20 Jahre

Meine ersten Gehversuche im World Wide Web gingen im Juni 1999 online; im Laufe des Sommers wurde das zunächst sehr textlastige Angebot sogar durch Fotos und Grafiken ergänzt. Mit anderen Worten: Vor rund 20 Jahren hatte ich alles zusammen, was eine Website damals so brauchte. 20 Jahre, in denen sich einiges geändert hat.

1999 war das WWW erst 10 Jahre alt. Es gab natürlich schon viele Webseiten, aber so etwas Facebook und seine Algorithmen lagen noch in der Zukunft. Google existierte zwar irgendwo schon, stattdessen nutzte man jedoch Altavista, Yahoo oder Lycos um in Internet etwas zu finden. Und ein Herr Becker versuchte mit "Ich bin drin" die Leute zu einem Provider zu locken, der das Land mit CDs (Compact Disc) überschwemmte, und der in dieser Form längst Historie ist. Statt DSL, WLAN und mobilem Internet nutzte man überwiegend piepsende Modems als Zugang ins weltweite Netz. Kommunikativ war man mit E-Mail unterwegs, und einige werden sich vielleicht noch an (hitzige) Diskussionen im Usenet erinnern, das man als (nicht-kommerziellen) Vorläufer von Sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook betrachten kann. Ebenfalls im Herbst 1999 versuchte ich, mein Internetwissen mit einem anderen Hobby zu verknüpfen, und hielt einen Vortrag, der die damals verfügbaren Strukturen grob abbildet – "Schiene und Internet".

20 Jahre später: Ja, es passiert viel weniger auf meinen Webseiten als in der Anfangszeit. Nur ab und zu gibt es noch neue Inhalte, die Zahl der Zugriffe auf die Webseiten ist deutlich zurückgegangen. Meine private Aktivität hat sich von Usenet und Webforen mehr auf Twitter verlegt. Und das Thema Soziale Netzwerke dominiert das Internet: Facebook, Twitter, Instagram oder auch Message-Dienste wie Whatsapp, und einiges mehr. Man muss nicht überall dabei sein. Wenn man dabei sein will, sollte man aber irgendwo dabei sein – Webseiten alleine reichen nicht mehr wirklich aus.

Aber was geschieht mit den Webseiten? Erstens: Sie bleiben bestehen. Ich war schon immer Sammler und Jäger und konnte mich noch nie gut von etwas trennen. Also bleiben – soweit technisch möglich – auch solche Webseiten zugreifbar, bei denen ich seit vielen Jahren nichts geändert habe. Das jeweilige Datum steht ja dabei. Zweitens: Bereiche, in denen auch künftig ab und zu etwas Neues hinzukommt, sind die Publikationsliste und Reiseberichte. Das auch an anderen Stellen der Webseiten etwas passiert, soll damit natürlich nicht ausgeschlossen werden.

Klar, Publikationen und Reiseberichte sind typische Bereiche, die man heute als Blog organisieren würde. Inhaltlich sind sie das ja auch. Würde man, wenn man heute anfinge, es anders machen? Ja. Aber das gilt für das gesamte Angebot dieser Webseiten. Das Internet ist viel spezialisierter geworden. Soziale Netzwerke, Fotogalerien, Blogs – was man 1999 und danach auf Webseiten unterbrachte, würde man heute auf verschiedene Dienste verteilen.

Aber ein Gemischtwarenladen hat halt auch seine Reize. Von fast musealen Inhalten bis zur Verknüpfung mit Sozialen Netzwerken. Diese Verknüpfung ist natürlich zweiseitig: Unten auf www.myway.de/e.lauterbach geht es zu Twitter und Neuerungen auf den Webseiten kündige ich per Twitter an. Auch hier wurde das frühere Ankündigen im Usenet und in Webforen weitgehend ersetzt. Dazu kommt, dass neuere Webseiten Informationen für Facebook und Twitter enthalten, die dazu führen, dass ein Verlinken in diese Dienste zu optisch ansprechenden Einträgen führt.

One more thing: Irgendwann zwischen 1999 und heute kam ein Gerät namens Smartphone auf den Markt. Immer mehr Leute nehmen das Internet durch dieses Gerät wahr. Und weil Webseiten im Stil von 1999 auf solchen Geräten nicht richtig gut anzuschauen sind, werden auch hier neue Webseiten ein wenig anders gestaltet und einige der bereits existierenden entsprechend angepasst. Das Beispiel zeigt, dass auch ohne das es offensichtlich ist, immer ein bisschen Arbeit zu tun ist. Und es zeigt, dass das 1999 begonnene Erstellen der Webseiten "per Hand", also weitgehend ohne unterstützende Tools, zwangsläufig aus der Mode kommt.

Werkzeuge zur Webseitengestaltung, zur Blogerstellung, Fotogalerien, Soziale Netzwerke sowieso – all das liefert die Unterstützung für verschiedene Ausgabegeräte und -formate automatisch mit (was nicht heiß, dass auch immer alles funktioniert – die scheinbare Perfektion von Facebook oder Twitter ist oft nur vorgegaukelt). Der Preis dafür ist, dass der dahinterstehende Code immer größer und unlesbarer wird, und dass die Abhängigkeiten zunehmen. Eine altmodische Sichtweise – aber zum 20-jährigen Jubiläum von ein paar altmodischen Webseiten kann man das ja mal hinschreiben.

 


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Zuletzt geändert am 27.08.2019 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt