Dazu verfasste ich einen Reisebericht für de.etc.bahn.misc, der - ausgestattet mit einigen Fotos und weiterführenden Links - nun auch hier auf meinen Webseiten zu finden ist.
Subject: Durchs Drachenland Date: Fri, 27 Apr 2001 23:57:33 +0200 From: Edmund Lauterbach Newsgroups: de.etc.bahn.misc Ostern 2001 - das Wetter ist dem Feiertag und dem langen Wochenende wenig angemessen. Statt Ostereiersuchen im Freien bietet sich daher eine Fahrt in einem geheizten Triebwagen an. Es ergibt sich, daß ich mich Ostersonntag bei meiner Schwester im Westerwald aufhalte. Öffentlicher Verkehr findet da zwar sonn- und feiertags eigentlich nicht statt, dafür sind es nur ein paar Kilometer bis Kalenborn. Und was gibt es in Kalenborn so Besonderes? In Kalenborn gibt es den Endpunkt einer einmal deutlich längeren Eisenbahnstrecke (über St. Katharinen ins Wiedtal und weiter zur ehemaligen Strecke Altenkirchen - Siershahn). Und bis zu diesem Endpunkt verkehrt von April bis September an Sonn- und Feiertagen der Drachenland-Express. Nach dem Mittagessen legen wir also die paar Kilometer nach Kalenborn zunächst einmal automobil zurück. Dort stellt sich dann die Frage, wo ist die Abfahrtsstelle? Eine Beschilderung existiert nicht. Nachdem wir den vermeintlichen Bahnhof einmal umrundet haben, ergibt sich durch genauere Betrachtung der Schienen (durch mich) und durch Nachfrage in der Gaststätte gegenüber (durch Familienmitglieder, die meiner Expertise nicht trauen), daß hier ab und zu etwas fährt. Der Haltepunkt zeichnet sich ansonsten nur durch einen verrostenden Kesselwaggon aus. Fahrpläne oder sonstige Hinweise auf Zugverkehr fehlen. Nachdem sich uns noch ein weiterer potentieller Fahrgast zugesellt hat, taucht dann auch bald - man hört es zunächst - das rote Ungetüm eines Uerdinger Schienenbusses auf. Wir steigen ein und nach kurzem Aufenthalt fertigt der - hier mitlesende - Zugbegleiter unseren Triebwagen ab und es geht los. Abwärts durch den gerade grün werdenden Wald. Die beiden Zwischenhalte liegen im unteren Teil der Strecke durch das Kasbachtal. Der erste Halt erfolgt an der örtlichen Brauerei, wo man bei besserem Wetter im Biergarten eine Pause einlegen könnte. Der zweite Halt ist in Kasbach, bereits in Sichtweite des Rheintals. Hier verläuft die Strecke zunächst unter einem ehemaligen Schrägaufzug hindurch, der wahrscheinlich mal für Basaltabbau genutzt wurde (wie auch die Bahnstrecke). Dann geht es über ein Viadukt. Es folgt noch eine Kurve und schon kommt die rechtsrheinische Hauptstrecke in Sicht. Der Drachenland-Express hat für den Abschnitt im Rheintal ein eigenes Gleis und kann in Linz die dritte Bahnsteigkante nutzen, so daß der Betrieb relativ unabhängig von den Zügen auf der Rheinstrecke durchgeführt werden kann. Kurz vor Linz liegt links das ehemalige Bw, das jetzt privat genutzt wird, und in dem Züge in verschiedenen Stadien der Wiederaufarbeitung stehen. Linz am Rhein ist ein nettes Städtchen mit einem historischen Ortskern, in dem man einen Sonntagnachmittag gut verbringen kann. Man muß natürlich mal ans Rheinufer und einen Blick auf den Schiffsverkehr und die Rheinfähre werfen. Im Norden sieht man das Siebengebirge und die Erpeler Ley, die kleine Schwester der Loreley. Eisenbahnhistorisch interessant sind die Reste der Remagener Rheinbrücke, deren rechtsrheinische Rampe in einem Tunnel unter der Erpeler Ley verlief. Interessant, aber wohl nur etwas für erprobte Anwohner, ist die Hochlage der Eisenbahnstrecke zwischen Rheinufer und dem Linzer Ortskern. Die Züge fahren teilweise unmittelbar an Hauswänden vorbei. Und wenn gerade kein Zug fährt, hört man die Autos von der parallel führenden Bundesstraße 42. Um 17 Uhr ist die letzte "Bergfahrt", so daß wir uns nach dem Besuch des Rheinufers und dem Gang durch die Altstadt zur Einkehr in ein Café entschließen. Irgendwann ist dann Zeit, sich wieder auf den Fußweg zum Bahnhof zu machen. Der Drachenland-Express ist etwas verspätet, was uns mit widrigen Wetterbedingungen an der "Bergstation" erklärt wird. Im Tal ist das Wetter noch ok, so daß man den roten Triebwagen schön unterhalb von Burg Ockenfels nach Linz einfahren sieht. Jetzt geht es bergauf, die Zwischenhalte passieren wir mangels Bedarf und zur Aufholung der letzten Verspätungsminuten ohne Halt und pünktlich zu unserer Ankunft setzt in Kalenborn mal wieder eine heftige Graupelschauer ein. Wir (auch die weniger Eisenbahninteressierten) waren uns jedenfalls einig, daß es ein gelungener Ausflug war und wir den Ostersonntag trotz des unzureichenden Wetters optimal genutzt haben. Das Fahrgastaufkommen des Drachenland-Express ist an den weiteren Sonn- und Feiertagen hoffentlich etwas besser. Ein paar weitere Werbemaßnahmen können sicherlich nicht schaden, um weitere Kundenkreise anzulocken. Eine Beschilderung in Kalenborn und vielleicht auch am Linzer Bahnhof wäre wohl wünschenswert, Fahrplanaushänge sollten eigentlich selbstverständlich sein. In Kalenborn überquert der Zug unmittelbar am Bahnhof auf einer Brücke eine vielbefahrene Landstraße. Dort auf jeder Seite eine Aufschrift "Hier geht's zum Drachenland-Express nach Linz am Rhein" würde vielleicht den ein oder anderen Autoausflügler zum Umsteigen bewegen. (Ich weiß, daß Vorschläge einfacher zu machen sind als die Arbeit.) Bei besserem Wetter kann ich nur empfehlen, außer dem Brauereibiergarten auch die Wandermöglichkeiten zu nutzen. Vom Brauereihaltepunkt oder von Kasbach kann man zur Erpeler Ley hochgehen, die einen Panoramablick über Rheintal, Siebengebirge und Remagen bietet. Im mittleren Teil verläuft der Wanderweg entlang des Kasbachs immer in Sichtweite der Bahnstrecke. Und wer sich mehr zutraut, kann ab Kalenborn ins Siebengebirge (Einkehrmöglichkeit z.B. im Löwenburger Hof) und bis zum Drachenfels laufen. Dort gibt es die Zahnradbahn nach Königswinter und ab da die Möglichkeit mit DB oder Schiff in Linz wieder den Drachenland-Express zu erreichen (oder alles umgekehrt). So, diesen Reisebericht (9 km bergab und wieder zurück - reicht das für die Bezeichnung "Reise"?) stelle ich ins Web, sobald ich ein paar Fotos habe. Schönen Gruß, Edmund -- -- Reiseberichte und andere Geschichten -- Bahnen in Bonn -- -- * Neue URL * http://home.nexgo.de/e.lauterbach/ -- -- Konzepte für den ÖPNV -- Stadtbahnen und Artverwandtes --
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Drachenland-Express bei rhein.net
Drachenland-Express
bei der Rhein-Sieg-Eisenbahn (mit schönem Foto)
Anmerkung: Ab der Saison 2002 hat der Veranstalter den Drachenlandexpress in Kasbachtalbahn umbenannt.
Links zur RSE-Schmalspurbahn und anderen Bahnen der Region
Karte mit Startpunkt Kalenborn und südlichem Siebengebirge
Interaktive Karte mit Startpunkt Linz
Karte von Vettelschoß - oben links die Abfahrtstelle in Kalenborn
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