| Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post Dezember 2025. Bearbeitungsstand:15.11.2025 |
Zumutungen am Münchner Hauptbahnhof
Umwege statt Bahnhofssteg
Wie wäre es, wenn es statt immer mehr baubedingten Umwegen im Münchner Hauptbahnhof einen Steg am Hallenende gäbe, der die beiden Flügelbahnhöfe und die Bahnsteige der Haupthalle miteinander verbindet? Leider nur ein Traum, der nach Willen der DB erst am Sankt-Nimmerleins-Tag Realität wird. Die DB hatte schon vor vielen Jahren deutlich gemacht, dass sie an einer solchen zweiten Bahnsteigquerung nicht interessiert ist. Diese Haltung hat 2015 dazu geführt, dass PRO BAHN eine Petition initiiert hat, die vor zehn Jahren, am 12.11.2015, an den Landtag übergeben wurde, und im Frühjahr 2016 von ihm angenommen wurde. Auch das Bayerische Verkehrsministerium schloss sich mit einer positiven Stellungnahme an. Die Bahnsteigquerung wurde in das Gesamtprojekt Hauptbahnhof München aufgenommen und im dritten Gutachterentwurf zum Deutschlandtakt von 2022 berücksichtigt.
Und das war’s. Nachdem die Vorplanung vom Freistaat Bayern bezahlt wurde, gibt es bisher keine Einigung zwischen Bund, DB und Freistaat zur Finanzierung des weiteren Vorgehens. Laut DB ist der Status des Projekts seit Jahren: "befindet sich in einer frühen Planungsphase". Alles andere bleibt der Öffentlichkeit durch einen Schleier der Intransparenz verborgen. Es entsteht der Eindruck, dass die DB die Verbesserung der Umsteigewege nicht interessiert, und Verzögerungen durch die Planungs- und Finanzierungsbürokratie nicht unwillkommen sind.
Auch woanders scheint das Interesse am Projekt einer zweiten Bahnsteigquerung erloschen. Im Bayerischen Verkehrsministerium wechselten mehrfach die Minister, und damit wohl auch die Prioritäten. Im Bundesverkehrsministerium gibt es niemanden, der solchen "Kleinkram" anschiebt, und die Stadt München freut sich, dass alles, was mit Hauptbahnhof zu tun hat, hinter einer Glasfassade verschwindet (auch wenn man sich auf Jahre hinaus mit hässlichen Bauzäunen zufriedengibt). Natürlich ist die Stadt nicht "zuständig". Aber schaut man sich im Land um, gibt es durchaus Städte, die sich etwas mehr um das kümmern, was die DB auf ihrem Gebiet so treibt, und von dem städtische Bürger betroffen sind.
Die Betroffenheit durch die Umbauarbeiten nimmt weiter zu, und auch das beabsichtigte Endergebnis ist in Teilen aus Sicht der Fahrgäste durchaus zweifelhaft. Passend zum zehnjährigen Nichtstun in Richtung erleichterter Umsteigewege hat die DB nun den Bahnsteig an Gleis 26 gesperrt, und so die Wege zum und vom Starnberger Flügelbahnhof nochmals maximiert. Bereits im Artikel "Steg ins Nichts?" vom Oktober 2024 wurde angesprochen, wie viel einfacher doch alles gewesen wäre, wenn man den Verbindungssteg als frühes Teilprojekt des Bahnhofsumbaus realisiert hätte.
Stattdessen bedeutet das zehnjährige Jubiläum unserer Petition auch zehn Jahre Desinteresse an den Fahrgästen im Münchner Hauptbahnhof und zehn Jahre nicht enden wollende Zumutungen. Nur damit die DB und die Stadt am Ende mit einem Glaspalast protzen können, dessen Hauptzweck die Vermehrung kommerziell verwertbarer Flächen ist. Der von uns vorgeschlagene Steg wäre das Teilprojekt gewesen, das den meisten verkehrlichen Mehrwert im Hauptbahnhof gebracht hätte, den meisten Nutzen für die Fahrgäste. Dass es ganz hintenangestellt wurde, sagt viel über den Stellenwert von Fahrgastinteressen bei den Verantwortlichen aus.
Der Fahrgastverband PRO BAHN hat mit einer Pressemitteilung daran erinnert, dass seit der Übergabe der Petition zehn Jahre ohne sichtbare Ergebnisse vergangen sind.
Edmund Lauterbach
Quellen/Querverweise
© Edmund Lauterbach – 22.11.2025 /
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