Anmerkungen: Die Fahrpläne sind mit Optionen angegeben; die von mir benutzten Wege und Stationen sind dunkelblau gekennzeichnet. Alle Daten beziehen sich auf August 2023, ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit. Das Deutschlandticket gilt nicht auf den Schiffen der Bayerischen Seenschifffahrt.
 

Nach der sehr schönen Schiffstour auf dem Starnberger See sollte es zehn Tage später der Ammersee werden. Herrsching als Hauptort und Ausgangspunkt der meisten Schiffsfahrten liegt nicht wie Starnberg am Nordende des Sees, sondern halbwegs in der Mitte. Es gibt keine wirklich durchgehende Rundfahrt über den See, sondern wenn man die "Große Rundfahrt" bucht, macht man eigentlich zwei Rundfahrten mit erneutem Zwischenstopp in Herrsching.

Hat man ein Deutschlandticket in der Tasche, geht es aber auch anders. Trotz eines eigentlich knappen Anschlusses in München-Laim, komme ich dank acht Minuten Verspätung der S8 recht bequem in Herrsching an. Der Weg zum Anlegesteg der Bayerischen Seenschifffahrt beträgt etwa 600 Meter (Karte von Herrsching). Dort reihe ich mich zunächst in die Schlange am Fahrkartenschalter ein. Kurz bevor ich dran bin, schließt der aber, und wir werden an den Verkauf auf dem Schiff verwiesen.

Angelegt hat inzwischen die RMS Herrsching. RMS steht für Radmotorschiff – das Schiff ist aufgemacht wie ein 100 Jahre alter Raddampfer, stammt aber aus dem Jahr 2002, und die beiden Schaufelräder werden per Dieselmotor angetrieben. Nach dem Stau beim Einstieg, ist die Fahrkarte schnell besorgt. Natürlich geht es hoch aufs. Hier gibt es sogar eine zweite Bewirtungstheke, so dass ich mir nach der Abfahrt ein Getränk leiste, ohne den Aussichtspunkt verlassen zu müssen. (Hinweis: Kartenzahlung erst ab zehn Euro.)

Schaut man in Fahrtrichtung sieht man sofort den Turm des Marienmünsters in Dießen (ehemalige Stiftskirche des 1803 säkularisierten Klosters, das nach zweifacher Wiederbelebung 2014 endgültig aufgelöst wurde). Dießen ist dann nach Querung des Sees auch die erste Zwischenstation. Vor dort geht es nordw6auml;rts am Westufer entlang, und in Riederau verlasse ich die RMS Herrsching.

Hier muss ich mich nun entscheiden, ob ich die geplante Mittags- und Badepause in Riederau oder Utting verbringe. Für Speis und Trank gäbe es den Seepavillon und direkt daneben erstreckt sich die Liegewiese des Strandbads. Ich habe aber noch keinen Hunger, und gehe daher nachdem ich mich etwas umgesehen und ein paar Fotos gemacht habe Richtung Bahnhof. Anleger, Strandbad und Bahnhof liegen hier im Umkreis von etwa 200 Metern dicht beieinander (Karte von Riederau). Der Bahnhof wirkt, als sei hier die Zeit im letzten Jahrhundert angehalten worden, aber mit etwas Verspätung kommt der Zug der Bayerischen Regiobahn. Zum Glück fahre ich nur eine Station weit, denn die Gleise scheinen nur langsame Geschwindigkeiten zu erlauben.

In Utting gibt es am Bahnhof immerhin direkt eine Gaststätte. Durch einen engen Fußgängertunnel geht es Richtung See. Nach etwa 300 Metern erreiche ich das Strandbad mit Biergarten. Es ist ein bisschen Rush Hour bei der Selbstbedienung, aber ich komme bald zu einer kleinen Mahlzeit und einem Getränk. Und danach begebe ich mich ins eigentliche Strandbad und packe ich Handtuch und Badehose aus. Man zahlt hier Eintritt, dafür gibt es Kabinen, Schließfächer, eine Dusche und als Gaudi für die Jugend den bekannten hölzernen Sprungturm. Teile des Bads aus den Jahren 1929/30 stehen übrigens unter Denkmalschutz.

Nach der Badepause reicht die Zeit noch für einen Espresso; dann gehe ich an einem weiteren Restaurant vorbei Richtung Anlegesteg (Karte von Utting). Passenderweise kommt nun die MS Utting angefahren. Die Vorgängerin des 2017 gebauten Motorschiffs findet man als "Alte Utting" mit Gaststättenbetrieb auf einer ehemaligen Eisenbahnbrücke über die Münchner Lagerhausstraße.

Nach zügigem Fahrgastwechsel geht es zunächst am westlichen Seeufer entlang weiter nach Norden. Nach Zwischenhalt in Schondorf erreichen wir Stegen am Nordufer des Sees. Hier befindet sich der Heimathafen der Schiffe, und wir legen direkt neben der Diessen an. Die Diessen wurde 1908 als Seitenraddampfer gebaut, 1975 auf Dieselantrieb umgerüstet und erhielt 2005/2006 eine Generalsanierung, bei der große Teile des Schiffs neugebaut wurden. Auch Stegen hat mehrere Gaststätten und ein Badegelände, liegt aber etwas eingezwängt zwischen See und Autobahn (Karte).

Stegen verlassen wir nach einer kleinen Pause und wegen verzögertem Zustieg mit etwas Verspätung. Die Zeit wird wieder aufgeholt, weil beim Halt in Buch niemand zu- oder aussteigen will, und wir dann dort auch nicht anliegen. Wir bleiben bis Breitbrunn nun am Ostufer des Sees, dann geht es quer hinüber noch einmal nach Utting. Dort beginnt dann die letzte Etappe – von West nach Ost zurück nach Herrsching. Im Süden sind nun wieder der Turm der ehemaligen Klosterkirche Dießen und die ehemalige Erdefunkstelle Raisting zu erkennen. Die Alpen liegen etwas dunstig in der Ferne. Ebenfalls gut zu sehen ist die RMS Herrsching, die von Dießen aus Herrsching anläuft und kurz vor uns erreicht.

Noch auf dem Schiff erreicht mich per Smartphone die Nachricht, dass die S8 zwischen Herrsching und Weßling ausfällt. Ich begebe mich nach dem Anlegen und ein paar abschließenden Fotos trotzdem zum Bahnhof. Auf den versprochenen Ersatzverkehr mit Taxis müssen die dort versammelten Fahrgäste eine Weile warten. Ich habe Glück, da ich im Schatten des Bahnhofsgebäudes warte und genau dort ein größeres Taxi hält. Es kommen schnell fünf Leute zusammen um das Fahrzeug zu füllen. Weßling erreichen wir, kurz bevor die nächste S-Bahn dort losfährt. Und auch der knappe Anschluss in Laim funktioniert trotz leichter S8-Verspätung, da die S1 fünf Minuten zu spät dran ist.