Von der Ilz an die Wien

Wandern im Bayerwald und dann mit der Bahn durch Südböhmen nach Wien

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Isar, Donau, Ilz
Bahntrasse und Saußbach
Exkurs: Wasser und Bahn
Fürsteneck, Schrottenbaummühle, Ilztal
Von der Ilztalbahn zur Wientallinie
Exkurs: Stadtverkehr und Historie
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Die Ilz und die Wien – zwei Nebenflüsse der Donau, die ansonsten wenig verbindet. Beide sind aber Namensgeber für eine Bahnlinie: für die seit 2011 reaktivierte Ilztalbahn und für die Wientallinie der Wiener Stadtbahn, die heute als U 4 ins U-Bahn-Netz eingegliedert ist.


Isar, Donau, Ilz

Zunächst geht es für mich aber darum, von der Isar an die Ilz zu kommen. Dazu ist zunächst nicht der Donau-Isar-Express als schnelle Verbindung nach Passau das Verkehrsmittel der Wahl, sondern in Freising steige ich am Morgen des Fronleichnams-Tags erst einmal in einen Alex-Zug. Bei idealem Wetter und mit Fenstern, die man öffnen kann, fahre ich bis Regensburg. Nach einer kurzen Mittagspause setze ich die Fahrt mit Agilis fort. Die Fahrt mit dem silber-grau-gelben Elektrozug ist insofern eine Premiere, als dass ich die Baureihe 440 bisher nur von der DB kenne. Nach Umsteigen in Plattling – jetzt doch in den Donau-Isar-Express – habe ich den direkten Vergleich des Zugtyps, der mit leichten Pluspunkten für die DB ausgeht.

Im Passauer Hauptbahnhof wird gebaut. Nachdem mich die Anschlussansage im DB-Zug zuerst zum falschen Bahnsteig schickt, ist die Ilztalbahn dann aber gefunden. Auch wenn ich Desiro-Triebwagen der Vogtlandbahn schon kenne, so ist die Fahrt mit der Baureihe 642 im Ilztal ebenfalls eine Premiere.

Neu auf der Ilztalbahn ist in diesem Jahr auch der gleichzeitige Einsatz von zwei Zügen, die sich in Kalteneck oder Waldkirchen begegnen. Mein Ziel ist eigentlich Waldkirchen, aber da es die Zeit erlaubt, fahre ich mit bis Freyung und von dort das kurze Stück bis Waldkirchen wieder zurück.
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Der Weg vom Bahnhof in den höher gelegenen Ortskern wird dann zu Fuß zurück gelegt. Direkt am Marktplatz befindet sich der Gasthof Lamperstorfer, in dem ich mein Zimmer beziehe. Wegen des guten Wetters entscheide ich mich danach, noch ein bisschen mehr den Berg hinauf zu laufen, und das Abendessen im Biergarten des Hotels Gottinger einzunehmen. Die Fernsicht reicht von dort bis nach Freyung und zu den Höhen des Nationalparks.


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Ausschnitt aus der Google-Earth-Darstellung zum Reisebericht (Google-Maps-Version). Die Karte zeigt in Orange die Ilztalbahn, in Rot andere genutzte Bahnstrecken, in Magenta Buslinien und in Grün sind die beiden Wanderungen angedeutet.


Bahntrasse und Saußbach

Da die Ilztalbahn am Freitag nicht fährt, ist dies der bahnlose Tag des Aufenthalts in Waldkirchen. So ganz bahnlos dann aber doch nicht, denn eine Etappe meiner heutigen Wanderung (komoot.de, mapy.cz) führt über ein Stück der Trasse der zerstörten Bahnstrecke Richtung Haidmühle. Zunächst gehe ich aber vom Marktplatz abwärts durch den Waldkirchner Stadtpark, der 2007 Teil einer Landesgartenschau war. Von dort geht es dann weiter hinab zum Bahnhof, wo ich rechts auf besagt Bahntrasse abbiege.

Langsam aber stetig steigt der Weg an. Der Charakter einer Bahntrasse wird durch Brücken und stehengebliebene Signaltafeln deutlich. Nach etwa zwei Kilometern erreicht man einen Abschnitt, auf dem noch Gleise liegen. Hier befindet sich auch eine Tafel mit einem Text zur Historie der Bahnstrecke. Nachdem der Wanderweg etwa 150 Meter parallel zu den Gleisen verläuft, schwenkt er zurück auf die dann wieder gleisfreie Bahntrasse ein.

Nach einiger Zeit verlasse ich den Bahntrassenweg, um das nächste Zwischenziel – Erlauzwiesel und seinen See – anzusteuern. Am See lege ich eine kurze Rast ein. Von dort folge ich dem Saußbach in Richtung der Saußbachklamm, die vielleicht nicht ganz das ist, was man sich in den Alpen unter einer Klamm vorstellt. Sehenswert ist sie trotzdem. Die am Saußbach liegende Haller Alm hat heute leider geschlossen. Da dort also keine Verpflegungspause möglich ist, kehre ich nach Rückkehr in Waldkirchen in einem Café ein. So gestärkt schließt sich noch ein kleiner Stadtbummel an.

Den Tag beschließe ich später mit einem Abendessen im Gasthof Lamperstorfer und einem kleinen Verdauungsspaziergang.

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 Exkurs: Wasser und Bahn 

Auch wenn Waldkirchen ein wichtiger Bahnhof der Ilztalbahn ist, gehören die Gewässer rund um den Ort nicht zum Einzugsgebiet der Ilz, sondern der Erlau, einem weiteren Donauzulauf. Ein Quellbach der Erlau ist der Saußbach, der bei Waldkirchen zunächst den Erlauzwieseler See passiert und dann die Saußbachklamm durchfließt. Zwischen Ort und Bahnhof Waldkirchen fließt der Pollmannsdorfer Bach oder Sattlmühlbach, der als Pfeffermühlbach südwestlich von Waldkirchen mit dem Saußbach zusammenfließt und so die Erlau bildet. Die Erlau mündet beim gleichnamigen Ort Erlau, der flussabwärts von Passau am nördlichen (bayerischen) Ufer der Donau liegt.

Die Ilztalbahn löst sich von Passau kommend wenige Kilometer westlich von Waldkirchen vom zum Ilzsystem gehörenden Osterbach, den sie bei der Weiterfahrt Richtung Freyung nördlich von Waldkirchen wieder überquert. So bleibt Waldkirchen bis auf wenige Kilometer bei Passau der einzige Ort, wo die Ilztalbahn das Flusssystem der Ilz verlässt und die kleine Wasserscheide Richtung Erlau überquert.

Im Zuflussbereich der Erlau liegen auch Orte wie Jandelsbrunn und Hauzenberg. An Haidmühle vorbei fließt die Kalte Moldau, einer der beiden Quellflüsse der Moldau. Ebenfalls im bayerischen Teil des Dreiländerecks entspringt der Große Michelbach, der via Neureichenau bei Breitenberg die österreichische Grenze erreicht. Dort ändert er seinen Namen in Große Mühl und ist damit zusammen mit Kleiner Mühl und Steinerner Mühl namensgebend für das österreichische Mühlviertel und die in Aigen/Schlägl beginnende Mühlkreisbahn.

Die abgebaute Bahnstrecke Waldkirchen – Nové Údolí verlief durch die Einzugsbereiche von drei Flüssen: Erlau (Waldkirchen/Jandelsbrunn), Michelbach/Mühl (Neu-/Altreichenau) und Moldau (Haidmühle). Dabei überquerte sie die europäische Wasserscheide zwischen Donau/Schwarzmeer und Elbe/Nordsee.

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Fürsteneck, Schrottenbaummühle, Ilztal

Am Samstag folgt ein Programmpunkt, der den Termin für die Reise in den bayerischen Wald maßgeblich bestimmt hat. Der Bund Naturschutz München hat eine Wanderung organisiert, die ursprünglich von meinem im letzten Jahr verstorbenen Freund Eugen Reißing geplant war. Während ich von Waldkirchen zum Treffpunkt am Bahnhof Fürsteneck fahre, musste der Hauptteil der Wandergruppe schon am frühen Morgen in München starten. Da ich vor dem Zug aus Richtung Passau in Fürsteneck bin, nutze ich die Gelegenheit für ein paar Fotos des aus dem Tunnel kommenden Zuges.
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Unsere Wanderung (komoot.de, mapy.cz) führt zunächst bergauf zum Schloss Fürsteneck. Im Schloss befinden sich die Ilz-Infostelle und ein Restaurant. Außerdem lohnt sich ein Blick in die Schlosskapelle. Nach kurzer Besichtigung geht es auf einen schmalen Pfad vom Schlossberg hinunter zur Wolfensteiner Ohe, die wir bereits einmal am Bahnhof Fürsteneck überquert haben. Unten stoßen wir auf einen Wanderweg, dem wir zunächst bis zur Mündung der Ohe in die Ilz folgen.

An dieser recht idyllischen Stelle machen wir eine kleine Pause. In kurzen Ansprachen würdigen Vertreter von Bund Naturschutz und PRO BAHN den verstorbenen Eugen Reißing und seine Arbeit für die beiden Verbände. Danach folgen wir dem Wanderweg weiter ilzaufwärts. Kurz vor der Schrottenbaummühle wird eine Straße gequert und dann ist auch schon der Gasthof mit schönem Biergarten erreicht. Trotz der Gruppengröße (fast 50 Wanderer) klappt dank Vorbestellung und freundlicher Bedienung das Mittagessen ganz hervorragend.

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Gestärkt und zufrieden verlässt die Gruppe die Schrottenbaummühle. Der Weg führt uns auf die andere Ilzseite auf der wir nun ilzabwärts wandern. Nach einem weiteren Seitenwechsel kommen wir nochmals an der Ohemündung vorbei. Es geht aber nicht zurück nach Fürsteneck, sondern wir überqueren die Ohe und einen Seitenkanal um dann zwischen Ilz und Ilztalbahn weiter Richtung Kalteneck zu wandern.

Während einer kurzen Rast passiert uns auf der Bahnstrecke ein Schienenbus der Passauer Eisenbahnfreunde. Die Einrichtung von Begegnungsbahnhöfen erlaubt nun wohl auch Sonderfahrten an Tagen mit Fahrbetrieb der Ilztalbahn.
Während bisher der Wald meist bis zum Ilzufer reichte, geht es kurz vor Kalteneck noch über einige Wiesen. Im Ort angekommen haben wir etwas Zeit bis zur Zugabfahrt. Das italienische Restaurant, in das ich 2011 noch eingekehrt war, hat leider inzwischen dicht gemacht.
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Wie zwei Tage vorher treffen sich auch jetzt zwei Ilztalbahnzüge in Kalteneck. Die Bund-Naturschutz-Gruppe, die ja noch die Fahrt bis München vor sich hat, steigt Richtung Passau ein, ich besteige den auch bereits gut gefüllten Zug in die Gegenrichtung.

Der Abend läuft ähnlich ab, wie am Vortag: Abendessen im Gasthof Lamperstorfer und ein kleiner Spaziergang im Ort.


Von der Ilztalbahn zur Wientallinie

Wie bereits weiter oben zu lesen ist, liegt ja Waldkirchen nicht an der Ilz. Damit beginnt meine Fahrt am Sonntagmorgen auch nicht an der Ilz, aber mit der Ilztalbahn. Und obwohl Ilz und Wien über die Donau und auch über eine parallel verlaufene Bahnlinie verbunden sind, fahre ich mit der Ilztalbahn nicht hinunter ins Donautal, sondern nach Freyung. Von dort (genauer gesagt: vom etwas oberhalb des Bahnhofs gelegenen Busbahnhof) nutze ich die Buslinie nach Nové Údolí.

Warum der Umweg? Ein Bus nach Nové Údolí fährt dank Ilztalbahn am Wochenende auch ab Waldkirchen. Allerdings hat der Waldkirchner Ast der Buslinie Anschluss an die Bahnlinie Richtung Krummau und Budweis. Und eben diese Bahnlinie ist noch bis Ende Juni unterbrochen und wird auf dem Stück bis Horní Planá durch Busse ersetzt.

Stattdessen hatte ich mich entschieden, noch einmal die landschaftlich schöne Bahnstrecke von Volary/Wallern nach Strakonice zu nutzen, da bei meiner ersten Fahrt dort das Wetter recht schlecht war. Und besseren Anschluss auf den Zug nach Volary hat der Bus aus Freyung, dessen Linienführung ich auf diese Weise auch kennen lerne.
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Die Umsteigezeit in Nové Údolí reicht für ein paar wenige Fotos, dann fährt der Regionova-Triebwagen der tschechischen Bahn (České Dráhy/ČD) Richtung Volary und Číčenice ab. In Volary wartet zwar bereits der Zug nach Strakonice, doch die Abfahrt verzögert sich um 15 Minuten, weil hier (und nicht im Černý Kříž, dem Verzweigungspunkt der Bahnstrecke) auf die verspäteten Ersatzbusse aus Horní Planá gewartet wird.

Ab Volary folgt ein landschaftlich sehr schöner Streckenabschnitt. Mit Kubova Huť erreichen wir den höchst gelegenen Bahnhof Tschechiens, danach führt die Fahrt über Vimperk/Winterberg mit schönem Blick auf Schloss und Altstadt. Ich sitze im Beiwagen zur ČD-Baureihe 810 ("Brotbüchse"), in dem sich die Eckfenster so öffnen lassen, dass man fotografieren kann, und nutze diese Gelegenheit auch einige Male.

In Strakonice haben wir die Anfangsverspätung fast aufgeholt. Allerdings wird auch der Zug nach Budweis mit zehn Verspätungsminuten angekündigt. Da ist leider Alltag auf der wichtigen, aber weitgehend eingleisigen Strecke zwischen Pilsen und Budweis.

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In Budweis werden – wie in Tschechien öfters erlebt – alle Anschlüsse abgewartet. Der Zug nach České Velenice fährt mit fünf Minuten Verspätung ab, die dank des spurtschnellen Elektrotriebwagen ("Regiopanter", Baureihe 650) schnell eingeholt sind.

Der Bahnhof des tschechischen Ortes České Velenice ist der ehemalige Gmünder Bahnhof, da České Velenice früher zum österreichischen Gmünd gehörte. Die Zeiten, in denen hier die große Eisenbahn auf die Waldviertler Schmalspurbahn traf, sind lange vorbei. Heute steigt man hier von der ČD in einen Zug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um. Die Schmalspurbahn, die nur noch Touristikverkehr betreibt, fährt nun in der Nähe des neuen Gmünder Bahnhof (ehemals "Gmünd Stadt") ab.

Im Doppelstockzug geht es nun auf der Franz-Josefs-Bahn durch das Waldviertel gen Wien. Eine Station vor dem Endpunkt Franz-Josefs-Bahnhof wechsele ich in die U-Bahn-Linie U 4. Die U 4 entstand durch die Kombination zwei Wiener Stadtbahnlinien: der Donaukanallinie und der Wientallinie. Und auch meine Fahrt mit der U 4 führt zunächst entlang des Donaukanal und dann ein Stück die (unterirdisch oder im Betonbett verlaufene) Wien hinauf bis zur Station Margaretengürtel. Von dort ist es nicht weit bis zum Hotel, das natürlich auch wegen seiner verkehrsgünstigen Lage ausgesucht wurde.

Nach dem Bezug des Hotelzimmers fahre ich zum Karlsplatz, wo ich im Abendlicht Fotos der Stadtbahnpavillons und der Karlskirche mache. Später esse ich am Donaukanal eine Kleinigkeit zu Abend – bei bestem Wetter mit Blick auf Kanal und Uferpromenade. Daran schließt sich ein Spaziergang entlang des Kanals an, wo sich zum Teil beidseitig eine Restauration an die andere reiht. Letzter Programmpunkt für den Sonntag ist ein abendlicher Besuch am Stephansdom um dann durch die Fußgängerzone zur Oper zu laufen.
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 Exkurs: Stadtverkehr und Historie 

Der Schienennahverkehr in Wien hat eine interessante Historie. Vorläufer der U-Bahn war einerseits ein Stadtbahnsystem, das ähnlich wie in Berlin bereits zur Dampflokzeit geschaffen wurde. Bei der Umstellung auf elektrischen Antrieb wurde die Mehrzahl der Linien von der Stadt Wien übernommen und mit straßenbahnähnlichen Fahrzeugen befahren, während die sogenannte Vorortelinie (heute S 45) als Eisenbahn weiter betrieben wurde. Donaukanal- und Wientallinie wurden später in klassische U-Bahnen mit seitlicher Stromschiene umgebaut, während die Gürtellinie heute als U 6 weiter mit Oberleitung verkehrt.

Der zweite Vorläufer der Wiener U-Bahn war die U-Strab – eine unterirdisch geführte Straßenbahnstrecke die heute von der U 2 zwischen Karlsplatz und Rathaus genutzt wird. Dieser Abschnitt soll später von der noch zu bauenden Linie U 5 befahren werden; die U 2 nutzt quasi als Provisorium Tunnelabschnitte zweier geplanter Linien.

Ein anderer U-Strab-Abschnitt wird auch weiterhin von Straßenbahnen befahren: der Tunnel entlang der südlichen Gürtelstraße zwischen Eichenstraße und Hauptbahnhof. Die U-Bahn-Linien U 1 und U 3 waren weder Stadtbahn noch U-Strab sondern wurden ebenso wie die Außenabschnitte anderer Linien als U-Bahn neu gebaut.

Stadtbahn (Wikipedia)  Dampfstadtbahn  Elektrische Stadtbahn

U-Strab (Wikipedia)  U-Straßenbahn

U-Bahn (Wikipedia)  U-Bahn Bauphase 1  Animation Stadt- und U-Bahn

Straßenbahn (Wikipedia)  Wien bei wiki.stadtverkehr.at


 

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Weitere Reiseberichte rund um die Ilztalbahn

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Zuletzt geändert am 29.7.2014 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt