Dieser Text basiert auf einem Artikel für
die PRO BAHN Post Oktober 2014.
Bearbeitungsstand: 21.9.2014

 

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Schienenarchäologie II
Schleißheimer Gleisgedöns

Mit der Münchner S1 kann man ja bekanntlich zum Flughafen fahren. Für die Fahrgäste nicht erkennbar, führt die S-Bahn-Strecke unmittelbar an einem weiteren Flugplatz vorbei. Direkt südlich des Schleißheimer Schlossparks liegt einer der ältesten Flugplätze Deutschlands. Der Flugplatz Schleißheim hat heute nicht mehr die Bedeutung wie früher, ist aber wegen der Flugwerft des Deutschen Museum und den direkt nebenan liegenden Schlössern als Ausflugsziel beliebt.

Wenn man zu Fuß oder mit dem Fahrrad rund um den Platz unterwegs ist, kann es passieren, dass man auf Schienenreste stößt. Die früher militärisch genutzten Anlagen des Flugplatzes und der Flugwerft hatten einen Gleisanschluss. Die Gleisanlagen begannen am ehemaligen Bahnhof Schleißheim und führten um den Flugplatz herum über die Ingolstädter Straße hinweg bis zur damaligen "Munitionsanstalt Schleißheim".

Die ehemaligen Anlagen der Munitionsanstalt liegen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Garching südlich der Siedlung Hochbrück. Das Gelände wurde auch später überwiegend militärisch genutzt, zuletzt durch die Bundeswehr. Heute befindet sich auf einem Teil noch ein Bundeswehr-Sanitätsinstitut.


Ungefährer Verlauf der Gleise. Verzweigungen, insbesondere im Bereich Hochbrück, sind nicht eingezeichnet. Luftbild: Google Earth.

Das Gleis nach Hochbrück wurde 1916 erbaut. Bis wann es genutzt wurde, ließ sich nicht herausfinden. Ein Abzweig des Gleises führte nach Norden zur heutigen Flugwerft des Deutschen Museums, ein weiterer wahrscheinlich zum südlichen Flugplatzteil. Der Gleisanschluss des Flugplatzes wurde zuletzt für Kesselwagen mit Flugbenzin benutzt, wahrscheinlich für die Heeresflieger, die dort bis 1981 stationiert waren. 1980 wurden die Gleisanlagen stillgelegt und bis Mitte der 1980er-Jahre abgebaut.

Vorgänger des normalspurigen Gleisanschlusses war eine aus München herauskommende Feldbahn, die man auf einer Skizze erkennt, die auf www.stadtspiegel-online.de/1306_HB_1900-1918.php verlinkt ist. In diesem Artikel des Garchinger Stadtspiegels erfährt man eine weitere interessante Tatsache: dass das Gleis nach Hochbrück auch für Personenverkehr genutzt wurde.

Die Munitionsarbeiter ("hauptsächlich Frauen") wurden "täglich vom Hauptbahnhof mit Halt in Moosach und Feldmoching hin und zurück in drei bis vier Zügen" zu ihrem Arbeitsplatz gebracht. Wann es zuletzt diesen Personenverkehr gab, geht aus dem Artikel leider nicht hervor.

Das nächste Mal Personenverkehr auf der Schiene erhielt Garching erst wieder 1995 mit Eröffnung der U-Bahn-Strecke bis Garching-Hochbrück. Während die U-Bahn weit östlich der Hochbrücker Wohnhäuser am Rande des Gewerbegebiets liegt, und das hier beschriebene Militärgleis sich im Gelände südlich der Siedlung verzweigte, endet seit 1988 nördlich von Hochbrück ein vom Bahnhof Lohhof kommendes Gütergleis. Statt Munition und Arbeiter werden nun Autos von Hochbrück zur Bahnstrecke München – Landshut transportiert.

Edmund Lauterbach

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Fotos:

Auf der Westseite des Flugplatzgeländes finden sich zugängliche Gleisreste.
Die Bilder 1 bis 4 zeigen den ehemaligen Abzweig vom Hauptgleis in Richtung Flugwerft. Das Haupgleis kam vom Bahnhof Schleißheim und führte am Südrand des Flugplatzes entlang in Richtung Hochbrück, während ein Zweiggleis von hier in einer Kurve nach Nordosten in Richtung der heutigen Flugwerft des Deutschen Museums verlief. Das Gleis Richtung Flugwerft zweigte ursprüglich weiter östlich ab; die Verzweigung wurde wahrscheinlich bei Bau der festen Start- und Landebahn verlegt.
Bild 5 zeigt ein Gleisstück im Buschwerk parallel zur Ferdinand-Schulz-Allee.
Alle Richtungsangaben sind nur ungefähr. Weitere Fotos.

  • Zur Orientierung zunächst ein Ausschnitt des Luftbilds, in dem die Position der Gleisreste durch einen gelben Kreis markiert ist.
  • Bei Bild 1 ist die Blickrichtung südwestlich; hinter der Baumreihe verläuft die Bahnstrecke Richtung München-Feldmoching.
  • Bild 2 zeigt die Gegenrichtung nach Nordosten; im Hintergrund verläuft die heutige Flugplatzgrenze mit der Zufahrtsstraße zur Flugwerft.
  • Bild 3 ist nach rechts Richtung Südosten geschwenkt; im Hintergrund ist der Bereich der Sportflieger mit den sogenannten Junkershallen zu erkennen. Der rechts im Bild liegende Pfad folgt der ehemaligen Gleiskurve.
  • Die Blickrichtung von Bild 4 ist grob Nordwest; man sieht das Tor des ehemaligen Flugplatzzauns. Erkennbar ist die Gleisverzweigung: links zum Bahnhof Schleißheim, rechts in Richtung Flugwerft.
  • Bild 5 zeigt ein Stück des Gleises Richtung Flugwerft. Das Gleis verlief parallel zur heutigen Ferdinand-Schulz-Allee.

 

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