Eine Reise ins Gartenreich

Parklandschaft, Architektur, Historie


Mit dem ICE nach Köthen
Über die Mulde zum Luisium
Abstecher an die Saale
Bauhaus und Meisterhäuser
Vom Georgium zur Elbe
Mit Fürstin Louise nach Wörlitz
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Abbildung 133*176

Noch einmal Sachsen-Anhalt

Die guten Erfahrungen, die ich im Vorjahr mit meiner Reise "An Saale und Unstrut" gemacht habe, sind sicherlich mit verantwortlich dafür, dass ich mich Ende September 2012 zu einer ähnlich strukturierten Reise aufmache. Wie 2011 ist der unmittelbare Auslöser eine kulturhistorische Ausstellung. Ging es ein Jahr zuvor zum "Naumburger Meister" so ist nun "Otto der Große und das Römische Reich" das Thema.

Aber auch für die diesjährige Reise gibt es schon länger bestehende Anreize. Was im letzten Jahr die Schlösser und Burgen entlang der Saale waren, sind nun das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und die dazugehörende Dessau-Wörlitzer Eisenbahn.

Nachdem ich außer in Dessau auch Übernachtungsmöglichkeiten in Magdeburg und Bernburg geprüft hatte, fiel die Entscheidung für die Bauhaus-Stadt aufgrund ihrer Lage im Bahnnetz und dem Preisniveau der in Frage kommenden Quartiere.


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Ausschnitt aus der Google-Earth-Darstellung zum Reisebericht (Google-Maps-Version). Zu sehen ist die Lage der Stadt Dessau und um sie herum die Bahnstrecken nach Bernburg, Magdeburg, Wittenberg und Wörlitz.

Mit dem ICE nach Köthen

Darauf, dass Köthen ein ICE-Systemhalt ist, muss man auch erst einmal kommen. Ich kam darauf, weil die Deutsche Bahn AG im Sommer die Bahnstrecke zwischen Halle und Bitterfeld sperren musste (Bericht 1.8.2012, Bericht 9.8.2012). Da ich der Zuverlässigkeit der Verbindungen über die eingerichtete Umleitungsstrecke nicht recht traute, entschied ich mich ab Halle für die Fahrt via Köthen. Das brachte mir keinen Zeitverlust, aber einmal mehr Umsteigen und den längeren Fahrtanteil im DB-"Premiumprodukt" ICE.

Von München kommend brachte mich der erst ICE also nach Halle – natürlich durch das Saaletal mit seinen Burgen und am Vorjahresquartier Bad Kösen vorbei. Dann eine ICE-Kurzstrecke nach Köthen, um dort die Regionalbahn nach Dessau zu erreichen.

Über die Mulde zum Luisium

Die Pension Nord liegt in einer ruhigen Wohngegend, sowohl fußläufig zum Dessauer Hauptbahnhof als auch zur Innenstadt. Zudem bietet sich von hier aus noch am Ankunftstag eine erste Erkundung der Dessauer Parklandschaft an. Nach zweihundert Metern erreiche ich den Schillerpark und weiter nördlich die Landschaft entlang der Mulde, die ich auf der Jagdbrücke überquere. Zunächst Richtung Osten, dann nach Süden führt mein Weg zum Luisium, einem kleinen Schloss mit Parkanlage, die Bestandteil des UNESCO-Welterbes "Dessau-Wörlitzer Gartenreich" ist.

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Auf dem Rückweg in die Stadt quere ich die Mulde auf dem Fußweg der Eisenbahnbrücke der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn. Da es Zeit zum Abendessen ist, gehe ich Richtung Innenstadt. Und weil sich auf die Schnelle und auf für mich unbekanntem Terrain nichts sonderlich ortstypisches findet, kehre ich bei einem Italiener ein, mit dem ich dann auch sehr zufrieden bin. Gesättigt und ausgeruht schließt sich dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Dessauer Altstadt an.

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Abstecher an die Saale

Am Samstagmorgen steht ein Ausflug nach Bernburg auf dem Programm. Auf die Saalestadt war ich bei der Vorbereitung der Reise gestoßen, und die im Internet verfügbaren Informationen und Fotos gefielen mir so gut, dass ich, wie oben erwähnt, das Städtchen sogar als Übernachtungsquartier in Erwägung zog.

Stattdessen ist es nun nur ein Besuch am Vormittag geworden. Bernburg teilt sich in "Talstadt" und "Bergstadt". Letztere liegt rund um den Schlossberg, einer der wenigen Erhebungen im anhaltinischen Flachland. Durch die Fußgängerzone, am Rathaus vorbei führt mich der Weg dann auch zum Bernburger Schloss. Die sehenswerte Anlage ist leider zum Teil eingerüstet. Überragt werden die Gebäude vom Eulenspiegelturm. Till Eulenspiegel soll hier eine Zeit lang als Turmbläser gewirkt haben.

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Vom Schlossberg hat man eine schöne Aussicht über die Saale und die umgebende Landschaft. Zu erkennen ist auch mein nächstes Ziel: die Bernburger Saalefähre. Für nur 50 Cent bringt mich die Motorfähre hinüber zum linken Saaleufer. Hier befindet sich neben einem Tierpark und dem Rosenhagpark die Parkeisenbahn Krumbholz.

Bereits von der Fähre zu sehen war die Bernburger Saaleschleuse. Der Fluss wird hier durch ein Wehr aufgestaut, und da die Saale bis Bad Dürrenberg (westlich von Leipzig) eine Bundeswasserstraße ist, gibt es auch von der Schifffahrtsverwaltung des Bundes unterhaltene Schleusen.

Bauhaus und Meisterhäuser

Gegen Mittag fahre ich zurück nach Dessau. Der rückwärtige Ausgang des Hauptbahnhofs fällt bereits durch eine besondere Gestaltung auf. Das ist dem Ziel, das ich nun anstrebe auch angemessen. Das berühmteste Gebäude Dessaus ist nämlich kein fürstliches Schloss, sondern das in den 1920er-Jahren errichtete "Bauhaus".

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Das Bauhaus ist heute als Teil des UNESCO-Welterbes Denkmal, Museum und Hochschule in einem. Seine Einflüsse auf die heutige Architektur sind unumstritten – unabhängig davon, ob der Stil nun gefällt oder nicht. Verwiesen sei auf eine Zeittafel und einen kritischen Bericht der Zeit über den Gegensatz von Bauhaus-Lehre und heutigen Wohnansprüchen.

Vom Bauhaus führt der Weg zu den Meisterhäusern. Die drei Doppelhäuser wurden für Bauhauslehrer errichtet; das Einzelhaus für den Bauhausdirektor wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Unter anderem wohnten hier zeitweise auch Wassily Kandinsky und Paul Klee.

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Vom Georgium zur Elbe

Wenn man die große Kreuzung in der Nähe der Meisterhäuser überquert, wechselt man die Epoche und von einem Welterbe in ein anderes. Das Schloss Georgium und sein Park ist ein weiterer Bestandteil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Nördlich an den eigentlichen Schlosspark zieht sich der ebenfalls als Parkanlage gestaltete, aber mehr naturbelassene "Beckerbruch" an (Übersichtskarte). Und wenn man diesen Parkteil nach Norden am Fürstensitz vorbei verlässt, steht man auf dem Deich, der die Auenlandschaft entlang der Elbe begrenzt.

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Das doch recht umfangreich gewordene Tagesprogramm für Samstag ist damit beendet. Ich kehre zunächst zur Pension zurück, beschließe danach den Tag mit einem Abendessen im "Brauhaus zum alten Dessauer".

Mit Fürstin Louise nach Wörlitz

Die Dessau-Wörlitzer Parklandschaft zeichnet sich auch durch eine eisenbahnspezifische Besonderheit aus: die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn. Da die Deutsche Bahn AG die Strecke stilllegen wollte, wurde sie von der Stadt Dessau übernommen. Die Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE), ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Dessau, ist seit 2001 für die Infrastruktur der Bahnstrecke nach Wörlitz verantwortlich und übernahm 2011 auch die Durchführung des Bahnverkehrs. Quasi geerbt vom vorherigen Betreiber, der Anhaltischen Bahn Gesellschaft, hat die DVE zwei Doppelstockschienenbusse (Baureihe 670).

Die beiden Fahrzeuge wurden 2011 instandgesetzt, neu gestaltet und befahren seitdem unter den Namen "Fürst Franz" und "Fürstin Louise" die Strecke. Insgesamt sechs Fahrzeuge der Baureihe 670 waren um die Jahrtausendwende wenige Jahre mit wenig Erfolg bei der DB AG im Einsatz. Die Fahrzeuge verfügen auf jeder Seite nur über eine Einstiegstür, haben keine Toilette und die Sitzplatzzahl ist trotz der zwei Stockwerke begrenzt (ca. 30 Prozent mehr Sitzplätze als die Baureihe 672, die einstöckig, aber von den sonstigen Abmessungen vergleichbar ist).

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Die Fahrzeuge sehen recht elegant aus, und sind für einen fast reinen Touristikverkehr auf der 18 Kilometer langen Strecke nach Wörlitz recht geeignet. Etwas problematisch sind – wie anderswo auch – die vielen Radfahrer, die ihr Fahrrad in der Bahn mitnehmen möchten. Der Bahnverkehr zwischen Dessau und Wörlitz wird als Saisonverkehr (2012 von Anfang April bis Anfang Oktober) an drei Tagen in der Woche (Samstag, Sonntag, Mittwoch). Zusätzlich wird in der Saison an Feiertagen gefahren und 2012 werden am 1. und 2. Dezember Adventsfahrten durchgeführt.

Bei bestem Wetter genieße ich die Fahrt im Oberdeck von "Fürstin Louise" und es gelingen mir sogar einige Fotos während der Fahrt. Nach der Muldebrücke, die ich zwei Tage vorher schon als Fußgänger benutzt habe, kommen einige schnurgerade Streckenabschnitte durch Waldgebiete. Kurz vor Oranienbaum gibt es Abzweigungen zur stillgelegten Strecke Richtung Vockerode, sowie zu einer Strecke, die noch zu Sonderfahrten zum Museum Ferropolis bei Gräfenhainichen benutzt wird. Oranienbaum ist der einzige Ausweichbahnhof der eingleisigen Strecke nach Wörlitz.


 

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Zuletzt geändert am 27.10.2012 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt