Dokumentation    
Ein komplizierter Fahrschein und der noch kompliziertere Weg zu seinem Erwerb
 
Alle Aussagen zu Fahrplanauskünften, Fahrscheinbuchungen und den genutzten Eingabemasken beziehen sich auf die Situation im April 2003. Weitere Hinweise siehe unten.

Vorwort

Das Tarifsystem der Deutschen Bahn AG erlaubt grundsätzlich beliebige Wege im DB-Streckennetz zu fahren, solange man für die entsprechende Streckenlänge bezahlt. Im Rahmen von Raumbegrenzungen kosten längere und kürzere Wege häufig den gleichen Preis – dieser Fall soll aber hier nicht betrachtet werden.

Theoretisch ist es auch möglich, einen beliebigen Weg auf einem Fahrschein anzugeben (ist seit 12.12.04 nur noch teilweise korrekt / siehe unten). In der Praxis ist das Verkaufssystem der DB dabei allerdings ein Hindernis. Bis zum 15.12.2002 war dies aus zwei Gründen weniger relevant:

  • Die Aufteilung einer Wegstrecke auf mehrere Fahrscheine brachte nur geringe Preissteigerungen.
  • Ein erfahrener Mitarbeiter war in der Lage, einen Fahrschein, den der Computer nicht automatisch erstellen konnte, manuell auszustellen. Der Tarif lag in gedruckter Form so vor, daß der Preis für beliebige Wege auszurechnen war.

Dies gilt beides nicht mehr. Das seit 15.12.2002 gültige degressive Preissystem führt bei Aufteilung von Strecken auf mehrere Fahrscheine zu deutlicher Preissteigerung; Fahrscheine gibt es nur noch aus dem Computer.

 

1. Online-Reiseauskunft der DB / Ein- und Ausgaben

Für die folgenden Auskünfte wurden die Eingabemasken auf http://www.myway.de/e.lauterbach/auskunft/ verwendet. Diese erlauben im Gegensatz zur Standard-Eingabemaske drei Via-Stationen. Im zweiten Beispiel wird aber gezeigt, daß die gewünschte Streckenführung auch mit zwei Via-Stationen zu beschreiben ist.

Von:   Nordhausen
Nach:  Freising
Via: Könnern            
Via: Nordhausen         Aufenthalt:  12:00
Via: Gera               Aufenthalt:   2:00

  Bahnhof                 |   An   |   Ab   | Zug Nr.  
 -------------------------+--------+--------+----------
  Nordhausen              |        |  17:39 | RE 36153 
  Halle(Saale)Hbf         |  19:05 |  20:08 | RE  3616 
  Sandersleben(Anh)       |  20:33 |  21:05 | RE 36095 
  Sangerhausen            |  21:39 |  21:57 | RE 36156 
  Nordhausen              |  22:27 |  10:40 | RE 16107 
  Erfurt Hbf              |  11:50 |  12:14 | RE  3659 
  Gera Hbf                |  13:29 |  15:39 | RE 16211 
  Freising                |  20:50 |        |          
 -------------------------+--------+--------+----------
  Fahrzeit: 27:11;
  fährt täglich 
  Preis: 53,10 EUR - 1 Erw. mit BahnCard(neu), 2. Klasse



Von:   Nordhausen
Nach:  Freising
Via: Könnern            Aufenthalt:  11:20
Via: Nordhausen         Aufenthalt:   0:30
auf allen Teilstrecken Zuggattung nur Regionalzüge (RE/RB).

  Bahnhof                 |   An   |   Ab   | Zug Nr.  
 -------------------------+--------+--------+----------
  Nordhausen              |        |  17:39 | RE 36153 
  Halle(Saale)Hbf         |  19:05 |  20:08 | RE  3616 
  Könnern                 |  20:23 |  08:24 | RE  3604 
  Sandersleben(Anh)       |  08:33 |  09:05 | RE 36083 
  Sangerhausen            |  09:39 |  10:26 | RB 36612 
  Nordhausen              |  11:01 |  12:40 | RE 16109 
  Erfurt Hbf              |  13:50 |  14:14 | RE  3661 
  Gera Hbf                |  15:29 |  15:39 | RE 16211 
  Freising                |  20:50 |        |          
 -------------------------+--------+--------+----------
  Fahrzeit: 27:11; 
  fährt täglich
  Preis: 53,10 EUR - 1 Erw. mit BahnCard(neu), 2. Klasse
 

Zur Klarstellung: Es war nicht geplant, die Verbindung so zu nutzen, wie die Reiseauskunft sie ausgab (was soll ich nachts in Könnern?). Es ging nur darum, für einen Tag einen Fahrschein im Dreieck Nordhausen – Halle – Sandersleben – Nordhausen zu nutzen und am folgenden Tag mit diesem Fahrschein von Nordhausen nach Freising zu fahren. Bei einem Fahrschein zum Normalpreis zählt nur das Geltungsdatum, die zweitägige Gültigkeitsdauer und die angegebenen Strecken bzw. Raumbegrenzungen. Die Zugwahl ist innerhalb dieser Begrenzungen frei.

 

2. Scheitern am Online-Buchungssystem

Die Online-Reiseauskunft der DB zeigt also die Verbindung mit Preisangabe und einem Link "Zur Buchung" an. Diesem Link folgend kann man ein Online-Ticket oder ein Ticket via Postversand erwerben. Durch die ersten Schritte der Buchungsmaske geht es auch ohne Probleme, und schließlich werden noch einmal die gewünschte Verbindung und der korrekte Preis angezeigt.

   Prüfen & Buchen

Will man dann aber als letzten Schritt die Buchung durchführen, erhält man eine Fehlermeldung. Dieses Ergebnis bekommt man bei verschiedenen Eingabevarianten für die gewünschte Strecke und sowohl für Online-Ticket als auch für Ticket-Versand.

   Ein Fehler ist aufgetreten
 
3. DB-Dialog
Von: dbdialog.service@bahn.de
An: ...
Betreff: Betr.: Re: Betr.: Re: Betr.: www.bahn.de-Bestellanfrage
Datum: ...

Sehr geehrte...

Vielen Dank für Ihre email und Ihr Verständnis.

Die gewünschte Verbindung ist leider nicht in einem Ticket
buchbar. Es müßten drei Tickets ausgestellt werden:
1. Sondershausen - Halle
2. Halle via Sandersleben, via Sangerhausen - Nordhausen
3. Nordhausen via Erfurt via Gera - Freising
Alternativ kann für den 1. Tag auch das Sachsenticket (auch
gültig in Sa.-Anhalt u. Thüringen) für 21 € erworben werden. Für
den 2. Tag wäre das Normalticket mit Bahncardermäßigung die
finanziell günstigere Alternative.
Falls, was aus Ihrer Mail nicht hervorgeht, am 1. Tag auf den
angegebenen Verbindungen noch weitere Halts geplant sind wäre
auch das sogenannte Sa.-Anhalt Hopper Ticket eine Alternative wo
jeweils Stecken bis 50 km. für einen Preis von 4 € befahren
werden können

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Service Team
 
4. Preisvergleiche
Nordhausen - Halle                   10,10 EUR
Halle - Sandersleben - Nordhausen    12,75 EUR
  (Halle - Sandersl. mit Hopperticket            12,00 EUR)
Nordhausen - Gera - Freising         41,55 EUR
                                     =========
                                     64,40 EUR  (63,65 EUR)

Das Hopper-Ticket ist laut DB-Webseiten nur jeweils in einem Bundesland gültig. Laut http://www.pro-bahn.de/fakten/zbs/zbshtt.htm (veraltet!) gilt es "innerhalb der Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt".

Hopper-Ticket Nordhsn. - Sangerhsn.   4,00 EUR  (Landesgrenze!)
Sangerhausen - Halle                  6,05 EUR
Halle - Sandersleben - Sangerhausen   9,30 EUR
Nordhausen - Gera - Freising         41,55 EUR
                                     =========
                                     60,90 EUR

Hopper-Ticket Nordhsn. - Sangerhsn.   4,00 EUR  (Landesgrenze!)
Sangerhausen - Halle - Sandersleben  11,10 EUR
Hopper-T. Sandersl. - Sangerhausen    4,00 EUR  (BC25-Preis
                                                   4,10 EUR)
Nordhausen - Gera - Freising         41,55 EUR
                                     =========
                                     60,65 EUR

Thüringen-Ticket (gilt auch in
Sachsen-Anhalt)                      21,00 EUR
Nordhausen - Gera - Freising         41,55 EUR
                                     =========
                                     62,55 EUR

Der Vorschlag vom DB-Kundendialog ist um 14 bis 18 Prozent teurer als die günstigste Variante. Im Gegensatz zu anderen Fällen mit Problemen bei der Kundenberatung wurde nicht erwartet, daß die günstigste Variante unaufgefordert angeboten wird, sondern es wurde sich intensiv und mit möglichst exakten Vorgaben um sie bemüht.

Für die Fahrt Nordhausen – Freising lohnt sich anteilsmäßig weder Thüringen- noch Bayern-Ticket.

Komplementärstrecken zum Thüringen-/Bayern-Ticket (21 EUR):
  Nordhausen - Hof       27,00 EUR
  Gutenfürst - Freising  25,95 EUR
 
5. Es geht doch – 15 Cent draufgezahlt

Nach etwas Beschäftigung mit der Topographie des lokalen Bahnnetzes und einer Iteration des Startpunktes über Sangerhausen (50,85 EUR + 4,10 EUR) und Heringen (52,65 EUR + 1,20 EUR) nach Nordhausen-Salza (53,25 EUR), ergab sich die (vorläufig) optimale Lösung des Problems.

Eine parallel durchgeführte Recherche in einem Reisebüro brachte exakt das selbe Ergebnis. Die Buchungsmaske bietet hier insofern eine bessere Unterstützung als das die Fehlermeldung "Brechpunkt darf nicht gleich dem Abgangs- bzw. Zielbahnhof sein" etwas mehr die Richtung weist. Andererseits scheinen "Brechpunkte" nicht identisch mit Via-Stationen zu sein, wie der ergebnislose Versuch zeigte, den zweiten Via von Nordhausen nach Wolkramshausen zu verlegen.

   OnlineTicket

 
Die Deutsche Bahn AG hatte Mitte Juni 2003 ihr Reiseauskunftsystem eingeschränkt. Eine dritte Via-Station wurde nicht mehr akzeptiert, Aufenthaltszeiten konnten nur noch in vollen Stunden angegeben werden. Die Folge war, daß die genannten Verbindungsauskünfte nicht mehr wie geschildert ermittelt werden konnten und damit die Buchung von Fahrscheinen mit Umwegen stark erschwert wurde.

Seit Ende Oktober 2003 können Aufenthaltszeiten wieder minutengenau angegeben werden. Dadurch wurde ein Fahrschein wie hier beschrieben wieder buchbar, da die Verbindung mit zwei Via-Angaben zu ermitteln ist.

Zum 12.12.2004 wurde in die Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn AG folgender Satz aufgenommen:

"Für Rund-, Kreuz- und Querfahrten sowie Fahrten in entgegengesetzter Fahrtrichtung ist der Erwerb mehrerer Fahrkarten erforderlich."
Damit ist ein Nicht-Verkauf von Fahrscheinen wie oben beschrieben rechtlich abgesichert. Trotzdem erhält man einen solchen Fahrschein auch noch Anfang 2005. Die verlinkte PDF-Datei zeigt ein Beispiel, das aufgrund von Fahrplanänderungen etwas von dem Fahrschein für 2003 abweicht.

Alle Aussagen zu Fahrplanauskünften, Fahrscheinbuchungen und den genutzten Eingabemasken beziehen sich jedoch im Zweifelsfall auf die Situation im April 2003.


 

Nach dem Abenteuer Fahrscheinkauf ging es dann Ende Mai 2003 auch wirklich los. Den hier beschriebenen und ein paar weitere Fahrscheine nutzte ich für:

"Eine kleine Reise von Nord nach Süd"
 


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