Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Januar 2003.
Bearbeitungsstand: 14.12.2002
  Biomasse-Transport Garching – Zolling
Schiene statt Straße!

Wie in der PRO BAHN Post vom Juni dieses Jahres berichtet, erweitert der Stromkonzern Eon sein Kraftwerk Anglberg bei Zolling (Landkr. Freising) um eine Anlage zur Stromerzeugung aus Biomasse. Diese überwiegend aus Altholz bestehende Biomasse wird bei der Firma AR-Recycling in Garching-Hochbrück (Landkr. München) gesammelt. Die ursprünglichen Pläne von Eon sahen vor, die Biomasse von Hochbrück per Lkw nach Anglberg zu fahren. Aufgrund der Belastung von bis zu 100 Lkw-Fahrten am Tag protestierten sowohl eine lokale Initiative als auch PRO BAHN gegen diese Pläne. Da die notwendige Schieneninfrastruktur zum großen Teil vorhanden ist, grenzt es an einen Skandal, daß die Alternative Bahntransport nicht von vornherein verantwortungsvoller geprüft wurde. (siehe PBP 06/2002)

Am 6. Dezember gab das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie bekannt, daß die Würfel pro Schienentransport gefallen seien. Es wurde ein "grundsätzliches Einvernehmen über die Finanzierung der Transporte von Garching nach Anglberg" erzielt. Die notwendigen Investitionen in die Gleisanschlüsse in Hochbrück und Anglberg teilen sich Eon, AR-Recycling und DB Cargo. Ausschlaggebend war laut dem bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Wiesheu ein Gespräch zwischen ihm und DB-Chef Mehdorn.

Eon erklärte, daß nun ein wirtschaftlicher Betrieb des Biomasse-Kraftwerks auch bei Bahn-Anlieferung möglich sei. Der Bevollmächtigte des DB-Konzerns für Bayern, Graf von der Schulenburg, jammert zwar noch etwas wegen der nötigen Investitionen und der anfallenden Betriebskosten. Knappe Kalkulation, Vorabinvestition und Entgegenkommen bei Großkunden sind aber im Wirtschaftsleben üblich. Das Jammern muß man daher wohl eher als Imagepflege der DB sehen.

PRO BAHN war an der Entscheidungsfindung zweifach beteiligt:

  • Durch eine Pressemitteilung gelang es, die Öffentlichkeitsarbeit über den rein lokalen Rahmen hinaus zu erweitern. Erst dadurch wurde man im auch betroffenen Landkreis München auf die Problematik der drohenden Lkw-Transporte aufmerksam. Die breitere Öffentlichkeit führte letztlich dazu, daß sich Minister Wiesheu einschaltete. Dies wiederum hat den Druck auf die beteiligten Firmen so erhöht, daß eine Einigung möglich wurde.
     
  • PRO BAHN vermittelte den Kontakt zu einer Logistikfirma, die auf Basis ihrer Konzepte und eines vorhandenen Systems zeigen konnte, wie ein solcher Transport effizient durchgeführt werden kann. Dies hat dem Auftraggeber Eon erst den Blick auf solch innovative Verfahren eröffnet und damit zusammen mit dem öffentlichen Druck eine Lösung ermöglicht. Ob das von PRO BAHN mitinitiierte Logistikangebot oder ein anderes zum Zuge kommt, ist derzeit noch nicht entschieden.

Der Schienentransport der Biomasse wird von den betroffenen Gemeinden begrüßt. Eon und AR-Recycling wollen nun das Projekt voranbringen, so daß die Bahnanlieferung vor Beginn der Biomasseverfeuerung in Anglberg einsatzbereit ist.

Die gefundene Lösung ist ein Sieg für die Schiene, für die Umwelt und für die von der Drohung der Lkw-Transporte befreiten Anwohner. Engagierten Bürger, Politikern vor Ort und letztlich auch PRO BAHN ist es gelungen, eine Kehrtwende in der Transportfrage einzuleiten. Die Erfahrung lehrt, daß es Gründe gibt, das weitere Verfahren kritisch zu beobachten. Wie die DB die betriebliche Herausforderung der zusätzlichen Kurzstrecken-Güterzüge auf dem stark belasteten Streckenabschnitt Lohhof – Freising bewältigt, könnte ebenfalls noch Gegenstand zukünftiger Diskussionen sein.

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