die Trambahngleise vor dem Hauptbahnhof erneuert. Bereits im Vorfeld war der Presse zu entnehmen, daß dieser dringend notwendig gewordenen Sanierung in einigen Jahren ein kompletter Umbau des Bahnhofplatzes folgen könnte. Dabei soll nicht nur die Platzfläche, sondern zum Teil auch die Gebäude des Hauptbahnhofs erneuert werden.

Es ist sinnvoll, wenn PRO BAHN sich jetzt mit dem Thema befaßt und Vorschläge macht. Was sind aus Sicht der Fahrgäste die Anforderungen an den Bahnhofplatz? Die wichtigsten Punkte sind die Zugänge zum Hauptbahnhof, die Trambahnhaltestellen sowie die Zugänge zum Zwischengeschoß für U- und S-Bahn. Alle diese Punkte müssen gut erreichbar sein. Insbesondere müssen die Fußwege zwischen den Oberflächenhaltenstellen, dem Hauptbahnhof und den in den Bahnhofplatz mündenden Straßen oberirdisch ohne Probleme zurückzulegen sein.

Eine maßvolle Zurückdrängung des Autoverkehrs ergibt sich nicht nur aus der Forderung nach Verbesserung der Fußwegbeziehungen, sondern auch allgemein in bezug auf eine menschenfreundliche Platzgestaltung. Der Bahnhofplatz wird natürlich nie zu einer Erholungszone werden – dazu muß er zu viele Funktionen als Verkehrsknotenpunkt erfüllen. Die Hervorhebung dieser urbanen Funktionen sollte Ziel einer Neuordnung der Platzfläche sein. Hierbei nimmt die Tram als Symbol für Urbanität eine besondere Rolle ein.

Ein viergleisiger Haltestellenausbau mit zwei bis drei parallelen Bahnsteigen wie am Stachus, ist aufgrund der eingeschränkten Platzfläche schwer realisierbar. Eine solche Haltestelle wäre auch nur wünschenswert, wenn die Bahnsteige den Hauptfahrtrichtungen der Trambahnlinien zugeordnet werden könnten.

Welche anderen Optionen bietet der vorhandene Raum? Der Bahnhofplatz ist sehr langgezogen. Die Länge des Platzes wird zur Zeit von den Haltestellen nicht ausgenutzt. Im Folgenden wird daher eine etwas unkonventionelle Haltstellenanordnung vorgeschlagen, die unter anderem den Vorteil bietet, daß alle Trambahnen Richtung Stachus an einem Bahnsteig halten.

Zur Zeit kreuzen sich die Bahnen der Fahrtrichtung Hauptbahnhof Süd – Prielmayerstraße mit den Trambahnen Arnulfstraße – Stachus am Südende des Bahnhofplatzes, die jeweiligen Gegenrichtungen am Nordende. Grundprinzip des Vorschlags ist, daß diese Kreuzungen in der Platzmitte zusammengefaßt werden. Trotz der ungewöhnlichen Gleiskreuzung (siehe Skizze) entstehen nicht mehr Kreuzungsvorgänge als bisher. Ein weiteres Grundprinzip ist eine viergleisige Führung, jedoch nur mit jeweils einem Bahnsteig zwischen den Gleisen. Dadurch ist der Platzbedarf in der Breite nur wenig größer als bei den zur Zeit vorhanden zwei Bahnsteigen und zwei Gleisen.

Skizze Bahnhofplatz
Zu dieser Skizze existiert eine Darstellung für Google Earth und Google Maps.

Auf der Südhälfte des Bahnhofplatzes entsteht ein Bahnsteig, an dem auf zwei Seiten alle Trambahnen Richtung Stachus halten. Auf der Nordseite des Platzes entsteht ein Bahnsteig für die Bahnen Richtung Bayerstraße (stadtauswärts), Dachauer Straße und Arnulfstraße. Die Haltestellen dienen nicht mehr als Doppelhaltestellen. Insgesamt gibt es aber vier Einstiegspositionen wie bisher, die zudem den Vorteil bieten, daß der Fahrgast immer weiß, wo seine Trambahn hält.

Wie sollte nun der Rest des Platzes gestaltet werden? Zwischen den Bahnsteigen und der Gleiskreuzung in Platzmitte entstehen Fußgängerüberwege. Die Gleiskreuzung selber sollte in eine kleine Grünfläche eingebettet sein. Die Treppen zwischen den bisherigen Trambahnsteigen und dem Zwischengeschoß über der U-Bahn müssen verlegt werden. Hierfür bieten sich die äußeren Bahnsteigenden sowie die Fläche vor dem Portal des Hauptbahnhofs an.

Zwischen dem Hauptbahnhofportal und der Platzmitte liegt ein autofreier Fußgängerbereich. Zufahrten für Taxis, Kurzzeitparkplätze, sowie im Süden die Tiefgaragenzufahrt, sind nur noch von Bayerstraße und Arnulfstraße zu erreichen. Weitere Taxi- und Parkplätze bestehen am Nord- und Südzugang zum Querbahnsteig. Auf der östlichen Platzseite sollte die Verkehrsführung so geändert werden, daß von Norden und Süden jeweils eine Einbahnstraße Richtung Schützenstraße und Hertie-Parkhaus bestehen bleibt. Dadurch kann der Fußgängerstrom mittels zweier einfacher Übergänge (Zebrastreifen) auch die Schützenstraße leicht erreichen.

Die Gestaltung von Bahnhofplatz und Trambahnhaltestelle wie beschrieben nutzt die Platzverhältnisse gut aus, ermöglicht einen optimierten Haltestellenbetrieb und macht aus einer Autowüste wieder einen Platz, bei dem die urbanen Funktionen im Mittelpunkt stehen.

Literaturhinweis: "... und die Innenstadt? – Gedanken zur Fortentwicklung des ÖPNV in einem schwierigen Stadtteil", PRO BAHN Post 10/1998 und 11/1998.
 


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