Dieser Text basiert auf einem Artikel
für die PRO BAHN Post März 2008.
Bearbeitungsstand: 21.2.2008
  Transporte zum Kraftwerk Anglberg
Neue Hoffnung oder politisches Strohfeuer?

Seit mehreren Jahren verfolgt PRO BAHN das Thema der Transporte von Altholz von der Firma AR-Recycling in Garching-Hochbrück zum Biomasse-Kraftwerk Anglberg im Landkreis Freising. Nach Bürgerprotesten gegen eine Flut geplanter LKW-Fahrten schien bereits Ende 2002 die Lösung gefunden: Der damalige Wirtschafts- und Verkehrsminister Wiesheu hatte der Deutschen Bahn AG und dem Kraftwerksbetreiber Eon eine Lösung abgerungen. Die Transporte sollten schon ab 2003 mit der Bahn durchgeführt werden.

Es kam aber anders: Probleme mit Genehmigungsverfahren sowie Einsprüche und Klagen von kommunaler Seite verzögerten notwendige Schritte für einen Bahntransport. Das Kraftwerk ging dagegen im Herbst 2003 in Betrieb - das Brennmaterial Altholz wird seitdem per LKW angeliefert. Mehr zur Leidensgeschichte dieses regionalen Güterverkehrsprojekts ist sowohl in den Ausgaben 06/2002, 01/2003 und 06/2004 der PRO BAHN Post, als auch im Internet unter www.pro-bahn.de/oberbayern/anglberg nachlesbar.

Erst 2006 wurden die letzten Klagen abgewiesen. Aufgrund des Drucks von Initiativen vor Ort prüfte die Firma Eon danach nochmals die Verlagerung der Transporte auf die Bahn. Leider verlangte die DB inzwischen das Doppelte der 2002 vereinbarten Transportpreise. Dies führte dann im August letzten Jahres dazu, dass Eon sich entschied, eine Lösung auf der Schiene nicht mehr anzustreben, sondern ganz auf LKW-Transporte zu setzen. Auch beim ehemaligen Minister Wiesheu, dessen Heimatwahlkreis Freising war, hatten sich die Interessen zwischenzeitlich verschoben - er ist nun angestellter Lobbyist der Deutschen Bahn AG.

Im Januar 2008 geriet das Thema nun in den Kommunalwahlkampf. Im Jahr 2004 hatte die Gemeinde Eching mitbekommen, dass ein ihr Gemeindegebiet berührendes Anschlussgleis für den Altholztransport genutzt werden sollte. Obwohl die Verkehrsleistung auf diesem Gleis nur geringfügig zugenommen hätte, erhob Eching zusammen mit der Stadt Unterschleißheim Einspruch und klagte anschließend gegen die Genehmigung zur Bahnverladung. Pikanterweise war dann Eching selber vom LKW-Verkehr betroffen, da die LKWs nicht die Route über die Autobahn nahmen, sondern sich den kürzeren Weg durch Eching, Neufahrn und Freising suchten. Dies führte zwar zu Protesten in Eching; bis zur Einsicht, dass man die LKW-Fahrten selber mitverschuldet hatte, dauerte es jedoch noch eine Weile.

Der Echinger Bürgermeister ist sich bis heute keiner Schuld bewusst. Er hat sich sogar von seiner Partei zum Kandidaten für das Amt des Freisinger Landrats nominieren lassen. Es konnte kaum ausbleiben, dass seine Rolle bei den LKW-Fahrten, die mehrere Orte im Landkreis berühren, auch Thema im Wahlkampf wurde. Selbst der Kraftwerksleiter von Eon war sich bei einer Pressekonferenz im letzten September sicher, dass die Transporte heute auf der Schiene stattfinden würden, wenn die Bahnverladung 2002 ohne Einsprüche genehmigt worden wäre. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Enttäuschung und Wut der von den LKW-Fahrten betroffenen Bürger gegen diejenigen richtet, die die Ende 2002 gefundene Lösung torpediert haben.

Um das Thema etwas aus den Wahlkampfwirren herauszuhalten haben Landkreis-Kandidaten einer anderen Partei vorgeschlagen, im Rahmen eines einzuberufenden Umweltgipfels nach Lösungen zu suchen, wie das Altholz vielleicht doch noch auf die Schiene kommen kann. Der amtierende Landrat hat auf diesen Vorschlag allerdings mit Skepsis reagiert. Es sieht also so aus, als ob es auch vom Wahlausgang im Landkreis Freising abhängt, ob der Bahntransport noch einmal eine Chance bekommt, oder ob sich die Bürger wegen des Versagens der Verantwortlichen auf Dauer mit den LKWs einrichten müssen.

An der aktuellen Nutzung des Anschlussgleises nach Garching-Hochbrück kann man erkennen, dass Güterverkehr auf der Schiene nicht nur bei großen Entfernungen sinnvoll ist. Die Firma ARS Altmann führt neuerdings Zugfahrten zwischen dem BMW Versandzentrum Garching und ihrem Logistikzentrum in Wolnzach durch. Nicht nur die Entfernung ist mit der Strecke nach Anglberg vergleichbar; Wolnzach liegt ebenso wie Anglberg an einem Reststück des ehemaligen Holledauer Eisenbahnnetzes.

Edmund Lauterbach

 
Externe Verweise:

Regierung von Oberbayern genehmigt Bau und Betrieb eines Bahnanschlusses für das Biomasse-Heizkraftwerk Zolling

Regierung von Oberbayern erlässt Planfeststellungsbeschluss für Gleisanschluss der AR Abfall Recycling GmbH in Garching-Hochbrück

Transport auf der Schiene für Biomasseheizkraftwerk Zolling nicht wirtschaftlich

 
 


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