Wandern im Bayerwald und dann mit der Bahn durch Südböhmen nach Wien
Am Montagmorgen besteige ich die U 4 stadtauswärts. Auf dem Programm stehen Schloss und insbesondere Schlosspark Schönbrunn. Selbst am Vormittag ist es schon so warm, dass man im Park immer wieder den Schatten sucht. Der Aufstieg vom Neptunbrunnen zur Gloriette gehört trotzdem zum Pflichtprogramm und wird durch die Aussicht auf Schloss, Park und Stadt belohnt. Entsprechend groß ist die Zahl der entstandenen Fotos. Nachdem ich beschließe, die wichtigsten Teile des Park gesehen zu haben, und des Laufens schon etwas müde bin, fahre ich von Schönbrunn mit der Straßenbahn zum Westbahnhof. Dort decke ich mich mit etwas Verpflegung ein, dann geht es weiter mit der U-Bahn. Mit Umsteigen am Stephansplatz erreiche ich die Station Praterstern. |
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Mit Prater und Riesenrad steht nun ein weiterer touristischer Hotspot auf dem Programm. Die Fahrt mit dem Riesenrad sorgt natürlich ebenfalls für eine größere Menge von Fotos. Inzwischen ist es Nachmittag geworden. Versorgt mit etwas zu Trinken und einer Zeitung ziehe ich mich auf eine schattige Bank zurück. Der Prater ist eben nicht nur ein Rummelplatz ("Volksprater" oder "Wurstlprater") sondern zum weitaus größten Teil eine Grünanlage. An der Prater-Hauptallee liegt die Endstation der Straßenbahnlinie 1. Mit ihr fahre ich in die Innenstadt zurück, und steige am Schwedenplatz in die U 1. Deren Station Donauinsel liegt unterhalb des Straßenniveaus auf dem Teil der Reichsbrücke der die Neue Donau überquert. Die Neue Donau ist ein künstlichen Donauarm, der zum Zwecke des Hochwasserschutzes in den 1970er- und 1980er-Jahren entstand. Zwischen Neuer Donau und Donau liegt schmal und langgezogen die Wiener Donauinsel, die der U-Bahn-Station ihren Namen gab. Die Donauinsel ist ein Naherholungsgebiet mit Bade- und Sportmöglichkeiten, Liegewiesen, Grillplätzen, Bootsverleih sowie einigen Gaststättenbetrieben. Bekannt ist das jährliche Donauinselfest, das aufgrund der Besucherzahlen als größtes Musikfestival Europas gilt. Nach einem Rundgang über einen kleinen Teil der Insel kehre ich in das Gartenlokal Inselcafe ein. Ich verlasse die Donauinsel mittels eines Pontonstegs ("Ponte Cagrana") über die Neue Donau. Das östliche Ufer ist von größeren Gaststättenbetrieben geprägt und heißt umgangssprachlich "Copa Cagrana", was sich wie der Brückenname auf den östlich gelegenen Stadtteil Kagran bezieht. Nach Norden geht auch dieser Bereich in eine begrünte Promenade mit Liegewiesen über. |
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Nach einer weiteren kleinen Pause beginnt dann schon das Abendprogramm. Mit U 1 und U 2 fahre ich zum Schottentor, wo ich die Straßenbahnlinie D besteige. Die Linienbezeichnung ist Überrest eines früheren Nummerierungssystems, bei dem Linien, die die Innenstadt durchquerten in dem sie ein Stück über die Ringstraße (oder einen Ring weiter außen) fuhren, mit Buchstaben bezeichnet wurden. Die Linie D führt mich ganz in den Norden Wiens, nach Nußdorf. Nußdorf gehört zu den Stadtteilen, die für ihre Heurigenlokale bekannt sind. Das sind in Österreich die Lokale, die den heurigen Wein, also Wein aus der letzten Ernte ausschenken, und hauptsächlich in Weinbaugebieten zu finden sind. Im Wiener Stadtgebiet gibt es einige Anbaugebiete – die meisten davon im Nordwesten, in Grinzing und den umliegenden Stadtteilen des 19. Gemeindebezirks. Und ein echter Heuriger sollte zumindest historisch mit einem Weinbaubetrieb verbunden sein. Ich suche mir aber kein Lokal in Nußdorf, sondern mache zuerst noch einen kleinen Spaziergang. In der Nußdorfer Straßenbahnschleife steht der ehemalige Bahnhof der Zahnradbahn zum Kahlenberg. Unterhalb der Zahnradbahntrasse verläuft ein kleiner Bach, dem ein Fußweg folgt. Der Weg heißt "Beethovengang" – hier soll sich schon der große Komponist erholt haben, der auch eine Zeit lang in Nußdorf lebte. Etwas oberhalb verlasse ich den Bachlauf. An der Kahlenbergstraße stehen noch die Widerlager einer Überführung der Zahnradbahn. Weiter geht es nach Grinzing. Dies ist einerseits das Zentrum der Wiener Heurigenkultur, andererseits auch sehr touristisch geprägt. Ich schau in die typischen Innenhöfe von ein, zwei Lokalen und entscheide mich dann für den Garten des (zumindest am heutigen Montag) beschaulichen Rudolfshof. Nach dem genussvollen Abend bei Wein und rustikalem Essen fahre ich ab Grinzing mit der Straßenbahnlinie 38. Mit Umsteigen in die Gürtellinie U 6 und nochmals in die Straßenbahn geht es zurück zum Hotel. |
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Der erste Programmpunkt am Dienstag ist die Besichtigung des neuen Wiener Hauptbahnhofs. Um dorthin zu gelangen nutze ich die Straßenbahnlinie 18. Diese Linie befährt dabei auch den bereits erwähnten U-Strab-Tunnel – zwar signalgesteuert aber im Gegensatz zu richtigen U-Bahnen mit mehreren höhengleichen Abzweigungen. Auch die Station Hauptbahnhof liegt unterirdisch. Die vormals den Namen "Südtiroler Platz" tragende Station (S-Bahn/U-Bahn/Straßenbahn) ist zwar oberhalb der Gleisebene neu gestaltet, hat aber noch keine direkte Verbindung zum eigentlichen Hauptbahnhofsgebäude. Ich steige also an die Oberfläche, lande in besagter Baustelle und
versuche mich anhand einer nicht allzu guten Beschilderung zu orientieren.
Ergebnis: S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn befinden sich an der Vorderseite
eines Hauptbahnhofs, bei dem nur die Rückseite halbwegs
fertig und benutzbar ist. Ebenfalls an der rückwertigen Seite des Bahnhof
befindet sich
Bahnorama – eine Informationsstelle zum Projekt
Hauptbahnhof mit angegliedertem Aussichtsturm. Für 2,50 Euro
befördert mich ein Aufzug auf die Aussichtsplattform in 40 Meter
Höhe. Trotz nicht ganz guter Sichtverhältnisse ist das natürlich
ein schöner Platz für Fotos.
Leider muss ich feststellen, dass die Anlagen des Schlossparks nur teilweise
in gutem Zustand sind. Außerdem erlöschen nach kurzer Zeit die
Fontänen der Brunnen, und es ist nicht herauszubekommen (auch im Nachhinein
nicht), wann sie laufen und wann nicht. Man muss sich anscheinend nicht
bemühen – die Touristen kommen sowieso. Trotz dieser eklatanten
Mängel ist die Schlossanlage und die Aussicht – wie der Name schon
sagt – sehr schön.
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Unterhalb des Schlossparks steige ich wieder in die Linie D und fahre zur Oper. Im Burggarten erfolgt mit Blick auf den Palmengarten eine kurze Mittagsrast. Ein Blick auf die Albertina und dann soll es durch die Eingeweide der Hofburg gehen. Es bleibt aber bei der Absicht, da ich polizeilich ausgebremst werde. An diesem Tag bin nicht nur ich zu Gast in Wien, sondern außerdem noch ein gewisser Herr Putin. Und um den Rest von Österreich vor ihm zu beschützen (oder so ähnlich) ist der größte Teil der Hofburg weiträumig abgesperrt. Das führt nicht nur dazu, dass man nicht alles anschauen kann, sondern auch zu deutlich weiteren Fußwegen als geplant. Statt mittendurch geht es außen herum, zunächst zum Michaelerplatz. Auch hier kommt man nicht richtig weiter. Der nächste Umweg über den Minoritenplatz endet am ebenfalls gesperrten Volksgarten. Also biege ich zum Burgtheater ab, um festzustellen, dass das gegenüberliegende Rathaus durch Vorbereitungen für irgendeinen Event des nächsten Wochenendes total verschandelt ist. Das benachbarte Parlament ist insofern unbeschädigt, davor
drängeln sich einige Demonstranten gegen oben erwähnten Herrn Putin,
garniert von einer nicht viel kleineren Zahl von Polizisten. Inzwischen habe
ich die ganz Umweglauferei ziemlich satt. Eine kurze Straßenbahnfahrt
bringt mich zum Burgring, von wo ich mich dem Heldenplatz nähere. Mitten
über den Platz läuft die Absperrung, aber immerhin gibt es hier
Unterhaltungsprogramm durch einen Teil der österreichischen Armee,
inklusive Musikgruppe.
Weiter geht es über Freyung (die Wiener haben freundlicherweise einen Platz nach einer bayerischen Kreisstadt benannt) und Naglergasse zum Graben mit der weltbekannten Pestsäule. Anschließend ruhe ich mich in der Nähe des Stephansplatzes bei Kaffee und Kuchen etwas aus. Die U-Bahn bringt mich hinüber zum Karlsplatz, von wo ich mich Richtung Naschmarkt aufmache. Dort gibt es nicht nur Naschereien, sondern ganz allgemein das, was man in München Viktualien (also Lebensmittel) nennen würde. Ebenso wie auf dem Münchner Viktualienmarkt gibt es feste Stände. Es ist aber etwas enger, da der Naschmarkt mit zwei parallel laufenden Marktgassen zwischen den Hauptverkehrsstraße Linke und Rechte Wienzeile eingeklemmt ist. Unterirdisch verlaufen hier die kanalisierte Wien und die Wientallinie U 4. Eine ganze Reihe der Marktstände sind im Laufe der Zeit in Gaststätten umgewandelt worden. Ich genehmige mir bei immer besser werdendem Wetter noch ein kleines Bier, bevor ich mit der U-Bahn zum Hotel zurückkehre. Am Abend fahre ich zunächst mit einem Umweg über die Gürtellinie U 6 noch einmal in die Innenstadt. Da ich fürs Abendessen nun wieder etwas suche, wo man in netter Umgebung draußen sitzen kann, entscheide ich mich noch einmal für ein Heurigenlokal. Wieder geht es nach Nußdorf – direkt an der Straßenbahnhaltestelle habe ich die Wahl zwischen zwei Gaststätten. Auf gut Glück entscheide ich mich für den Heurigen Kierlinger – ohne es zu bereuen. Auch bei der Rückfahrt gibt es einen kleinen Umweg: ab Heiligenstadt nehme ich die Vorortelinie S 45, um dann via Hütteldorf von außen zum Margaretengürtel und meinem Hotel zu fahren. |
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Für die Heimfahrt habe ich mich für eine zweigeteilte Strategie entschieden: Bis Salzburg mit der Westbahn und weiter nach München mit einem Railjet-Zug der ÖBB. Mittels eines Westbahn-Spartickets und eines DB-Sparpreises ist das recht günstig, auch wenn eine durchgehende Europa-Spezial-Fahrkarte noch günstiger sein kann. Da ich vorhabe in Salzburg umzusteigen, und da die Fahrt München – Wien bei weitem nicht tagesfüllend ist, bietet sich an, der Salzburger Altstadt einen Besuch abzustatten. Am Morgen steige ich aber zunächst am Wiener Westbahnhof in die Westbahn um über die Westbahn Richtung Westen zu fahren – was auch sonst. Die Fahrt in der doppelstöckigen KISS-Garnitur ist angenehm. Ich habe mir einen Platz mit Tisch im Obergeschoss des vorderen Triebwagens gesucht. Auch die Westbahn-Service-Mitarbeiter sind recht freundlich. Dass die Dame, die meinen Fahrschein kontrolliert etwas später mit einem kleinen Staubsauger Schmutz im Eingangsbereich entfernt, überrascht mich etwas. Nicht unbedingt das, woran man beim Begriff "Innovation im Bahnbereich" denkt, aber sicher keine schlechte Idee. Für mich neu sind die langen Tunnelfahrten nachdem wir Wien verlassen haben. Etwa 15 Kilometer geht es unterirdisch durch den Wienerwald. Vor St. Pölten folgen noch mehrere nicht ganz so lange Tunnelabschnitte. Auch oberirdisch ist die Westbahn bis kurz vor Linz für hohe Geschwindigkeiten ausgebaut, inklusive einiger Begradigungen und Neutrassierungen. Auf dem Rest der Strecke bis Salzburg ist die Strecke weniger von
Ausbauabschnitten und weiterhin mehr durch die Landschaft geprägt. Die
Geschwindigkeit ist geringer, die Aussicht mit den näher kommenden Bergen
dafür besser. Allerdings kommt auch einmal ein kräftiger
Regenguss.
Etwas günstiger ist dann die Obus-Fahrt vom Hauptbahnhof zur Altstadt – insbesondere wenn man den Fahrschein nicht beim Fahrer sondern vorab am Automaten kauft. Die mir durch frühere Besuche nicht ganz unbekannte Altstadt erreiche ich nun von der Haltestelle Mozartsteg aus. Ergebnis: ich begegne vielen Touristen und mache viele Fotos. Das Wetter wird zeitweise von vereinzelten Regentropfen geprägt – ich brauche aber weder Schirm noch Jacke. |
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Nachdem ich auf einem Fußgängersteg die Salzach überquert
habe, führt der Weg zurück zum Hauptbahnhof durch den Garten von
Schloss Mirabell. Inzwischen bin ich an dem Punkt, wo eine Pause in einem
Café wichtiger ist als jede Sehenswürdigkeit. Danach lege ich in
aller Ruhe das letzte Wegstück zurück. Nachdem ich für den Rest
der Fahrt etwas Proviant gekauft und meinen Koffer abgeholt habe, bleibt auf
dem Bahnsteig noch etwas Zeit, um den komplett umgebauten Hauptbahnhof auf
ein paar Fotos festzuhalten.
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Fahrplan, Kosten und weitere Informationen
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Zuletzt geändert am 29.7.2014 /
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