|
Bergiges Land gibt es ja auch anderswo. Bergisches Land jedoch
heißt die Region östlich der Rheinischen Tiefebene,
südlich der Ruhr und nördlich der Sieg. Im Gegensatz zum
weiter östlich anschließenden, zu Westfalen
gehörenden Sauerland ist das Bergische Land ein Teil des
Rheinlands. Der Name leitet sich vom ehemaligen Herzogtum Berg ab.
Genaueres findet man bei Wikipedia.
|
| |
|
 |
Sehenswertes und Bemerkenswertes
Das Bergische Land bietet außer seiner bergigen Landschaft
und seinen Sehenswürdigkeiten auch verkehrstechnisch
einiges Bemerkenswertes. Früher einmal gab es ein dichtes
Bahnnetz. Doch dies ist Vergangenheit und politisch wird zur Zeit der
Schrumpfkurs weiter betrieben.
Verkehrstechnisch weltbekannt ist die Wuppertaler Schwebebahn.
Dieser Bericht wird sie aber etwas am nördlichen Rand
liegenlassen und stärker zwei andere Themen erwähnen: den
Solinger Obus und die Müngstener Eisenbahnbrücke über
die Wupper. Zusammen mit Schloß Burg und einer kleinen
Wanderung durch das Wuppertal sind die Möglichkeiten eines
Tagesausflugs damit auch bereits ausgeschöpft.
|
| |
|
 |
Lost in Vohwinkel
Die Anreise aus dem Raum Bonn beginnt mit einer Bahnfahrt nach
Wuppertal-Vohwinkel. Die Fahrplanauskunft hat mir vorab verraten,
daß ich nun 16 Minuten Zeit für einen Fußweg zu
einer Haltestelle Kaiserplatz habe, für den man nur sieben
Minuten benötigen soll. Leider habe ich versäumt, mich
vorher genauer über die örtliche Lage zu informieren. Und
die Informationslage am Bahnhof Vohwinkel ist mit
"schlecht" noch beschönigend umschrieben. Keine
vernünftigen Hinweisschilder, kein Stadtplan, aber mehrere
Ausgänge. Ich gehe zur nächsten Bushaltestelle und kann dem
dort hängenden Fahrplan zumindest entnehmen, in welche Richtung
ich zu gehen habe.
Der Kaiserplatz findet sich auch als eine Straßenkreuzung,
die von der berühmten Schwebebahn überspannt wird. Zum
Glück suche ich keine Bushaltestelle, sondern eine
Obushaltestelle. Ist erst einmal die dazugehörende Oberleitung
gefunden, ist es zu der etwas von der Kreuzung entfernt liegenden
Haltestelle auch nicht mehr weit.
|
| |
|
|
|
 |
Obusfahren
Es bleibt Zeit für ein paar Fotos und dann nähert sich
der Obus der Linie 683. Diese Linie fahre ich fast in voller
Länge ab. Dabei durchquert der Obus die Solinger Innenstadt und
kreuzt am Haltepunkt Solingen Mitte die Bahnlinie nach Remscheid.
Hier ist ein kleiner Busbahnhof im Bau, der zukünftig die
zentrale Verknüpfungsstelle zwischen Bus und Bahn bilden
soll.
Während der Nordteil der Linie 683 außer einem schmalen
Streifen zwischen Wuppertal und Solingen durch städtisches
Gebiet führt, gleicht der Südteil eher einer
Überlandlinie. Am Ende geht es dann hinab ins Wuppertal.
|
| |
|


|
Schloß Burg
An der Haltestelle "Seilbahn" verlasse ich den Obus.
Hätte ich mich besser über die geringe Entfernung
informiert, wäre ich vielleicht eine Station weiter zur
Endhaltestelle mitgefahren – aber dorthin kam ich dann
später noch.
Nun beginnt das eher touristische Programm. Die
"Seilbahn" ist ein Sessellift, der zunächst über
die Wupper und dann steil hinauf zum Schloß Burg führt.
Das Schloß ist eine ausgedehnte Anlage mit mehreren
Gebäuden. Das Umfeld scheint gut für Touristenansturm
gerüstet. Nachdem ich etwas in der Anlage herumgelaufen bin,
gestatte ich mir einen kleinen Imbiß, da inzwischen die
Mittagszeit erreicht ist.
|
| |
|
|
|
|
Drehscheibe
So gestärkt geht es nun zu Fuß weiter. Zunächst
folge ich einem Pfad steil den Berg hinab zur Ortschaft Unterburg.
Über die Wupperbrücke mache ich nun einen kleinen Abstecher
zur Endhaltestelle der Obuslinie 683. Hier gibt es nämlich etwas
wirklich Einmaliges in Form einer Drehscheibe für Obusse. Da
zwischen Berghang und Fluß nur wenig Platz ist, hat man hier
nicht wie üblich eine Wendeschleife angelegt, sondern der Obus
fährt auf eine große kreisförmige Scheibe, die sich
dann mit ihm dreht.
|
|
|
|
|
Wiesenkotten
Nach den unverzichtbaren Fotos geht es wieder zurück
über die Brücke, um dem östlich der Wupper liegenden
Wanderweg zu folgen. Der Weg führt aus dem Ort hinaus in die
Auwälder des Wuppertals. Er verläuft mal näher, mal
weiter entfernt vom Fluß. Nach etwa der halben Entfernung
führt eine schmale Stahlbrücke auf die andere Wupperseite
zum sogenannten Wiesenkotten. Zur Bedeutung der Kotten erfährt
man etwas im Webangebot der Stadt Solingen sowie auf den Webseiten
von Hans-Georg Wenke.
Obwohl laut Hinweisschild der Weg zur Müngstener Brücke
über diese Wiesenkottenbrücke führt, bleibe ich auf der
östlichen Wupperseite. Ich habe vor, den Fluß auf eine andere
Weise zu queren.
|
| |




|
Seitenwechsel
Schon lange bevor ich die Müngstener Brücke
erreiche, taucht sie vor mir in der Höhe über dem Tal auf. Ein
wirklich imposanter Anblick. Doch noch befinde ich mich auf der falschen
Seite der Wupper, da der sogenannte Müngstener Brückenpark am
westlichen Wupperufer liegt. Die Müngstener Brücke bietet keine
Querungsmöglichkeit für Fußgänger – und wenn,
dann wäre diese auch mehr als 100 vertikale Meter von mir entfernt.
Zum Glück ist irgendwer irgendwann auf die geniale Idee der
Schwebefähre gekommen. Diese befindet sich etwas südlich der
Müngstener Brücke und besteht aus zwei über den Fluß
gespannten Stahltrossen auf denen sich ein Draisinen-ähnliches
Gerät hin und her bewegt. Unter Einsatz eigener Muskelkraft und
gegen ein Entgelt von 50 Cent dürfen die Passagiere dieses
Gefährt über die Wupper bewegen.
Und so gelange ich in den Brückenpark. Der Brückenpark ist
ein großes Freigelände am Wupperufer, das sich außerhalb
von Veranstaltungen nur durch eine Minigolfanlage mit Kiosk und eine Art
Container-Bistro auszeichnet. Weitere Gebäude scheinen zur Zeit ohne
Funktion zu sein. Ansonsten gibt es Platz für Picknick, Ballspiele
und andere selbstorganisierte Freizeitaktivitäten. Die Hauptrolle
spielt hier aber eindeutig die Brücke. Deren Daten erfährt man
von einer Tafel, die genau unter der Müngstener Brücke angebracht
ist.
|
|

|
|
|
|
 |
Buskreuzfahrt
Am nördlichen Ende des Brückenparks gibt es eine
Wendeschleife für Linienbusse. Am Wochenende verkehrt hier eine
Linie, die den Brückenpark über die Solinger
Krahenhöhe mit Schloß Burg verbindet. Unter der Woche gibt
es stündlich eine Busverbindung ins Remscheider Stadtzentrum.
Mein nächstes Ziel ist also Remscheid. Die Buslinie 658 folgt
allerdings nicht unbedingt dem direkten Weg, sondern gönnt ihren
Fahrgästen ein paar Umwege und Schleifen.
|
| |
|

|
Hauptbahnhöfe
Den Bus verlasse ich in Remscheid an der Haltestelle Rathaus. Von
dort geht es dann durch die Fußgängerzone und dann bergab
um Remscheider Hauptbahnhof. Dieser Hauptbahnhof besteht zur Zeit aus
Brachfläche mit einem Bahnsteig, den man über eine
Behelfsbrücke erreicht. Die Bahnhofsgebäude wurden Ende
2006 abgerissen, um einer modernen Bahnhofsplanung Platz zu machen,
die bis 2008 umgesetzt werden soll.
Man wird sich also noch eine Weile mit der trostlosen Situation
abfinden müssen, in der ich auf den Triebwagen (Baureihe 628 der
DB) nach Solingen warte. Solingen hat – je nach Sichtweise
– gar keinen, oder gleich mehrere Hauptbahnhöfe. Offiziell
liegt der Solinger Hauptbahnhof seit dem 10.12.2006 im Stadtteil
Ohligs an der Bahnstrecke von Köln nach Wuppertal. Der ehemalige
Solinger Hauptbahnhof, dessen stattliches Gebäude heute das
"Forum für Produktdesign" beherbergt, ist keine
Bahnstation mehr. Außer dem Gebäude sind auch die
Bahnsteiganlagen erhalten. Die markante
Bahnsteigüberführung steht zusammen mit dem Gebäude
und einem nahe liegenden Stellwerk unter Denkmalschutz.
Dem Bahnverkehr dienen heute zwei andere innenstadtnahe Stationen.
Solingen-Grünewald liegt nur etwas 200 Meter vom alten
Hauptbahnhof entfernt und dient als Umsteigestation unter anderem zu
Obuslinie 682. Näher an der Fußgängerzone liegt die
Station Solingen-Mitte. Hier soll zukünftig ein zentraler
Verknüpfungspunkt zwischen Bahn und Bus bzw. Obus entstehen.
Während die Züge hier bereits halten, passieren die Busse
die Baustelle ihrer künftigen Haltestelle zur Zeit ohne Halt und
damit ohne vernünftige Umsteigemöglichkeit.
Da ich an Solingen-Mitte bereits vormittags mit Obus 683
vorbeigefahren war, verlasse ich den Zug aus Remscheid nun an der
Station Grünewald. Von dort laufe ich zum ehemaligen
Hauptbahnhof. Nachdem ich mir die Situation angeschaut habe, geht es
zu Fuß weiter in die Innenstadt.
|
|

|
|
|
|
 |
Zwei Obuslinien
Nach einem Blick in die Solinger Fußgängerzone, biege
ich zum Busbahnhof am Graf-Wilhelm-Platz ab. Hier soll um 15:47 Uhr
ein Obus abfahren, der in Ohligs den dort um 16:15 Uhr Richtung
Köln abfahrenden Regionalexpress erreicht. Annähernd
pünktlich erscheint auch ein Obus zum gewünschten
Fahrziel. Ich steige ein und die Fahrt scheint auch grob in
Richtung Ohligs zu gehen. Als dann aber annähernd die
Ankunftszeit in Ohligs erreicht ist, werde ich etwas
mißtrauisch. Ich schaue in meinen Fahrplanausdruck und
muß feststellen, daß dort die Liniennummer 681
steht, während ich in der Linie 682 sitze. Beide fahren
nach Ohligs, und beide haben am Graf-Wilhelm-Platz identische
Abfahrtszeiten. Nur leider ist die Linie 682 acht Minuten
länger unterwegs. Daher sehe ich vom vorgesehenen Zug nur
noch die Rücklichter.
Ich habe also Zeit für ein paar Fotos gewonnen. Gut
zwanzig Minuten später nehme ich dann die nächste
Verbindung Richtung Köln. Der Zug hat zwar wenige Minuten
Verspätung, die Züge, die Köln über die
Hohenzollernbrücke verlassen, haben aber gegen 17 Uhr
verläßlicherweise einige Minuten mehr
Verspätung. So erreiche ich in Köln-Deutz mit
eiligem Umsteigen genau den Zug Richtung Siegburg, auf den ich
mit dem 16-Uhr-15-Zug ab Ohligs fahrplanmäßig
Anschluß haben sollte. Und in Siegburg funktioniert
sogar der Busanschluß noch halbwegs bequem.
Fazit: Eine kleine Rundreise durch's Bergische, bei der
fast alles planmäßig funktionierte. Und wenn ich
das nächste Mal in die Gegend komme, hat man vielleicht
in Remscheid einen schmucken Hauptbahnhof, und mir gelingt es
hoffentlich, in den richtigen Obus einzusteigen.
|
| |
|
Die Skizze zeigt in rot Eisenbahnstrecken,
in orange
die Schwebebahn, in goldgelb Abschnitte
von Bus- und Obuslinien (Auswahl), und in
grün den Fußweg zwischen
Schloß Burg und er Müngstener Brücke. Diese Skizze gibt
es auch in einer Version für Google Earth und
Google Maps,
die viele weitere Informationen enthält.
|
|
|
 |
Andere Bergische Runden
Meine Ausflugsroute war bestimmt durch das, was ich bereits
kannte und was ich noch nicht kannte. Eigentlich bietet sich
in der Region Solingen – Remscheid – Wuppertal
Rundfahrten mit Bahn und Bus an, die auch die Schwebebahn
einschließen.
So kann man beispielsweise mit der Bahn bis
Solingen-Schaberg fahren, abwärts zum Brückenpark
steigen und weiter nach Schloß Burg wandern (mit oder
ohne Sessellift). Wenn man dann mit dem Obus von Burg nach
Vohwinkel fährt, bietet sich ab dort eine
Schwebebahnfahrt an. In Oberbarmen (oder bereits am
Wuppertaler Hauptbahnhof) erreicht man wieder die Bahnlinie
Richtung Remscheid und Solingen, so daß sich die Runde
schließt. Zu beachten ist hierbei der
Höhenunterschied von über 100 Meter zwischen dem
Wuppertal und Solingen-Schaberg.
Man kann diese Rundfahrt natürlich auch unter
Einbeziehung der Buslinie zwischen Brückenpark und
Remscheid unternehmen. Zum Beispiel Obus ab Vohwinkel,
Schloß Burg, Wanderung zum Brückenpark, Bus nach
Remscheid. Von dort fährt man dann mit dem Zug nach
Oberbarmen, wo man die Schwebebahn nach Vohwinkel erreicht.
Bei dieser Variante sieht man die Müngstener Brücke
allerdings nur von unten. Will man auch über die
Brücke fahren, muß man vom Brückenpark nach
Solingen-Schaberg hinauf steigen.
|
| |
|
| |
|