Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post April 2007.
Bearbeitungsstand: 22.3.2007
  Fernverkehr
Mit dem TGV nach London

Spätestens ab Juni wird das französische TGV-System auch für Reisende aus Süddeutschland interessant. Ab 10.6.2007 werden die schnellen französischen Züge ab Stuttgart in 3 Stunden und 39 Minuten Paris erreichen. Das bietet dann auch für Reisende aus Oberbayern neue Perspektiven. Mit einmal Umsteigen in Stuttgart benötigt man von München nach Paris nur noch sechs Stunden und zehn Minuten. Durchgehende Eurocity-Züge bewältigen die Strecke heute in etwa achteinhalb Stunden.

Diese Eurocity-Züge, die München und Paris direkt verbinden, werden allerdings ab Juni entfallen. Es verbleibt ein durchgehender Nachtzug.

Die zukünftige Fahrzeit von 6:10 hat zudem den Nachteil, daß sie auf einer Umsteigezeit in Stuttgart von acht Minuten basiert. Wer den DB-Fernverkehr kennt, staunt dann doch etwas über den Mut der Fahrplanmacher. Ob auch die Fahrgäste mutig genug sind, sich auf diesen Fahrplan einzulassen, und ob dieser Mut dann von der DB belohnt wird, bleibt abzuwarten. Verpaßt man beispielsweise den TGV ab Stuttgart um 12:55 Uhr, so fährt der nächste durchgehende Zug erst sechs Stunden später. Etwas eher gibt es eine Ausweichverbindung via Köln, aber ob die Nutzung dieses Umwegs unter Einbeziehung des Thalys mit der vorhandenen Fahrkarte möglich wäre, ist aus heutiger Sicht zweifelhaft.

Der Acht-Minuten-Übergang in Stuttgart wird nach den heute verfügbaren Informationen leider auch nicht bahnsteiggleich sein, sondern man muß ein oder zwei Bahnsteige weiter. Das Umsteigen ist zwar in Stuttgart außer über den Querbahnsteig auch über einen Bahnsteigtunnel möglich. Aber gerade mit Gepäck ist ein Bahnsteigwechsel mit so wenig Zeit hinderlich und schwierig. Vielleicht soll diese Planung auch als versteckte Werbung für Stuttgart-21 dienen.

Will man sich auf die knappen Umsteigezeiten nicht einlassen, so muß man mindestens 45 Minuten früher in München losfahren.

Noch weitere Wege beim Umsteigen in Stuttgart entstehen bei einer Fahrt von Paris nach München. In diese Richtung hat man neun Minuten Umsteigezeit, muß aber in der Zeit einen Weg zurücklegen, der zehn bis zwölf Gleisen entspricht.

Eine ebenfalls schnelle Alternative, allerdings mit einmal mehr Umsteigen, bieten ab Juni die ICE-Züge zwischen Paris und Saarbrücken. In 6 Stunden und 51 Minuten überwindet man mit Umsteigen in Saarbrücken und Mannheim die Entfernung zwischen der französischen und der bayerischen Hauptstadt. Die Umsteigezeiten erscheinen hier etwas zuverlässiger machbar als beim Umsteigen in den TGV in Stuttgart.

Und nach London fährt man künftig auch am schnellsten mit dem TGV Stuttgart – Paris. Wer die 800 Meter Wegstrecke zwischen dem Gare de l'Est und dem Gare du Nord in Paris nicht scheut, schafft ab Juni München – London oder umgekehrt mit der Bahn in zehn Stunden. Die knappe Umsteigezeit in Stuttgart ist ja bereits erwähnt; in Paris hat man allerdings für den Bahnhofswechsel über eine Stunde Zeit.

Die klassische Verbindung via Köln und Brüssel mit ICE, Thalys und Eurostar benötigt über 20 Minuten mehr. Etwa ebenso lang dauert die Fahrt nach London oder zurück, wenn man die neue ICE-Linie über Saarbrücken nutzt.

Im Gegensatz zu einer Reise nach Paris ist die Zugfahrt zwischen München und London wohl auch zukünftig nur für bahnorientierte Kunden eine Alternative zum Flugzeug. Fraglich ist auch, ob für eine Kombination aus ICE, TGV und Eurostar fahrgastfreundliche Tarife angeboten werden. Schneller wird es nach Großbritannien – über jeden der erwähnten Wege – noch einmal im November dieses Jahres, wenn die englische Neubaustrecke zum Londoner Bahnhof King's Cross / St. Pancras in Betrieb geht.

Zur Eröffnung der neuen Verbindungen nach Paris bietet die DB vom 10.6. bis zum 31.8. einen Sonderpreis "Paris Spezial" ab Frankfurt, Stuttgart und Mannheim zu 29 Euro an. Das Angebot, das am Schalter 5 Euro mehr kostet, wird ab 10. April verkauft und gilt nur, solange der Vorrat reicht. Ab 10.6. erhalten Bahncard-Besitzer bei anderen Fahrscheinen für die französischen Strecken 25 Prozent Rabatt, und die Sparpreise der DB werden auf die neuen Relationen ausgedehnt.

Edmund Lauterbach

Reisebericht:  Eine Reise mit der Bahn nach London und Schottland (von 1999 / wird nicht aktualisiert)


 

 


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