Hoffmanns Hochzeitsnacht im Bizarradies mit schwedischer Nachtigall in Göteborg

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Besuchte Vorstellung 26. November 2022






Die Muse von Göteborg im Fettanzug

Regie


Krystian Lada

Dirigent


Sébastien Rouland

Bühnenbild


Marian Nketiah

Kostüme


Bente Rolandsdotter

Chorleitung


Martin Nagashima Toft

Version


Kaye-Keck

Sprache


Französisch




Hoffmann jr.


Brian Michael Moore

Hoffmann


Joachim Bâckström

Hoffmann sr.


Tomas Lind

Muse


Katarina Karnéus

Olympia, Antonia, Giulietta. Stella


Kerstin Avemo

Widersacher


Andrew Foster Williams










Fazit Göteborg: Das war ein »Hoffmann«, den man gut und gerne noch zehnmal anhören kann, aber nicht unbedingt nocheinmal sehen muss. Eine zweigeteilte Inszenierung mit überragend gutem Gesang samt nahezu perfekter Orchesterbegleitung, aber leider mit einer verfremdeten Interpretation, deren tieferer Sinn selbst bei bestem Willen nur selten zu erkennen war. Die Oper bestand aus einer Aneinanderreihung von bizarren, oft grostesken Gags, die den Zuschauer meist ratlos ließen. Es wäre natürlich bösartig, dem Regisseur zu unterstellen, er habe das Libretto nicht gelesen, aber man darf mit Fug und Recht behaupten, er habe die Botschaft dieser Oper nicht begriffen. Vielleicht ließ er sich vom Untertitel der Contes verleiten: opéra fantastique und fantasierte munter drauf los, was ihm und seinem Team gerade so einfiel. Das Bühnenbild bestand oft aus bizarren Gebilden und Szenen, die im Libretto nicht verankert sind. Der dreigeteilte Hoffmann war als alles andere als ein Dichter zu erkennen, eher ein kaputter Typ, ein Versager, der durch seine Geschichten stolperte. In Göteborg hatte man den Hoffmann dreigeteilt in einen jüngeren, mittleren und älteren Tenor. Jemand scherzte: Woanders ist die Stella dreigeteilt, bei uns ist es der Hoffmann. Also kein literarischer »Hoffmann« in Goetheborg, sondern ein verfremdeter »Hoffmann« in Göteborg. Jedenfalls hatte man kräftig am Libretto herumgebastelt. Vieles blieb unverständlich, und diese Oper dauerte ungewöhnlich lange. Dabei war das historische Vorbild E.T.A. Hoffmann kein Verlierertyp sondern ein höchst erfolgreicher Schriftsteller, Jurist am höchsten preußischen Gerichtshof, ein begabter Zeichner und Komponist. Aber die großartigen Sänger, besonders Kerstin Avemo, ließen die Schwächen der Regie vergessen. Das Publikum spendete spontanen Applaus und stand nach 30 Sekunden. Unterdurchschnittliche fünf Minuten dauerte der Premierenapplaus.

Zu loben ist das gut gemachte Programmheft, in dem sich der Dramaturg Göran Gademan ausführlich mit der komplizierten Entstehungsgeschichte dieser Oper beschäftigt.



Die neue Oper von Göteborg liegt am Fluss Götaälven, der ins Meer fließt. Zu Ehren des großen schwedischen Tenors Jussi Björling wurde der Platz vor der Oper nach ihm benannt. Die Oper ist ein moderner Zweckbau mit 1200 Plätzen, der 1974 eröffnet wurde. Die Oper wird von der Region westliches Götaland betrieben. Wie in allen modernen Opernhäusern weist sie eine breite Bühne und ein stark ansteigendes Parkett auf. Im gut gekleideten Publikum überwog leider auch hier die ältere Generation. Im Orchester zählte ich vier Kontrabässe und fünf Celli. Die Zusammenarbeit mit der Presseabteilung war freundlich und problemlos, wie ich es von Schweden gewohnt bin.


Näherte man sich dem Theater, sah man schon von Weitem große Leuchttafeln mit dem Text: Kärlekens irrvägar – die Irrwege der Liebe. Und eine überraschende Gestalt, die man eher in einem Horrorfilm als in einer romantischen Oper verorten würde. Siehe links oben.



Eine hohe runde Metallstruktur füllte die breite Bühne, und ein junger Mann in Unterhose trat auf. Ein Liebespaar wurde sichtbar. Eine voluminöse und monströse Nackte, wie es schien, trat auf. Sah man genauer hin, trug sie einen sogenannten Fettanzug, gut gemacht, denn der sah ziemlich naturalistisch aus. Ja sieht denn so eine Muse aus, die den Hoffmann inspirieren und zur Kunst hinführen soll? Aber dem Gesang nach musste sie die Muse sein. Ich durchkämmte mein Gedächtnis, was der Hintergrund dieser Verkleidung der Muse sein könnte. Mir fiel das altenglische Epos Beowulf ein, in dem ein Monster namens Grendel vorkommt, das vom Helden Beowolf in einem Ringkampf erwürgt wird. Darob gar nicht erfreut, griff Grendels Mutter den Mörder ihres Sohnes an. Der zögerte nicht lange und meuchelte sei mit seinem Schwert. Grendels Mutter, die musste Vorbild für die Muse sein, denn das antike Epos spielte in der näheren Umgebung von Göteborg, in Götaland. Nach allgemeiner Auffassung verkörpert die Muse die Rolle der Vernunfr und der Besonnenheit. So will es auch das Libretto. Man muss schon lange nachdenken, um eine mögliche Erklärung für diese Darstellung der Muse zu finden. Sie ist es ja, die Hoffmann von seinen amourösen Irrwegen abhalten soll. Für ihn könnte sie folglich als liebestötendes Monster erscjeinen. Aber, wie gesagt, solche Gedanken erschließen sich dem Zuschauer nicht sofort.



Die Auftaktakkorde kamen wie leider üblich ziemlich schnell. Ein ebenfalls ziemlich nackter Mann trat auf, der wohl Lindorf sein musste. Während sich Lindorf anzog, rauchte die Muse. Überhaupt wurde in dieser Oper viel geraucht, was doch eigentlich außer Mode kommt. Drei Männer, ebenfalls wenig bekleidet, aber mit Schulterpolstern wattiert, gesellten sich zum Hoffmann in einer Art Gemeinschaftsdusche, wo es physische Auseinandersetzungen gab. Dazu wurde geduscht. Offensichtlich sollte dargestellt werden, wie der junge Hoffmann von seinen Kameraden gemobbt wurde. Ein ziemlich aufwändiges Bühnenbild leistete sich Göteborg.



Mit frischem strahlendem Tenor mit Glanz in der Stimme wurde der Klein-Zach gesungen. Und es wurde wieder geraucht. Als Hoffmann zur Stella überging, erschien sie. Tja, mitten in der Arie, als Hoffmann gemerkt hatte, dass er eigentlich etwas anderes singen wollte, klatschte das Publikum. Kommt sonst selten vor. Als der Klein-Zach dann wirklich zu Ende gesungen war, gab es kräftigen Applaus 35 Minuten und damit ziemlich lang dauerte das Vorspiel, das ebenfalls beklatscht wurde.


Das Vorspiel hatte man in den Olympia-Akt hineingezogen. Hoffmann befand sich in einer Art Gemeinschaftsdusche mit Sportlern aus der amerikanischen Football-Kultur. Man duschte richtig, und Hoffmann wurde von den massiven Machos herumgeschubst, die noch ihre Schulterpolster trugen. In Göteborg schien man keinen teuren Aufwand zu scheuen, um die Bühne mit aufwändigen technischen Spielereien zu schmücken. Die mussten nicht unbedingt im Libretto verankert sein und wurden wohl vom Untertitel un opéra fantastique beflügelt.


Die Szenerie bei Spalanzani gab Rätsel auf. Der Physiker und Erbauer Olympias wird auf vielerlei Art dargestellt. Nicht immer gelungen, wenn er z.B. stark an Einstein erinnert. Aber was in Göteborg gezeigt wurde, verwunderte doch sehr. Wir befanden uns offensichtlich in einer gotischen Kirche,. Ein großer vergoldeter Spitzbogen zierte die Bühne, und zahlreiche Bischöfe mit schwarzen Mitren bildeten Spalanzanis Gesellschaft. Was soll denn das bedeuten? Spalanzani ist doch eigentlich Physiker und Salonlöwe. Als solcher war er auch gut getroffen, ein richtig frivoler Beau. Aber so einer tritt doch nicht in einer gotischen Kirche mit klerikalen Würdenträgern auf. Oder wollte sich der Regisseur einen Witz erlauben, ein Wortspiel? Wir befanden uns schließlich in Göteborg, englisch Gothenburg, und ein hämischer Kunsthistoriker hatte mal den gotischen Stil des französischen Abtes Suger abfällig nach den barbarischen Goten benannt, obwohl die Gotik null mit den Goten zu tun hat. Und nun heißt sie eben sol Sollte das die Absicht gewesen sein, dann war das Kalauerniveau. Egal, wir befanden uns in einer Kirche, denn auch ein Klingelbeutel wurde herumgereicht, um Coppelius´ Beitrag zu Olympia zu finanzieren.


Olympia war weiß gekleidet wie eine Braut und trug einen Strahlenkranz auf dem Kopf, wie manchmal die Himmelskönigin Maria dargestellt wird. Naja, eine gotische Kirche verträgt schon eine Maria. Die Muse sang die Vogelarie, während Olympia präpariert wurde. Auch Coppelius trug eine schwarze Bischofsmütze auf seinem Haupte. Zahlreiche verwirrende Videospile wurden projiziert, als sich die Muse und Coppelius bekriegten.



In Göteborg hatte man den Hoffmann dreigeteilt, in einen jungen, einen mittleren und einen älteren Hoffmann. Alle drei Tenöre. Das war neu. Einen zweigeteilten Hoffmann hatte ich bei Barrie Kosky in Berlin gesehen. Dort sang einmal ein Bariton und dann Tenor, denn ursprünglich war für die Rolle ein Bariton vorgesehen. Da aber an der Komischen Oper beide gleich gekleidet waren, fiel der Unterschied kaum auf. Auch in Göteborg waren die drei Hoffmänner gleich gekleidet und unterschieden sich nur durch ihren Habitus. Alle drei sangen ausgezeichnet. Wollte man die Last des Protagonisten dieser Oper, der praktisch dauernd auf der Bühne zu stehen hat, auf drei Schultern verteilen? Oder war es nur ein Gag? Drei gute Tenöre kosten jedenfalls Geld. Der junge Hoffmann sang das Duett mit den drei Dukaten mit frischer Stimme und legte die in den Klingelbeutel des Coppelius. Und beide bekamen Applaus dafür. Zu den Bischöfen bei Coppelius gesellten sich auch fromme Schwestern.



Oder hatte man den Olympia-Akt in eine Kirche verlegt, weil doch im Libretto steht, dass Hoffmann getäuscht und mit der Puppe Olympia verheiratet werden soll? Und Hochzeiten finden auch in Kirchen statt. Ein berückend schöner Koloraturgesang erfreute das Ohr. Als sie schwächelte, ließ sie ihr Brautbukett fallen. Begeisterter Applaus belohnte die für ihre perfekte Interpretation dieser Arie.


Die folgende Handlung zog sich etwas in die Länge, was eigentlich im Olympia-Akt selten vorkommt. Ich verstand auch nicht, was ein erhöhtes Gemach ein paar Meter über der Bühne symbolisieren sollte, das über eine steile Treppe zu erreichen war. Dort agierte eine Art Parallelgesellschaft.. Der frische junge Hoffmann bekam extra Applaus für seine Liebeserklärung an Olympia. Ein ziemlich nackter Coppelius kam hmit Klingelbeutel erein und drohte einen Mord an. In dieser Inszenierung hatte man an nichts gespart, besonders nicht an dauernd sichtbarer Unterwäsche. Cochenille war als eine Art Bühnenmeister oder Inspizient gestylt.



Olympia legte ihr Brautkleid ab und verließ die Bühne. Irgendwie kam man sich fast wie in einer Art FKK-Club vor. Damit hatte sich Olympia selbst entzaubert, war aber nicht wie angedroht von Coppelius ermordet worden . Kräftiger Applaus und erste Pause. Im Foyer interessante Gespäche mit anderen Opernfreunden. Die musikalische Qualität der Aufführung wurde einhellig gepriesen. Die Inszenierung insgesamt ließ einige Gäste ratlos. Zum Ende der Pause wurde im Foyer mit Handglocken geläutet. Solches hatte ich nocht nicht gesehen. Ein schöner Brauch.


Was nun folgte war ein weiterer Höhepunkt dieser musikalisch fast perfekten Inszenierung. Antonia stellte sich mit leisem, melancholischem Sopran vor. Den beherrschen nur wenige der Soprane, die alle drei Rollen singen. Antonia schien sich in einer Art Fotostudio zu befinden und nicht im Haushalt eines Geigenbaumeisters. Sie trug einen orangefarbenen Hausanzug. Ihr Vater Krespel sah aus wie Spalanzani aus dem Olympia-Akt, obwohl doch die beiden Herren ganz unterschiedliche Charaktere darstellen. Und wieder gab es einen Franz, den man in Umea erfolgreich weggelassen hatte. Doch dieser Krespel war wieder der Bühnenmanager mit Funkgerät etc., keine trottelige Domestike Der sollte von seinem Scheitern singen, wobei doch alles auf der Bühne klappte. Merkwürdig. Und auch in Göteborg beklagte er in den Übertiteln einmal seinen Mangel an Gesangsmethode, auch in den parallel zu den schwedischen ebenso in den englischen Übertiteln. In der schwedischen Version kam aber beim zweiten Mal „tekniken“. Und wieder Applaus für guten Gesang.


Ziemlich früh in diesem Akt und unvermttelt sang das übergewichtige Musenmonster meine geliebte Geigenarie, und das tat sie seelenvoll. Was für ein bizarrer Kontrast zwischen der äußeren Erscheinung der Muse und diesem Preis der Liebe. Dazu saß der junge Hoffmann aus dem Olympia-Akt in einem Transportkarren. Kräftiger Applaus für die gelungene Geigenarie. Doch seltsam, Hoffmann und Antonia hatten sich noch gar nicht gesehen. Doch er kam.


Nun war der Hoffmann mittleren Alters Partner der Antonia. Für die emotional gesungenen Duette des Liebspaares gab es Applaus. Bemerkenswert war, dass auch die gesprochenen Texte auf Französisch waren. Für das Terzett Hoffmann – Krespel – Mirakel applaudierte das Publikum ebenfalls. Wie so oft zog sich der Antonia-Akt in die Länge. Etwas Straffung wäre gut gewesen.



Drei perfekte Stimmen sangen den musikalischen Höhepunkt dieser Oper: das Terzett Antonia – Mirakel – Mutter. Kräftiger Applaus und Jubel für diese Lesitung. Ein applausfreudiges und musikverständiges Publikum wie das von Göteborg kann sich jede Oper nur wünschen. Da konnte der Dirigent nicht einfach weiterspielen lassen und musste dem Publikum seinen Jubel erlauben. Bravo. Applaus für diesen Akt und zweite Pause.



Im Giulietta-Akt fiel mir auf, dass Hauptmann Dapertutto hohe Damenschuhe trug. Hm. Der Muse hatte man über den hautfarbenen Fettanzug einen schwarzen Netzanzug gestülpt. Danke. Der milderte ihr abstoßendes Aussehen etwas. Die Arme musste die ganze Zeit auch einen künstlichen Gang einhalten, um ihr Übergewicht glaubhaft zu machen: breitbeinig und mit gestreckten Knien musste sie durch ihre Rolle watscheln.


Leider hatte niemand bei der Generalprobe gemerkt, dass man besser die Piccoloflöte weggelassen hätte, denn die kreischte so laut, dass sie das lauteste Instrument im Raum war und der Barkarole ihre Sinnlichkeit nahm. Bei der Barkarole saß Giulietta hoch auf einer Art künstlichem Felsen. So ein Gebilde hatte ich in den Gemächern einer Kurtisane nicht erwartet. Oder sollte diese Elevation symbolisieren, dass sie hoch über ihrer Umgebung thronte und von ihr isoliert war? hre Gefolgschaft war nur wenig sexy gestylt, eher infantil.



Hoffmann war nun der Ältere, sang ebenso gut wie seine Klone und bekam den verdienten Applaus für sein Preislied auf die Sinnlichkeit und die Lust. Giulietta war ein geiles Wesen mit vulgärem Touch. Discomusik wurde eingestreut. Dapertutto sang unvermittelt ohne irgendeine Ein- oder Überleitung die traditionelle Spiegelarei, die Andreas Bloch 1908 in diese Oper eingefüht gatte. Dabei bietet doch die in Göteborg gespielte teure Kaye-Keck-Version zwei Originalmelodien vpn Jacques Offenbach, von denen eine aüßerst harmonisch und rhythmisch abwechlsungsreich ist.



Ein riesiges amorphes Gebilde erschien auf der Drehbühne. Ich konnte es nur als gigantische Kartoffel verstehen, ohne ihre dramaturgische Bedeutung zu begreifen. Dann folgte ein weiterer musikalischer Höhepunkt dieser Inszenierung, wie ich ihn noch nie gehört hatte. Giulietta verzierte das Hohelied auf die Liebe mit tausenden von Koloraturen, gurrte sinnlich und verführte wie eine Nachtigall. Unglaublich. Hoffentlich macht man von dieser Einlage wenigstens eine Tonaufnahme. Ganz großartig und einmalig. Das sachverständige Publikum spendete spontanen Applaus.



Das Duell zwischen Hoffmann und Schlemihl wurde als Ringkampf inszeniert, s wie Beowulf das Monster Grendel besiegte hatte. Hoffmann erwürgte den Schlemihl, und wieder kreischte die Piccoloflöte dazu. Und so endete der Akt., wie es schien.



Nein, er ging weiter. Schlemihl war der junge Hoffmann. Der alte Hoffmann hat sein eigenes junges Ich umgebracht. Interessante Idee. Man lernt ja dazu im Leben und schämt sich gelegentlich für Unsinn, den man in jungen Jahren anstellte. Auch in diesem Akt hätte man straffen können. Er zog sich hin mit Handlungen, die schwierig nachvollziehbar waren. Applaus gab es für berückend schön gesungene Duette Hoffmann – Giulietta. Einen Verlust des Spiegelbildes konnte ich nicht erkennen. Giulietta verschwand einfach.



Zum melancholischen à cappella-Männerchor wurde Hoffmann als verzweifelter alter Mann in Großaufnahme projiziert. Dann fanden sich Muse, Stella und Hoffmann in der kargen Meereslandschaft der Schären westlich von Göteborg, die natürlich ebenfalls projiziert wurde. Dazu sang die Muse des cendres de ton coeur.



Alle drei Hoffmänner standen vereint zusammen. Hoffmanns Freunde verabschiedeten sich, auch die Muse. Hoffmann und Stella standen alleine auf einem kargen Felsen in den Schären vor Göteborg. Dann verließ ihn auch Stella, und Hoffmann stand mutterseelenalleine auf einem Felsen im Meer, wie ein Denkmal seiner selbst. Eine solche Verklärung in die Einsamkeit gab es schon häufiger, nur war sie diesmal in die Wasserlandschaft westlich von Göteborg verlegt worden. Ich vermute, dass entweder die Einsamkeit eines Genies gezeigt werden sollte oder die Tatsache, dass Hoffmann von allen Frauen verlassen worden war. Gegen Ersteres spricht, dass Hoffmann in der gesamten Inszenierung nie als Dichter oder Künstler charakterisiert wurde.



Spontaner Applaus und Jubel füllte das Haus, und schon nach einer halben Minute sprangen die Zuschauer auf und spendeten begeisterten Applaus. Immer wieder wurden die Solisten bejubelt, und besonders natürlich die großartige Stella. Als das Regieteam auf die Bühne kam, gab es keine Buhrufe, denn sowas tut man in Schweden nicht. In München wäre diese Inszenierung durchgefallen, nicht jedoch die musikalische Seite, die ihresgleichen sucht.



Nach der Oper gab es eine Premierenfeier, die eigentlich nur für das Ensemble und geladene Gäste gedacht war, aber ein schwedischer Premierenbesucher flüsterte mir zu: Geh da ruhig hin, da wird nicht kontrolliert. Ich komme auch. Ich bitte die Göteborger Oper um Verzeihung für mein intrång, aber ich wollte unbedingt Kerstin Avemo zu ihrer großartigen Stella gratulieren. Ich hatte sie 2014 bei den Bregenzer Festspielen als Olympia schätzen gelernt. Dort hatte sie mir gesagt, dass sie auch gerne alle drei Rollen singen würde. Nun durfte sie das endlich, und ihre Interpretation war einfach nur umwerfend gut.

Alle Rechte an den obigen Szenenfotos liegen beim Theater und beim Fotografen...... Wir danken für die freundliche Zusammenarbeit.


Der Opernchef von Göteborg ist Deutscher, der seine Dankesrede auf Englisch hielt. Auch eine Delegation der Saarbrücker Oper war angereist, denn dorthin soll diese Inszenierung in drei Jahren übernommen werden. Offensichtlich werden solche Verträge vor der Premiere unterzeichnet, so dass man eigentlich eine Katze im Sack kauft. Die letzte Inszernierung eines »Hoffmann« war auch voll mit werksfremden Bizarrerien. Vielleicht überlegt man sich in Saarbrücken die Übernahme diese Verfremdung zu übernhemen. Zeit ist noch. Ich empfehle z.B. die avantgardistische Inszernierung Lorenzo Fionronis in Osnabrück vom Januar 2011. Oder den von Balázs Kovalík in Erfurt während der Pandemie.






Auf der Premierenfeier im großzügigen Foyer gab es ein reichhaltiges Buffet zu akzeptablen Preisen. Dort entstanden folgende Bilder:




Die Kostümbildnerin



Stella mit Besucher



Ganz links der Beleuchter mit Freunden aus Polen










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