Hervorragend gesungener und begleiteter

»Hoffmann« als Revue mit Hermann Göring

in Malmö

www.malmoopera.se



Besuchte Vorstellung 21. April 2011 (Premiere)





© Pia Lindgren

Dirigent


Alberto Hold-Garrido

Regie


Orpha Phelan

Chorleitung


Elisabeth Boström

Ausstattung


Leslie Travers

Version


Kaye-Keck

Sprache


Französisch




Hoffmann

Jean-Pierre Furlan

Muse


Kristina Wahlin

Stella, Olympia,

Antonia, Giulietta


Olesya Golovneva

Widersacher


Taras Shtonda











Fazit: Eine »Hoffman« - Revue à l´anglaise mit eindrucksvoll verspielter Ausstattung, mit ausgezeichnetem Gesang und hervorragendem Orchester samt präziser Chorbegleitung, die musikalisch keine Wünsche offen ließen. Endlich mal wieder hörte ich eine Sopranistin, die alle Geliebten Hoffmanns überzeugend darstellte und dazu himmlisch schön sang. An der Rheinoper Düsseldorf hatte ich Olesya Golovneva schon als Olympia erleben dürfen. Mit Jean-Pierre Furlan, den ich schon in Lissabon hören durfte, hatte man einen kongenialen Tenor gefunden, der diese umfangreiche Rolle stimmlich und darstellerisch souverän meisterte. Die Muse, der Widersacher und alle anderen Rollen waren stimmlich hervorragend besetzt.

Von der Regie gab es wenig Überzeugendes bis auf ein paar bizarre Gags. Abgesehen von der gelungenen Schlussszene, in der Hoffmann zu seiner Bestimmung als Dichter findet, gab es wenig psychologische Interpretation der Charaktere oder der Handlung, so dass die meisten Figuren flat characters blieben. Die Tragik Hoffmanns und die Botschaft der Oper wurden szenisch kaum tangiert.

Dafür gab es umso mehr zu sehen, was die Kostüme anging. Eine üppige Ausstattungsrevue à la Broadway oder West End wurde geboten. Viel Buntes für die Augen, viel schöne Musik für die Ohren, aber wenig Substanz für die Psyche.




Das Theater im südschwedischen Malmö wurde 1944 eröffnet. Glückliches Schweden, das ein so schönes Theater bauen konnte, während sich die europäischen Mächte blutig bekriegten. 1431 Plätze hat das Haus, das einen überraschenden Grundriss aufweist, beinahe ein halbrundes Amphitheater betritt man, mit stark ansteigenden Sitzreihen, ganz in hellem Holz getäfelt und mit ausgezeichneter Akustik, trotz der Fächerform. Das Orchester sitzt in einem Halbrund vor der überbreiten Bühne. Vier Kontrabässe und fünf Celli zählte ich dort. Elegante und weitläufige Foyers machen das Innere des Theaters zu einem beeindruckenden Gebäude.

Erfreulich viele junge Leute sah ich im Publikum, jedenfalls viel mehr als in mitteleuropäischen Theatern. Das Publikum war größtenteils gepflegt gekleidet, besonders die Männer. Mehrere Smokings wurden getragen, sogar einer mit Kummerbund.

Im Foyer fiel mir ein junges Mädchen, gut 10 Jahre alt, auf, das mit einem roten Luftballon durch die Menge ging.

Das Haus war fast voll besetzt, nur auf den billigen Plätzen ganz hinten oben waren einige Plätze frei. Wenn man bedenkt, dass eine Stadt mit 300.000 Einwohnern über 1200 Besucher in eine Opernpremiere bringt, noch dazu am Gründonnerstag und bei schönstem Wetter, spricht das für das Interesse der Südschweden an Kultur.




Die Inszenierung war noch von Vernon Mound entworfen worden, doch er starb im August 2010, und die Irin Orpha Phelan übernahm die Regie der Contes. Auch die Ausstattung lag in britischen Händen.


Hoffmann mit Freunden (à la Orpha Phelan)


Der Vorhang der überbreiten Bühne ging auf, und eine ziemlich schnelle und wenig maestoso gespielte Einleitung erklang. Eine Bar mit langen Sitzreihen wurde sichtbar, die Ornamentik war in Jugendstil. Laut Ankündigung sollten wir uns im besetzten Paris des Jahres 1940 befinden. Jugendstil war damals eigentlich schon vorbei, Art Déco ging gerade zu Ende, und der faschistische Realismus herrschte vor, aber geschenkt. Drei Kellner führten ein mannieristisches Ballett auf, wobei sie mit Flaschen jonglierten, was wohl die Preisung des Alkohols beabsichtigte. An der Bar lümmelte sich eine gelangweilte Kokotte. Den Hintergrund bildete ein Pariser Himmel, in den die schmalen Lichtkegel von Suchscheinwerfern leuchteten. (Soviel ich in Erfahrung bringen konnte, war Paris im zweiten Weltkrieg nicht das Ziel von Luftangriffen und benötigte folglich auch keine Flak, jedenfalls nicht 1940.)


Hinter der Bar erschien die Muse, ganz in Weiß, in einem neckischen Minikleid und mit weißer Bubikopfperücke. Nachdem sie sich vorgestellt hatte, gab es schon den ersten Applaus. So ein Publikum lobe ich mir. Je früher der erste Szenenapplaus kommt, umso schneller legt sich die Premierennervosität der Sänger.


Dann trat Lindorf auf. Unverkennbar war das Hermann Göring, dem er ähneln sollte: beleibt, in blauer Gala-Luftwaffenuniform mit weißen Spiegeln, Hose mit weißen Seitenstreifen, stark ordensbehängt, und mit einer Perücke, die der Frisur des Luftmarschalls entsprach. Das muss jetzt vom Regieteam nicht antideutsch gemeint sein, sondern folgt einem anglo-amerikanischen Klischee einfacherer Gemüter. Seit Jahrzehnten hat Hollywood tausende von Weltkrieg-II-Filmen produziert, in denen plumpe und primitive, Englisch mit starkem deutschem Akzent sprechende, tumbe Wehrmachtssoldaten von edlen Briten und Amerikanern besiegt werden. Orpha Phelan gehört zu einer Generation, die mit solchen Filmen aufgewachsen ist und fügte dieses Klischee in Offenbachs romantische Oper ein, vermutlich ohne sich viel Gedanken gemacht zu haben. Hauptsache, der Gag macht der Regie Spaß. Wer einen Nazi-Reichsmarschall und zum Tode verurteilten Kriegsverbrecher in dieser Oper geschmacklos finden will, soll das ruhig tun. Einen Zusammenhang zwischen Nazi-Figuren und den Contes d´Hoffmann kann ich jedenfalls nicht herstellen. Naja, auch der Windsor-Aristokrat Prinz Harry ging in Nazi-Uniform auf ein Kostümfest.

Einen Bezug zu Schweden hatte Hermann Göring allerdings schon. Nach dem ersten Weltkrieg lebte er eine Zeit lang in Dänemark und dann in Schweden, wo er seine erste Frau Carin kennenlernte.

In den 80er Jahren waren Nazi-Uniformen auf Opernbühnen gang und gäbe, allerdings meist in Wagner-Opern.

Jedenfalls bestätigte Orpha Phelan wieder einmal, dass im britischen Theater oft mehr Wert auf drastische Showeffekte als auf psychologische Vertiefung gelegt wird.



Dieser Lindorf trat nun in Begleitung eines traurigen Clowns auf, mit weißgeschminktem Gesicht, breitem Rotmund und einem zerbeulten Zylinder auf dem Kopf. Bald stellte sich heraus, dass dieser neben Lindorf gekommene Clown der Briefbote sein sollte, dem nun Lindorf ziemlich problemlos Stellas Brief abluchste. Der massive Lindorf-Göring gab sich etwas steif und sang mit voluminöser und wohltönender Stimme.



Dann strömte eine Schar von noch bizarreren Figuren auf die Bühne, deren Gewandungen die Kostümabteilung für Monate beschäftigt haben müssen, wenn sie nicht im Fundus vorhanden waren. Diese Leute können nicht in der Pause von Don Giovanni in Lutters Taverne geströmt sein, denn wer geht schon in eine Oper, gekleidet als Löwe, Revuegirl, Indianer-Squaw, Bischof im Ornat, Cleopatra, Torero, Poseidon, indische Tempeltänzerin, Kosak, Gewichtheber, Charlie Chaplin, und passend zum Göring ein paar Offiziere, an den Kragenspiegeln eindeutig als deutsche Wehrmachtssoldaten zu erkennen. Und damit niemand im Gleichberechtigungsland Schweden protestiert, auch ein uniformiertes Blitzmädel, eine Luftwaffenhelferin. Diese bunte Schar bildete nun Hoffmanns Freundeskreis à la Orpha Phelan. Einen Donald Duck oder eine Mickey Mouse vermisste ich allerdings.


Hoffmann mit Niklaus



Der Chor stellte sich mit präzisem und gekonntem Gesang vor. Ich darf vorausschicken, dass der Chor auch in den schwierigen Presto-Passagen des Oympia-Aktes immer präzise im Takt mit dem Orchester blieb, was auf sorgfältige Einstudierung schließen lässt.


Die Muse hatte sich inzwischen zum Niklaus umgezogen und trug nun einen weißen Hosenanzug, dazu eine Bubikopffrisur. Hoffmann trat in einem normalen Straßenanzug aus der Mitte des 20. Jahrhunderts auf. Sogleich beherrschte er die Bühne mit seinem lockeren und souveränen Auftritt und mit seinem schönen Gesang.


Zum Klein-Zach mimte ein witziger Charlie Chaplin neben Hoffmann. Den hatte es beim »Hoffmann« in Graz auch schon gegeben. Dass der Klein-Zach vom Librettisten vermutlich als Anspielung auf E.T.A. Hoffmanns krummen Rücken gedacht war, schien der Regie nicht bekannt zu sein.


Als Hoffmann zu Stella überging, wurde er richtig ernst, nicht schwärmerisch wie sonst. Zwei Krankenschwestern aus der heterogenen Schar in der Taverne traten hinter den liebeskranken Hoffmann. Und dann bekam Hoffmann seinen ersten Applaus, den er sich redlich verdient hatte. Einen so lebhaften und ausgezeichnet singenden Hoffmann erlebt man nicht oft.



Der Prolog war mit 35 Minuten etwas lang und zog sich stellenweise etwas zäh hin. Freundlicher Applaus, gefolgt von einer stillen Umbaupause.



Der Vorhang ging auf für den Olympia-Akt. Eine schräge Welt wurde dargestellt. Die langen Sitzbänke waren geneigt. Und Spalanzani, ein nüchterner Wissenschaftler im weißen Kittel, hatte mehrere Olympien in Arbeit. Sein Gehilfe Cochenille wurde vom gleichen Clown in gleichem Kostüm wie dem des Briefboten verkörpert. Lebhaft sang Niklaus die Vogelarie, zu der Hoffmann den Gockel mimte. Dafür gab es wieder Applaus, doch leider ließ der Dirigent unnötig in den hineinspielen.

Eine der vier Olympien wurde schon fertig, als Hoffmann von Coppelius seine Brille verpasst bekam ein komplexes optisches Gerät, das der bedauernswerte Sänger fortan tragen musste.

Dann kamen Spalazanis Festgäste hereingeströmt. Da war sie wieder, diese bunte und heterogene Schar, die schon Lutters Taverne bevölkert hatte. No comment.

Olympia, die auf einen Barbierstuhl gesetzt worden war, wurde gebührend bestaunt. Auf ihrem Kopf trug sie eine Kappe, von der viele Kabel herabhingen. Cochenille, der Clown, bastelte sich aus einem Hoola-Hoop-Reifen eine Harfe, und eine beeindruckende Koloraturarie erklang. Während sie sang, bekam sie eine Art epileptischen Anfall, von dem sie mit einer Injektion geheilt wurde. Das war nun mal keine strahlend schöne Olympia, sondern ein eher hilfloses Wesen, das gar nicht wusste, wie ihm geschah. So eine fragile und hiflose Olympia stellen nur wenige Regisseure auf die Bühne, zuletzt in Aachen, wo auch eine Frau Regie führte. Sehr gelungen, diese Darstellung. Irgendwann gab es in ihrem Steuerungsapparat eine Explosion, aber irgendwie brachte sie ihre Arie zu Ende. Verdienter Jubel vom Publikum.



Olympia reagierte zunehmend unsicher auf Hoffmanns Avancen. Sehr mechanisch tanzte sie den Walzer mit Hoffmann, geriet in Panik und lief weg. Spalanzani hatte vier Ärzte zu Hilfe gerufen, doch Olympia geriet außer Kontrolle und floh. Großartig, wie die Sängerin hier schauspielerte. Eine gelungene Interpretation dieser Rolle, die auch von der Regie gut gestaltet worden war.



Dann geschah, was geschehen musste, und Coppelius kam mit dem Kopf der zerstörten Olympia herein. Die Festgesellschaft war amüsiert, und Hoffmann wurde verlacht.



Pause vor dem Antonia-Akt. Das kleine Mädchen mit seinem roten Luftballon ging, wie auch schon zuvor im Olympia-Akt, stumm über die Bühne, die man durch Vorhänge wesentlich verkleinert hatte. Sie stellte eine Rumpelkammer dar, in der Antonia auf dem Boden lag. Ausdrucksvoll sang sie ihr Auftrittslied von der Taube, und wieder gab es Applaus. Rat Krespel, der Geigenbauer, trat im Frack auf, begleitet von seinem Kammerdiener Franz, der wieder vom Zirkusclown verkörpert wurde, sozusagen als running gag.


Krespel und Antonia


Mit feuriger Stimme sang die Muse die Geigenarie, wofür das Publikum dankbar klatschte. Immer wieder ließ der Dirigent in den Applaus hineinspielen.

Die Begrüßung Hoffmann–Antonia wurde überraschend kühl dargestellt – keine Umarmung, nicht einmal ein Handschlag. Wunderschöne Duette Hoffmann – Antonia erklangen. Hier waren zwei erstklassige Stimmen zu hören. Dann wurde die kleine Bühne erweitert, und eine lange Reihe großer Flaschen mit französischen Getränken, Vermouth, Absinth etc. beherrschte die Bühne, dazwischen ein Eiffelturm. Dabei spielt doch der Antonia-Akt in München, was auch im Text erwähnt wurde, und Getränke und Gefeiere gibt es doch in diesem Akt überhaupt nicht. Außerdem ist München eher für sein Bier als für seine Liköre bekannt. Den Auftritt des Franz hatte man eerfreulicherweise gestrichen, und dafür habe ich volles Verständnis, außer man interpretiert ihn so wie der geniale Regisseur Lorenzo Fioroni in Osnabrück.

Der Widersacher war nun kein Göring mehr, sondern ein Bonvivant mit Kreissäge auf dem Kopf und einer Rose im Knopfloch. Er agierte etwas weniger steif und zeigte drastische Mimik mit weit aufgerissenen Augen, die mich an einen Bösewicht in Charlie Chaplins Stummfilmen erinnerte. Und immer wieder applaudierte das Publikum dem schönen Gesang, und immer wieder ließ der Dirigent hineinspielen. Schade für die Sänger.


Schön einfühlsam und verstummend begleitete das Orchester Antonias Versprechen: Je ne chanterais plus.


Mirakel


Als dann Mirakel Antonias mögliche Karriere besang, hoben sich die Flaschen, und Sitzreihen eines Theaters senkten sich herab. Doch dahinter leuchtete schon ein drohendes rotes SORTIE. Als Antonia ihre Meinung änderte, lümmelte sich Mirakel süffisant triumphierend in die Stuhlreihen. Dann stellte er Antonia ein Shure-Mikrofon auf einem Stativ vor die Nase, in das sie dann beim Terzett sang. Die Mutter erschien nur als Projektion und sang durch die Kulissen, was immer mit akustischer Dämpfung der Stimme der Mutter erkauft wird. So auch hier. Schade. Dafür sang Antonia umso ausdrucksvoller. Wirklich beeindruckend. Dabei wurde sie von Mirakel geleitet und inszeniert. Für dieses gelungene Terzett gab es Jubel und Applaus – und wieder würgte der Dirigent denselben ab. Antonia starb an ihrem Mikrofon, und in den Armen ihres Vaters.

Dieser Akt hatte sich insgesamt etwas zäh hingezogen. Erfreulicherweise hatten ihn Hoffmann und Antonia durch ihr spontanes und lebhaftes Spiel belebt.


Hoffmann und Giulietta


Stella, Hoffmann und Muse


Zweite Pause, und dann der Giulietta – Akt.

Das kleine Mädchen wandelte wieder stumm über die Bühne. Diesmal war ihr Ballon grün, denn grün war die dominierende Farbe in Venedig. Auch Niklaus kam mit einer grün leuchtenden Glaskugel herein. Giulietta war als Schmetterling mit großen grünen Flügeln gekleidet und wirkte eher wie eine Elfe denn eine Kurtisane. Beide sangen das Gondellied leider weit auseinander stehend. Die Musik wurde von der Piccolo-Flöte begleitet, die man aber irgendwie ziemlich gut gedämpft hatte. So ließ ich mir das eingehen. Niklaus stand auf einem langen grünen Sofa, das man zu einer Art Gondel umfunktioniert hatte. Das Publikum bei Giulietta war natürlich wieder die bunte Gesellschaft, und Dapertutto war wieder Göring. Hier machte der Reichsmarschall mit seinen Offizieren und dem Blitzmädel noch Sinn, denn laut Libretto ist er ja Capitano Dapertutto, also Hauptmann. Die Regie hatte ihn halt vom Hauptmann zum Feldmarschall befördert.

Die Diamantenarie wurde erfreulicherweise mit Offenbachs originaler Melodie aus der Kaye-Keck-Fassung gespielt, die musikalisch anspruchsvoller ist als die von der Reise zum Mond adaptierte aus der Guiraud-Choudens-Fassung. Auch Schlemihl war als Offizier gekleidet.

Das Duell wurde als russisches Roulett aufgeführt. Beide warfen eine Münze – Hoffmann musste als erster schießen, hatte aber Glück, und bei Schlemihl knallte es dann.

Auch dieser Akt zog sich etwas zäh hin, und neben mir war ein Herr eingeschlafen.


Dann senkte sich ein riesiger Spiegel in einem Jugendstilrahmen über Hoffmann und Giulietta, und Nebel waberten. Wie Hoffmann sein Spiegelbild verlor, wurde mir nicht ganz klar, denn sein Bild blieb weiterhin im Spiegel sichtbar, während er sang: Ich habe mein Spiegelbild verloren.

Giulietta steigerte sich während dieses Aktes zu großer Dramatik.

Der Akt endete etwas plötzlich, als Hoffmann auf Giulietta zielte, aber dabei Pitichinaccio erschoss.


Nach einer stillen Umbauspause dann der Epilog, der von einem fehlerfrei gespielten Bläserchor eingeleitet wurde. Die Gesellschaft war ziemlich erledigt und hing ermattet in den Seilen. Wunderschön wurde der a cappella–Männerchor gesungen. Stella, nun in Blond, trat in Begleitung des Clowns auf. Sie schien den Hoffmann gar nicht zu suchen, und etwas unvermittelt wurde sie dann von Hoffmann mit dem Rest des Klein-Zach angesungen. Empörung bei Lindorf-Göring dazu.

Dann antwortete Stella dem Hoffmann: Du kannst mich doch nicht vergessen.

Die Muse war wieder im weißen Minikleidchen und mit der weißen Lockenperücke: Ich liebe dich – werde Dichter. Hoffmann stand zögernd aus seinem Rausch auf und ging unsicher auf die Muse zu: Das wunderschöne Les cendres de ton coeur erklang.

Und Stella sang: Ich verlasse dich, du liebst die Muse mehr. So ein werkkonformes Ende möchte man häufiger sehen.

Ein beeindruckender Schlusschor erklang: Die Dichtung bringt dich in die Unsterblichkeit.

In dieser Schlussszene hatte die Regie gute Arbeit geleistet und die Absicht des Librettos beeindruckend umgesetzt..



Spontaner Jubel erfüllte das Theater, und endlich durfte das Publikum unbehindert applaudieren. Immer mehr Zuschauer standen auf und spendeten stehend Applaus, besonders natürlich für Hoffmann, Stella und die Muse, aber auch die anderen bekamen ihren verdienten Applaus, und dann wurde rhythmisch geklatscht. Etwas verhaltener wurde für das Regieteam applaudiert. Aber schon nach fünf Minuten fiel der letzte Vorhang.

Nachtrag am 7. Mai: Wie ich von einem schwedischen Opernfreund, der inzwischen mehrere Vorstellungen idieses »Hoffmann« in Malmö gesehen hat, erfuhr, ist diese Inszenierung ein Erfolg bei den Kritikern – fast alle Zeitungen äußerten sich positiv bis enthusiastisch – aber eher ein Misserfolg beim Publikum. Das Theater war nach seinen Schätzungen jeweils nur zu einem Drittel bis zur Hälfte besetzt. Das ist wenig bei einem Einzugsgebiet, das die Millionenregion Kopenhagen einschließt. Außerdem ist die musikalische Qualität auch der Zweitbesetzung ganz hervorragend und der Premierenbesetzung zumindest ebenbürtig.

Ein Kompliment auch der Presseabteilung der Oper Malmö, der eine beispielhafte Medienbegleitung dieser Oper gelungen ist. Auf der Seite http://www.malmoopera.se/om-malmo-opera/operaradio/hoffmanns-aventyr kann man zwei Audiodateien anhören. Auf der einen wird der Regisseurin Orpha Phelan Gelegenheit gegeben, ihr Regiekonzept vorzustellen, auf der zweiten wird die schwedische Sopranistin Gisela Stille interviewt. In das Interview (auf Schwedisch) sind Beispiele ihrer überragenden Gesangskunst eingestreut. Gisela Stille hat m.E. die psychologische Botschaft dieser Oper gut verstanden, als sie meinte, in der Gestalt Hoffmanns zeigen sich allgemein menschliche Charakterzüge, in die sich auch Frauen gut einfühlen können.



Da die Premierenfeier nur für geladene Gäste zugänglich war, kann ich leider keine Bilder davon präsentieren. Ich danke aber der freundlichen Pförtnerin Agneta, die es mir ermöglichte, Autogramme von Olesya Golovneva und Jean-Pierre-Furlan zu bekommen.

Ein Mitwirkender bot an, mich mit hineinzunehmen, aber da der Pressechef meine Anwesenheit bei der Premierenfeier nicht gewünscht hatte, wollte ich mich nicht aufdrängen,

Alle Rechte an den obigen Szenenfotos liegen bei der Fotografin Malin Arnesson und der Oper Malmö. Wir danken für die freundliche Zusammenarbeit. Auf den Bildern sind nicht immer die gleichen Sänger einer Rolle zu sehen. Auch die Alternativbesetzung wurde abgebildet.


Die Malmöer Zeitung Sydsvenska Dagbladet schrieb von einem „farbenfrohen und eleganten Volltreffer“. Wer Schwedisch kann: http://www.sydsvenskan.se/kultur-och-nojen/article1449505/Fargrik-och-elegant-fulltraff.html

Unter dem folgenden Link kann man zwei Videos mit Ausschnitten aus der Inszenierung ansehen:

http://www.malmoopera.se/forestallningar/hoffmanns-aventyr



















Startseite o weiter nach Kiel