BUGA 2005 als S-Bahn-Störfall
Bei der Münchner S-Bahn gibt es einen neuen Typ von Störfall! Das Störfallkomitee, besetzt mit Vertretern des Freistaats, der Deutschen Bahn AG sowie der Stadt München, hat diesen Störfalltyp zum 14.2.2005 in Kraft gesetzt. Der Störfall trägt die interne Bezeichnung "BUGA05" und wird hervorgerufen durch ein Phänomen, das in der Öffentlichkeit als "Bundesgartenschau München 2005" bekannt ist.
Beteiligt an diesem Störfall sind das regionale Management der Deutschen Bahn AG, insbesondere der S-Bahn-München GmbH, und die Leitung der hiesigen Bundesgartenschau. In einer Nebenrolle tritt die Geschäftsführung der städtischen Nahverkehrsgesellschaft MVG auf. Obwohl ursprüglich fest eingeplant,
hat sich der Münchner Oberbürgermeister Ude nach Abwägung der Vor- und Nachteile eines solchen Störfalls dafür entschieden, dezent im Hintergrund zu bleiben.
Nun, worin besteht der Störfall? Die EXPO 2000 in Hannover hat es vorgemacht, andere sind nachgefolgt, und auch für die Münchner Gartenschau ist es unabwendbar, auf den Zug aufzuspringen: Die Buga braucht einen "Official Carrier"! Zustände wie beispielsweise bei den Olympischen Spielen 1972, als man sich quasi einem beliebigen Verkehrsmittel anvertrauen mußte, sind heute undenkbar. Niemand wird im 21. Jahrhundert für den Weg zu einer Veranstaltung auf einen "Official Carrier" verzichten wollen. Und so kam es, wie es kommen mußte: Wahrscheinlich nach einer europaweiten Ausschreibung hat man sich erstaunlicherweise dafür entschieden, die Münchner U-Bahn und die Münchner S-Bahn als Buga-Carrier herzunehmen.
Die Aufkleber sind gedruckt, und die S-Bahnen fahren seit längerer Zeit mit Buga-Reklame herum. Aber etwas fehlt noch – genau, die offizielle Vorstellung der "Official Carrier". (Oder muß es "official presentation" der offiziellen Transporteure heißen?) Wie auch immer – dies geht nunmal nicht ohne S-Bahn-Störfall ab, wie leicht einsichtig ist. Also sperrt man am Montag mittag mal eben die Strecke der S6 zwischen Hohenbrunn und Giesing. Schienenersatzverkehr ist natürlich eingerichtet
und wird in der allseits bekannten und bewährten Form die Fahrgäste irgendwann irgendwohin bringen (falls der Busfahrer die Einstiegshaltestelle findet).
Es läßt sich nunmal nicht vermeiden, daß Neuperlach Süd die einzige Münchner Station ist, an der S-Bahn und U-Bahn an einem Bahnsteig halten. Und daß man so eine Präsentation für U- und S-Bahn getrennt oder mit nur einem Fahrzeug oder wie auch immer macht, ist den zahlreich teilhabenden "Officials" natürlich nicht zuzumuten. Das wird den S-Bahn-Kunden, die sich im Bus über die
Rosenheimer Landstraße quälen – aufgelockert durch von engen Ortsstraßen und im Weg stehenden Autos geprägte Stichfahrten – unmittelbar klar sein.
Was wichtig ist, muß wichtig bleiben! Und dafür haben wir ja unsere Elite aus Politik und Management, damit sie mit ihrem ungleich besser ausgeprägten Gespür für solche
NichtigkeitenWichtigkeiten die Prioritäten setzt. Dank großzügig verfügbarer Alternativen ist dieser Personenkreis auch nicht durch das häufige Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel voreingenommen, so daß er die Last des tragischerweise nicht vermeidbaren Fahrgast-Kollateralschadens frei von störenden Gefühlsduseleien tragen kann.
Inwieweit der Störfalltyp BUGA05 im Laufe des Jahres in weiteren Varianten zum Einsatz kommen kann – noch hat die Schau nicht begonnen – wird zur Zeit geprüft. Das Potential ist aber sicherlich vorhanden, und den Valentinstag 2005 hat man glücklicherweise genutzt, um Maßstäbe zu setzen. Ob der Maulwurf, mit dem die S-Bahn auf ihre Vorstellung als "Official Carrier" hinweist, der Buga viel Freude bereiten wird, bleibt abzuwarten. E.L.
Nachtrag:
